GELD-Magazin, Nr. 4/2024

Österreichische Post AG | MZ 03Z035262 M | 4profit Verlag GmbH, Rotenturmstraße 19/1/29 B, 1010 Wien | Ausgabe Nr. 4/2024 | 6,90 Euro Finanzpolitik + Volkswirtschaft + Länder- und Branchenanalysen + Banking + Investmentfonds + Aktien + Immobilien + Rohstoffe + Blockchain + Alternative Investments + Versicherungen DAS MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, POLITIK & INVESTMENTPRODUKTE NACHHALTIGE GELDANLAGE Smarte Gewinne Die Zinsen sinken, die Investitionen steigen. Insbesondere im Bereich der Nachhaltigen Energien und Energie- effizienz. Welche Unternehmen davon profitieren. Klimawandel Vorsicht! Wie sich die Erwärmung des Globus auf den Versicherungs- und Immobiliensektor auswirkt. Handelskriege China, die USA und Europa überbieten sich mit Strafzöllen. Wohin der Konflikt führen wird. + AKTIEN SPECIAL Die aktuelle Entwicklung aller Unternehmen des ATX Prime. Welche Aktienkurse die größten Potenziale aufweisen. ab Seite 50 Gemischte Fonds Profite aus Anleihen und Aktien mit überschaubarem Risiko. Die besten Anlageprodukte dazu.

Einfach mal einen Fondsmanager daten. Sie müssen ihn ja nicht heiraten. Mit KEPLER Fonds bekommen Fondsmanager:innen ein Gesicht. Sowie Arme und Beine. Kurz: Das sind echte Menschen, mit denen Sie reden können. Oder sich einfach darauf verlassen, dass die optimale Anlagestrategie Sache unserer Expert:innen ist. Treffen Sie unsere Fondsmanager:innen auch auf Social Media und kepler.at! fredmansky.at kepler.at Diese Marketingmitteilung stellt kein Angebot, keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlung, Einladung zur Angebotsstellung zum Kauf oder Verkauf von Fonds oder unabhängige Finanzanalyse dar. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Finanzinstrumente und Veranlagungen mitunter erhebliche Risiken bergen können. Aktuelle Prospekte (für OGAW) sowie die Basisinformationsblätter (BIB) sind in deutscher Sprache bei der KEPLER-FONDS KAG, Europaplatz 1a, 4020 Linz, den Vertriebsstellen sowie unter www.kepler.at erhältlich.

Ausgabe Nr. 4/2024 – GELD-MAGAZIN . 3 Die Aktienbörsen jagen von einem Hoch zum nächsten. Und dies, obwohl in der Wirtschaft noch keine rechte Stimmung aufkommen will. Das gilt weltweit. China kämpft weiterhin mit seinen bekannten Problemen, in den USA zeigen sich infolge der hohen Zinsen auch langsam Bremsspuren. In Europa stagniert die Industrie und der Konsum bleibt schwach. Deutschland verharrt mit seinem hohen Industrieanteil am BIP in der Rezession. In Österreich lässt der erhoffte Aufschwung ebenso noch auf sich warten. Hoffnungsträger ist nicht mehr wie ursprünglich angenommen das zweite Halbjahr, sondern 2025. Das Wifo reduzierte unlängst seine Schätzung für das BIP-Wachstum Österreichs für heuer auf null Prozent, 2025 sollen es dann 1,5 Prozent werden. An den Börsen wird hingegen dank rückläufiger Inflation (in Deutschland bereits mit 1,9 Prozent unter dem Ziel der EZB) die Zinsfantasie weiter gefeiert (s. Seite 12). Die Kurse steigen kräftig. Von sinkenden Zinsen profitieren Aktien- und Anleihenkurse gleichermaßen. Was liegt hier näher, als auf Gemischte Fonds zu setzen, und damit beide Seiten der Markterholung zu nützen. Ein weiterer Vorteil der Gemischten Fonds ist die Diversifikation in beide Assetklassen. Als Faustregel gilt: Je länger der Anlagehorizont, desto höher sollte der Aktienanteil gewählt werden. Den Artikel dazu finden Sie ab Seite 36, ergänzt durch eine umfangreiche Tabelle der besten Gemischten Fonds. Für jeden Fonds ist auch die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit nach den Kriterien des Datenanbieters Morningstar angeführt. Apropos Nachhaltigkeit: Zu diesem Thema finden Sie den Marktbericht des Forum Nachhaltige Geldanlage (FNG) und einen Artikel über „Grüne Investments“ (Seite 24) sowie eine Analyse über Green Bonds (Seite 30). Und nicht zuletzt publizieren wir in dieser Ausgabe des GELD-Magazins wieder ab Seite 50 unser beliebtes AKTIEN-SPECIAL, in dem wir die Entwicklung aller wichtigen Aktiengesellschaften, die an der Wiener Börse notieren, anhand der aktuellen Halbjahresberichte beschreiben. Lesen Sie selbst, in welche Unternehmen Sie am besten investieren sollten. Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin Zinssenkung beflügelt editorial impressum MEDIENEIGENTÜMER UND HERAUSGEBER 4profit Verlag GmbH · MEDIENEIGENTÜMER-, HERAUSGEBER- UND REDAKTIONSADRESSE Rotenturmstraße 19/1/29B, 1010 Wien · T: +43/676/570 95 10 · E: [email protected] · GESCHÄFTSFÜHRUNG Snezana Jovic, Mario Franzin · CHEFREDAKTEUR Mario Franzin REDAKTION Mario Franzin, Mag. Harald Kolerus, Michael Kordovsky, Wolfgang Regner, Moritz Schuh MSc, Mag. Christian Sec · LEKTORAT Mag. Rudolf Preyer · GRAFISCHE LEITUNG Noura El-Kordy · COVERFOTO Green Creator/stock.adobe.com · DATENANBIETER Lipper Thomson Reuters*, Morningstar · VERLAGSLEITUNG Snezana Jovic · BACKOFFICE & ONLINE REDAKTION Ivana Jovic · MARKETING & ANZEIGENVERKAUF Anita Tenic · IT-MANAGEMENT Oliver Uhlir · DRUCK Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Str. 80 · VERTRIEB PGV Austria, 5412 Puch, Urstein Süd 13. www.geld-magazin.at ABO-HOTLINE: +43/699/1922 0326 · [email protected] * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performancewerte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen. FOTO: ivanashoots.com

BRENNPUNKT 06 Kurzmeldungen Ewige Chemikalien: Gefährliche Begleiter + US-Wahlen: Anlegen wie Politiker. 08 Geopolitik China, die USA und Europa steuern auf immer brutalere Handelskonflikte zu. Ein Spiel mit dem Feuer. 12 Notenbanken Zinssenkungen stehen vor der Tür: Mit Einfluss auf Wirtschaft und Investments. WIRTSCHAFT 14 Kurzmeldungen Konjunktur Österreich: Erholung verebbt + Unternehmensnachfolge: Schweres Erbe. 15 Buchtipps Frank Dikötter: Diktatoren + Christiane von Hardenberg: Mach mehr aus Deinem Geld. 16 Staatsschulden Die Schulden der öffentlichen Hand steigen in besorgniserregende Höhen. Jetzt wäre Sparen angesagt. BANKING 18 Kurzmeldungen Morningstar: Lob für heimische Banken +Zinsen: Überraschung möglich. MÄRKTE & FONDS 22 Kurzmeldungen Nach dem Crash: Gesündere Märkte + Anleihen: Wieder im Fokus. 24 Grüne Investments Der ESG-Trend erfährt Gegenwind, dennoch ist Nachhaltigkeit nicht zu stoppen, wobei einige Nachhaltigkeits-Aktien jetzt günstig geworden sind. 28 ESG & Büroktratie An der EU-Offenlegungsverordnung gibt es berechtigte Kritik. 30 Green Bonds Grüne Anleihen werden immer beliebter, auch die Transparenz steigt. 32 Wandelanleihen Das Beste aus zwei Welten: Convertible Bonds sichern das Portfolio gegenüber Schwankungen ab. Ausgabe Nr. 4/2024 inhalt Handelskriege China und die USA prallen aufeinander – wo bleibt Europa? ab Seite 08 SMARTE GEWINNE Zinsen sinken, Investments steigen, ESG blüht weiter. Wie davon profitieren? Das SchwerpunktThema in diesem GELD-Magazin. Credits: Mike Mareen & Raitalinn & VISUAL BACKGROUND & Green Creator/stock.adobe.com 4 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2024

