GELD-Magazin, Nr. 3/2024

Österreichische Post AG | MZ 03Z035262 M | 4profit Verlag GmbH, Rotenturmstraße 19/1/29 B, 1010 Wien | Ausgabe Nr. 3/2024 | 6,90 Euro Finanzpolitik + Volkswirtschaft + Länder- und Branchenanalysen + Banking + Investmentfonds + Aktien + Immobilien + Rohstoffe + Blockchain + Alternative Investments + Versicherungen DAS MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, POLITIK & INVESTMENTPRODUKTE Bitcoin & Co Immer mehr Institutionelle kaufen Kryptowährungen. Wohin das den Kurs von Bitcoin treiben wird. Technologie-Boom Rund um das Thema KI legen die Kurse gewaltig zu. Mit welchen Investments Sie daran profitieren. AUSBLICK AUF DAS 2. HALBJAHR 2024: + FONDSTABELLE 6.700 Investmentfonds im Härtetest! Hier die allerbesten Aktien- und Anleihenfonds. ab Seite 48 Gute Chancen! Sinkende Zinsen und eine Erholung der Wirtschaft lassen Anleihen- und Aktienkurse steigen. Lesen Sie, welche Märkte und Branchen in Zukunft die größten Erfolge versprechen. Smarte Anleihen Die Zinsen sinken, die Notierungen der Fixverzinsten steigen. Mit diesen Fonds liegen Sie nun goldrichtig.

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Ausgabe Nr. 3/2024 – GELD-MAGAZIN . 3 Die Geduld der Anleger hinsichtlich Inflations- und Zinsrückgang wird weiterhin auf die Probe gestellt. Zwar senkte die EZB am 6. Juni die Leitzinsen um 0,25 Prozent und die Schweiz folgte am 20 Juni nach, doch vielfach warten die Notenbanken in wichtigen Märkten – wie USA oder UK – noch ab. Analog dazu reduzierten sich nach und nach die Erwartungen. Die Börsen korrigieren folglich nach unten. Ebenso drücken die Regierungskrise in Frankreich, der Handelsstreit der EU mit China (Stichwort: möglicherweise neue Strafzölle) und das wiederaufkeimende Thema der hohen Staatsschulden auf die Kurse. Voraussichtlich werden sowohl Anleihen- wie auch Aktienmärkte bis in den Herbst hinein volatil bleiben. Bis dahin wirft zusätzlich die Präsidentschaftswahl in den USA ihre Schatten voraus (s. Seite 8). Positiv sind hingegen die trotz des belastenden Umfeldes steigenden Unternehmensgewinne und Konjunkturerwartungen zu sehen, die einen Absturz verhindern sollten. Unter diesen Gesichtspunkten betrachten wir – wie üblich zur Jahresmitte – die aktuellen Entwicklungen in den wichtigsten Märkten und Branchen und liefern Ihnen ab Seite 30 einen Marktausblick auf das zweite Halbjahr. Zum wichtigen Evergreen-Thema „Nachhaltigkeit und Impact-Investing“ finden Sie ab Seite 26 einen Abriss der Vorträge unseres Investor Congresses vom 12. Juni. Auch Investment-Tipps für Anleihen kommen in dieser Ausgabe nicht zu kurz – ab Seite 44 finden Sie dazu aktuelle Empfehlungen. Infolge des nachgebenden Zinsniveaus werden Sie mit ausgewählten Anleihen(fonds) in den kommenden Monaten (und Jahren) bestimmt Ihre Freude haben. Als Ergänzung der Märkte- und Branchen-Ausblicke finden Sie in dieser Ausgabe des GELD-Magazins ab Seite 48 eine umfangreiche Tabelle mit den besten Aktien- und Anleihenfonds (inkl. ETFs), die Ihnen die Wahl für neue Investments bzw. die Überprüfung Ihrer bestehenden Anlagen auf deren Erfolg erleichtern soll. Durch die akribische Aufschlüsselung des Fondsuniversums in zahllose Kategorien (auch spezielle Themeninvestments) können Sie jegliche Anlagewünsche exakt und professionell umsetzen. Viel Erfolg! Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin Selektion ist gefragt editorial impressum MEDIENEIGENTÜMER UND HERAUSGEBER 4profit Verlag GmbH · MEDIENEIGENTÜMER-, HERAUSGEBER- UND REDAKTIONSADRESSE Rotenturmstraße 19/1/29B, 1010 Wien · T: +43/676/570 95 10 · E: [email protected] · GESCHÄFTSFÜHRUNG Snezana Jovic, Mario Franzin · CHEFREDAKTEUR Mario Franzin REDAKTION Mario Franzin, Mag. Harald Kolerus, Michael Kordovsky, Wolfgang Regner, Moritz Schuh MSc, Mag. Christian Sec · LEKTORAT Mag. Rudolf Preyer · GRAFISCHE LEITUNG Noura El-Kordy · COVERFOTO Nomi/stock.adobe.com · DATENANBIETER Lipper Thomson Reuters*, Morningstar · VERLAGSLEITUNG Snezana Jovic · BACKOFFICE & ONLINE REDAKTION Ivana Jovic · MARKETING & ANZEIGENVERKAUF Anita Tenic · IT-MANAGEMENT Oliver Uhlir · DRUCK Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Str. 80 · VERTRIEB PGV Austria, 5412 Puch, Urstein Süd 13. www.geld-magazin.at ABO-HOTLINE: +43/699/1922 0326 · [email protected] * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performancewerte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen. FOTO: ivanashoots.com

BRENNPUNKT 06 Kurzmeldungen Energiewende: Die größten Risken + Es grünt so grün: Biodiversität. 08 US-Wahlen Unter Donald Trump würde eine stärker protektionistische Politik drohen. 12 Europäische Union Die EU fällt bei vielen Wirtschaftsindikatoren zurück. Ein umstrittener Ausweg wäre noch mehr Integration. WIRTSCHAFT 14 Kurzmeldungen Firmenpleiten: 18 Insolvenzen pro Tag + Konjunktur: Nur langsame Erholung. BANKING 16 Kurzmeldungen Analyse: Fed tappt im Dunkeln + EZB: Zinswende endlich eingeleitet. 18 Privatbanken Top-Profis aus renommierten Häusern verraten ihre Anlage-Favoriten. MÄRKTE & FONDS 24 Kurzmeldungen Asset Allocation: Die Renditekaiser + Gesundheitsbranche: Erfreuliche Diagnose. 26 Institutional Investors Congress Rendite mit Nachhaltigkeit - Experten erklären, wie es funktioniert. 30 Trend:Technologie KI dominiert weiterhin, aber auch Bereiche wie Cyber-Security oder Cloud-Lösungen sind einen Blick wert. 34 Trend: Demografie Die Weltbevölkerung wird älter und wohlhabender, davon lässt sich profitieren. 38 Trend: Gesundheit Neue Medikamente und Wirkstoffe für ein gesundes Portfolio. 42 Trend: Kryptoassets Neue Dynamik erfasst den Markt, es ist von historischen Wegmarken die Rede. 44 Trend: Anleihen Fixverzinste sind wieder attraktiv! Sinkende Zinsen lassen die Kurse weiter steigen. 48 Der große Fonds-Überblick Auf neun Seiten präsentiert das GELD- Magazin die besten Aktien- und Anleihenfonds aus ihrer Kategorie. 58 Rohstoff-Radar Erdöl: Entspannung + Gold: Gipfelstürmer + Silber: Zunehmend emanzipiert + Kupfer: Öko-Gewinner. AKTIEN 60 Kurzmeldungen Lenzing & Rosenbauer: Neue Kernaktionäre + S Immo: Squeeze-out angekündigt. Ausgabe Nr. 3/2024 inhalt Trends 2024 Von Technologie bis zu Anleihen: Chancen, die man nicht verpassen sollte. ab Seite 30 Credits: Nikkikii & Picza Booth & Nomi/stock.adobe.com 4 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2024

