Alternative Investments Award 2024 Alle Gewinner ab Seite 68. Österreichische Post AG | MZ 03Z035262 M | 4profit Verlag GmbH, Rotenturmstraße 19/1/29 B, 1010 Wien | Ausgabe Nr. 1/2024 | 6,90 Euro Finanzpolitik + Volkswirtschaft + Länder- und Branchenanalysen + Banking + Investmentfonds + Aktien + Immobilien + Rohstoffe + Blockchain + Alternative Investments + Versicherungen DAS MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, POLITIK & INVESTMENTPRODUKTE Satte Dividenden! Sichern Sie sich Auszahlungen bis in den 2-stelligen Prozentbereich. Wir stellen Ihnen dazu die besten Aktien und Fonds vor. Experten-Umfrage Die Inflation sinkt, die Börsen sind in Feierlaune. Profis verraten, wie es 2024 an den Aktien- und Anleihen-Märkten weitergeht. Im Schneckentempo DIE ERWARTUNGEN AN DIE WIRTSCHAFT SINKEN Hohe Zinsen bremsen Investitionen, der Konsum schwächelt. Wie lange noch?
Eine Information der HYPO NOE Landesbank für Niederösterreich & Wien AG, Hypogasse 1, 3100 St. Pölten. Stand 01/2024. Werbung. Bei der HYPO NOE beraten wir Sie auch bei Business-Lösungen von Mensch zu Mensch. Denn nur ein persönlicher Zugang auf Augenhöhe macht maßgeschneiderte Lösungen möglich. Mehr dazu auf hyponoe.at DIE LANDESBANK FÜR GANZ ÖSTERREICH. Die Business ganz persönlich Bank.
Ausgabe Nr. 1/2024 – GELD-MAGAZIN . 3 Die zuletzt veröffentlichte ZEW-Konjunkturumfrage zeigt zweierlei: Die aktuelle Situation wird in der Wirtschaft pessimistischer eingeschätzt, in Hinblick auf die Zukunft wird jedoch zunehmend eine Aufhellung erwartet. Grund dafür sind die hohen Zinsen und die Erwartung, dass die Notenbanken bald beginnen, die Schraube nach unten zu drehen. Doch der Weg zu akzeptablen Inflationsraten ist holprig. Wie der Wirtschaftsökonom und ehemalige ifo-Chef Hans-Werner Sinn beschrieb: „Wird die Glut einer aufkeimenden Inflation nicht sofort ausgetreten, muss man dann einen Waldbrand löschen.“ Auch wenn dies vor allem bei den Energiekosten gelungen ist, so müssen nun auch die restlichen Glutnester, wie die in Gang gesetzte Lohn-Preis-Spirale, wieder verglimmen. An den Börsen wird dies mit kleinen Unterbrechungen bereits gefeiert. Die Kurse von Anleihen und Aktien steigen mehrheitlich bereits seit November. Die erste Zinssenkung der EZB wird im April erwartet. Es zeichnen sich derzeit einige Trends ab: Angesichts der flauen Wirtschaftsentwicklung wünschen sich Anleger beispielsweise hohe Dividenden (Seite 36). Dass die Dividendenrenditen trotz gestiegener Aktienkurse z.T. noch immer ansehnlich sind, liegt am aktuellen Abzinsungsfaktor und damit an den hohen Gewinnrenditen – sie ermöglichen hohe Dividendenrenditen. Ein weiterer Trend ist die steigende Beliebtheit kostengünstiger ETFs – nach Smart-Beta-Produkten sind sog. aktiv verwaltete ETFs der neueste Schrei (Seite 28). Außerdem werden nach den Korrekturen Investments im Bereich der Neuen Energien wieder interessant (Seite 32) sowie Immobilien-Aktienfonds (Seite 40). Und nicht zuletzt finden Sie in dieser Ausgabe ab Seite 68 unsere jährliche Auflistung der besten Alternativen Investments. Strategiefonds, die auch Shortkomponenten beinhalten, zeichnen sich durch mehr oder weniger marktunabhängige Renditen aus und bringen Ruhe ins Portfolio. Als Alternative Investments im weiteren Sinn beschreiben wir zudem die Entwicklungen in den Bereichen Rohstoffe (Seite 78), die während der Energiekrise besonders reüssieren konnten, und bei Immobilien-Wertpapieren (Seite 76), die, wie bereits erwähnt, gerade eine Bodenbildung erfahren. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg. Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin Die Hoffnung lebt editorial impressum MEDIENEIGENTÜMER UND HERAUSGEBER 4profit Verlag GmbH · MEDIENEIGENTÜMER-, HERAUSGEBER- UND REDAKTIONSADRESSE Rotenturmstraße 19/1/29B, 1010 Wien · T: +43/676/570 95 10 · E: [email protected] · GESCHÄFTSFÜHRUNG Snezana Jovic, Mario Franzin · CHEFREDAKTEUR Mario Franzin REDAKTION Mario Franzin, Mag. Harald Kolerus, Michael Kordovsky, Wolfgang Regner, Moritz Schuh MSc, Mag. Christian Sec · LEKTORAT Mag. Rudolf Preyer · GRAFISCHE LEITUNG Noura El-Kordy · COVERFOTO talkative.studio/stock.adobe.com · DATENANBIETER Lipper Thomson Reuters*, Morningstar · VERLAGSLEITUNG Snezana Jovic · BACKOFFICE & ONLINE REDAKTION Ivana Jovic · MARKETING & ANZEIGENVERKAUF Anita Tenic · IT-MANAGEMENT Oliver Uhlir · DRUCK Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Str. 80 · VERTRIEB PGV Austria, 5412 Puch, Urstein Süd 13. www.geld-magazin.at ABO-HOTLINE: +43/699/1922 0326 · [email protected] * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performancewerte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen. FOTO: ivanashoots.com
BRENNPUNKT 06 Kurzmeldungen NATO-Zahlungen: Trump macht Druck + Lebensmittel: Verpackungswahn bekämpfen. 08 Interview Gunter Deuber Der Chefökonom der Raiffeisen Bank International glaubt heuer nicht an eine Rezession, 2025 könnte aber schwieriger werden. 10 Nahost-Konflikt Der Krieg zwischen Israelis und Palästinensern verursacht Leid und Zerstörung. Der Konflikt könnte aber auch globale wirtschaftliche Folgen haben. 12 Weltwirtschaftsforum Politik und Wirtschaft steckten die Köpfe zusammen: In Davos wurden die großen Themen Umwelt und Krieg behandelt. WIRTSCHAFT 16 Kurzmeldungen Firmenpleiten: 20 Prozent plus + Heimische Industrie: Fehlstart geliefert. BANKING 18 Kurzmeldungen Leitzinsen: Wohin steuern die Zentralbanken? + Finanzen: Sparbuch an der Spitze. 20 Sparbuch Höhere Zinsen und Neukunden-Aktionen sorgen für attraktivere Angebote. MÄRKTE & FONDS 22 Kurzmeldungen China: Skepsis im Jahr des Drachen + Geburtstag: 250 Jahre Investmentfonds. 24 Experten-Umfrage Reelle Gefahren, aber auch viele Chancen: So beurteilen Finanzmarktspezialisten die aktuelle Börsenlage. 28 Exchange Traded Funds ETFs werden immer beliebter: Sie sind günstig und leicht zu handeln. 32 Neue Energien Der Kampf gegen den Klimawandel öffnet vielfältige Anlageoptionen. 36 Dividenden Es klimpert stetig in der Kasse: Die besten Dividenden-Fonds. 40 Immobilien-Aktien Betongold im Portfolio: Fonds sorgen für Streuung und die passende Titelauswahl. Ausgabe Nr. 1/2024 inhalt Offenlegung gemäß §25 Med.G. GELD-Magazin erscheint 6x jährlich Medieneigentümer: 4profit Verlag GmbH, 1010 Wien, Rotenturmstraße 19/1/29 B T: 0043/699/1922 0326, E: [email protected]; www.geld-magazin.at Eigentümer der Gesellschaft: Mario Franzin, Snezana Jovic; Geschäftsführer: Mario Franzin, Snezana Jovic Chefredakteur: Mario Franzin Verlagspostamt: A-1010 Wien, Fleischmarkt 19 Unternehmensgegenstand: a) Die Herausgabe von periodischen Druckwerken, insbesondere von Publikumszeitschriften im Themenbereich „Finanzmarkt“, deren Produktion als Medieninhaber und Verleger, der Verlag von Druckwerken und Büchern sowie die vertragliche Erbringung von Verlagsfunktionen gegenüber Dritten einschließlich der Gestaltung von Medien und anderen Druckwerken, deren Anzeigenverwaltung und Anzeigenakquisition, des Drucks und des Vertriebs. b) Der Buch-, Kunst- und Musikalienhandel sowie die Verwertung von Urheberrechten, Ausführungsrechten und verwandten