36 Mischfonds Flexible Portfolios punkten mit dem richtigen Anlage-Mix. Plus: Große Fondstabelle ab Seite 40. 44 Rohstoff-Radar Erdöl: Unter Druck + Gold: Neue Höchststände + Industriemetalle: Korrektur + Zucker: Bittere Performance. 46 Energiewende Der Kampf gegen den Klimawandel eröffnet neue Chancen für Rohstoff-Bullen: Der heimliche Star heißt Kupfer. AKTIEN 48 Kurzmeldungen OMV: Gasfund in Norwegen + Flughafen Wien: Passagier-Rekord. 50 AKTIEN-SPECIAL Alle ATX-Prime-Titel im Profil: So sind österreichische Aktien aufgestellt, diese Chancen haben sie. 60 Weltbörsen USA: Zinswende+ Europa: Gemischte Daten + China: Hoffnungsschimmer + Japan: Carry-Trade-Crash. 62 Anlagetipps Sulzer: Schweizer Wertarbeit + Berkshire Hathaway: Überraschender Apple-Verkauf + Exxon Mobil: Rekordgewinn. 64 Börse Deutschland Trotz Korrektur im August: Der Bullenmarkt läuft noch weiter. BLOCKCHAIN 66 Kurzmeldungen Bitcoin-ETF: treue Institutionelle Anleger + Frankreich: Telegram-Gründer angeklagt. IMMOBILIEN 67 Kurzmeldungen Teures Wohnen: Preise steigen weiter + Immo-Investments: Leichter Aufwärtstrend. 68 Klimawandel Die Erderwärmung schlägt sich auch auf die Immobilien-Kosten nieder. Womit Sie jetzt rechnen müssen. VERSICHERUNG & VORSORGE 70 Kurzmeldungen Sommerzeit: Unfallzeit + Extreme Hitze: Ein Stornogrund. 72 Katastrophenschutz Handlungsbedarf: Es besteht Unterversicherung gegenüber Unwettern & Co. 74 FLV-Listing Der monatliche Überblick zu Fondsgebundenen Lebensversicherungen. Grüne Investments Klimawandel und Energiewende machen Nachhaltige Fonds zum Muss. Seite 28 MISCHFONDS „Buntes Portfolio“: Der richtige Mix macht‘s aus. Seite 44 Ausgabe Nr. 4/2024 – GELD-MAGAZIN . 5

6 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2024 BRENNPUNKT . Kurzmeldungen Credits: beigestellt; pixabay; Official White House © Carlos Fyfe; sornram/stock.adobe.com Erneuerbare Energie Speicherung als Gretchenfrage Innovation gefragt. Das rasante Wachstum erneuerbarer Energiequellen wie Wind- und Solarkraft hat eine kritische Frage aufgeworfen: Wie kann diese Energie effektiv gespeichert und verteilt werden? Dazu Janus Henderson Investors: „Ausgehend von unseren Gesprächen mit Energieversorgern liegt die Obergrenze für den Anteil erneuerbarer Energien an ihrem Energiemix ohne signifikante Speicherlösungen oder größere Verbesserungen bei den Verbindungsleitungen zwischen 30 und 40 Prozent.“ Über diesen Schwellenwert hinaus sind innovative Speicherlösungen der nächsten Generation gefragt. Dazu zählen Technologien wie Feststoff- und Natriumbatterien oder Wasserstoffspeicher. Bis zu deren Marktreife braucht es hier aber umfangreiche Investments. Suche nach Alternativen. Investoren und Unternehmen sollten sich intensiv mit den Risiken und Chancen von schwer abbaubaren PFAS (Perfluoralkyl- und Polyfluoralkylsubstanzen), auch „ewige Chemikalien“ genannt, auseinandersetzen. Das zeigt eine Untersuchung von First Sentier. PFAS werden in zahlreichen Branchen verwendet, unter anderem in der Luft- und Raumfahrt, der Rüstungsindustrie, im Textilbereich, bei Haushaltsprodukten, Elektronik, der Lebensmittelverarbeitung und -verpackung sowie bei medizinischen Geräten. Das Problem: PFAS stören den Hormonhaushalt, erhöhen das Risiko für bestimmte Krebsarten und beeinträchtigen die Immunreaktion von Menschen und Tieren. Die Studie zeigt nun Wege auf, wie Investoren in Bezug auf „ewige Chemikalien“ aktiv werden können. Beispielsweise können sie die Hersteller von PFAS dazu ermutigen, Zeitpläne mit klaren Zielen und Vorgaben für den Ausstieg aus diesen Substanzen sowie für ein verbessertes Emissionsmanagement und für Sanierungsmaßnahmen zu erstellen. Ebenso können sie Produkthersteller dazu ermutigen, in die Entwicklung und Vermarktung von Alternativen zu investieren. Ewige Chemikalien: Gefährliches Erbe Smart im Job. KI kommt in der globalen Berufswelt an. 61 Prozent der weltweiten Arbeitnehmer haben in den letzten zwölf Monaten generative KI in ihrem Job genutzt – in Österreich erfolgt der Einsatz noch etwas zurückhaltender von knapp mehr als jedem Zweiten. KI-Tools wie ChatGPT oder Dall-E nehmen aber dennoch auch hierzulande an Fahrt auf. Das gilt insbesondere in der jungen Generation Z, von der 67 Prozent KI in den letzten zwölf Monaten beruflich benutzt hat, davon sechs Prozent täglich. Das zeigen die aktuellen Ergebnisse der „Hopes and Fears Global Workforce Survey 2024“ von PwC, eine der größten Umfragen zur Arbeitsmarktentwicklung unter 56.000 Berufstätigen in 50 Ländern, darunter 1.000 Österreicherinnen und Österreicher. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die österreichischen Arbeitnehmer optimistisch eingestellt sind – besonders jene, die KI bereits regelmäßig anwenden. Die große Mehrheit von 95 Prozent der täglichen KI-Nutzer glaubt, dass KI die Qualität ihrer Arbeit in den nächsten zwölf Monaten verbessern wird. Aufholbedarf. Über zwei Drittel der Unternehmen vernachlässigen die Bewertung der betrieblichen Cyberrisiken, obgleich genau dies in den anstehenden gesetzlichen Vorschriften gefordert wird, sagt Dennis Weyel, International Technical Director beim Sicherheitsunternehmen Horizon3.ai. Er beruft sich dabei auf Ergebnisse des aktuellen „Cyber Security Report DACH 2024“, dem eine Stichprobe von 300 Firmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zugrunde liegt. Demnach führen lediglich 30 Prozent der befragten Unternehmen regelmäßig eine Risikobewertung ihrer IT-Infrastruktur durch, um damit herauszufinden, wie anfällig sie gegen Hackerangriffe sind. 23 Prozent der befragten Unternehmen führen derzeit noch keine Cyberrisikobewertung durch, planen aber immerhin, sich künftig dieses Themas anzunehmen. 15 Prozent der Firmen geben sich mit einer jährlichen Risikoanalyse zufrieden. Cybersicherheit: Leichte Schulter Dennis Weyel, International Technical Director bei Horizon3.ai DIE ZAHL DES MONATS 95 Prozent

