Klimawandel beeinflusst Kreditkonditionen Regulatorische Vorgaben verlangen von Banken, auch Klimarisiken bei der Kreditvergabe zu berücksichtigen. Erste Auswirkungen: „Bei der Finanzierung von älteren, energieineffizienten Gebäuden im Vergleich zu modernen, energieeffizienten Neubauten sind Unterschiede zu beobachten, dies spiegeln uns die Kunden wider. Banken bieten für energieeffiziente Neubauten teilweise günstigere Konditionen und spezielle grüne Finanzierungsprodukte an. Diese umfassen niedrigere Zinssätze, längere Laufzeiten und sogar Zuschüsse, um den Kauf und den Bau von energieeffizienten Immobilien zu fördern“, so Sigl. Er ergänzt: „Im Gegensatz dazu erhalten Käufer älterer Gebäude oft Kredite mit etwas höheren Zinssätzen, insbesondere wenn keine umfassende energetische Sanierung geplant ist. Banken betrachten solche Gebäude als risikoreicher aufgrund der erwarteten höheren Instandhaltungs- und Energiekosten. Aus diesem Grund können zusätzliche Sicherheiten oder ein höherer Eigenkapitalanteil erforderlich sein.“ und beeinflusst maßgeblich die Preisgestaltung und Nachfrage am Immobilienmarkt“, so Immobilienexperte Sigl. Makrostandortrisiko und regionale Klimarisiken Die Immobilienpreise spiegeln nach wie vor die romantischen Wohn- und Urlaubsvorstellungen der 1950er bis 1980er-Jahre wider, mit Hotspots wie Mallorca, Ibiza, Barcelona und Paris an der Spitze. Die Folgen sind Millionenbeträge für Fincas an den Küsten Spaniens und Liebhaberpreise in touristischen Gebieten Italiens. Laut Deloitte verhältnismäßig sehr teuer ist beispielsweise Barcelona mit 6.937 Euro pro Quadratmeter. Doch der Klimawandel stellt diese Entwicklung infrage. Hitzewellen, Waldbrände und Wasserknappheit bedrohen zunehmend südliche Länder wie Griechenland, Spanien und Italien. Gleichzeitig wächst der Widerstand der lokalen Bevölkerung gegen den Massentourismus. Im Kontrast dazu könnten Kanada, Russland und die skandinavischen Länder aufgrund der Erderwärmung landwirtschaftlich und wirtschaftlich profitieren. Diese Trends werden langfristig auch die Immobilienpreise beeinflussen. Auch auf regionaler Ebene häufen sich klimabedingte Naturkatastrophen wie Starkregen, Überflutungen und Lawinen. Immobilien in solchen Gebieten verlieren an Attraktivität, da Schäden durch Überschwemmung, Hochwasser und Vermurung oft nicht vollständig durch Versicherungen abgedeckt sind. Selbst bei höheren Prämien liegen die Höchstentschädigungsgrenzen, mit Ausnahme vereinzelter Anbieter, laut dem Vergleichsportal „durchblicker“ bei 20.000 bis 40.000 Euro. Der kreditfinanzierte Kauf von Wohnraum in Risikogebieten birgt existenzielle Risiken. „Immobilien in Gefahrenzonen, wie Hochwasserregionen, Lawinenzonen, und Erdrutschgebieten, verlieren zunehmend an Wert. Auch Gebiete, die vermehrt von extremen Wetterereignissen wie Hagel, Blitzeinschlägen und hoher Schneelast betroffen sind, sind teilweise von dieser Entwicklung nicht ausgenommen. Die damit verbundenen Risiken führen zu einem Rückgang der Attraktivität solcher Immobilien, was sich auch in steigenden Kosten für Versicherungen und eventuell erforderlichen Schutzmaßnahmen widerspiegelt“, beobachtet Sigl, und ergänzt: „Gleichzeitig gewinnen Immobilien in sichereren Lagen an Attraktivität und Wert. Diese Entwicklung treibt die Nachfrage und somit die Preise in klimatisch stabileren Gebieten nach oben.“ Klimafaktoren, die zukünftig Immobilienpreise bestimmen Direkte Einflussfaktoren: Katastrophenrisiken: Die Einordnung als von Naturkatastrophen gefährdete Gebiete wird kontinuierlich ausgeweitet. Katastrophenrisiken führen zunehmend zu Preisabschlägen bei Wohnungen und Eigenheimen. Makrostandort-Chancen und -Risiken: Durch die globale Erhitzung werden südliche Gebiete wie Griechenland, Spanien und Süditalien zunehmend unwirtlicher, während das Klima in den skandinavischen Ländern zunehmend milder wird. Indirekte Einflussfaktoren: Thermische Sanierungspflichten: Zunehmend staatliche Auflagen zur Sanierung energieineffizienter Gebäude, um hier den CO2-Ausstoss zu minimieren. Höhere Inflation und höheres Zinsniveau: Ernteausfälle häufen sich und die Nahrungsmittelinflation wird zunehmend spürbar. Höhere Inflationsraten über Nahrungsmittelteuerungen könnten ein struktureller Faktor werden. Die Folge: Höhere Inflationsraten (schnellere Mietsteigerungen erhöhen den Ertragswert) und auch höhere Zinsen (drücken auf das Preisniveau). Ausgabe Nr. 4/2024 – GELD-MAGAZIN . 69
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