Erdgeschichte. Nur selten, wenn von der Klimakrise zu lesen oder zu hören ist, kommen andere Planeten ins Spiel. Wer weiß schon, dass der Treibhauseffekt am Mars so gering ist, dass er zu einer gefrorenen, kargen Wüste geworden ist. Auf der Venus ist der Treibhauseffekt wiederum zu groß, weshalb auf ihr ein höllisches Inferno herrscht. (Beide Planeten verfügen über eine Atmosphäre.) Keine Angst, wir sind hier nicht in den Bereich der Science Fiction eingedrungen, solche Fakten liest man in Michael E. Manns „Moment der Entscheidung“. Der Ausflug zu fremden Welten und in unendliche Weiten ist natürlich nicht der Hauptfokus des Buches – wir bleiben mit beiden Beinen auf der Erde. Der Autor hat es sich nämlich als Aufgabe gesetzt, zu ergründen, „wie wir mit Lehren aus der Erdgeschichte die Klimakrise überleben können“ (so der Untertitel des Werks). Hier erfahren wir, dass in der Vergangenheit Klimaschwankungen die Weiterentwicklung und Ausbreitung des Menschen begünstigten. So schuf zum Beispiel die Austrocknung der Tropen während des Pleistozäns eine Nische für frühe Hominiden, die in den neu erstandenen Savannen Beute jagen konnten. Und die plötzliche Abkühlung im Nordatlantik vor 13.000 Jahren förderte die Entwicklung der Landwirtschaft. Aber: Die Natur (und der menschliche Einfluss auf sie) ist auch zu Veränderungen im Stande, die leicht unsere Existenz gefährden können. Ein „Business-as-usual-Szenario“, in dem wir es verabsäumen, auf die bereits eingeleiteten klimapolitischen Maßnahmen aufzubauen, würde zum Aussterben von Arten, dem Verlust von Menschenleben und gesellschaftlichem Chaos führen. Mann: „Das ist keine Welt, in der wir leben wollen, und es ist keine Welt, die wir unseren Kindern und Enkeln hinterlassen wollen.“ Moment der Entscheidung Michael E. Mann. Verlag: oekom. 384 Seiten. ISBN: 978-3-98726-069-8 BUCHTIPPS . Neuerscheinungen & Pflichtlektüre Credits: beigestellt Diskussionsbeitrag. Die Wogen schlagen hoch, wenn vom eskalierten Konflikt in Nahost die Rede ist. Der Krieg ist ein weiteres Thema, das die Gesellschaft spaltet. Hier tut es gut, zu den Fakten zurückzukehren, was Muriel Assenburg, Nahostexpertin an der renommierten „Stiftung Wissenschaft und Politik“ in Berlin im vorliegenden Buch versucht. Wie der Titel des Werks bereits klarstellt, wird der Konflikt hier aufgerollt, indem die Geschichte der Palästinenser erzählt wird. Eine Geschichte, die von Krieg, Vertreibung, Verlust, Exil und von einem nunmehr fast hundertjährigen Kampf geprägt ist. Wobei die Staatsgründung Israels 1948 und der folgende Krieg von den Arabern im britischen Mandatsgebiet Palästina als Nakba, als Katastrophe, empfunden wurde. Hunderttausende verloren ihre Häuser, ihr Eigentum, ihre Heimat. Assenburg erläutert Vorgeschichte und Hintergründe dieses Schlüsseljahres, erzählt die Geschichte der palästinensischen Nationalbewegung und ihrer wichtigsten Protagonisten. Es folgt ein historischer Streifzug, der unter anderem die Erste und Zweite Intifada, das Oslo-Abkommen und prinzipiell Lösungsvorschläge für den Krisenherd beleuchtet. Wie sehen diese Strategien aus? An dieser Stelle muss hinzugefügt werden, dass das Buch 2021 veröffentlicht worden ist, also vor der nochmaligen Verschärfung 2023. Dennoch sind folgende Überlegungen der Autorin interessant: Sie meinte, dass unter den gegebenen Bedingungen in den palästinensischen Gebieten keine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung in Gang gesetzt werden kann. Sie schreibt auch von einem Szenario, in dem das palästinensische Territorium noch stärker fragmentiert wäre als in der Vergangenheit und von lokalen „Strongmen“ kontrolliert werden könnte. Keine erfreuliche Perspektive. Palästina und die Palästinenser Muriel Assenburg. Verlag: C.H.Beck. 365 Seiten. ISBN: 978-3-406-77477-5 82 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2024
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