Ausgabe Nr. 4/2024 – GELD-MAGAZIN . 7 Massive Reduktion. Die Analysten von BNP Paribas publizieren regelmäßig Updates zu den Aktien- und sonstigen Anlagen, welche die großen US-Hedge Funds in ihren Büchern halten. Diese aggregierten Daten zeigen, in welche Richtung das „Smart Money“ gesteuert wird. Das Aktien-Engagement blieb dabei im zweiten Quartal 2024 relativ unverändert und damit nur leicht unter dem historischen Trend. Weit spannender und auffälliger ist aber, dass die IT-Aktien- Anteile massiv reduziert wurden, und zwar bei praktisch allen Hedge-Fund-Strategien. Umgekehrt floss viel Geld in den Health Care-Bereich. Reduzierte Anteile bedeuten allerdings nicht gänzlich verkaufte Positionen: Die Aktien von Alphabet, Amazon, Microsoft, Meta Platforms und Nvidia werden weiterhin von vielen Hedge Funds gehalten. Unter den Big Techs hält sich mit Liberty Media auch eine Aktie, die man in unseren Breiten weniger kennt. Das Unternehmen ist unter anderem Besitzer der Formula One Group, welche jedes zweite Wochenende die gleichnamige Rennserie veranstaltet. Hedgefonds: Weniger Techno im Portfolio Verdrossen? Bereits am 29. September finden in Österreich Nationalratswahlen statt. Wobei sich das politische Interesse hierzulande ganz österreichisch als „so mittel“ beschreiben lässt. Nur jeder fünfte Teilnehmer in einer Marketagent-Umfrage bezeichnet sich selbst als sehr, drei von zehn als eher interessiert. Insgesamt ist es also gerade einmal die Hälfte der Bevölkerung, die eine Passion für Politik bekundet. Weitere 30 Prozent ordnen sich diplomatisch in der neutralen Mitte ein, während sich die restlichen 20 Prozent wenig bis gar nicht zugänglich für dieses Thema zeigen. Spannend dabei: Die Österreicherinnen und Österreicher, die sich eher an den politischen Rändern beheimatet fühlen – und das sowohl links (55 %) als auch rechts (60 %) –, lassen deutlich mehr Interesse erkennen als jene, die sich in der Mitte einordnen (46 %). Wer jetzt zunehmende Politikverdrossenheit vermutet, dem sei versichert, dass das Interesse an Regierung, Parteienlandschaft und Co. hierzulande relativ stabil ist. Bereits 2015 outete sich nur knapp die Hälfte (48 %) als sehr oder eher politisch interessiert. Österreich: Wahl vor der Tür Strategie. Ob Donald Trump oder Kamala Harris das Rennen um das Weiße Haus machen, steht noch in den Sternen. Unabhängig davon lautet eine spannende Frage: Wo investieren US-Politiker ihr Geld? Die Trading- und Investmentplattform eToro hat dazu drei neue Smart-Portfolios vorgestellt, die es Privatanlegern ermöglichen, die Tradingstrategien von US-Politikern nachzuvollziehen. So enthält das „Congress-Buys“- Portfolio die zehn zuletzt von Kongressmitgliedern am häufigsten gekauften Aktien. Das „Lobby-Spending-Portfolio“ konzentriert sich auf Unternehmen, deren Ausgaben für Lobbyarbeit deutlich gestiegen sind, während das „DC-Insider-Portfolio“ Firmen umfasst, die sowohl von Kongressmitgliedern häufig gehandelt werden, als auch hohe Summen für Lobbyarbeit ausgeben und zahlreiche Regierungsaufträge erhalten. Alle drei Strategien nutzen öffentlich zugängliche Regierungsdaten. USA: Investieren wie Politiker Kamala Harris, US-Vizepräsidentin und Kandidatin der Demokraten Ernährung und Klima. Laut den Vereinten Nationen soll die Weltbevölkerung von derzeit acht Milliarden Menschen bis in das Jahr 2050 auf 9,7 Milliarden steigen. Doch muss diese wachsende Weltbevölkerung auch ernährt werden. Die kumulativen Treibhausgasemissionen aus der Lebensmittelproduktion werden Schätzungen zufolge zwischen 2020 und 2100 jedoch etwa 96 Prozent des Kohlenstoffbudgets verbrauchen, das zur Verfügung steht, um die globale Erwärmung unter 2°C zu halten. Wenn wir unsere Klimaziele also einhalten wollen, dann besteht in der Agrar- und Ernährungswirtschaft dringender Handlungsbedarf. Um die notwendige Verringerung der Emissionen in der Lebensmittelwertschöpfungskette zu erreichen, fordert DPAM eine Kombination von Lösungen. Diese reichen von Änderungen bei den Verbrauchergewohnheiten (pflanzenreichere Ernährung) über die Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung bis hin zu technologischen Innovationen in der Landwirtschaft. Beispiel Düngemittel: Sie werden derzeit in der Regel unter Verwendung von Ammoniak und fossilen Brennstoffen (meist Erdgas) hergestellt. Allerdings kann die Verwendung erneuerbarer Energieträger für die Düngemittelproduktion zu „saubererem“ Stickstoff und weniger Treibhausgasemissionen führen. Herausforderung: Zehn Milliarden Menschen

Man könnte es boshaft als einen Reinfall bezeichnen: Die EU hat den Schritt gewagt, Anti-Dumping-Zölle auf chinesische Elektro-Autos einzuführen. Ursprünglich war geplant, dass diese rückwirkend mit 7. März hätten greifen sollen. Daraus wird jetzt aber doch nichts, wie die EU-Kommission nach einer rechtlichen Überprüfung im August bekanntgab. Es wird jetzt eine Entscheidung aller 27 EU-Mitglieder im Herbst (vielleicht Oktober) abgewartet. Unfairer Wettbewerb? Zum Hintergrund: Die EU ist der Meinung, dass China Elektro-Autos in wettbewerbsverzerrender Art und Weise subventioniert, deshalb die Strafzölle. Wobei sich deren Höhe von Anbieter zu Anbieter unterscheidet: Für Geely sollen 19,3 Prozent anfallen, für BYD 17 Prozent und für SAIC gar 36 Prozent. Pikanterie am Rande: SAIC ist Geschäftspartner des deutschen Volkswagenkonzerns. Ein Grund dafür, warum VW und andere europäische Unternehmen, die in China produzieren, gar nicht so glücklich mit den Importzöllen sind – aber das steht auf einem anderen Blatt. Zurück zur Höhe der Zölle, diese sind abhängig von der „Kooperationsbereitschaft“ der chinesischen Autobauer mit der EU. Wer gut zusammengearbeitet hat, soll einem Satz von 21,3 Prozent unterliegen. Für „Kooperationsunwillige“ gelten 36,3 Prozent; für Tesla neun Prozent für seine in der Volksrepublik hergestellten Autos. Politisches Hickhack China wiederum bestreitet, dass seine Subventionen den freien Wettbewerb verzerren und verweist wiederum auf die EU-Agrarpolitik und angeblich zu billiges Schweinefleisch made in Europe. Peking untersucht nun wiederum seinerseits die Rechtskräftigkeit der EU-Subventionen und könnte mit Kompensationsmaßnahmen und einem Streitschlichtungsverfahren vor der WTO reagieren. Das alles kann sich über Jahre hinausziehen, vor allem weil einige hierfür zuständige WTO-Richter ausgeschieden und nicht nachbesetzt worden sind. Somit ist aufgrund mangelnder Beschlussfähigkeit die Streitschlichtung gar nicht möglich. Interessant: Blockiert wird die Nachbesetzung von den USA, aus dem einfachen sowie gleichzeitig eigennützigen Grund, dass die Vereinigten Staaten die WTO nicht als geeignet dafür ansehen, etwas gegen China auszurichten. Auch so funktioniert Weltpolitik. Aber wie geht nun der E-Auto-Streit weiter? Er könnte vor dem „Multi Party Interim Appeal Arbitration Arrangement“ (MPIA) lanBRENNPUNKT . Handelskonflikte Crashgefahr Droht ein globaler Handelskrieg? Das Konfliktpotenzial zwischen China und den USA ist hoch. Europa ist mit Schutzzöllen gegen E-Autos eingestiegen – was sich als eher holprige Angelegenheit erweist. Die Lage bleibt angespannt. HARALD KOLERUS USA gegen China: Das ist Brutalität. Die EU sucht noch ihre Positionierung. Credit: Mike Mareen/stock.adobe.com 8 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2024

