GELD-Magazin, Nr. 4/2024

USA, was aber sehr ambitioniert erscheint. Für die Fed-Sitzung am 30. Juli 2025 wird schließlich ein Leitzinsniveau von 3,25 bis 3,50 Prozent oder niedriger bereits mit einer Wahrscheinlichkeit von 70,9 Prozent vorweggenommen (mit 30 August 2024 sind es 5,25 bis 5,50 Prozent). Leitzinssenkung am 12. September Kurzfristig sind die Weichen weitgehend gestellt. Dazu Gunter Deuber, Head of Raiffeisen Research, gegenüber dem GELD-Magazin: „Eine EZB-Zinssenkung am 12. September ist immer besser abgesichert. Dies gilt vor allem im Lichte der zunehmenden Klarheit, dass die Fed die Zinsen bald senken wird und in einen Zinssenkungszyklus einschwenkt. Zudem kann die EZB nicht nur auf die teils volatile Inflationsentwicklung schauen. Immerhin sind die geldpolitischen Konditionen weiter sehr restriktiv. Es gibt Sorgen, dass hier einige Effekte mit Verzögerung wirken. Insofern macht es Sinn, hier etwas am Grad der Restriktion rauszunehmen. Insofern erwarten wir uns im dritten und vierten Quartal eine EZB-Leitzinssenkung.“ Noch liegt der Dreimonats-Euribor um rund 18 Basispunkte unter dem Einlagenzins. Doch mit Abbau der Überschussliquidität ist laut Prognosedaten von Raiffeisen Research voraussichtlich ab dem ersten Quartal 2026 damit zu rechnen, dass der Dreimonats-Euribor wieder über das Niveau des Einlagenzinses steigt. Deuber zur Liquiditätssituation: „Derzeit liegt die strukturelle Überschussliquidität bei knapp über 3.000 Milliarden Euro. Bis Ende 2026 könnte hier eine Verringerung auf ca. 2.000 Milliarden Euro anstehen – falls die EZB ihre (Staats-)Anleiheportfolien abbaut, wie derzeit indiziert. Wir dürfen daher eher erst 2028 oder 2029 wieder eine gewisse Knappheit der Liquidität erreichen – wenn nicht vorher wieder liquiditätsstützende Maßnahmen gesetzt werden.“ Gewinnchancen bei österreichischen Staatsanleihen „Tendenziell sollten sich die langfristigen Renditen in Europa (deutsche Bundesanleihen) eher der Zwei-Prozent-Marke annähern, österreichische Staatsanleihen sollten mittelfristig mit einem Spread von 40 bis 50 Basispunkten zu deutschen Bundesanleihen handeln, also deutlich über zwei Prozent notieren. Die langfristigen Renditen von soliden Benchmark-Emittenten im Euroraum sollten zusammen mit dem sich verbessernden Leitzins- und Inflationsbild absinken, während gerade auch Deutschland oder Österreich davon profitieren könnten, dass das Frankreich-Risiko am Finanzmarkt auch strukturell höher gepreist wird (weniger Inflows in französische Staatsanleihen)“, erklärt Deuber. Somit bieten vor allem heimische Bundesanleihen mittelfristig Gewinnchancen. Variable Kreditzinsen sinken Auf der anderen Seite ist mit einer Normalisierung der aktuell noch inversen Zinskurve (Zinsen am langen Ende unter dem kurzfristigen Zins) zu rechnen. Dazu Deuber: „Die inversen Zinskurven bestehen wirtschaftshistorisch im aktuellen Zyklus schon recht lange. Ein Abbau der Inversion steht sicher bald an. Entweder gegen Jahresende oder im kommenden Jahr sollte sich die Inversion auflösen. Einerseits sind die Zinssenkungen miteinzurechnen, während wir mittelfristig auch mit leicht höheren Prämien für länger laufende Anleihen rechnen. Immerhin haben wir ein zunehmendes Kredit- bzw. Ratingrisiko in den USA und letztendlich ist der Treasury-Markt maßgeblich für das globale Zinsniveau.“ Somit ist bei langjährigen Fixzinsbindungen (10 bis 20 Jahre) im Vergleich mit heute bestenfalls nur mit geringfügigen Zinserleichterungen zu rechnen. Doch die variablen Kreditzinsen könnten laut Deuber mittelfristig um ca. 150 bis 200 Basispunkte sinken. Zins-Ausblick bis Ende 2026 Langfristig sieht Gunter Deuber den ,neutralen‘ Leitzins im Euroraum bei 1,75 bis1,90 Prozent (Einlagensatz/ Hauptrefinanzierungssatz) und daher auch leicht höher als in der Vergangenheit. „So eine Prognose des neutralen Zinssatzes ist natürlich abstrahiert von der konjunkturellen Situation im Jahr 2026“, so Deuber, der folgenden USAusblick zeigt: „Im September ist mit einer Leitzinssenkung zu rechnen und dann in Summe entweder mit zwei oder drei Leitzinssenkungen in 2024. Derzeit sehen wir eine Tendenz zu drei vorsichtigen Leitzinssenkungen von je 25 Basispunkten (BP) auf jedem geldpolitischen Meeting. Sollte aber die US-Konjunktur deutlicher lahmen oder die Aktienmärkte in einen Bärenmarkt hineinlaufen, dann könnte die Fed sogar im späteren Jahresverlauf 2024 in Schritten von 50 BP senken.“ Abgeleitet aus aktuellen FuturesPreisen und den Einschätzungen der geldpolitischen Entscheidungsträger der Fed – bis Ende 2026 ein US-Leitzinsniveau von 3,00 bis 3,25 Prozent denkbar. Ausgabe Nr. 4/2024 – GELD-MAGAZIN . 13 ZINSPROGNOSEN EUROZONE AKTUELL Q4 2024 Q2 2025 Q4 2025 Q2 2026 Q4 2026 Hauptrefinanzierungssatz EZB 4,25 % 3,40 % 2,90 % 2,40 % 1,90 % 1,90 % Einlagensatz EZB 3,75 % 3,25 % 2,75 % 2,25 % 1,75 % 1,75 % Euribor 3M 3,57 % 3,20 % 2,70 % 2,25 % 1,85 % 1,85 % Bundesanleihe DE 10 J 2,27 % 2,30 % 2,20 % 2,10 % 2,00 % 2,00 % Zinsswap EUR 10 J 2,55 % 2,55 % 2,45 % 2,35 % 2,25 % 2,25 % Quellen: Raiffeisen Research (Prognosen), diverse Online-Quellen; Daten per 7. August 2024

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