GELD-Magazin, Nr. 4/2024

Convertibles kombinieren Vorteile von Anleihen und Aktien. Somit sind Wandelanleihen quasi Zwitter aus diesen beiden Asset-Klassen. Der hybride Charakter erzeugt ein Chancen-RisikoProfil, das die Stabilität von Anleihen mit einer Partizipation an den Kurschancen von Aktien verbindet. Denn mit einer Wandelanleihe hat der Investor das Recht, als Rückzahlung entweder den Nominalbetrag der Anleihe oder eine feste Anzahl von Aktien zu verlangen. „Investoren erhalten eine Option, ihre Anleihen während der Laufzeit des Papiers in Aktien umwandeln zu können, also eine Aktie zu einem bestimmten Kurs zu kaufen. Dies ist vorteilhaft, wenn Kurse stark steigen und somit für Anleger der Tausch günstiger ist als der Aktienkauf über die Börse. Wie Unternehmensanleihen zahlen Wandler auch Zinsen. Bei einer Korrektur des Aktienmarktes bieten die Zinszahlungen und die Option auf Rückzahlung des Kapitals zum Fälligkeitstermin bei Nicht-Wandlung einen effektiven Schutz vor Verlusten (= Bond Floor). Und das ist derzeit interessant. Die Bewertung der globalen Aktienmärkte ist angespannt. Dazu sind die Börsen sehr einseitig in Richtung großer (US-)Tech-Werte gelaufen, wobei Wandelanleihen hier kaum direktes Exposure haben,“ erläutert Martin Kühle, verantwortlich für den Schroder Global Convertible Bond (ISIN LU0351442180). Automatische Konvexität Das sogenannte Delta (Hebel zum Aktienkurs) einer Wandelanleihe ist eine Momentaufnahme und verändert sich stetig. Deshalb sollten Anleger ihr Augenmerk auf dessen Ausgewogenheit legen. Ein Delta von deutlich über 0,6 bedeutet ein eher hohes Risiko. Arnaud Brillois, Manager des Lazard Convertible Global (ISIN: FR0000098683), gefällt die Kombination von Anleihen- und Aktienkomponenten. „Diese schafft ein asymmetrisches Auszahlungsprofil: Wandelanleihen partizipieren mit einem hohen Anteil am steigenden Aktienmarkt, während sie viel geringer von fallenden Kursen betroffen sind (= positive Konvexität). Davon profitiert die Assetklasse in einem volatilen Marktumfeld.“ Deshalb können Convertibles zur Diversifikation eines Anleiheportfolios beitragen. „Trotz des defensiven Profils werden Wandler mit einem erheblichen Risikoaufschlag von über 3,2 Prozent im Vergleich zu ähnlich bewerteten US-Hochzinsanleihen gehandelt. Hier liegt eine weitere Renditequelle“, so Brillois. Typische Strategieansätze Wandelanleihen sollten zwar nach oben mit den Aktienmärkten gut mitziehen, gleichzeitig aber bei sinkenden Börsen einen effektiven Schutz bieten. „Traditionell können Investoren eine Partizipation von zwei Drittel einer Aktienrally erwarten, in einer Baisse MÄRKTE & FONDS . Wandelanleihen Das Beste aus zwei Welten Die stark gestiegene Volatilität in den August-Tagen hat wieder die Schutzfunktion von Wandelanleihen untermauert. Während manche Aktien um bis zu 20 Prozent absackten, gab es bei Convertible Bond-Fonds nur einen marginalen Rücksetzer. WOLFGANG REGNER Credits: beigestellt/Archiv; fotomek/stock.adobe.com „Eine Rotation aus der Tech-Nische in einen breiteren Markt von Mid- und Small Caps könnte Wandelanleihen schon bald zugutekommen.“ Martin Kühle, Investment Director Convertible Bonds bei Schroders „Mit steigenden Märkten steigt das Aktienexposure, bei sinkenden fällt es automatisch. Diese automatische Konvexität ist positiv für Convertibles.“ Arnaud Brillois, Portfoliomanager des Lazard Convertible Global 32 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2024

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=