Globalisierung: Doch nicht abgesagt Die Grafik oben verdeutlicht, dass die im Zuge von Covid heraufbeschworene De-Globalisierung doch nicht stattfindet. Stattdessen kann man davon sprechen, dass die Globalisierung etwas Dampf abgelassen hat. Dafür ist vor allem die geringere Exportquote Chinas verantwortlich. den. Es handelt sich dabei um eine Alternative zum de facto lahmgelegten Schiedsgericht der WTO (Genaueres, siehe Bericht gleich rechts). Aber auch vor dem MPIA würde ein Prozess wohl eine halbe Ewigkeit dauern. Die Zwistigkeiten werden damit prolongiert. Weniger martialisch Es geht also rund auf der Weltbühne, aber ist das Grund genug, um von einem Handelskrieg zu sprechen? „Es existiert keine Definition eines Handelskrieges“, sagte einmal Gabriel Felbermayr, heute Direktor des Wifo. Auch Harald Oberhofer, Ökonom am Wifo, bevorzugt den Begriff Handelskonflikt: „Davon spricht die Wirtschaftswissenschaft, wenn Vorwürfe erhoben werden, dass sich ein Marktteilnehmer nicht an die Regeln des freien Handels hält.“ Auf den Elektro-Auto-Konflikt angesprochen, sagt der Experte zum GELD-Magazin: „Die Vorgehensweise der EU unterscheidet sich fundamental von jener Joe Bidens. Während die EU von unfairen Subventionen ausgeht, hat Biden die Zölle auf E-Autos einfach auf 100 Prozent erhöht.“ Was einer Vervierfachung des gegenwärtigen Niveaus entspricht und die doch radikale Vorgehensweise der USA zeigt. Oberhofer: „Auch Biden hat eine ,America-First-Politik‘ vertreten, der Weg von Harris ist noch nicht so bekannt. Sowohl Demokraten als auch Republikaner begreifen China jedenfalls als einen Systemrivalen, den es geopolitisch sowie ökonomisch auf Distanz zu halten gilt.“ Neu ist dieser Konflikt freilich nicht. Bereits 2018 analysierte das Mercator Institute for China Studies (MERCIS): „Das wachsende Handelsdefizit mit China ist bereits seit Jahrzehnten ein heiß debattiertes Thema in den Vereinigten Staaten.“ (Als Präsident warf Trump China auch vor, den Amerikanern ihre Jobs zu stehlen. Natürlich eine der bekannten trumpschen Übertreibungen.) MERCIS weiter: „Der Handelskonflikt zwischen China und den USA fällt in eine Zeit, in der zahlreiche westliche Länder Nervosität zeigen, weil sie die chinesischen Handels-Praktiken als unfair erachten. Es häufen sich die Klagen europäischer Staats- und Regierungschefs darüber, dass China noch immer seinen Markt gegenüber ausländischen Wettbewerbern abschirme. Darüber hinaus betrachten sowohl die USA als auch Europa Chinas staatlich geförderte Investitionen in ausländische Hochtechnologieunternehmen mit großer Sorge. Sie sind sich bewusst, dass China auf diese Weise die heimische Industrie technologisch aufrüsten und fit für den Wettbewerb machen will.“ Eine transatlantische, gegen China gerichtete Kooperation sei laut den Experten dennoch keine Option für Europa: „Denn Trump hat auch einzelne europäische Länder zu Handelsfeinden erklärt. Unternehmer und Ökonomen warnen davor, dass Trumps unilaterales und aggressives Verhalten auf Quellen: Haver Analytics, Int. Währungsfonds, Niederl. Büro für Wirtschaftspolitikanalyse in Prozent, basierend auf 2018 = 100 0% 50 60 70 80 90 100 110 4% 8% 12% 16% 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 Anteil Chinas an den Weltexporten (links) Verhältnis des Welthandels (in Waren) zur Industrieproduktion (rechts) Ausgabe Nr. 4/2024 – GELD-MAGAZIN . 9 Russland: BIP hält sich Russland wurde wegen des Ukraine-Kriegs mit harten Sanktionen belegt. Der Wirtschaft geht es aber besser als ursprünglich erwartet. Lahme WTO Es ist vielen Menschen gar nicht bewusst: Der Streitschlichtungsmechanismus der WTO ist nur noch eingeschränkt handlungsfähig, da die USA die Benennung von Mitgliedern in das Berufungsgremium verhindern. Dadurch fehlt die zentrale Entscheidungsinstanz zur Lösung von Handelskonflikten, wie zum Beispiel zwischen der EU und China zu E-Autos. „Koalition der Willigen“ Die EU hat darauf mit der Bildung einer „Koalition der Willigen“ reagiert. Geschaffen wurde das „Multi Party Interim Appeal Arbitration Arrangement“ (MPIA). Die EU hat hier gemeinsam mit rund 30 weiteren WTO-Mitgliedern vereinbart, vorübergehend eine schiedsgerichtliche zweite Instanz für Handelsstreitigkeiten vorzusehen. Als Grundlage gilt das WTORecht. (Quellen: Bundesverband der Deutschen Industrie; BMWK) Quellen: Haver Analytics, Int. Währungsfonds indexiert auf 2021 = 100 Aktuelle Prognose des IWF Prognose des IWF vom April 2022 75,0 2010 82,5 90,0 97,5 105,5 112,5 2015 2020 2025