62 Weltbörsen Europa: „Hawkishe“ Zinssenkung + USA: Gewaltige Dimensionen + Japan: Strukturelle Veränderungen eröffnen Chancen. 64 Anlagetipps LVMH: Luxus geht immer + Home Depot: Do-it-yourself + Synopsys: KI-Gewinner. 66 Börse Deutschland Der DAX befindet sich im Korrekturmodus. Welche Aktien man sich jetzt wieder günstig schnappen sollte. 68 Börse Wien Institutionelle Investoren nützen die unsichere Marktlage: Große Aktienpakete wechseln ihre Besitzer. IMMOBILIEN 72 Kurzmeldungen Wohnkredite: Nachfrage zieht wieder an + Mietpreise: Satte Steigerung. 74 Leerstandsabgabe Unvermieteten Zweitwohnungen kann es schon bald „an den Kragen“ gehen. BLOCKCHAIN 76 Kurzmeldungen Robinhood: Onlinebroker kauft Kryptobörse + Wisconsin: Pensionsfonds kauft Bitcoin. VERSICHERUNG & VORSORGE 78 Kurzmeldungen Heimische Versicherungen: Solide Bilanz + Unwetter: Empfindliche Schäden. 79 FLV-Listing Der monatliche Überblick zu Fondsgebundenen Lebensversicherungen. 80 Altersvorsorge Oft fehlt es an konkretem Finanzwissen, um sich für die „späteren Jahre“ zu wappnen. Eine neue Studie gibt Aufschluss. 82 Buchtipps Michael E. Mann: Moment der Entscheidung + Muriel Assenburg: Palästina und die Palästinenser. INFORMATION PUR Die besten Aktien- und Anleihenfonds im großen GELD-Magazin-Vergleich. Seite 48 Wie ein Fisch im Wasser Experten sagen Bitcoin & Co. eine bemerkenswerte Zukunft voraus. Seite 42 Ausgabe Nr. 3/2024 – GELD-MAGAZIN . 5

BRENNPUNKT . Kurzmeldungen Credits: Martijn Mureau; Tada Images & Manvendra/stock.adobe.com; bieigestellt; pixabay Betriebskennzahlen Häufig manipuliert! Schwindlerei. Das Gros der Unternehmen setzt auf Schlüsselkennzahlen, Key Performance Indicators (KPIs) genannt, als betriebswirtschaftliches Steuerungsinstrument. Die Zahlen geben neutral und unbestechlich die Leistungsfähigkeit der einzelnen Abteilungen und des gesamten Betriebes wider – so die Theorie. Doch in Wirklichkeit sind KPIs in vielen Firmen mehr oder minder manipuliert, hat Jane Enny van Lambalgen, CEO der Managementfirma Planet Industrial Excellence, bei zahlreichen Beratungsprojekten festgestellt. Die Expertin warnt: „Manipulierte Phantomzahlen in Excel können über Jahre hinweg ein florierendes Unternehmen vorgaukeln, das in Wahrheit kurz vor der Insolvenz steht.“ Es habe sich eine KPI-Gläubigkeit herausgebildet, die manchmal an Naivität grenze. 6 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2024 Niederlande führt. Angesichts der negativen Nachhaltigkeitsbilanz früherer Großereignisse wie der WM 2022 in Katar wird nun bei der Fußball-EM 2024 verstärkt auf ESG-Maßnahmen gesetzt. Zentrales Ziel ist die CO2-Neutralität des Turniers, die durch Ausgleichsmaßnahmen und neue Standards bei der Veranstaltung selbst erreicht werden solle. Dazu wird zum Beispiel das 4R-Prinzip (reduce, reuse, recycle, recover) der UEFA eingeführt, sowie vegane und vegetarische Speisen aus regionalen Bio-Lebensmitteln in den Stadien angeboten. Das Öko-Institut schätzt die CO2-Emissionen der EM auf ca. 490.000 Tonnen, wobei 71,5 Prozent durch Verkehr verursacht werden. Abseits davon: In der „ESGEM“ von Metzler konnten sich bereits die Niederlande mit 2:1 gegen die Schweiz im Finale durchsetzen. Insofern lohnt es sich, einen genaueren Blick auf den Länderindex, den MSCI Netherlands zu werfen. Die Unternehmen in dem Index und ihre ESG-Profile bilden die Grundlage der guten Leistung. Relevant für die Berechnung ist der jeweilige gewichtete Durchschnittswert für das MSCI ESG-Rating und die durchschnittliche CO2-Intensität der Unternehmen im Index. Fußball: Nachhaltigkeit gewinnt EU steigt auf die Bremse. Ob das gutgeht? Die Europäische Union hat angekündigt, Einfuhrzölle von bis zu 38 Prozent auf BEVs (Battery Electric Vehicles) aus China zu erheben. Eine Analyse von Raiffeisen Research behandelt das Thema: „In einer ersten Reaktion scheinen die Zölle zu gering ausgefallen zu sein, um Exporte aus China maßgeblich hindern zu können.“ Und es könnte auch eine „Retourkutsche“ drohen: Der Fokus Pekings liegt nun angesichts möglicher Vergeltungsmaßnahmen auf den deutschen OEMs (Original Equipment Manufacturer, also Erstausrüster). Im Automobilbereich sind hier zumeist Audi, BMW, Opel und Porsche gemeint. E-Autos: China im Visier DIE ZAHL DES MONATS 20 Prozent Streitthema. In der österreichischen Bundesregierung hat das Renaturierungsgesetz zu einer veritablen Regierungskrise geführt. Aber an eine solche ist der gelernte Österreicher ohnedies gewöhnt. Jedenfalls hat der Umweltrat der Europäischen Union das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur im Juni verabschiedet. Es ist ein wesentlicher Teil des European Green Deals und soll die EUMitgliedstaaten dazu verpflichten, bis 2030 mindestens 20 Prozent der intensiv genutzten Land- und Meeresgebiete der EU zu renaturieren. Martin Kaiser, geschäftsführender Vorstand von Greenpeace Deutschland, begrüßt den Erlass und drängt auf eine schnelle nationale Umsetzung: „Das Gesetz schafft einen Rahmen, um zerstörte und geschädigte Auenlandschaften, Agrarflächen, Wälder und Moore wieder ökologisch aufzuwerten, bevor die Klima- und Naturkrise völlig außer Kontrolle gerät. Die EU geht damit einen wichtigen Schritt zur Umsetzung des Weltnaturabkommens von Montreal, das bis 2030 den Verlust der Artenvielfalt stoppen soll.“

