GELD-Magazin, Nr. 4/2024

I n den USA lösten schwache Arbeitsmarktdaten Konjunktursorgen aus. Die Arbeitslosenquote stieg im Juli um 0,2 Prozentpunkte auf 4,3 Prozent und somit den höchsten Stand seit Oktober 2021. Die Steigerung der durchschnittlichen Stundenlöhne in der Privatwirtschaft (ex Agrar) verlangsamte sich von 3,8 auf 3,6 Prozent. Die Lohninflation verliert an Dynamik. Zudem signalisieren die Einkaufs-Manager-Index-Daten eine Kontraktion im Verarbeitenden Gewerbe, was die Preissetzungsmacht der betreffenden Unternehmen begrenzt. Im Juni lag die US-Inflationsrate bereits bei 3,0 Prozent und im Euroraum war die Inflationsrate von Juli 2023 auf Juli 2024 von 5,3 auf 2,6 Prozent rückläufig. Hinzu kommt in Tokio der stärkste Aktiencrash seit 1987, nachdem im Vorfeld einer Leitzinsanhebung der Bank of Japan von der Spanne null bis 0,1 Prozent auf 0,25 Prozent der Yen zum US-Dollar bereits massiv aufwertete. Geopolitische Spannungen in Nahost machen die Gemengelage noch schwieriger. Auf jeden Fall ist im Euroraum der Dreimonats-Euribor bereits seit dem Hoch im Oktober 2023 (ca. 4 %) bis 7. August auf 3,569 Prozent rückläufig und preist somit schon die nächste Leitzinssenkung der EZB ein. Terminmärkte signalisieren Zinssturz Wirft man einen Blick auf die Forward-Rate im Dreimonats-Euribor, so liegt diese am 29. Juli für den 30. September 2024 bei 3,42 Prozent, was für den 12. September zumindest eine Leitzinssenkung der EZB um 0,25 Prozentpunkte implizieren würde. Blickt man weiter in die Zukunft, so wäre bis Ende Januar 2025 ein Rückgang auf 3,00 Prozent und bis 30. April 2026 ein weiterer auf 2,30 Prozent eingepreist. Berücksichtigt man, dass die EZB ab 18. September 2024 zur Schaffung eines Anreizes zur Refinanzierung der Banken bei der EZB (derzeit hoher Liquiditätsüberschuss im Bankensystem) eine Annäherung der Zinsabstände zwischen Hauptrefinanzierungssatz und Einlagenzins auf 15 Basispunkte (bisher 50 Basispunkte) vornimmt, würde dies in etwa einem Einlagenzins von 2,25 und einem Hauptrefinanzierungssatz von 2,40 Prozent bei einem Spitzenrefinanzierungssatz von 2,65 Prozent entsprechen. In den USA preisen die Märkte laut FedWatch-Tool der CME per 23. August für die Fed-Entscheidung am 18. September 2024 bereits eine Leitzinssenkung um 0,5 Prozentpunkte mit einer Wahrscheinlichkeit von 36 Prozent ein. In Summe erwarten die Märkte aktuell bis Jahresende 2024 einen Prozentpunkt an Leitzinssenkungen in den BRENNPUNKT . Makrotrends Zinssenkungen ante portas Die Terminmärkte preisen in den USA und Europa bereits spürbare Leitzinssenkungen ein, denn eine schwache Konjunktur in Europa und eine Abkühlung in den USA wirken der Teuerung entgegen. MICHAEL KORDOVSKY Credits: beigestellt/© eap.at | Gerald Mayer-Rohrmoser; Fokke Baarssen/stock.adobe.com „Langfristig gesehen würden wir den ,neutralen‘ Leitzins im Euroraum bei 1,75 bis 1,90 Prozent sehen und daher auch leicht höher als in der Vergangenheit.“ Gunter Deuber, Head of Raiffeisen Research Im Einklang mit rückläufigen Inflationsraten sollten die Leitzinsen in den kommenden Jahren deutlich sinken. 12 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2024

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