Indien im Wahlfieber Urnengang in der größten Demokratie der Welt - kein einfaches Unterfangen. Denn immerhin 945 Millionen Menschen können ihre Stimme abgeben, der langwierige Prozess beginnt im April und endet erst Anfang Juni! „Made in India“ Zur Ausgangslage: Die regierende Bharatiya Janata Party (BJP) ist seit 2014 an der Macht. Umfragen deuten darauf hin, dass Premierminister Narendra Modi wieder als Sieger hervorgehen wird. In ihrer Amtszeit hat die von der BJP geführte Regierung spürbare Verbesserungen erreicht. So hat sie zum Beispiel die Zahl der sozialen Wohlfahrtsprogramme erhöht und die öffentliche Digital-Infrastruktur für direkte Transferleistungen genutzt. Kim Catechis, Investment Strategist beim Franklin Templeton Institute, wirft einen Blick auf die Wahlen aus Investorensicht: „Die meisten Anleger erwarten durch eine dritte Amtszeit einer BJP-geführten Regierung ein weiteres Vorantreiben der ,Made in India‘-Agenda. Dies würde ausländische Direktinvestitionen anlocken.“ Mumbai: Pulsierende Metropole mit geschätzten 20 Millionen Einwohnern und Heimat der Bombay Stock Exchange. liche Regierungspolitik gestützt werden, und die auf ein nachhaltiges, langfristiges Wachstum abzielt. Die jüngste Bewertungslücke gegenüber den Schwellenländern hat sich zwar vergrößert, ein guter Teil davon ist jedoch auf die Herabstufung Chinas, des größten Indexbestandteils der Schwellenländer, zurückzuführen. Auf einjähriger Forwards-Basis entspricht Indiens Bewertung weitgehend seinem Zehnjahres-Durchschnitt.“ Vipul Mehta von Nomura fügt hinzu: „Indien war schon immer eine Börse mit einer hohen Bewertung im Vergleich zu anderen internationalen Märkten. Das ist auch derzeit so: Das KGV des MSCI India Index lag Ende März 2024 bei 23,2 und damit über vielen anderen Börsen. Die Bewertung ist auch im historischen Vergleich relativ hoch, liegt aber unter den Höchstständen von 2021, obwohl der Aktienmarkt selbst ein All-TimeHigh erreicht hat. Andererseits wird in Indien mit einem soliden Gewinnwachstum gerechnet, das stärker ist als an vielen anderen Märkten. Unserer Ansicht nach wird die relativ hohe Bewertung indischer Aktien durch ihr Gewinnwachstum gestützt.“ Schöne Rendite Aber nicht nur die Gewinne legen zu, auch die Performance stimmt. Vipul Mehta weiß: „Indische Aktien haben in den vergangenen 20 Jahren deutlich höhere Renditen erzielt als die Schwellenländer insgesamt, aber auch die entwickelten Märkte. Von Ende 2000 bis zum 29. März 2024 verzeichnete der MSCI India Index eine Netto-Gesamtrendite von 1.091 Prozent in Dollar, verglichen mit 446 Prozent für den MSCI Emerging Markets Index und 333 Prozent für den MSCI World (Developed Markets) Index.“ Interessante Branchen Performance sowie die ökonomisch-politischen Rahmenbedingngen stimmen also – und welche Sektoren erscheinen besonders attraktiv? Mehta: „Wir bevorzugen Branchen, die von einer beständigen Inlandsnachfrage profitieren. So sind beispielsweise nicht-staatliche Banken ein langfristiges Hauptanlagethema. Dank Effizienzsteigerungen haben die privaten Banken den öffentlichen kontinuierlich Marktanteile abgenommen. Viele haben ein konstant hohes Gewinnwachstum erzielt.“ Konsumgüter sind laut dem Experten ein weiteres langfristiges Anlagethema: „Der private Konsum hat – getrieben von steigenden Einkommen, einem niedrigen Ausgangsniveau und einer jungen Bevölkerung – ein immenses Wachstumspotenzial. Der Immobiliensektor bietet ebenfalls viele Anlagemöglichkeiten; er hat sich nach der PandeAusgabe Nr. 2/2024 – GELD-MAGAZIN . 23
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