Im Konzert der Großen. Die Wahlen in Indien sind geschlagen und die ökonomischen Aussichten des Landes fallen nach wie vor robust aus. Der Subkontinent verfügt über eine sehr starke Konjunkturentwicklung, die von der Binnenwirtschaft getragen wird und der Haushaltskonsolidierung verpflichtet ist. Der Internationale Währungsfonds prognostiziert für die nächsten fünf Jahre eine reale Wachstumsrate von 6,1 Prozent, was Indien zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt machen würde. Auch für Investoren sieht die Lage laut den Profis von Amundi gut aus: „Wir sind – abgesehen von der kurzfristigen Volatilität – positiv gegenüber indischen Vermögenswerten gestimmt, was auf das Wirtschaftswachstum, die makroökonomische Stabilität und die starke Inlandsnachfrage zurückzuführen ist.“ Industrieunternehmen, Investitionsgüter, das Baugewerbe und andere verarbeitungsorientierte Branchen sind bisher die Hauptnutznießer des von der Regierung vorangetriebenen Investitionsschubs. Indien: Bald drittgrößte Volkswirtschaft Gesunde Speisen am Vormarsch. Konsumentinnen und Konsumenten sind sich der Umweltauswirkungen ihres Ernährungsverhaltens heute mehr denn je bewusst. Aus einer Studie des Marine Stewardship Council geht hervor, dass fast die Hälfte der Österreicher ihre Essgewohnheiten mit Rücksicht auf die Umwelt in den vergangenen zwei Jahren verändert hat. Den größten Umbruch am Speiseplan gab es beim Verzehr von rotem Fleisch wie Rind- oder Lammfleisch: 43 Prozent der in Österreich Befragten haben hier ihren Konsum in den letzten zwei Jahren reduziert. Größter Gewinner der Entwicklung ist Gemüse: 42 Prozent essen heute mehr Gemüse als noch vor zwei Jahren. Mahlzeit! Ernährung: Schnitzel ade? Ausgabe Nr. 3/2024 – GELD-MAGAZIN . 7 Beunruhigt. Eine Studie von PwC, für die 20.000 Verbraucher aus 31 Ländern befragt wurden, zeichnet ein zwiespältiges Stimmungsbild für Künstliche Intelligenz (KI): 80 Prozent der Konsumenten sorgen sich über die künftigen Entwicklungen von generativer KI. Doch gleichzeitig steigt die Nutzung: 55 Prozent geben an, KI bei der Zusammenstellung von Produktinformationen zu vertrauen, und 50 Prozent lassen sich von KI Produkte empfehlen. „Unternehmen müssen am Ball bleiben und fortschreitende Technologien wie generative KI in ihre Prozesse inkludieren – allerdings müssen dabei die Sorgen der Konsumenten berücksichtigt und ihr Vertrauen in KIgestützte Tools gestärkt werden“, so Rudolf Krickl, CEO von PwC Österreich. Künstliche Intelligenz: Sorgenfalten Rudolf Krickl, CEO, PwC Österreich Bitte sparen. Das Budgetdefizit Österreichs soll heuer wahrscheinlich bei 3,4 Prozent des BIP und damit deutlich über der Maastricht-Grenze liegen. Auch mittelfristig wird dieses Ziel durch anhaltend hohe Budgetdefizite und eine stetig steigende Staatsschuldenquote verfehlt werden. Bis 2028 ist von einer Überschreitung der Defizitobergrenze von drei Prozent des BIP auszugehen. Das berichtet der Fiskalrat Austria. Eine Budgetkonsolidierung sei demnach unerlässlich, um fiskalpolitischen Handlungsspielraum zurückzugewinnen und die Krisenresilienz des öffentlichen Haushalts wieder herzustellen. Zusätzlich bestehen erhebliche Budgetrisiken durch Klimawandel und die demografische Entwicklung, aber auch durch potenzielle und zum Teil bereits geplante „Wahlzuckerl“ im Vorfeld der Nationalratswahl. Zusätzlich belasten weiterhin bestehende Teuerungs-Entlastungsmaßnahmen (2024: 3,7 Mrd. Euro), Steuersenkungen im Rahmen der ökosozialen Steuerreform (2024: 1,8 Mrd. Euro) und ein Anstieg der Zinsausgaben (2024: 1,4 Mrd. Euro) den öffentlichen Haushalt. Vor diesem Hintergrund „brauchen wir mehr Budgetdisziplin, die insbesondere von der nächsten Bundesregierung wieder aktiv und konsequent gelebt werden muss“, erklärt Christoph Badelt, Präsident des Fiskalrates. Ob diese mahnenden Worte auf Gehör stoßen, bleibt allerdings fraglich. Österreich: Land der Schulden

Der Countdown läuft: Am 5. November zieht ein neuer (bzw. alter) Präsident ins Weiße Haus ein. Die meisten Europäer wünschen sich wohl, dass Biden das Rennen machen wird, die Furcht vor einer Rückkehr Trumps ist groß. Aber was unterscheidet die beiden Herausforderer wirklich, vor allem wenn man an die geopolitischen und weltwirtschaftlichen Konsequenzen denkt? Populismus extrem Gerhard Winzer, Chefökonom der Erste Asset Management, sagt im Gespräch mit dem GELD-Magazin: „Einen klareren Vertreter des bestehenden Systems als Biden gibt es wohl nicht. Im Gegensatz dazu ist Trump der unorthodoxe Herausforderer. Populistischer als Biden stellt Trump sogar die Erkenntnisse der Aufklärung, die Gewaltenteilung und die Wissenschaft in Frage. Den Trumpismus möchte ich als unilateralen Populismus bezeichnen, Stichwort: America First.“ Winzer will das Match zwischen den beiden Kandidaten aber nicht in eine Schwarz-Weiß-Kategorie einteilen: „Die USA gehen auch jetzt einen unilateralen Weg, aber unter Trump wäre er deutlich stärker ausgeprägt.“ Als Folge hätte das die Schwächung aller internationalen Allianzen – wie Wahl fatal Nicht nur böse Zungen behaupten: Mit derart angeschlagenen Präsidentschaftskandidaten waren die USA noch nicht konfrontiert. Welche Folgen hätten die Wahl Bidens oder Trumps für die Welt und Europa? HARALD KOLERUS Credit: CNN Politics Dunkel- und hellblau ist hier der Vorsprung der Demokraten eingezeichnet. Das gleiche gilt in den Rotschattierungen für die Republikaner. Angegeben sind auch die Wahlmänner der Bundesstaaten. BRENNPUNKT . US-Wahlen 8 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2024 MT 4 WA 12 ND 3 SD 3 WY 3 ID 4 CA 54 UT 6 NE 5 KS 6 IA 6 MO 10 IL 19 OK 7 TX 40 AK 3 AR 6 LA 8 IN 11 OH 17 WV 4 KY 8 TN 11 MS 6 AL 9 SC 9 NY 28 ME 4 OR 8 MN 10 WI 10 MI 15 PA 19 VA 13 NC 16 GA 16 FL 30 CO 10 NM 5 NV 6 AZ 11 Solide Gering Solide Gering Unentschieden

