GELD-Magazin, Nr. 4/2024

mehr oder weniger ausschließen. Im Privatbereich sind die Standarddeckungen für Nat-Kat-Risiken in der Eigenheimversicherung von höchstens 10.000 Euro im Ernstfall nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die maximalen Deckungssummen innerhalb einer Eigenheimversicherung belaufen sich zwischen z.B. 5.000 Euro (Merkur Versicherung) und 40.000 Euro bei der Wüstenrot Versicherung. Der Schutz kann z.B. bei der Merkur durch die Auswahl eines Naturkatastrophenbausteins auf immerhin 50 Prozent bzw. 25 Prozent der Versicherungssumme erhöht werden. Bei der Niederösterreichischen Versicherung können in Hochwasserzonen der Stufe HQ100 oder höher – also in Gebieten, die höchstens von 100-jährigen Hochwassern betroffen sind – Schäden durch Naturkatastrophen wahlweise mit höheren Beträgen versichert werden. Dies bedeutet jedoch im Umkehrschluss, dass die von Überschwemmungen gefährdeteren Wohngebiete vom Versicherungsschutz ausgeschlossen bleiben. Und so bleiben die Leistungen der Versicherungen im Katastrophenfall ein Tropfen auf dem heißen Stein. Auch mit dem Katastrophenschutzfonds, der durchschnittlich rund 20 bis 30 Prozent des Gesamtschadens ausmacht, ist man weit vom Vollschutz entfernt. Daher ist man oftmals nur auf die Präventionsmaßnahmen angewiesen. Der VVO wirbt dabei für die Benutzung der Gefahrenkarte HORA. Seit 2023 gibt es die Karte in 3D. Dabei können die Hausbewohner realistische Flutszenarien visualisieren, was wiederum wichtig ist für die ideale Lagerung von Wertsachen. Warten auf die Politik Bereits nach den Hochwässern 2002 und 2005 wurde ein umfassender Reformvorschlag für eine Naturkatastrophenversicherung in Österreich unter Einbindung der Politik erarbeitet. Der Vorschlag sieht eine Kopplung der Katastrophenversicherung an die Feuerversicherung vor. Für die Einführung einer an die Haushalts- und Eigenheimversicherung gekoppelten Nat-Kat-Versicherung bedarf es jedoch der Mithilfe der Politik, denn die Voraussetzung dazu wäre eine Änderung des Versicherungsvertragsgesetzes. Da derzeit ohnehin die meisten Menschen über eine Haushalts-Eigenheimversicherung verfügen, wären durch den Risikoausgleich generell deutlich höhere Deckungssummen bei Naturkatastrophen darstellbar, so Eltner. Mit dieser Versicherungslösung hätten die Versicherten erstmals einen Rechtsanspruch auf 100%ige Entschädigung des Neuwerts, ergänzt Svoboda. Bislang konnte sich die Politik noch nicht dazu durchringen, dem Vorschlag der Versicherungsindustrie zuzustimmen. Vorbild Belgien Als Vorbild dient der Versicherungswirtschaft Belgien: für die Ausgestaltung eines Nat-Kat-Versicherungskompensationssystems. Das Naturkatastrophenrisiko ist in Belgien – wie auch der Vorschlag in Österreich vorsieht – an die freiwillige Feuerversicherung gekoppelt und ersetzt damit den zuvor umfassend eingesetzten Katastrophenfonds fast vollständig. Das Risiko wird mittels Software ermittelt und Liegenschaften mit besonders hohen Risiken sowie einkommensschwache Haushalte werden von einer staatlichen Agentur betreut. Die Prämien werden dabei risikobasiert ermittelt. Gleichzeitig werden in Belgien flexible Selbstbehalte angeboten. Neubauten in Hochwasserrisikozonen erhalten in Belgien keine Unterstützung. Mehr als die Hälfte der Gesamtausgaben des Katastrophenfonds (ca. 425 Mio. Euro) wurden 2022 in Präventionsmaßnahmen (Vorbeugung gegen Hochwasser- und Lawinenschäden, Warn- und Alarmsysteme usw.) investiert. Katastrophenfonds Eine Bundeszuständigkeit für Katastrophen ist in der Verfassung nicht gegeben, daher fällt die Zuständigkeit in die Agenda der Länder. Die Mittel des Fonds werden durch Anteile am Aufkommen an Einkommensteuer und Körperschaftsteuer gemäß dem jeweils geltenden Finanzausgleichsgesetz aufgebracht. Die Mittel des Katastrophenfonds sind für folgende Zwecke zu verwenden: Schäden im Privatvermögen: Mit diesen Mitteln werden privaten Haushalten oder privaten Unternehmen Schäden abgegolten. Dabei ersetzt der Bund bzw. der Katastrophenfonds den Ländern 60 Prozent jener Hilfsgelder, die das Land an den Geschädigten ausbezahlt. Der Private selbst kann in der Regel mit einer Hilfe von rund 20 bis 30 Prozent, in Härtefällen bis zu 80 Prozent, seines erlittenen Schadens rechnen. Ausgabe Nr. 4/2024 – GELD-MAGAZIN . 73 Aufwendungen aus dem Katastrophenfonds 2022 50 100 150 200 250 0 Quelle: BMF in Mio. Euro Schäden Länder 9,7 Schäden Bund 2,3 Warnsysteme 3,6 Schäden Landstraßen 3,3 Vorbeugung 228,6 Schäden Gemeinden 25,5 Feuerwehren 72,3 Hagelversicherung 60,1 Schäden Privater 19,7

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