Schutzrechten. c) Die Ausstellungsgestaltung und -verwertung, die Organisation von Veranstaltungen, die Verwertung von Verlagsrechten und jedweden Lizenzrechten, die geeignet sind, dem Geschäftsgegenstand dienlich zu sein. d) Die Beteiligung an Unternehmen jedweder Art, die geeignet sind, dem Geschäftsgegenstand dienlich zu sein, insbesondere an Verlagen und Medienunternehmen. Erklärung über die grundlegende Richtung: Unabhängige Wirtschaftszeitschrift zur Information der Leser speziell im Themenbereich „Geldanlage“. Das Copyright der Artikel liegt beim 4profit Verlag. Namentlich gezeichnete Beiträge müssen sich nicht mit der Meinung der Redaktion decken. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bilder kann keine Haftung übernommen werden bzw. es entfallen sämtliche Honoraransprüche. Rücksendungen erfolgen nur gegen beiliegendes Rückporto. Titel und Leads stammen in der Regel von der Redaktion. Credits: beigestelltRBI; talkative.studio/stock.adobe.com Gunter Deuber, RBI-Volkswirt, warnt schon jetzt vor einem schwierigen 2025. Seite 08 4 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2024
44 Rohstoff-Radar Erdöl: Gegenwind + Gold: Dampf abgelassen + Kupfer: Schwache Konjunktur belastet + Kakao: Süße Performance. AKTIEN 46 Kurzmeldungen OMV: Gazprom-Ausstieg gefordert + voestalpine: Sparprogramm notwendig. 48 Weltbörsen USA: Neues Rekordhoch + Europa: Aufwärtstrend eingeleitet + China: Schlechte Stimmung ist geblieben+ Japan: Magische Grenze im Visier. 50 Anlagetipps Deere & Co.: Smart Farming + RPM International: Dividenden-Champion + Rexel: Elektronik-Marktführer. 52 Börse Deutschland Die Rally wird fortgesetzt, aber für den DAX gibt es auch Warnsignale. 54 Börse Wien „Jagdsaison“ auf starke Dividendenaktien ist wieder eröffnet! IMMOBILIEN 58 Kurzmeldungen Vorsorgewohnungen: Wieder gefragt + Zinswende: Aufwind für Immobilien. 60 Gewerbeimmobilien Der zuletzt manchmal verpönte Markt bietet zumindest selektive Chancen. VERSICHERUNG & VORSORGE 62 Kurzmeldungen Konsumentenschutz: Ratgeber zu Erben & Co. + Generali: Zinsen erhöht. 63 FLV-Listing Der monatliche Überblick zu fondsgebundenen Lebensversicherungen. 64 Wahlärzte-Boom Das heimische Gesundheitssystem leidet unter Stress. Folgewirkung: Die Nachfrage nach privaten Krankenversicherungen nimmt deutlich zu. BLOCKCHAIN 66 Kurzmeldungen Kryptos: Zahl der Nutzer steigt + Geldwäsche: Bargeld am häufigsten verwendet. 82 Buchtipps Marc Friedrich/Florian Kössler: Die größte Revolution aller Zeiten + Herfried Münkler: Welt in Aufruhr. ALTERNATIVE INVESTMENTS AWARD 2024 68 Ausgezeichnete Fonds An den Börsen herrscht noch immer Unsicherheit, ein guter Zeitpunkt, um an Alternative Investments zu denken: Sie weisen eine geringe Korrelation zu Aktien und Anleihen auf und sorgen für stabile Renditen. Das GELD-Magazin zeichnet wie jedes Jahr die besten Produkte aus. COVERSTORY Im Schneckentempo Die Wirtschaft kommt nicht wirklich voran, Anleger sind verunsichert. Das GELDMagazin zeigt, wie Investoren reagieren können. Ausgabe Nr. 1/2024 – GELD-MAGAZIN . 5