Credit: beigestellt/© Alexander Müller 10 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2024 wirtschaftlicher Ebene dem gesamten Welthandel und den internationalen Finanzmärkten schaden werde.“ Wobei es jetzt natürlich keine ausgemachte Sache ist, dass Trump wieder das Rennen machen wird. Allerdings waren auch die Demokraten mit dem Inflation Reduction Act (IRA) „fleißig“. Multi-Milliarden-Paket Anfang 2023 in Kraft getreten, haben die USA mit dem IRA damit ein 738 Milliarden Dollar schweres Investitionsprogramm vom Zaun gebrochen, das neben Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und einer Neuausrichtung der US-Wirtschaft auf Erneuerbare Energien auch umfassende steuerliche Neuregelungen vorsieht. Das klingt ja einmal nicht schlecht, aber, wenn man die martialische Wortwahl mag, kann das auch als ökonomische Kriegserklärung gesehen werden. Auf Kritik aus Europa stießen laut der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) dabei insbesondere Steueranreize in Höhe von voraussichtlich 270 Milliarden Dollar, die teilweise an den Erwerb von Produkten aus US-Produktion geknüpft sind. Die DIHK weiter: „Gegenstand der Kritik sind unter anderem die weitreichenden Lokalisierungspflichten bei Förderprogrammen: So wird die Steuergutschrift in Höhe von 7.500 Dollar für die Anschaffung neuer Elektrofahrzeuge nur dann gewährt, wenn eine Endmontage in den USA und eine Verwendung von US-amerikanischen Batterierohstoffen erfolgte.“ Diese Restriktionen würden einen Verstoß gegen Welthandelsregeln darstellen und europäische Unternehmen im Wettbewerb benachteiligen. Produktionsverlagerungen aus der EU in die USA werden befürchtet – und haben auch schon stattgefunden. Globalisierung ohne Ende? Als Antwort darauf kann man Europas „Industrieplan zum Green Deal“ sehen. Auch dieser enthält protektionistische Elemente, sollen doch Staatshilfen für Grüne Technologien damit vereinfacht werden. Die „Süddeutsche Zeitung“ schrieb sogar von einem „beispiellosen Unterfangen mit planwirtschaftlichen Zügen“. Auch von einem „Subventionswettbewerb“ zwischen Europa, den USA und China ist die Rede. Fassen wir also zusammen: Wir sind zunehmend mit Zollerhöhungen, staatlichen Subventionen der einzelnen Volkswirtschaften und anderen protektionistischen Maßnahmen konfrontiert. Auch wenn man das nicht Handelskrieg nennen muss, so steigt doch das Konfliktpotenzial. Bisher konnte das die Globalisierung nicht signifikant dämpfen, für die Zukunft darf das aber nicht ausgeschlossen werden. Folgen wären: Weniger Wachstum und erneut höhere Inflation. Russland: Stark von China abhängig Während die Anteile der Exporte aus den USA und Europa nach Russland zurückgehen, wird dies durch einen starken Anstieg der Exporte Chinas und in geringerem Maße Indiens sowie West- und Zentralasien ausgeglichen. Quellen: Intl. Währungsfonds, Haver Analytics Die Gewinner des Handelsstreits Welche Volkswirtschaften liegen an der Spitze, wenn es darum geht, USExportanteile zu gewinnen und Chinas Anteilsverluste auszugleichen? Das sind Asien (v.a. Vietnam) und Lateinamerika (besonders Mexiko). Quellen: Haver Analytics, Int. Währungsfonds Veränderung der US-Importe aus jeder Region in Prozent aller US-Importe (2000-2023) 2000-05 2006-10 2011-15 2016-23 Veränderung der Anteile an den weltweiten Exporten nach Russland (2021-2023) „US-Demokraten und Republikaner begreifen China als einen Systemrivalen, den es auf Distanz zu halten gilt.“ Harald Oberhofer, Ökonom Wifo China Türkei Armenien Kasachstan Armenien Kirgistan Aserbaidschan Brasilien Thailand Mexiko Kanada Ungarn Vietnam Korea Tschechien Japan Polen USA Eurozone -15% -10% -5% +5% +10% +15% +20% 0% BRENNPUNKT . Handelskonflikte -6% -4% -2% +2% +4% +6% China CEEMEA LATAM ASEA + Indien 0%

Flexible Nähere Infos erhalten Sie bei Ihrem Anlageberater/Hausbank bzw. via QR-Code. ISIN: DE000A0YJMN7 (T) | A0YJMN (T) ARTS Asset Management GmbH | Schottenfeldgasse 20 | A-1070 Wien [email protected] | www.arts.co.at | Tel: +43 1 955 95 96-0 C-QUADRAT ARTS Total Return Flexible Diese Marketingmitteilung dient unverbindlichen Informationszwecken und stellt kein Angebot/Aufforderung zum Kauf/Verkauf von Fondsanteilen dar, noch ist sie als Aufforderung anzusehen, ein Angebot zum Abschluss eines Vertrages über eine Wertpapierdienstleistung/ Nebenleistung abzugeben. Dieses Dokument kann eine Beratung durch Ihren persönlichen Anlageberater nicht ersetzen. Performanceergebnisse der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Jede Kapitalveranlagung ist mit einem Risiko verbunden. Kurse können sowohl steigen als auch fallen. Kryptozertifikate unterliegen hohen Kursschwankungs- sowie Emittentenrisiken, die bis zum Totalausfall des investierten Kapitals führen können. Ausgabe- und Rücknahmespesen sind in der Berechnung der Performanceergebnisse nicht berücksichtigt. Die Performance wurde unter Anwendung der OeKB/BVI-Methode berechnet. Bei einem Anlagebetrag von 1.000,– EUR ist vom Anleger ein Ausgabeaufschlag iHv max. 50,– EUR zu bezahlen, welcher die Wertentwicklung seiner Anlage entsprechend mindert. Die dargestellte Wertentwicklung entspricht der Bruttoperformance, welche alle anfallenden Kosten auf Fondsebene beinhaltet und von einer Wiederanlage ev. Ausschüttungen ausgeht. Weitere, individuelle, auf Anlegerebene anfallende Kosten wie z. B. Transaktions-, Depotkosten und Steuern mindern den Ertrag des Anlegers zusätzlich. Grundlage für den Kauf von Fondsanteilen ist der gültige Verkaufsprospekt, das Basisinformationsblatt (PRIIPs - KID) sowie der Jahresbericht und, falls älter als acht Monate, der Halbjahresbericht. Diese Unterlagen stehen dem Interessenten bei der Kapitalanlagegesellschaft HANSAINVEST, Hanseatische Investment-GmbH, Kapstadtring 8, D-22297 Hamburg, ARTS Asset Management GmbH, Schottenfeldgasse 20, A-1070 Wien, sowie unter www.hansainvest.com, www.arts.co.at kostenlos in Deutsch zur Verfügung. Trends können sich ändern und negative Renditeentwicklungen nach sich ziehen. Ein trendfolgendes Handelssystem kann Trends über- oder untergewichten. Informationen über Bandbreiten für marktübliche Entgelte der Wertpapierfirmen sind unter www.fma.gv.at veröffentlicht. Stand August 2024 AUSGEZEICHNETE TECHNIK Der C-QUADRAT ARTS Total Return Flexible beobachtet laufend mehr als 10.000 Fonds und ETFs/ETPs aus sämtlichen Anlageklassen (Aktien, Kryptos, Anleihen, Geldmarkt) und besticht durch seinen hohen Grad an Flexibilität. Der Fonds investiert je nach Marktentwicklung in die jeweils weltweit trendstärksten Regionen und Sektoren. Die dynamische Portfoliogestaltung orientiert sich an keiner Benchmark und versucht durch ein aktives Risikomanagement Verluste zu begrenzen. Als chancenreicher Portfoliobaustein verfolgt der Fonds das Ziel, in allen Marktphasen einen absoluten Wertzuwachs zu erwirtschaften. 2020 2021 2022 2023 2024 120 140 100 80 Berechnungsquelle: Cyberfinancials Datenkommunikation GmbH, Zeitraum: 31.07.2019 – 31.07.2024 Wertentwicklung 10,24 % YTD 9,57 % 1 Jahr 30,79 % 5 Jahre 5,51 % 5 Jahre p. a. Wertentwicklung 5 Jahre