Kursentwicklung USA-Aktien 1980-2024 Politische Börsen haben (zumeist) kurze Beine. Wie die Grafik vor Augen führt, bringt weder eine demokratische noch eine republikanische Präsidentschaft eindeutige Vorteile für die Aktienentwicklung an der Wall Street. Rekorde zu US-Wahlen Mit 42 Jahren war Theodore „Teddy“ Roosevelt Jr. bei Amtseinführung (1901) der bisher jüngste US-Präsident. John F. Kennedy war bei seinem Antritt 1961 ein Jahr älter. Joe Biden wurde 2021 mit stolzen 78 Jahren der älteste Präsident der Vereinigten Staaten. Der am längsten dienende Präsident war mit einer Amtsdauer von mehr als zwölf Jahren Franklin D. Roosevelt (1933-1945). Erst nach seinem Tod wurde eine dritte Amtsperiode ausgeschlossen. Hingegen war William Henry Harrison nur ein Monat Präsident (1841). Er verstarb angeblich an den Folgen einer Lungenentzündung, die er sich bei der längsten Antrittsrede der US-Geschichte zugezogen haben soll. Kennedy war der erste und bis zum Antritt Bidens der einzige Präsident römisch-katholischer Konfession. JFK hält noch einen weiteren Rekord: Er war der erste amerikanische Präsident, der im 20. Jahrhundert geboren wurde. Ronald Reagan wird in schöner Regelmäßigkeit in Umfragen un- ter US-Bürgern als bester Präsi- dent aller Zeiten bezeichnet. Der schlechteste Präsident ist laut Historikern und Politologen (Analyse aus 2023) Donald Trump. UNO, NATO und mit der EU. Die „TrumpOnomics“ würden höhere Importzölle, vor allem gegenüber China bedeuten, möglicherweise wären aber auch andere Staaten betroffen, Europa nicht ausgeschlossen. Der Protektionismus unter Trump würde also ansteigen, was wiederum mit einer Fragmentierung der Weltwirtschaft und stärkerer Deglobalisierung einherginge. Winzer: „Ein Wahlversprechen Trumps ist es auch, die Zuwanderung einzudämmen und illegale Einwanderer abzuschieben. Weiters strebt er an, die Subventionen für die Bekämpfung des Klimawandels zu streichen, Deregulierung voranzutreiben und permanente Steuersenkungen durchzuführen.“ Weniger Wachstum, mehr Rüstung Wechseln wir zur Geopolitik: Ein von Trump (praktisch schon versprochener) Handelskrieg würde für die Jahre 2025 bis 2028 einen kumulierten Verlust von vier Prozent bezogen auf das BIP von 2023 in den USA, zehn Prozent in China und drei Prozent in Europa bedeuten. (Prognose laut Roland Berger basierend auf einem Modell von Oxford Economics.) Trump-Onomics würden wiederum laut Winzer alles in allem zu weniger Wirtschaftswachstum und höheren Teuerungsraten führen: „Inflationär wäre auch die Politik Bidens, aber in geringerem Ausmaß. Somit wäre das Umfeld für Anleihen unter Trump schlechter, denn Inflation ist der Hauptfeind von Bonds. Und Steuersenkungen führen zu einem höheren staatlichen Defizit, ob es unter Trump oder Biden höher ausfallen würde, wage ich aber nicht einzuschätzen.“ Und was hat die EU zu erwarten? Wenn Trump das Rennen macht, wäre die wichtigste Folge für Europa die Schwächung der NATO. Winzer: „Aber unabhängig vom Wahlausgang ist jetzt schon klar: Die Rüstungsausgaben werden auch innerhalb Europas steigen. Gewinnt Trump, wäre dieser Trend noch offensichtlicher und stärker ausgeprägt als bei einem Sieg Bidens. Es handelt sich aber um einen graduellen Unterschied. Jedenfalls: Der Megatrend zu Aufrüstung hat gerade erst begonnen, ob ein verantwortungsvoller Investor in diesem Bereich veranlagen will, bleibt natürlich ihm selbst überlassen.“ Zur Verdeutlichung: Die globalen Militärausgaben sind von 2013 bis 2023 von 1.748 auf satte 2.443 Milliarden Dollar angestiegen. Das Rennen an der Börse Aber abgesehen vom Rüstungskomplex, welchen Einfluss hätte eine Wahl Bidens/Trumps für Anleger? Rein historisch gesehen (siehe Chart unten) macht es keinen großen Unterschied, ob gerade Republikaner oder Demokraten am Ruder sind. Auf SektorenQuelle: Bloomberg, Stand 29.02.2024 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022 2024 64 128 256 512 1.024 2.048 4.096 8.192 Demokratische Partei Republikanische Partei US-Aktien (logarithmisch; MSCI USA) Ausgabe Nr. 3/2024 – GELD-MAGAZIN . 9

„Atomwaffen? Wenn wir sie besitzen, warum benutzen wir sie nicht?“ Donald Trump in einer internen Besprechung im Jahr 2016 (laut dem Sender NSNBC) „Es ist schwer, mit diesem Clown auf den Punkt zu kommen.“ Joe Biden in einer TVKonfrontation mit Trump Credits: Gage Skidmore; NASA/Bill Ingalls 10 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2024 ebene gilt Folgendes: Dass Trump, wie erwähnt, die Bekämpfung des Klimawandels nicht mehr forcieren will, verurteilt die ESGBranche wohl nicht zum Untergang. Schauplatz Texas: Im strikt republikanischen Bundesstaat sind bereits heute 23 Gigawatt an Solarenergie installiert, was für rund 2,6 Millionen Haushalte ausreicht. Bis 2030 sollen nochmals 41 Gigawatt hinzukommen. Es wird sich weisen, ob Trump das Rad der Zeit zurückdrehen kann. Aktien: USA gegen Europa Allgemeiner gilt für die Wall Street: US-Unternehmen sind bereits „üppig“ bewertet, wie es Ronald Temple, Chef-Marktstratege bei Lazard, ausdrückt: „Eine Prämie auf USTitel ist mit Blick auf den Return on Equity durchaus angemessen. Dennoch sind die Bewertungsaufschläge in ihrer derzeitigen Höhe meiner Meinung nach nicht gerechtfertigt.“ Wobei vor allem die amerikanischen Technologie-Riesen die Bewertung der Wall Street nach oben verzerren. Der Experte hält eine gewisse Umorientierung von den „Glorreichen Sieben“ hin zu den „Fabulous Five“ für möglich (Novo Nordisk, LVMH, ASML, Nestlé und L‘Oréal). Die Rallye dieser fünf Top-Titel könne aber nur dann weiter funktionieren, wenn deren Produkte für ihre Geschäftskunden nachweisbar Mehrwert schafften: „Bleibt jedoch der Return on Investment aus, dann wird deren Momentum einen erheblichen Dämpfer abbekommen“, so Temple. Insgesamt sollten sich Anleger deshalb vom kapitalisierungsgewichteten Index wegbewegen, hin zu Small- und Mid-Caps. Fazit: Weniger USBlue Chips und mehr (europäische) kleinere Unternehmen könnten dem Portfolio guttun. Eine Lehre, die man sich ganz unabhängig vom Wahlausgang merken kann. Aktuelle Umfrage:Trump um eine Nasenlänge voraus Der Vorsprung Trumps gegenüber Biden ist auf nationaler Ebene knapp. Entscheiden wird ohnedies, wer sich wichtige Swing States holt. BRENNPUNKT . US-Wahlen Quelle: www.amerikaswahl.de 48,1% Biden 51,9% Trump Joe Bidens magere Beliebtheit Eines ist klar: Die Popularität des amtierenden Präsidenten ist mehr als dürftig. Hier spielt natürlich das „klapprige“ Auftreten Joe Bidens eine wesentliche Rolle, und an dem wird sich bis zur Wahl am 5. November wohl -nichts ändern. Quelle: FiveThirtyEight (CC-BY-4.0) 2023 2022 2021 12. Juni 2024 30% 40% 50% 60% Unzufrieden 56,5% Zufrieden 38,0%

