GELD-Magazin, Nr. 3/2024

Die Inflation sinkt tendenziell und die Geldpolitik der Notenbanken wird restriktiver. Gleichzeitig zeigen sich der Arbeitsmarkt und die Nachfrage nach Konsumgütern nach wie vor robust. Alles in allem also kein schlechtes Umfeld für Investoren. Helmut Siegler, Vorstandsvorsitzender der Schoellerbank, fügt aber hinzu: „Dennoch bergen hohe Zinsen Potenzial für Marktinstabilitäten und Krisen. Sowohl das Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende als auch die Finanzkrise von 2008 begannen am Ende von Zinserhöhungszyklen. Der optimale Zeitpunkt für Zinssenkungen ist also eine Gratwanderung. Die Notenbanken werden ihre Zinsschritte sehr vorsichtig vornehmen und im Zweifel lieber zuwarten, als einen erneuten Anstieg der Inflation zu riskieren. Es ist jedenfalls nicht so schnell damit zu rechnen, dass die Zinsen wieder auf das extrem niedrige Vorkrisenniveau zurückfallen. Seitens der US-amerikanischen Notenbank Fed erwartet der Markt den ersten Zinsschritt gar erst nach der US-Wahl.“ Die Schollerbank hat die Aktienquote „eher am unteren Ende der neutralen Bandbreite“ angesiedelt. Stärker als erwartet Auch Martin Gautsch, Bereichsleiter Asset Management der Zürcher Kantonalbank Österreich, wirft einen Blick auf das makroökonomische Umfeld: „Im ersten Quartal ist die Wirtschaft in den meisten Staaten stärker als erwartet gewachsen. Das gilt insbesondere für Europa und die meisten Schwellenländer. Aber auch in den USA, wo das Wachstum auf den ersten Blick enttäuscht hat, nahm der Privatkonsum erneut kräftig zu. Die offiziellen Zahlen zum BIP dürften BANKING . Privatbanken-Umfrage Fahrt auf Sicht Eine Stabilisierung des wirtschaftlichen Umfelds öffnet neue und alte Anlagemöglichkeiten - das meinen renommierte Privatbanken. Dennoch ist nicht alles Eitel Wonne. Wo Knackpunkte und Chancen liegen, hat das GELD-Magazin erfragt. HARALD KOLERUS Credits: Siegler: beigestellt/Lukas Bezila; Jawed Gfx/stock.adobe.com die tatsächliche Konjunkturlage zwar etwas überzeichnen. So ist beispielsweise in Deutschland die Wiederbelebung zu einem wesentlichen Teil auf das Baugewerbe bzw. das unerwartet milde Wetter zurückzuführen, während in Großbritannien der Außenhandel für zwei Drittel des Wachstums verantwortlich war. Die wichtigsten Vorlaufindikatoren deuten jedoch unverändert nach oben und signalisieren damit eine graduelle Erholung.“ Die Zürcher Kantonalbank Österreich hat ihre leichte Übergewichtung bei Aktien beibehalten; Anleihen wurden über die letzten Wochen hinweg laufend auf eine neutrale Quote angehoben und gleichzeitig die Duration etwas erhöht. Gautsch: „Mit Unternehmensanleihen und High Yield Bonds diversifizieren wir unser Portfolio und erhöhen die Ertragschancen.“ Interessant ist auch folgende Aussage: „Gold ist derzeit nicht Teil unserer neutralen langfristigen Gewichtung. Wir sind auch nicht in andere Edelmetalle bzw. Rohstoffe investiert. Gold würden wir nur dann in Betracht ziehen, wenn wir glauben, dass es attraktiver als Anleihen und Aktien ist. Das ist derzeit nicht der Fall.“ Aktien übergewichtet Harald Holzer, Vorstandsmitglied der Kathrein Privatbank, meint wiederum zur Makroökonomie: „Zusammenfassend zeigt der Konjunkturausblick für 2024 in Europa eine Erholung, unterstützt durch eine schrittweise lockere Geldpolitik der EZB und verbesserte Rezessionsindikatoren. In den USA bleibt die Fed aufgrund anhaltend hoher Inflation und robustem Wirtschaftswachstum restriktiv, was die Wahrscheinlichkeit von Zinssenkungen vor den Wahlen reduziert. Legende der einzelnen Bereiche Aktien Anleihen Rohstoffe 18 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2024

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