GELD-Magazin, Nr. 4/2024

Laut dem aktuell von der OeNB veröffentlichten WohnimmobilienpreisIndex sind die Preise für gebrauchte Eigentumswohnungen außerhalb Wiens seit ihrem Höchststand im dritten Quartal 2022 bis zum zweiten Quartal 2024 um 6,5 Prozent gesunken. Im Gegensatz dazu stiegen die Preise für Neubauten im gleichen Zeitraum um 2,9 Prozent. In Wien blieben die Preise für neue Wohnungen stabil, während gebrauchte Eigentumswohnungen seit ihrem Höhepunkt im zweiten Quartal 2022 um 9,6 Prozent gefallen sind. Dies vergrößert die Preisdifferenz zwischen alten und neuen Wohnungen. In Graz beispielsweise lagen die Preise für gebrauchte Wohnungen 2023 laut Immobilienpreisspiegel der WKO um fast 41 Prozent niedriger. Einer der Hauptgründe dafür sind hohe Energiekosten und bevorstehende thermische Sanierungpflichten für ältere und damit energieineffiziente Gebäude. Sanierungspflichten Beispielsweise müssen bis 2035 alle alten Kohle- und Ölheizungen in Österreich durch ein modernes, erneuerbares Heizsystem ersetzt werden. Hinzu kommt die EU-Gebäuderichtlinie (EPBD), die seit 28. Mai 2024 in Kraft ist. Bis 29. Mai 2026 müssen die Mitgliedstaaten der EU einen nationalen Pfad für die schrittweise Renovierung des Wohngebäudebestands festlegen. Dieser muss die Anzahl der jährlich zu renovierenden Wohngebäude und Wohngebäudeeinheiten oder den Umfang der jährlich zu renovierenden Fläche enthalten. Laut Artikel 9 Absatz 2 der EPBD sollen die Mitgliedstaaten sicherstellen, dass der durchschnittliche Primärenergieverbrauch des Wohngebäudebestands bis zum Jahr 2030 im Vergleich zu 2020 um mindestens 16 Prozent und bis zum Jahr 2035 um mindestens 20 bis 22 Prozent sinkt. Ziel ist ein Nullemissionsgebäudebestand bis 2050. Mindestens 55 Prozent der Energieeinsparungen müssen durch die Renovierung der 43 Prozent energieineffizientesten Wohngebäude erreicht werden. Daraus resultieren zukünftige Sanierungspflichten, die von den Mitgliedstaaten auferlegt werden. Diese Entwicklungen werfen bereits am Immobilienmarkt ihre Schatten voraus. Dazu Lorenz Sigl, Leiter Infina Immobilien: „Eigentümer älterer, unsanierter Wohnungen sind zunehmend mit Forderungen nach deutlicheren Preisabschlägen konfrontiert, da die bevorstehenden Sanierungspflichten und steigende Energiekosten potenziellen Käufern Verhandlungsspielraum bieten. Die Kosten und der Aufwand für Renovierung und Anpassung an moderne, energetische Standards können die Attraktivität dieser Immobilien erheblich mindern. Zudem schrecken erhöhte Energiekosten und mögliche gesetzliche Anforderungen zur energetischen Sanierung viele Interessenten ab.“ Grüne Immobilien hingegen punkten. „Der Trend am Wohnungsmarkt bewegt sich klar in Richtung energieeffizienter Neubauten und umfassend sanierter Altbauten. Die Nachfrage nach Immobilien, die den aktuellen energetischen Anforderungen entsprechen, steigt kontinuierlich. Dies spiegelt das wachsende Bewusstsein der Käufer für Energieeffizienz und Nachhaltigkeit wider IMMOBILIEN . Preisfaktor Klimawandel Neue Maßstäbe für Immobilienpreise Noch ist der Faktor Klimawandel im Pricing von Liegenschaften unterrepräsentiert. Aber er gewinnt infolge sich abzeichnender Sanierungspflichten energieineffizienter Gebäude in der Preisfindung zunehmend an Bedeutung. MICHAEL KORDOVSKY Credit: biegestellt/© Infina Credit Broker GmbH 68 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2024 „Die Nachfrage nach Immobilien, die den aktuellen energetischen Anforderungen entsprechen, steigt kontinuierlich.“ Lorenz Sigl, Leiter Infina Immobilien

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