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Magere 0,8 Prozent soll die Eurozone im heurigen Jahr wachsen, die EU-27 um auch nicht gerade berauschende ein Prozent. Da kann man schon etwas neidisch über den großen Teich blicken: Für die Vereinigten Staaten werden 2024 immerhin 2,5 Prozent BIP-Anstieg erwartet. Von China ganz zu schweigen: 4,9 Prozent werden dem „roten Riesen“ vorhergesagt. Nur eine Momentaufnahme? Leider nein. Auch sehr langfristig betrachtet, fällt Europa bei den Wachstumszahlen hinter die USA zurück. Und gegenüber China erreicht das EU-Handelsbilanzdefizit zunehmend bedrohliche Dimensionen: 292 Milliarden Euro waren es 2023. Wie soll der ‚Alte Kontinent‘ nun reagieren, um nicht vollends unter die Räder zu geraten? Mehr Integration Das GELD-Magazin sprach zum brisanten Thema mit Atanas Pekanov, er war in Bulgarien Minister für EU-Förderungen, ist seit 2017 Ökonom am WIFO und dort Chef der EU-Themenplattform. Der Experte zieht zunächst zu den Erfolgen des europäischen Projekts Bilanz: „Die EU hat in den vergangenen Jahrzehnten für sehr viel Wirtschaftswachstum gesorgt, vor allem der Binnenmarkt erwies sich als Haupttreiber. Es kam zu mehr wirtschaftlicher Integration und Handel, besonders bei Gütern, der Servicebereich ist noch ausbaubar. Weiters hat sich der Euro zur zweitwichtigsten Weltwährung entwickelt und in vielen Regionen die Konvergenz zu den mittleren Einkommen erreicht.“ Allerdings sieht der Fachmann mittlerweile eine große Wachstumsdifferenz zu den USA: „1993 lagen die Vereinigten Staaten und die EU bei der Größe der Wirtschaft pro Einwohner gemessen gleichauf. In der Zwischenzeit sind, jeweils pro Kopf, die USA um 60 Prozent gewachsen, die EU um nur 40 Prozent.“ Das sei nicht nur auf einen Faktor zurückzuführen, aber mehr Integration wäre laut Pekanov und vielen anderen Ökonomen notwendig. Vor allem im Bereich der Infrastruktur für Telekommunikation, Verkehr, Transport und Energie wäre ein größeres Budget notwendig. Pekanov: „Ich unterstreiche, dass die EU unbedingt mehr Integration benötigt. Es sollte auf EUEbene erfüllt werden, was national nur schwer umzusetzen ist. Das betrifft zum Beispiel die Energiebeschaffung, aber auch Forschung, Innovation und Entwicklung. In den USA wird dieser Bereich föderal behandelt.“ Wo bleiben die Superstars? Abgesehen von diesem Top-Down-Ansatz drängt sich natürlich die Frage auf, warum gibt es eigentlich kein europäisches Amazon, Google, Facebook oder ähnliches? Also keine weltweit führenden Technologie-Firmen? Pekanov darauf: „Diese Frage lässt sich nicht so einfach beantworten, aber wenn in Europa Start-ups einen größeren einheitlichen Markt hätten, könnten sie auch mehr erreichen. Hier haben es die USA oder China natürlich leichter.“ Auch hier würde das BRENNPUNKT . Europäische Union Sein oder nicht sein? Die EU gerät bei vielen wirtschaftlichen Indikatoren zusehends ins Hintertreffen. Werden wir zwischen den USA und dem aufstrebenden China aufgerieben? Lösungsansätze werden kontroversiell diskutiert. HARALD KOLERUS Credits: Alexander Müller; Michael/stock.adobe.com DIE GRÖSSTEN UNTERNEHMEN GLOBAL – EUROPA SCHMIERT AB RANG UNTERNEHMEN LAND UMSATZ 2022 BRANCHE 1. Walmart USA 611,2 Mrd.$ Handel 2. Saudi Aramco Saudi Arabien 603,7 Mrd.$ Öl und Gas 3. State Grid Volksrepublik China 530,0 Mrd.$ Versorger 4. Amazon.com USA 514,0 Mrd.$ Internethandel 5. China National Petroleum Volksrepublik China 483,0 Mrd.$ Öl und Gas … 15. Volkswagen Deutschland 293,7 Mrd.$ Automobile Quelle: Fortune „Die EU benötigt unbedingt mehr Integration.“ Atanas Pekanov, WIFO, ehemaliger Minister für EUFörderungen, Bulgarien 12 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2024

Über der EU ziehen dunkle Wolken auf – und das nicht erst seit der letzten Wahl. Zauberwort für die EU lauten: Mehr Integration. Oder vielleicht doch nicht? Denn der genau umgekehrte Ansatz sieht weniger Integration im politischen Sinne vor – er lehnt also das Schlagwort der ‚Vereinigten Staaten von Europa ab‘. Stattdessen sollte sich die EU auf ihre wirtschaftlichen Kompetenzen konzentrieren, Bürokratie abbauen und den Einfluss Brüssels reduzieren, anstatt ihn zu stärken. Eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik soll zurücktreten, weil diese ohnedies schwer zu verwirklichen sei. Das ist sozusagen der nationalstaatliche Ansatz, der die supranationale Idee ersetzen soll. Aber wird das ausreichen, um im Wettbewerb gegen die USA, China und auch Indien zu bestehen? Das ist fraglich, obwohl die geschlagenen EU-Wahlen den stärker national orientierten Parteien eindeutige Zuwächse beschert haben. Das Volk als Souverän Wie sind nun die Wahlergebnisse zu interpretieren? Der Erfolg rechter Parteien war in diesem Umfang prognostiziert worden und stellt keine große Überraschung dar. Mit einer Ausnahme: Frankreich. Der Durchmarsch von Marine Le Pen führte gleich dazu, dass Präsident Emmanuel Macron Neuwahlen ausgerufen hat. Ein Spiel mit dem Feuer? Jein. Die Amundi-Experten Vincent Mortier, Anna Rosenberg und Didier Borowski schreiben in einem gemeinsamen Kommentar: „Die Entscheidung für Neuwahlen könnte sich vorteilhaft auf eine stabilere Innenpolitik und eine bessere Zusammenarbeit mit den nicht rechtsextremen Oppositionsparteien auswirken. Selbst wenn die extreme Rechte eine Regierungsmehrheit und den Posten des Premierministers erlangen sollte, verbleiben Außen-, Europa- und Verteidigungspolitik Frankreichs in der Zuständigkeit des Präsidenten, der zudem viele Spitzenpositionen im öffentlichen Sektor ernennt.“ Außerdem kontrollieren das Verfassungs- und das Verwaltungsgericht sowie der von der rechten Mitte dominierte Senat jede Regierung auf ihre Verfassungskonformität. Auf gesamteuropäischer Ebene sieht es so aus, dass konservative Parteien zulegen konnten und die Fraktionen der Mitte in der Lage sein sollten, eine funktionierende Koalition zu führen, um Europa nicht in eine extremistische Richtung abdriften zu lassen. Dennoch steht die EU am Scheideweg: Mehr Nationalstaatlichkeit oder doch mehr Integration? Das hat das Wahlvolk weiterhin als Souverän zu entscheiden. Top Zehn-Länder gemessen am nominalen BIP in 2023 Wirtschaftlich ist Europa nur geeint ein Riese, die einzelnen EU-Staaten verblassen hingegen. Quelle: statista.de USA 27,36 Bio.USD China 17,66 Bio.USD EU 16,96 Bio.USD Deutschland 4,46 Bio.USD Japan 3,12 Bio.USD Indien 2,87 Bio.USD Großbritannien 2,83 Bio.USD Frankreich 2,78 Bio.USD Italien 2,22 Bio.USD Brasilien 2,17 Bio.USD Kanada 1,85 Bio.USD Ausgabe Nr. 3/2024 – GELD-MAGAZIN . 13

