GELD-Magazin, Nr. 5/2024

FOTO: beigestellt Hoch im Norden: Kleine und mittlere Unternehmen feiern Comeback Skandinavische Small- und Midcaps haben eine gewisse Durststrecke erlebt, jetzt sind sie aber zurück auf der Überholspur. Dafür sprechen unter anderem fallende Zinsen und sehr günstige Bewertungen. Kleine Unternehmen haben für einen gewissen Zeitraum underperformt - warum war das so? Vorweg: Small-Cap-Aktien haben in der Vergangenheit ihre großen Pendants langfristig gesehen übertroffen. Dies gilt insbesondere in den nordischen Ländern. Small-Caps haben sich in den letzten Jahren allerdings schlechter entwickelt, was mehrere Ursachen hat: Kleinere Unternehmen sind stärker von Bankenfinanzierungen abhängig als große, weswegen sie von den extrem schnellen Zinsanstiegen überproportional betroffen waren. Und in den nordischen Staaten, speziell in Schweden, geben variable Kredite den Ton an, was schmerzhaft für die Immobilienfinanzierung und prinzipiell für die Konsumenten war. Weiters hat die Explosion der Inflation und die allgemeine gestiegene Unsicherheit, hervorgerufen durch den Überfall auf die Ukraine, den Risikoappetit der Investoren gedämpft. Der Fokus lag auf Value und Large-Caps, anstatt auf kleineren Wachstumsunternehmen. Warum soll es jetzt besser werden? Mehrere Faktoren unterstützen eine erneute Outperformance: So befinden sich Small-Caps jetzt im Vergleich zu Large-Caps auf historischen Tiefstständen, der Abschlag beträgt rund 25 Prozent. Auch historisch gesehen sind die kleineren Unternehmen sehr günstig bewertet. Außerdem sind die Zinssätze gesunken und werden diese Tendenz weiter fortsetzen, wovon die Small-Caps und die nordischen Märkte profitieren. Weiters gehen wir davon aus, dass sich die Wirtschaft im kommenden Jahr erholen und den Konsumenten mehr Geld zum Ausgeben übrig bleiben wird. Letztlich spielt auch die Geopolitik eine Rolle: Hier sehen wir, dass die Globalisierung, wie sie in den letzten rund 30 Jahren zu beobachten war, ihren Höhepunkt erreicht. Produktionsstätten werden nicht mehr ausgesourct, sondern kehren in ihre Heimatländer zurück. Davon sollten kleinere, lokal angesiedelte Unternehmen profitieren. Allgemein sei noch gesagt, dass Investoren wieder vermehrt dazu bereit sind in die Zukunft und Wachstum zu investieren - also eben auch in SmallCaps. Sie haben bereits begonnen, ihre größeren Pendants wieder zu outperformen - aber diese Aufholjagd hat gerade erst begonnen. Können Sie Beispiele für interessante Aktien aus Ihrem Portfolio nennen? Da hätten wir etwa Harvia, ein Spezialist für die Herstellung von Heizsystemen für Saunas und Spas. Saunas und Wellness boomen, auch außerhalb der nordischen Länder in Europa, in den USA und sogar in Japan. Ein zweites sehr interessantes Beispiel ist Dynavox, die eine fortschrittliche Eye-Tracking-Software herstellt. Sie ermöglicht es Menschen, die aufgrund von Erkrankungen oder Unfällen nicht mehr verbal kommunizieren und auch ihre Arme nicht mehr bewegen können, dies mittels Augenbewegungen zu bewerkstelligen. Was macht nun gerade die nordischen SmallCaps so speziell? Mit kleinen Heimatmärkten und einem Fokus auf Export und Handel sind die nordischen Unternehmen oft überaus agil und pflegen eine internationale Denkweise. So entstehen Weltklasseprodukte und -dienstleistungen, die darüber hinaus durch einen echten Fokus auf Nachhaltigkeit gestützt werden. Wobei ESG im hohen Norden traditionell sehr großgeschrieben wird. In unsere Fonds kommt keine Aktie, die spezielle Nachhaltigkeits-Kriterien nicht erfüllt. Setzen Sie auf bestimmte Sektoren? Wir glauben an Investitionen in Small-Caps durch eine aktive Strategie. Es geht darum, die richtigen Unternehmen in einem Segment auszuwählen, in dem Erfahrung und eine erprobte Strategie unerlässlich sind. Wir finden diese Titel in unterschiedlichen Branchen: Von Industrie und Technologie bzw. Automatisierung und Digitalisierung bis hin zu Medizintechnik, Healthcare und Konsumgütern. www.fondita.com Kenneth Blomqvist, Portfolio Manager, Fondita Fund Management Ausgabe Nr. 5/2024 – GELD-MAGAZIN . 21 EXPERTSTALK . Kenneth Blomqvist, Fondita Fund Management

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