I n den USA lösten schwache Arbeitsmarktdaten Konjunktursorgen aus. Die Arbeitslosenquote stieg im Juli um 0,2 Prozentpunkte auf 4,3 Prozent und somit den höchsten Stand seit Oktober 2021. Die Steigerung der durchschnittlichen Stundenlöhne in der Privatwirtschaft (ex Agrar) verlangsamte sich von 3,8 auf 3,6 Prozent. Die Lohninflation verliert an Dynamik. Zudem signalisieren die Einkaufs-Manager-Index-Daten eine Kontraktion im Verarbeitenden Gewerbe, was die Preissetzungsmacht der betreffenden Unternehmen begrenzt. Im Juni lag die US-Inflationsrate bereits bei 3,0 Prozent und im Euroraum war die Inflationsrate von Juli 2023 auf Juli 2024 von 5,3 auf 2,6 Prozent rückläufig. Hinzu kommt in Tokio der stärkste Aktiencrash seit 1987, nachdem im Vorfeld einer Leitzinsanhebung der Bank of Japan von der Spanne null bis 0,1 Prozent auf 0,25 Prozent der Yen zum US-Dollar bereits massiv aufwertete. Geopolitische Spannungen in Nahost machen die Gemengelage noch schwieriger. Auf jeden Fall ist im Euroraum der Dreimonats-Euribor bereits seit dem Hoch im Oktober 2023 (ca. 4 %) bis 7. August auf 3,569 Prozent rückläufig und preist somit schon die nächste Leitzinssenkung der EZB ein. Terminmärkte signalisieren Zinssturz Wirft man einen Blick auf die Forward-Rate im Dreimonats-Euribor, so liegt diese am 29. Juli für den 30. September 2024 bei 3,42 Prozent, was für den 12. September zumindest eine Leitzinssenkung der EZB um 0,25 Prozentpunkte implizieren würde. Blickt man weiter in die Zukunft, so wäre bis Ende Januar 2025 ein Rückgang auf 3,00 Prozent und bis 30. April 2026 ein weiterer auf 2,30 Prozent eingepreist. Berücksichtigt man, dass die EZB ab 18. September 2024 zur Schaffung eines Anreizes zur Refinanzierung der Banken bei der EZB (derzeit hoher Liquiditätsüberschuss im Bankensystem) eine Annäherung der Zinsabstände zwischen Hauptrefinanzierungssatz und Einlagenzins auf 15 Basispunkte (bisher 50 Basispunkte) vornimmt, würde dies in etwa einem Einlagenzins von 2,25 und einem Hauptrefinanzierungssatz von 2,40 Prozent bei einem Spitzenrefinanzierungssatz von 2,65 Prozent entsprechen. In den USA preisen die Märkte laut FedWatch-Tool der CME per 23. August für die Fed-Entscheidung am 18. September 2024 bereits eine Leitzinssenkung um 0,5 Prozentpunkte mit einer Wahrscheinlichkeit von 36 Prozent ein. In Summe erwarten die Märkte aktuell bis Jahresende 2024 einen Prozentpunkt an Leitzinssenkungen in den BRENNPUNKT . Makrotrends Zinssenkungen ante portas Die Terminmärkte preisen in den USA und Europa bereits spürbare Leitzinssenkungen ein, denn eine schwache Konjunktur in Europa und eine Abkühlung in den USA wirken der Teuerung entgegen. MICHAEL KORDOVSKY Credits: beigestellt/© eap.at | Gerald Mayer-Rohrmoser; Fokke Baarssen/stock.adobe.com „Langfristig gesehen würden wir den ,neutralen‘ Leitzins im Euroraum bei 1,75 bis 1,90 Prozent sehen und daher auch leicht höher als in der Vergangenheit.“ Gunter Deuber, Head of Raiffeisen Research Im Einklang mit rückläufigen Inflationsraten sollten die Leitzinsen in den kommenden Jahren deutlich sinken. 12 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2024

USA, was aber sehr ambitioniert erscheint. Für die Fed-Sitzung am 30. Juli 2025 wird schließlich ein Leitzinsniveau von 3,25 bis 3,50 Prozent oder niedriger bereits mit einer Wahrscheinlichkeit von 70,9 Prozent vorweggenommen (mit 30 August 2024 sind es 5,25 bis 5,50 Prozent). Leitzinssenkung am 12. September Kurzfristig sind die Weichen weitgehend gestellt. Dazu Gunter Deuber, Head of Raiffeisen Research, gegenüber dem GELD-Magazin: „Eine EZB-Zinssenkung am 12. September ist immer besser abgesichert. Dies gilt vor allem im Lichte der zunehmenden Klarheit, dass die Fed die Zinsen bald senken wird und in einen Zinssenkungszyklus einschwenkt. Zudem kann die EZB nicht nur auf die teils volatile Inflationsentwicklung schauen. Immerhin sind die geldpolitischen Konditionen weiter sehr restriktiv. Es gibt Sorgen, dass hier einige Effekte mit Verzögerung wirken. Insofern macht es Sinn, hier etwas am Grad der Restriktion rauszunehmen. Insofern erwarten wir uns im dritten und vierten Quartal eine EZB-Leitzinssenkung.“ Noch liegt der Dreimonats-Euribor um rund 18 Basispunkte unter dem Einlagenzins. Doch mit Abbau der Überschussliquidität ist laut Prognosedaten von Raiffeisen Research voraussichtlich ab dem ersten Quartal 2026 damit zu rechnen, dass der Dreimonats-Euribor wieder über das Niveau des Einlagenzinses steigt. Deuber zur Liquiditätssituation: „Derzeit liegt die strukturelle Überschussliquidität bei knapp über 3.000 Milliarden Euro. Bis Ende 2026 könnte hier eine Verringerung auf ca. 2.000 Milliarden Euro anstehen – falls die EZB ihre (Staats-)Anleiheportfolien abbaut, wie derzeit indiziert. Wir dürfen daher eher erst 2028 oder 2029 wieder eine gewisse Knappheit der Liquidität erreichen – wenn nicht vorher wieder liquiditätsstützende Maßnahmen gesetzt werden.“ Gewinnchancen bei österreichischen Staatsanleihen „Tendenziell sollten sich die langfristigen Renditen in Europa (deutsche Bundesanleihen) eher der Zwei-Prozent-Marke annähern, österreichische Staatsanleihen sollten mittelfristig mit einem Spread von 40 bis 50 Basispunkten zu deutschen Bundesanleihen handeln, also deutlich über zwei Prozent notieren. Die langfristigen Renditen von soliden Benchmark-Emittenten im Euroraum sollten zusammen mit dem sich verbessernden Leitzins- und Inflationsbild absinken, während gerade auch Deutschland oder Österreich davon profitieren könnten, dass das Frankreich-Risiko am Finanzmarkt auch strukturell höher gepreist wird (weniger Inflows in französische Staatsanleihen)“, erklärt Deuber. Somit bieten vor allem heimische Bundesanleihen mittelfristig Gewinnchancen. Variable Kreditzinsen sinken Auf der anderen Seite ist mit einer Normalisierung der aktuell noch inversen Zinskurve (Zinsen am langen Ende unter dem kurzfristigen Zins) zu rechnen. Dazu Deuber: „Die inversen Zinskurven bestehen wirtschaftshistorisch im aktuellen Zyklus schon recht lange. Ein Abbau der Inversion steht sicher bald an. Entweder gegen Jahresende oder im kommenden Jahr sollte sich die Inversion auflösen. Einerseits sind die Zinssenkungen miteinzurechnen, während wir mittelfristig auch mit leicht höheren Prämien für länger laufende Anleihen rechnen. Immerhin haben wir ein zunehmendes Kredit- bzw. Ratingrisiko in den USA und letztendlich ist der Treasury-Markt maßgeblich für das globale Zinsniveau.“ Somit ist bei langjährigen Fixzinsbindungen (10 bis 20 Jahre) im Vergleich mit heute bestenfalls nur mit geringfügigen Zinserleichterungen zu rechnen. Doch die variablen Kreditzinsen könnten laut Deuber mittelfristig um ca. 150 bis 200 Basispunkte sinken. Zins-Ausblick bis Ende 2026 Langfristig sieht Gunter Deuber den ,neutralen‘ Leitzins im Euroraum bei 1,75 bis1,90 Prozent (Einlagensatz/ Hauptrefinanzierungssatz) und daher auch leicht höher als in der Vergangenheit. „So eine Prognose des neutralen Zinssatzes ist natürlich abstrahiert von der konjunkturellen Situation im Jahr 2026“, so Deuber, der folgenden USAusblick zeigt: „Im September ist mit einer Leitzinssenkung zu rechnen und dann in Summe entweder mit zwei oder drei Leitzinssenkungen in 2024. Derzeit sehen wir eine Tendenz zu drei vorsichtigen Leitzinssenkungen von je 25 Basispunkten (BP) auf jedem geldpolitischen Meeting. Sollte aber die US-Konjunktur deutlicher lahmen oder die Aktienmärkte in einen Bärenmarkt hineinlaufen, dann könnte die Fed sogar im späteren Jahresverlauf 2024 in Schritten von 50 BP senken.“ Abgeleitet aus aktuellen FuturesPreisen und den Einschätzungen der geldpolitischen Entscheidungsträger der Fed – bis Ende 2026 ein US-Leitzinsniveau von 3,00 bis 3,25 Prozent denkbar. Ausgabe Nr. 4/2024 – GELD-MAGAZIN . 13 ZINSPROGNOSEN EUROZONE AKTUELL Q4 2024 Q2 2025 Q4 2025 Q2 2026 Q4 2026 Hauptrefinanzierungssatz EZB 4,25 % 3,40 % 2,90 % 2,40 % 1,90 % 1,90 % Einlagensatz EZB 3,75 % 3,25 % 2,75 % 2,25 % 1,75 % 1,75 % Euribor 3M 3,57 % 3,20 % 2,70 % 2,25 % 1,85 % 1,85 % Bundesanleihe DE 10 J 2,27 % 2,30 % 2,20 % 2,10 % 2,00 % 2,00 % Zinsswap EUR 10 J 2,55 % 2,55 % 2,45 % 2,35 % 2,25 % 2,25 % Quellen: Raiffeisen Research (Prognosen), diverse Online-Quellen; Daten per 7. August 2024