Konjunktur: Fahrt aufgenommen Langsame Erholung. Die schrittweise Verbesserung der Konjunkturlage in Österreich setzt sich fort: Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator stieg im Mai auf minus zwei Punkte. Damit verweist der Indikator zwar immer noch auf eine sehr verhaltene Wirtschaftsentwicklung am Rande der Stagnation hin, doch immerhin wird der höchste Wert seit zweieinhalb Jahren erreicht. UniCredit Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer: „Die Erholung kommt zwar nur sehr langsam aus den Startlöchern, der Aufwärtstrend ist aber stabil. Unser Konjunktur-Indikator zeigt mittlerweile den achten Monat in Folge eine Verbesserung an. Das war zuletzt im Aufschwung nach der Finanzkrise ab dem Frühjahr 2009 der Fall.“ Nach dem leichten Rückgang des BIP im ersten Halbjahr um circa 0,5 Prozent im Vergleich zu 2023 wird damit im Gesamtjahr 2024 noch eine geringe Steigerung von 0,3 Prozent möglich werden. Das Wirtschaftswachstum 2025 sollte auf einer breiteren Basis stehen und sich auf rund 1,5 Prozent erhöhen. Credits: beigestellt/Archiv; pixabay WIRTSCHAFT . Kurzmeldungen DIE ZAHL DES MONATS 6.500 Firmenpleiten steigen rasant an. Laut aktueller KSV1870-Hochrechnung wurden im ersten Halbjahr 2024 in Österreich 3.308 (plus 26 % gegenüber 2023) Unternehmen insolvent. Das entspricht 18 Firmenpleiten pro Tag. Besonders betroffen sind der Handel, die Bauwirtschaft und die Beherbergung/Gastronomie. Auffallend ist, dass bereits jetzt 36 Großinsolvenzen mit Passiva von je über zehn Millionen Euro zu Buche stehen – das gab es noch nie. Unerfreuliche Bestandsaufnahme: Das Tempo des Insolvenzgeschehens hat sich gegen Ende 2023 deutlich beschleunigt und ist bis heute konstant hoch. Der Ausblick sieht auch nicht gerade rosig aus: Die aktuelle Konkursdynamik mit kontinuierlich steigenden Fallzahlen wird bleiben, demnach sind am Jahresende zumindest 6.500 Firmenpleiten realistisch. „Der wirtschaftliche Druck steigt und Österreichs Unternehmen müssen um jeden Euro kämpfen. Für immer mehr Betriebe spitzt sich die Lage zu“, so Karl-Heinz Götze, Leiter des KSV1870 Insolvenz. UniCredit Bank Austria:Wirtschaftsausblick Reise. Trotz durchwachsener Stimmung bewahren Österreichs Ferienbetriebe ihren Optimismus für die bevorstehende Sommersaison – das zeigt der „Tourismusbarometer 2024“, erstellt von Deloitte und ÖHV. „Österreichs Tourismusunternehmen stemmen sich gegen die schwache Wirtschaftslage, doch die aktuelle Kostensituation geht nicht spurlos an ihnen vorbei: Neun von zehn Betrieben berichten bereits von negativen Auswirkungen“, warnt Markus Gratzer, Generalsekretär der ÖHV. Zu den Aussichten für den Sommer befragt, geben sich die Analyseteilnehmer dennoch zuversichtlich: So erwarten 60 Prozent ein Umsatzplus. Besonders optimistisch blickt man in Wien (schon jetzt sind Innenstadtlokale gut besucht) auf die kommende Saison, Schlusslicht bildet die Steiermark. Die Tiroler Betriebe liegen im Mittelfeld. Tourismus: Hohe Kosten belasten Strukturelle Probleme. „Seit 2010 ist in Österreichs Wirtschaft der Wurm drinnen. Wir wachsen im Trend deutlich langsamer als der ohnehin wenig dynamische Rest Europas, wir haben eine höhere Inflationsrate, und die internationale Wettbewerbsfähigkeit ist nur mit einem immer schwächeren Euro zu halten“, so WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr im Rahmen eines Expertengesprächs zur wirtschaftlichen Zukunft des Landes. Zu seiner Diagnose zählt weiters: „Die demografische Dividende fällt seit 2010 und auch die für Österreich in Summe so vorteilhafte Globalisierung entwickelt sich immer mehr im Rückwärtsgang. Das sind strukturelle Probleme, auf die die nächste Bundesregierung dringend kraftvolle Antworten finden muss.“ Gabriel Felbermayr, WIFO-Direktor Österreich: Der Wurm drinnen Quelle: Statistik Austria, Wifo, UniCredit Research UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator BIP (real; Veränderung zum Vorjahr in %) 2019 2020 2021 2022 2023 ´24 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 14 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2024

EINSCHALTUNG – FOTO: beigestellt Investieren in die Zukunft: Dividendenstrategien in Emerging Markets Matt Williams, Senior Investment Director und Fondsmanager bei abrdn, spricht im Interview über die Chancen, welche durch den Fokus auf regelmäßige Dividendeneinkünfte auch in den Emerging Markets zu heben sind. Traditionelle Dividendenstrategien für Aktien aus Industrieländern haben in vielen Portfolios ihren festen Platz. Doch auch in den Schwellenländern bieten smarte ausschüttungsorientierte Strategien inzwischen klare Rendite- und Diversifikationsvorteile. Früher galten die Emerging Markets als wenig ertragreich für Dividendenstrategien. Warum hat sich das geändert? Aufgrund der sich deutlich weiterentwickelten Kapitalmärkte überzeugen die Schwellenländer heute mit einem unglaublich vielfältigen und attraktiven Umfeld für ausschüttungsorientierte Anleger. Die Zahl der Unternehmen in Schwellenländern, die Dividenden zahlen, ist vor allem in den zehn Jahren von 2001 bis 2011 deutlich gestiegen. Heute schütten rund 90 Prozent der Unternehmen in diesen Märkten Dividenden aus. Starke Fundamentaldaten und ein solides Wirtschaftswachstum haben dazu geführt, dass die Dividenden in den Schwellenländern seit Anfang der 2000er Jahre wesentlich schneller gestiegen sind als in den Industrieländern. Eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) von rund 12 Prozent in den letzten 20 Jahren belegt dies eindrucksvoll (Quelle: FactSet, Jefferies Equity Research, Januar 2024). Dieser Anstieg und die Dividendenrendite bedeuten, dass aktive Anleger in Schwellenländern Dividendenwachstum mit hohen Renditen kombinieren können. Wir sind davon überzeugt, dass diese beeindruckenden Wachstumseigenschaften von Emerging Markets-Dividenden sowohl durch das zugrunde liegende Cashflow-Wachstum als auch durch steigende Ausschüttungen einen Trend beschreiben, der sich in den kommenden Jahren fortsetzen wird. Gibt es weitere Vorteile, neben der reinen Dividendenrendite, die für aktienbasierte IncomeStrategien in den Emerging Markets sprechen? Ja. Ein ausgewogener Zwei-Säulen-Ansatz, der sowohl in dividendenstarke als auch in wachstumsstarke Unternehmen investiert, kann bei Investments in Schwellenländer besonders erfolgreich sein. Diese Ausgewogenheit, kombiniert mit einem stilunabhängigen Ansatz bei der Aktienauswahl im gesamten Emerging Markets-Universum – über Regionen, Sektoren und Marktkapitalisierung hinweg – kann Anlegern auch in unterschiedlichen Marktzyklen einen stetigen und wachsenden Einkommensstrom bieten. Gleichzeitig streben wir damit einerseits eine hohe Partizipation an den Aufwärtsbewegungen und andererseits eine gute Absicherung gegen Abwärtsrisiken an. Das klingt vielversprechend. Aber gibt es auch Besonderheiten, auf die man achten sollte? Ganz so einfach wie es klingt, ist es in der Tat nicht: Denn die Anlageklasse erfordert eine fundierte Analyse und eine durchdachte Anlagestrategie, um die Chancen optimal nutzen und Risiken minimieren zu können. Durch eine sorgfältige Auswahl der Unternehmen und eine diversifizierte Anlagestrategie versuchen wir, das Potenzial dieser aufstrebenden Märkte bestmöglich auszuschöpfen. Durch eine ausschüttungsorientierte Strategie können Investments in Schwellenländer den Anlegern dabei eine vielversprechende Möglichkeit bieten, um überdurchschnittliche Erträge und Wachstum zu erzielen. www.abrdn.com/at Matt Williams, Senior Investment Director und Fondsmanager des abrdn SICAV I – Emerging Markets Income Equity Fonds bei abrdn Ausgabe Nr. 3/2024 – GELD-MAGAZIN . 15 SOMMERGESPRÄCH . Matt Williams, abrdn Disclaimer: Nur für professionelle Investoren bestimmt. Nicht für Privatanleger. Der Wert von Anlagen sowie die mit ihnen erzielten Erträge können sowohl sinken als auch steigen. Unter Umständen erhalten Sie Ihren Anlagebetrag nicht in voller Höhe zurück. Die in diesen Marketingunterlagen enthaltenen Informationen stellen weder ein Angebot noch eine Aufforderung zum Handel mit Anteilen an Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar. Eine Übersicht aller mit einem Investment in den Fonds verbundenen Risiken entnehmen Sie bitte dem Verkaufsprospekt, den Sie auf der Homepage abrdn.com/de finden. Herausgegeben von abrdn Investments Luxembourg S.A., zugelassen und beaufsichtigt durch die CSSF in Luxemburg.

