GELD-Magazin, Nr. 3/2024

Credits: beigestellt/Archiv Das makroökonomische Umfeld bleibt konstruktiv und wir sehen, dass eine Rezession in weite Ferne gerückt ist. Die Wirtschaft ist im ersten Quartal in den meisten Ländern stärker gewachsen als erwartet. Wir haben zuletzt unsere leichte Übergewichtung bei Aktien beibehalten, jedoch unsere Positionierung in Europa erhöht. Während sich die US-Wirtschaft allmählich auf hohem Niveau abkühlt, gewinnt die konjunkturelle Erholung in Europa zunehmend an Dynamik. Das eröffnet Chancen für die günstiger bewerteten Aktien in Europa. Zudem werden die Zinssenkungen der EZB die Risikoprämie der Aktienmärkte im alten Kontinent verbessern. In diesem Umfeld rückt die Bewertung wieder in den Vordergrund. US-Aktien waren in den letzten Jahren sehr verlässlich und dementsprechend übergewichtet, wenn jedoch die Fed wie erwartet noch in diesem Jahr die Zinsen senkt, könnte es zu einer Trendwende kommen. An der Dominanz des US-Technologiesektors ist aufgrund der hohen Marktanteile und des technologischen Vorsprungs nicht zu rütteln, und das Gewinnwachstum der führenden Unternehmen wird relativ betrachtet mittelfristig stärker ausfallen, was die aktuellen Bewertungen rechtfertigt. Obschon das Kurspotenzial bei Anleihen begrenzt ist, bleiben Bonds aus Ertragssicht eine gute Alternative. Große Kursgewinne bei festverzinslichen Wertpapieren sind nicht zu erwarten. EUROPA . Bild für Aktien verbessert Basiskonsumgüter, Industriewerte und Versorger sind derzeit übergewichtet. Öl- und Gas zählen nicht zu den Favoriten. Weltweit gesehen sind die Aktien aktuell etwas teurer bewertet als der langjährige Durchschnitt. Vor allem durch die KI-Euphorie getriebene Aktien in den USA haben ein deutlich höheres KGV. Rechnet man diese Werte aus dem Index raus, ist das Bewertungsniveau in den USA nur mehr leicht über dem Durchschnitt. In Europa ist die Bewertung entsprechend dem langjährigen Durchschnitt angemessen, in Großbritannien und China ist die Aktienbewertung aktuell günstiger als ihr langjähriger Durchschnitt. KI-Aktien wie Nvidia haben aktuell einen sagenhaften Rückenwind. Im Sinne einer antizyklischen Veranlagungsstrategie ist es angebracht, Branchen und Regionen wieder neu zu entdecken, die in letzter Zeit ein Schattendasein fristeten. Der Fixed Income-Bereich hat nach seinem Problemjahr 2022, in dem die Zinsen massiv gestiegen waren, im 4. Quartal 2023 eine große Aufholjagd gestartet. Mit Jahresanfang 2024 kam diese aber zum Erliegen und leicht steigende Zinsen im ersten Halbjahr dieses Jahres sind dafür verantwortlich, dass die Fixed IncomeBilanz 2024 bisher deutlich durchwachsen aussieht. Wir fahren aktuell auf Sicht, wodurch daraus folgend die Anlageklassen Aktien und Anleihen entsprechend ihrer strategischen Ausrichtung neutral gewichtet sind. Rohstoffe dienen stets zur Depotabrundung. ANTIZYKLISCH . Nicht nur Künstliche Intelligenz Wir gehen davon aus, dass das Umfeld für Aktien weiterhin günstig ist. Die Indikatoren für die Wirtschaft werden positiver. Damit steigen auch die Gewinnaussichten für die Unternehmen. Für heuer erwarten die Analysten einen moderaten Anstieg von 5,6 Prozent, aber für 2025 wird mit 15 Prozent gerechnet. Hier ist also eine Trendwende zu verzeichnen, die sich positiv auf die Aktienmärkte auswirken sollte. Wir sind in unserer Strategie in Canada und Japan übergewichtet, da dort die Bewertungen noch günstiger erscheinen. Asien ex China haben wir untergewichtet, da diese Märkte sehr stark vom Reich der Mitte abhängig waren und sich durch die negative Dynamik Chinas nun umorientieren müssen. Sektorseitig bevorzugen wir Materials und Industrials, da diese Sektoren vom sich ankündigenden Aufschwung besonders profitieren sollten. In Immobilien, Luxusgüter und Energie sind wir untergewichtet. Zum Fixed Income-Bereich: Die inverse Zinskurve, bei der kurzfristige Zinssätze höher sind als langfristige, kann Investitionen in kurzlaufende Papiere oder solche mit variabler Verzinsung besonders attraktiv machen. Ebenso berücksichtigen wir Schwellenländeranleihen. Die Schwellenländer sind den USA und Europa im Zinszyklus voraus. Das bedeutet, sie haben bereits im Frühjahr 2021 begonnen die Zinsen zu erhöhen – teils drastisch, Brasilien von zwei auf über zwölf Prozent – und sind nun schon wieder dabei diese zu senken. WIRTSCHAFT . Verbesserung Martin Gautsch, Bereichsleiter Asset Management, Zürcher Kantonalbank Österreich Wolfgang Fusek, Leiter Vermögensmanagement, Steiermärkische Sparkasse Harald Holzer, Chief Investment Officer, Kathrein Privatbank BANKING . Privatbanken-Umfrage 20 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2024

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