Angesichts immer noch starker US-Wirtschaftsdaten ist etwas an Zinsphantasie aus dem US-Aktienmarkt entwichen: auch beim DAX besteht nach Monaten der Rekordfahrt nach oben ein gewisser Korrekturbedarf. Charttechnisch deutet sich beim DAX eine Top-Bildung an, aber das Abwärtspotenzial könnte, falls keine Unwägbarkeiten wie negative geopolitische Überraschungen dazwischenkommen, mit sechs bis neun Prozent überschaubar sein. Der Index hat jedoch seinen rund sechsmonatigen Aufwärtstrend bei 17.950 Punkten durchbrochen. Investierte Anleger sollten das Stopp-Limit auf 16.900 Punkte anheben. AKTIEN . Deutschland Was nicht ist, kann noch werden, denn angesichts der neuerlich nach unten revidierten Wachstumszahlen für das deutsche Bruttoinlandsprodukt nimmt das Börsenbarometer doch schon eine erheblich erfreulichere Zukunft vorweg. In der Tat weisen einige vorauslaufende Indikatoren nach oben: So stiegen die Konjunkturerwartungen des Forschungsinstituts ZEW (Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung) für Deutschland auf den höchsten Stand seit gut zwei Jahren, im April legte das Stimmungsbarometer gegenüber dem Vormonat um 11,2 Punkte auf 42,9 Punkte zu, das war deutlich mehr als erwartet und immerhin der neunte Anstieg in Folge. Unternehmen werden zunehmend optimistischer Aber nicht nur die Finanzexperten zeigten wachsenden Optimismus, auch bei den Unternehmen hat sich das Sentiment deutlich verbessert. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im März deutlich zum Vormonat um 2,1 Punkte auf 87,8 Zähler. Nach dem zweiten Anstieg in Folge liegt der wichtigste Frühindikator für die deutsche Wirtschaft so hoch wie zuletzt im vergangenen Sommer. Deutsche Firmen bewerteten sowohl die Aussichten auf künftige Geschäfte als auch ihre aktuelle Lage besser als im Vormonat. Und das Geschäftsklima hellte sich in allen Wirtschaftsbereichen auf, also in der Industrie, unter Dienstleistern, im Handel und am Bau. Der Grundtenor der Volkswirte: Der dämpfende Effekt der zurückliegenden massiven Erhöhungen der Zinsen und der Energiepreise beginne nachzulassen. „Aber ein Ende der Rezession im Sommerhalbjahr sollte nicht mit einem starken Aufschwung verwechselt werden“, relativierte Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. „Denn im Hintergrund dämpft die langjährige Erosion der Standortqualität, die die Bundesregierung nicht entschlossen angeht.“ Dieser Malus betrifft allerdings eher die inlandsorientierten deutschen Unternehmen, wie an der gegenüber dem DAX viel schlechteren Wertentwicklung des Mittelstandsindex MDAX abzulesen ist. Viele global agierende DAXKonzerne machen deutlich bessere Geschäfte. Die Aufträge in den zuletzt teils arg gebeutelten Branchen Maschinenbau und Chemie konnten deutlich zulegen. Zudem sorgt die sukzessive sinkende Inflation für Phantasie. IPOs: Renk Top, Douglas Flopp Der Börsengang der Parfümeriekette war zwar im ersten Quartal das weltweit zweitgrößte IPO (Initial Public Offering), die neuen Privataktionäre mussten seitdem jedoch eine enttäuschende Performance – einen Kursverlust von gut 20 Prozent – verbuchen. Vor allem die hohe Verschuldung animiert Investoren nicht gerade zum Einstieg. Diese soll jedoch sukzessive abgebaut werden, ein Anfang wurde mit einem Teil des Emissionserlöses bereits gemacht. 2024 soll der Zinsaufwand dadurch um 100 Millionen Euro sinken. Zudem beschleunigte sich der Wachstumstrend: Der Konzernumsatz stieg im letzten Quartal um 11,5 Prozent, das Ergebnis drehte in den positiven Bereich und alle Segmente verzeichneten Zuwächse. Für Anleger mit Geduld könnte sich bei rund 20 Euro ein guter Einstiegspunkt ergeben. Auf eine Dividende werden sie allerdings noch Jahre warten müssen. Deutlich besser performte der Börsenneuling Renk, was bei einem der Rüstungsbranche nahen Unternehmen allerdings nicht weiter verwundert. Dax nimmt viel vorweg Deutsche Aktien konnten gemessen am Dax das erste Quartal des laufenden Jahres nahe ihren neuen Höchstständen abschließen. Erst im April setzte eine leichte Abwärtsbewegung ein, die sich zu einer regelrechten Korrektur entwickeln könnte. WOLFGANG REGNER Energiewerte tendieren gegenläufig Während der eher konventionelle Energienetzbetreiber E.ON ein neues Fünfjahreshoch erreichte, stürzte der schwergewichtig bei erneuerbaren Energien aktive Versorger RWE deutlich ab. Während E.ON von steigenden Preisen für Strom- und Gasnetze profitierte, litt RWE unter den sinkenden Strompreisen. Antizyklisch denkende Anleger setzen auf eine Bodenbildung und steigen bei rund 30 Euro bei RWE ein. E.ON bleibt jedoch haltenswert. DAX . Sell in May? 2023 2024 17.000 14.000 12.500 13.000 13.500 14.500 15.000 15.500 16.000 16.500 12.000 48 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 2/2024
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