Credits: beigestellt/Archiv BANKING . Kurzmeldungen 16 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2024 Bank of Japan: Es wird ernst mit Tapering Falken am Zug. Die Bank of Japan (BoJ) steht vor der dringenden Aufgabe, ein hawkishes Signal zu senden, um den angeschlagenen Währungsmarkt zu stabilisieren. Seit Jahresbeginn hat der japanische Yen gegenüber dem Dollar stark an Wert verloren und eine Abwertung von zehn Prozent verzeichnet. Im Gegensatz zur Europäischen Zentralbank und der Federal Reserve hat sich die Geldpolitik der BoJ bisher als weniger berechenbar erwiesen. Im März haben die japanischen Notenbanker jedenfalls einen bedeutenden Kurswechsel vollzogen, indem sie ihre Negativzinspolitik beendeten und das Programm zur Steuerung der Zinskurve strichen. Ben Laidler, globaler Marktstratege bei eToro, meint: „Diese Schritte ebnen den Weg für ein Tapering, also eine schrittweise Reduzierung der Anleihekäufe. Die jahrelange ultra-lockere Geldpolitik der BoJ führte zu einer enormen Ausweitung ihrer Bilanz, sodass sie nun mehr als die Hälfte der ausstehenden öffentlichen Schulden Japans hält.“ Ben Laidler, globaler Marktstratege, eToro Privatanleger: Hohes Aufholpotenzial „Verlorenes“ Geld. In Österreich werden aktuell die Chancen an den Kapitalmärkten nicht ausreichend genutzt, den privaten Haushalten entgeht viel Geld. Diese Botschaft untermauert Gunter Deuber, Bereichsleiter Volkswirtschaft und Finanzanalyse bei Raiffeisen Research, mit folgenden Facts: Die Performance aus der Veranlagung der Vermögenswerte privater Haushalte im Zeitraum 2013 bis 2022 beträgt 1,7 Prozent pro Jahr. Berücksichtigt man bei der Berechnung auch noch die Höhe der Inflationsraten dieses Zeitraums, so ist der Realwert sogar negativ. Im Ranking von elf westeuropäischen Euro-Staaten findet man Österreich als „Land der Sparer“ bei den realen Veranlagungsergebnissen sogar an letzter Stelle, hinter Deutschland. Der Grund für die schwache Performance: Hierzulande besteht eine gewisse Aversion gegenüber Kapitalmärkten. Mit Spar- und Sichteinlagen konnte man während der letzten Jahre keine Wertzuwächse über der Inflationsrate generieren. Gunter Deuber, Bereichsleiter Volks wirtschaft, Raiffeisen Research FOTO: HYPO NOE / Bollwein Vermögensaufbau für den Wohntraum Der Traum von einer eigenen Immobilie ist für viele Menschen ein erstrebenswertes Ziel. Die Herausforderungen der vergangenen Jahre, wie steigende Zinsen, erhöhte Baukosten und die Inflation, machen es schwieriger, dieses Ziel zu erreichen. Ein solides Eigenkapital ist daher essenziell, um die finanzielle Belastung in einem leistbaren Rahmen zu halten. Der Schlüssel zu einem erfolgreichen Eigenkapitalaufbau liegt im frühen Beginn. Je früher man Geld anspart und investiert, desto mehr kann es im Laufe der Zeit durch Zinsen und Renditen wachsen. Ziel ist es, das Geld „für sich arbeiten zu lassen“. Obwohl die Sparzinsen gestiegen sind, bieten höherwertige Sparformen wie Wertpapiere eine bessere Möglichkeit, die Inflation zu übertreffen und attraktive Erträge zu erzielen. So machen es etwa Aktienfonds möglich, an der wirtschaftlichen Entwicklung von Unternehmen teilzuhaben. Durch die breite Streuung der Investitionen wird das Risiko minimiert. Fondssparpläne sind besonders für den langfristigen Vermögensaufbau geeignet, da man bereits mit kleinen Beträgen beginnen kann. Die monatlichen Zahlungen lassen sich flexibel an die eigenen finanziellen Möglichkeiten anpassen. Ein Fondssparplan kann so langfristig ein beträchtliches Vermögen aufbauen, das als Eigenkapital für den Immobilienkauf genutzt werden kann. Eine fachkundige Beratung ist unerlässlich, um individuelle Bedürfnisse zu analysieren, maßgeschneiderte Anlagestrategien zu entwickeln sowie häufige Fehler und Risiken zu vermeiden. Professionelle Berater:innen bieten wertvolle Unterstützung bei langfristigen Zielen wie der Vermögensbildung für den Ruhestand oder der finanziellen Absicherung der Familie. Die HYPO NOE legt großen Wert auf hohe Aus- und Weiterbildungsstandards und bietet ihren Kund:innen ein umfassendes Beratungsangebot. www.hyponoe.at Dennis Hupe, Leitung Produktmanagement, HYPO NOE KOLUMNE . HYPO NOE Landesbank für Niederösterreich und Wien AG