Konjunktur Österreich: Erholung verebbt Credits: beigestellt/Archiv; pixabay WIRTSCHAFT . Kurzmeldungen DIE ZAHL DES MONATS -5,3 Sorgenkind Deutschland. Die Produktion der Industrie erlebt aktuell in vielen europäischen Ländern einen Abwärtstrend. Das belegt eine Statista-Auswertung auf Basis von Eurostat-Daten. Dies trifft im Vergleich der größten europäischen Volkswirtschaften insbesondere auf Italien und Deutschland zu. Der entsprechende Index gab für Italien auf Zweijahres-Sicht um 6,3 Punkte nach, der Index für Deutschland um 5,3 Punkte. Beide Länder liegen damit unter dem Durchschnitt aller 27 EU-Länder (minus 3,8 Punkte). Das Schwächeln der deutschen Industrie hält dabei schon längere Zeit an. Die Industrieproduktion Frankeichs stagniert um die 100er-Marke. Spaniens Industrieproduktion hat um 2,4 Punkte nachgegeben. Datenexperte Matthias Janson schreibt auf Statista. com: „Für Deutschland wiegt das Schwächeln der Industrie besonders schwer: Im Jahr 2023 hatte der Industriesektor einen Anteil von 28,1 Prozent am BIP.“ Der EU-Durchschnitt liegt bei 23,7 Prozent Anteil der Industrie am BIP. UniCredit Bank Austria:Wirtschaftsausblick Unter Druck gesetzt. Zu einer Rekordstrafe in Höhe von 413 Millionen Euro wurde der internationale Online-Multi Booking.com in Spanien verurteilt. Der Grund: fortgesetzter Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung. Bereits letzten Monat sprach auch die ungarische Wettbewerbsbehörde eine Strafe aus. Die spanische Kartellbehörde CNMC wirft Booking. com vor, den Hotels in Spanien unlautere Geschäftsbedingungen auferlegt sowie den Wettbewerb mit anderen Buchungsportalen beschränkt zu haben. Markus Gratzer, Generalsekretär Österreichische Hoteliervereinigung, zieht Parallelen: „Booking.com hat in Österreich einen Marktanteil von rund 75 Prozent. Zwar emanzipieren sich die heimischen Hotels immer weiter, dennoch fühlen sich vier von zehn Hotels von den Geschäftsbedingungen der Onlinevermittler unter Druck gesetzt.“ Booking.com: Rekordstrafe Quelle: Statistik Austria, Wifo, UniCredit Research UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator BIP (real; Veränderung zum Vorjahr in %) 2019 2020 2021 2022 2023 2024 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 Verlust von Know-how. In Österreich stehen derzeit 48.270 Firmen vor einem Nachfolgeproblem. Dies entspricht 15 Prozent aller Unternehmen im Land. Betroffen sind kleine Firmen, die oft versäumen, frühzeitig Maßnahmen zur Unternehmensfortführung einzuleiten, ganz besonders in der Textil- und Bekleidungsindustrie. Diese Entwicklung zeigt eine Untersuchung von Dun & Bradstreet. Isabella Blüml, Commercial Director, betont: „Gefährdete Unternehmen müssen frühzeitig identifiziert und unterstützt werden, um Maßnahmen zur Sicherung des Fortbestands zu ergreifen und den Verlust von Arbeitsplätzen sowie von wertvollem Know-how zu verhindern.“ Unternehmensnachfolge: Schwierig Isabella Blüml, Commercial Director bei Dun & Bradstreet Flaute. Die Stimmung in der heimischen Wirtschaft hat sich zu Beginn der zweiten Jahreshälfte eingetrübt. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator sank im Juli auf minus 2,7 Punkte, die zweite Verschlechterung in Folge. Die zaghaften Signale einer Verbesserung der Konjunkturlage seit dem Jahresbeginn haben sich über den Sommer verflüchtigt. Die Aussicht auf eine baldige Erholung der heimischen Wirtschaft hat sich deutlich nach hinten verschoben“, so UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Deshalb wurde die BIP-Prognose für 2024 leicht von 0,3 auf 0,0 Prozent gesenkt. Zunächst ist also Stagnation angesagt, aber es gibt auch Hoffnungsschimmer: Für das kommende Jahr erwarten die Ökonomen eine geringfügige Aufhellung der Konjunktur, gestützt auf eine Belebung der globalen Wirtschaft infolge der weltweit relativ synchronen Lockerung der Geldpolitik. Damit sollten sich die Rahmenbedingungen für Investitionen in Österreich verbessern. 1,5 Prozent BIP-Wachstum erscheinen 2025 möglich. 14 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2024