BRENNPUNKT . Kurzmeldungen Credits: beigestellt; DB Media/stock.adobe.com; pixabay; Oliver Wunder/Flickr „Geistiges Eigentum“ Europa schläft Im Hintertreffen. „Geistiges Eigentum“ kann man auch Humankapital oder immaterielle Vermögen nennen. Also jene Faktoren, die sich schwer messen lassen, aber für Wirtschaft und Gesellschaft immens wichtig sind. Wobei es in Europa um diesen Bereich laut einem Bericht von AXA Investment Managers nicht gut bestellt ist: Die Analyse hält es für wahrscheinlich, dass die anhaltend starke US-Wirtschaft mit dem deutlichen Anstieg der Investitionen in geistiges Eigentum (vor allem in Software und Forschung & Entwicklung) seit Mitte der 2010er-Jahre zu erklären ist. Unter den führenden Volkswirtschaften der Eurozone ist Frankreich das einzige Land, in dem der Anteil der Investitionen in geistiges Eigentum am BIP ungefähr dem Niveau der USA entspricht. Es herrscht also Nachholbedarf. 6 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2024 Auswirkungen auf Anleger. In diesem Jahr stehen mit den Präsidentschaftswahlen in den USA und der Europawahl zwei Ereignisse an, die das Potenzial haben, die Finanzmärkte erheblich durchzurütteln. Schauplatz USA: Sollte der amtierende Demokrat Biden im Amt bleiben, spricht einiges für zaghafte Märkte. Shanna StraussFrank, Börsenexpertin bei Freedom Finance Europe: „Während der S&P 500 unter Biden zwar positive Renditen verzeichnete, könnten einige Anleger angesichts möglicher politischer Änderungen bei Sektoren wie Gesundheitswesen, Energie und Technologie, vorsichtig sein.“ Eine Rückkehr Trumps würde für europäische und andere Verbündete höhere fiskalische und sicherheitspolitische Kosten bedeuten. Darüber hinaus steht auch der finanzpolitische Kurs der USA selbst auf dem Spiel. Bei den Europa-Wahlen würde wiederum eine stärkere „Pro-EUMehrheit“ eine tiefere wirtschaftliche und politische Integration signalisieren und zu Investitionen in Anleihen der Eurozone führen. Strauss-Frank ist der Meinung: „Die wahrgenommene Stabilität könnte Anleger anziehen, die einen sicheren Hafen suchen und so den Euro stärken.“ Super-Wahljahr: Wichtige Weichenstellungen Anleihen: Grün ist in Billionen-Markt. Der Aufstieg von Impact Bonds ist zehn Jahre nach der ersten Emission eine wichtige Entwicklung für Fixed-IncomeInvestoren. Der Markt ist auf über drei Billionen Dollar angewachsen und in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 wurden Impact Bonds im Wert von 698 Milliarden Dollar emittiert. Grüne Anleihen dominieren dabei dieses Feld. Seit 2007 haben Green Bonds ein Volumen von mehr als 1,43 Billionen Dollar erreicht, und mehr als 500 neue Unternehmen haben in diesem Zeitraum solche Anleihen emittiert. David McNeil, Nachhaltigkeits-Experte bei Insight Investment, weiß auch: „Die Europäische Kommission hat einen Green Bond mit einer Laufzeit von 15 Jahren und einem Emissionsvolumen von 12 Milliarden Euro auf den Markt gebracht.“ Ein Rekordwert. David McNeil, Leiter Responsible Investment Research, Insight Trump macht Druck. Ex- und möglicherweise bald wieder US-Präsident Donald Trump hat klargemacht, nach seiner Wiederwahl nur jene NATO-Staaten verteidigen zu wollen, die zwei Prozent ihres BIP für die Rüstung ausgeben. Wer dieses Ziel erfüllt und wer nicht, zeigt der Blick auf die „Defence Expenditures of NATO Countries“, auf die von statista.com hingewiesen wird: Am besten steht hier Polen mit 3,9 Prozent Militärausgaben am BIP da. Dahinter folgen die USA selbst (3,5 %) und Griechenland (3 %). Die europäischen Mitglieder kommen im Schnitt auf 1,9 Prozent – wobei sich Deutschland als bevölkerungsreichstes Land und stärkste Volkswirtschaft der EU mit rund 1,6 Prozent im unteren Mittefeld einsortieren lässt. NATO: Aufrüsten angesagt