3 Trendwende. Drei statt zwei Zinssenkungen der EZB, damit können die Märkte in diesem Jahr rechnen, meint Patrick Barbe, Fixed Income-Experte beim Vermögensverwalter Neuberger Berman. Insbesondere Anleihen mit mittlerer Laufzeit könnten davon profitieren. Der Spezialist: „Eine bedeutsame Aussage von EZB-Chefin Christine Lagarde ist, dass sich die Inflationsprognosen der europäischen Währungshüter als zutreffend erwiesen haben, was die Entscheidung für eine Zinssenkung erleichtert haben dürfte.“ Damit sollten die Währungshüter auch mehr Vertrauen in ihre Modelle zur Vorhersage der Wirtschaftstätigkeit und Inflation gewinnen, was auch zukünftige Zinssenkungen erleichtern könnte. Lagarde wies bei der letzten EZB-Sitzung am 6. Juni ebenfalls darauf hin, dass sich die mittelfristige Inflationsprognose auf dem Zielwert stabilisiert habe, was die jüngste (erwartete) Zinssenkung rechtfertige. DIE ZAHL DES MONATS ESG: Entscheidend für Reputation Nachhaltigkeit. Das Beratungsunternehmen zeb hat 36 europäische Banken nach ihrer ESG-Selbsteinschätzung befragt – zwölf davon aus Österreich. Für nahezu alle Banken (98 %) ist ESG zentral für ihre Reputation. 89 Prozent erwarten auch Wettbewerbsvorteile durch ESG-Beratungskompetenz. Allerdings: Nur knapp 30 Prozent messen bisher positive betriebswirtschaftliche Beiträge durch ESG. Und: Innovative Nachhaltigkeitsprodukte von Banken sind bisher auf dem Markt kaum vertreten. „Grüne Neugeschäfte“ machen daher auch bei bis zu 75 Prozent der Banken weniger als zehn Prozent des Gesamtvolumens aus. „Der wichtigste Treiber für ihre ESG-Aktivitäten sind bei Banken regulatorische Vorgaben und die Erwartungen ihrer Stakeholder“, so Michaela Schneider, Managing Partner von zeb Austria. „Banken spielen bei der Transformation der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit eine enorm wichtige Rolle. Perspektivisch ist daher entscheidend, dass Banken ESG in ihre Geschäftsmodelle integrieren.“ Analyse: Fed tappt im Dunkeln Ungewiss. Am Markt rechnet man mit einer Zinssenkung der Fed im November und vielleicht einer weiteren im Dezember. Wenn man aber in den letzten Monaten eines lernen konnte, dann dies: „Seien Sie sich nicht zu sicher. Die Konjunkturdaten und die Möglichkeit, dass der Ausgang der Präsidentschaftswahlen während der Offenmarktausschusssitzung am 6. und 7. November noch nicht feststeht, könnten eine Zinssenkung verhindern. Vielleicht wird die Federal Funds Rate dieses Jahr auch gar nicht mehr gesenkt, aber 2025 dafür umso häufiger“, analysiert Chris Iggo, Anlageexperte bei AXA Investment Managers. Der treffende Nachsatz des Spezialisten lautet: „Die Märkte tappen im Dunkeln, weil die Fed im Dunkeln tappt. Die meisten Offenmarktausschussmitglieder tendieren weiter zu einer restriktiven Geldpolitik, weil die Inflation nur langsam fällt und Arbeitskräfte noch immer knapp sind.“ Im Herzen Schweizer. In Österreich zuhause. Ihnen immer nahe. Erleben Sie österreichisches Private Banking mit Schweizer Wurzeln. zkb-oe.at Chris Iggo, CIO für Core Investments, AXA IM

Die Inflation sinkt tendenziell und die Geldpolitik der Notenbanken wird restriktiver. Gleichzeitig zeigen sich der Arbeitsmarkt und die Nachfrage nach Konsumgütern nach wie vor robust. Alles in allem also kein schlechtes Umfeld für Investoren. Helmut Siegler, Vorstandsvorsitzender der Schoellerbank, fügt aber hinzu: „Dennoch bergen hohe Zinsen Potenzial für Marktinstabilitäten und Krisen. Sowohl das Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende als auch die Finanzkrise von 2008 begannen am Ende von Zinserhöhungszyklen. Der optimale Zeitpunkt für Zinssenkungen ist also eine Gratwanderung. Die Notenbanken werden ihre Zinsschritte sehr vorsichtig vornehmen und im Zweifel lieber zuwarten, als einen erneuten Anstieg der Inflation zu riskieren. Es ist jedenfalls nicht so schnell damit zu rechnen, dass die Zinsen wieder auf das extrem niedrige Vorkrisenniveau zurückfallen. Seitens der US-amerikanischen Notenbank Fed erwartet der Markt den ersten Zinsschritt gar erst nach der US-Wahl.“ Die Schollerbank hat die Aktienquote „eher am unteren Ende der neutralen Bandbreite“ angesiedelt. Stärker als erwartet Auch Martin Gautsch, Bereichsleiter Asset Management der Zürcher Kantonalbank Österreich, wirft einen Blick auf das makroökonomische Umfeld: „Im ersten Quartal ist die Wirtschaft in den meisten Staaten stärker als erwartet gewachsen. Das gilt insbesondere für Europa und die meisten Schwellenländer. Aber auch in den USA, wo das Wachstum auf den ersten Blick enttäuscht hat, nahm der Privatkonsum erneut kräftig zu. Die offiziellen Zahlen zum BIP dürften BANKING . Privatbanken-Umfrage Fahrt auf Sicht Eine Stabilisierung des wirtschaftlichen Umfelds öffnet neue und alte Anlagemöglichkeiten - das meinen renommierte Privatbanken. Dennoch ist nicht alles Eitel Wonne. Wo Knackpunkte und Chancen liegen, hat das GELD-Magazin erfragt. HARALD KOLERUS Credits: Siegler: beigestellt/Lukas Bezila; Jawed Gfx/stock.adobe.com die tatsächliche Konjunkturlage zwar etwas überzeichnen. So ist beispielsweise in Deutschland die Wiederbelebung zu einem wesentlichen Teil auf das Baugewerbe bzw. das unerwartet milde Wetter zurückzuführen, während in Großbritannien der Außenhandel für zwei Drittel des Wachstums verantwortlich war. Die wichtigsten Vorlaufindikatoren deuten jedoch unverändert nach oben und signalisieren damit eine graduelle Erholung.“ Die Zürcher Kantonalbank Österreich hat ihre leichte Übergewichtung bei Aktien beibehalten; Anleihen wurden über die letzten Wochen hinweg laufend auf eine neutrale Quote angehoben und gleichzeitig die Duration etwas erhöht. Gautsch: „Mit Unternehmensanleihen und High Yield Bonds diversifizieren wir unser Portfolio und erhöhen die Ertragschancen.“ Interessant ist auch folgende Aussage: „Gold ist derzeit nicht Teil unserer neutralen langfristigen Gewichtung. Wir sind auch nicht in andere Edelmetalle bzw. Rohstoffe investiert. Gold würden wir nur dann in Betracht ziehen, wenn wir glauben, dass es attraktiver als Anleihen und Aktien ist. Das ist derzeit nicht der Fall.“ Aktien übergewichtet Harald Holzer, Vorstandsmitglied der Kathrein Privatbank, meint wiederum zur Makroökonomie: „Zusammenfassend zeigt der Konjunkturausblick für 2024 in Europa eine Erholung, unterstützt durch eine schrittweise lockere Geldpolitik der EZB und verbesserte Rezessionsindikatoren. In den USA bleibt die Fed aufgrund anhaltend hoher Inflation und robustem Wirtschaftswachstum restriktiv, was die Wahrscheinlichkeit von Zinssenkungen vor den Wahlen reduziert. Legende der einzelnen Bereiche Aktien Anleihen Rohstoffe 18 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2024

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