Brandgefährlich. Leider ist diese „Berufsgattung“ nicht ausgestorben, im Gegenteil rücken sie auch im 21. Jahrhundert wieder vermehrt ins Rampenlicht der internationalen Weltbühne. Die Rede ist von Diktatoren. Aber wie gelangen sie eigentlich an die Spitze der Macht und erhalten diese (oft über viele Jahrzehnte) hinaus? Autor Frank Dikötter geht dieser Frage mit einem historischen Ansatz auf den Grund und beleuchtet die Biographien von Mussolini, Hitler, Stalin, Mao, Kim Ilsung, Ceausescu, Mengistu und Duvalie. Dabei zeigt sich schnell, dass kein Diktator einzig durch Terror und den allgegenwärtigen Schrecken seine Herrschaft festigen kann. Ein Putsch oder eine Revolte alleine reichen also nicht aus. Es geht um ausgefeilte Techniken der Macht, die es brutalen Despoten ermöglicht, ihre Völker zu verführen. Aus Zwangsherrschaft wird Zustimmung – zumindest soll dieser Eindruck nach außen und vor allem innen erweckt werden. Unermüdlich arbeiteten die Autokraten an ihrer Selbstdarstellung und suchten die Verherrlichung und Glorifizierung durch die Bevölkerung. Wesentlich dabei ist der Aufbau eines Personenkults, siehe Hitler, Stalin, Mao und andere. Aber zum Glück macht das Buch auch eines deutlich: Diktatoren sind nicht unstürzbar. Dikötter schreibt zum Untergang des Sowjet-Blocks: „Viele Beobachter waren überrascht. Man dachte, Diktatoren seien unverrückbar wie ihre Statuen. Sie hätten die Seelen ihrer Untertanen fest im Griff und bestimmten ihr Denken. Sie hätten sie durch den Personenkult mit einem Zauber belegt. Doch solch einen Zauber gab es nie. Es gab die Angst, und wenn diese verflog, brach das gesamte Konstrukt in sich zusammen.“ Das gibt Hoffnung, die man angesichts von Putin, Kim Jong-un, Xi Jinping & Co. auch bitter nötig hat. Diktator werden Frank Dikötter. Verlag: Klett-Cotta. 376 Seiten. ISBN: 978-3-608-98189-6 BUCHTIPPS . Neuerscheinungen & Pflichtlektüre Ratgeber. Es ist ja so, dass nicht jeder die Beschäftigung mit den Finanzmärkten zu seinen liebsten Hobbies zählt. Dann landet das Geld oft auf Sparbüchern, was besonders in Österreich beliebt ist, die dann aufgrund der Inflation Realverluste abwerfen. Oder man steigt bei Hypes an der Börse ein, wenn auch Boulevardmedien dazu raten – und greift manchmal in ein fallendes Messer. Soweit soll es nicht kommen. Die Finanzjournalistin und Investorin Christiane von Hardenberg erklärt in dem vorliegenden Werk die Basics, wie man mehr aus seinem Geld macht. Dabei werden Fragen beantwortet wie: Was kann ich aus 1.000 Euro machen? Wie vermittle ich meinen Kindern finanzielle Bildung? Was sind klassische Anfängerfehler an der Börse? Und wie lege ich „grün“ an? Behandelt werden die großen Blöcke „Vermögensaufbau“, „Immobilien“, „Börse“, „Unternehmertum und Beteiligungen“, „Nachhaltig Investieren“ sowie „Familie und Finanzen“. Werfen wir einen Blick in das zuletzt genannte Kapitel. Hier wird unter anderem Frauen Mut zugesprochen, sich doch mehr mit Aktieninvestments auseinanderzusetzen, hier besteht bekanntlich noch einiges Aufholpotenzial. Auch Ratschläge zum gemeinsamen Anlegen in Partnerschaften werden gegeben. Und – wir bleiben in der Familie – es wird empfohlen, ein „Kinder-Depot“ am besten gleich bei Geburt des Sprösslings anzulegen. Zehn Euro pro Monat seien dafür ausreichend. Für solche geringen Beträge bieten sich vor allem ETF-Sparpläne aufgrund der günstigen Kosten an. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Buch jetzt nicht an Börsenprofis gerichtet ist, aber vielleicht für jene, die es noch werden wollen. Denn Autorin Hardenberg schreibt durchaus fundiert und spritzig. Also eine gute Lektüre für Einsteiger. Mach mehr aus deinem Geld! Christiane von Hardenberg. Verlag: Rowohlt. 239 Seiten. ISBN: 978-3-499-01302-7 Credits: beigestellt Ausgabe Nr. 4/2024 – GELD-MAGAZIN . 15

Die Schelte kam von hoher Stelle: Mathias Cormann, Generalsekretär der OECD, warnte Österreich davor, dass sich sein Schuldenstand gemessen am BIP bis 2060 auf 171 Prozent mehr als verdoppeln könnte. Damit das nicht passiert, fordert er Strukturreformen in den Bereichen Pensionen, Pflege und Gesundheit. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie stringent eine Hochrechung über einen Zeitraum von über 35 Jahren hinaus überhaupt sein kann? Aber immerhin kommt das heimische Finanzministerium in seiner Schätzung auf eine Verschuldungsrate von 121 Prozent des BIP bis 2060: auch kein Kleingeld. Die Defizite steigen Es ist also etwas dran an der Kritik, was auch der österreichische Fiskalrat bestätigt. Er erwartet einen deutlichen Anstieg des heimischen Budgetdefizits auf 3,4 Prozent des BIP im Jahr 2024. Die budgetäre Belastung durch das hohe Niveau der Staatsausgaben setzt sich laut den Experten in den Jahren 2025 bis 2028 fort und lässt die Ausgabenquote bis zum Ende des Prognosehorizonts nur geringfügig sinken, von 53,2 Prozent des BIP 2024 auf 52,8 Prozent Ende 2028. Die Einnahmenquote erreicht heuer 49,8 Prozent des BIP und solte bis 2028 stabil bleiben. Infolgedessen ergibt sich laut Fiskalrat nur eine leichte Reduktion des Budgetdefizits, das in den Folgejahren die Drei-Prozent-Defizitgrenze der MaastrichtKriterien nicht mehr unterschreitet. Aus der Prognose ergibt sich 2024 eine deutliche Zunahme der Staatsverschuldung auf 78,5 Prozent des BIP. Bis 2028 würde die Schuldenquote auf 82,4 Prozent des BIP ansteigen. Ergo: Man müsse gegensteuern. Das GELD-Magazin hat aber in diesem Zusammenhang gefragt, ab welcher Höhe Schulden eigentlich bedenklich seien? An den „Schrauben“ drehen Christoph Badelt, Präsident des österreichischen Fiskalrates, meint, dass man nicht von einem konkreten Wert sprechen könne, ab dem Schulden kritisch werden: „Dazu gibt es unter Ökonomen keine einheitliche Meinung. Entscheidend ist allerdings, wie sehr es der Schuldenstand inklusive Zinszahlungen einem Staat erlaubt, seinen budgetpolitischen Handlungsspielraum aufrechtzuhalten. Weiters wichtig ist, wie die Finanzmärkte die Verschuldungssituation eines Staates einschätzen“, sagt der Ökonom. Die in den Maastricht-Kriterien festgeschriebenen Bestimmungen bezeichnet er als pragmatisch zustande gekommen. Aber wie „brenzlig“ ist nun die Schuldensituation in Österreich? Badelt: „Österreich wird als vertrauenswürdiger Schuldner eingestuft und steht natürlich nicht vor dem Bankrott. In der Rangordnung der EU-Schuldenbelastung hat sich unser Land allerdings verschlechtert, und es sieht so aus, als würde unsere Verschuldung weiter steigen. Ich meine daher: Österreich muss sein Budget konsolidieren.“ Wie das geschehen soll, muss die Politik entscheiden. Badelt: „Man kann an der Einnahmen- und der Ausgabenseite schrauben. Bei den Einnahmen ist anzumerken, dass Österreich bereits eine relativ hohe Abgabenquote aufweist. Allein die Ausgaben zu reduzieren, wird aber nicht ausreichen. Deshalb hat der Fiskalrat auch der Politik den eindeutigen Ratschlag erteilt, beide Seiten genau zu evaluieren – Ausgaben und Einnahmen.“ Aber müssen wir uns im Zuge steigender Sozialausgaben (alternde BevölkeWIRTSCHAFT . Budgetpolitik Was kost‘ die Welt? Reise nach Maastricht Die EU-Mitgliedstaaten haben sich bereits am 7. Februar 1992 zur Einhaltung der EU-Konvergenzkriterien (Maastricht-Kriterien) verpflichtet. Demnach darf das Budgetdefizit der einzelnen Staaten nicht mehr als drei Prozent ihres BIPs betragen; weiters darf der öffentliche Schuldenstand 60 Prozent des BIPs nicht übersteigen. Und die Inflationsrate darf maximal 1,5 Prozent über jener der drei preisstabilsten Mitgliedstaaten des Vorjahres liegen. Wobei die Kommission bei Nichteinhaltung der Kriterien ein Vertragsverletzungsverfahren einleiten kann. Kritik Unwidersprochen blieb das aber nie: Die Kriterien seien willkürlich gesetzt und würden den Volkswirtschaften ein zu enges Korsett umschnüren. Es würde eine wachstums- und beschäftigungsschwächende Politik aufgezwungen. Überbordende staatliche Defizite gefährden den Handlungsspielraum des öffentlichen Haushaltes, gerade Österreich ist hier zuletzt in die Kritik geraten. Aber es gibt auch ganz andere „Schuldenkaiser“. HARALD KOLERUS Credits: bereitgestellt/Archiv; ReaverCrest/stock.adobe.com 16 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2024 „Österreich muss sein Budget konsolidieren.“ Christoph Badelt, Präsident des österreichischen Fiskalrates

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