Appell an die Politik. Wie berichtet, soll das von der EU initiierte Lieferkettengesetz die Produktion vor allem in den Exportländern des globalen Südens nachhaltiger machen. Durch das Gesetz werden Unternehmen dazu verpflichtet, sicherzustellen, dass ihre Lieferketten frei von Menschenrechtsverletzungen und klimaschädlichen Praktiken sind. Was prinzipiell natürlich eine gute Sache ist, stößt in der Praxis aber auch auf Widerstand: Einige EU-Mitgliedsstaaten, darunter Österreich, befürchten, dass die Umsetzung nur unter hohem Aufwand möglich wäre, was wiederum ihre Wettbewerbsfähigkeit gefährde. Wirtschaftsminister Kocher will das Gesetz nochmals durchdiskutieren, was in Wirklichkeit einer Blockadehaltung gleichkommt. Daraufhin hagelt es Kritik und Unverständnis. So schreibt CRIF, ein auf Risikomanagement spezialisiertes Unternehmen: „Der befürchtete Bürokratie-Aufwand ist mit der richtigen Technologie mehr als bewältigbar. Die Angst davor darf dieses wichtige Gesetz nicht gefährden.“ Lieferketten: Österreich bremst Gesetz aus Österreich Ein stabiler Markt AA1. Österreich ist nach wie vor ein stabiler Wirtschaftsmarkt für Unternehmen, obwohl die restriktive Geldpolitik die kurz- und langfristigen Wachstumschancen belastet. Das zeigt die aktuelle Ausgabe des Country Risk Atlas des Kreditversicherers Acredia in Zusammenarbeit mit Allianz Trade. Die Alpenrepublik wird hier weiterhin mit einem Länderrating von AA1 bewertet, was einem geringen Risiko für Unternehmen entspricht. „Österreich hat die Pandemie und die Energiekrise wirtschaftlich sehr gut weggesteckt“, analysiert Gudrun Meierschitz, Vorständin von Acredia. Die Expertin meint weiters: „Die schwache globale Nachfrage und der hohe Inflationsdruck haben aber 2023 eine leichte Rezession gebracht. Für 2024 gehen wir von einer leichten Erholung und einem BIP-Wachstum von plus 0,6 Prozent aus, für 2025 erwarten wir dann eine Steigerung von 1,5 Prozent.“ Insgesamt verbesserte sich die Risikobewertung von 21 Staaten gegenüber dem Vorjahr, was etwa 19 Prozent des weltweiten BIP entspricht. Lediglich vier Länderratings wurden herabgestuft. 012345 DIE ZAHL DES MONATS 92 Millionen Kurioser Fehler. Norwegen darf sich aufgrund seines Ölreichtums einen riesigen Staatsfonds (den größten der Welt) leisten, der die Petro-Dollar weltweit investiert – und das in der Regel ziemlich erfolgreich. Aber auch im hohen Norden läuft nicht alles perfekt, und offensichtlich ist nicht nur die heimische Politik von kuriosen Excel-Pannen betroffen: Wie die Financial Times berichtete, muss der Staatsfonds aufgrund einer manuellen Fehleingabe den Verlust von umgerechnet 92 Millionen Dollar einstecken. Denn es wurde die Fonds-Benchmark falsch berechnet, was zu einer deutlich höheren Gewichtung von US-Anleihen gegenüber globalen Bonds führte. Nicolai Tangen, Leiter des Staatsfonds, nahm die Schuld auf sich und zeigte sich zerknirscht. Verständlich: Mit dem verlorenen Geld hätten 40 Krankenhausbetten, 80 Fußballfelder und ein Tunnel finanziert werden können. Mehr Nachhaltigkeit. Die globale Lebensmittelbranche könnte mit effizienteren Verpackungskonzepten bis zu 30 Prozent ihrer Kosten sowie rund 25 Prozent Treibhausgasemissionen einsparen, was etwa 18 bis 23 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr entspricht. Das geht aus einer Studie von Strategy&, der globalen Strategieberatung von PwC, hervor. Ebenfalls interessant, wenn nicht sogar für Konsumenten ärgerlich: Derzeit machen Verpackungen bis zu 23 Prozent des Gesamtpreises von Lebensmitteln aus und verursachen 25 bis 35 Prozent aller Treibhausgasemissionen von Nahrungsmittelproduzenten. Mit optimierten Verpackungen könnten die Hersteller auf gestiegene Preise für Verpackungsrohstoffe reagieren. Lebensmittel: Verpackungswahn Ausgabe Nr. 1/2024 – GELD-MAGAZIN . 7
ZUR PERSON Mag. Gunter Deuber absolvierte sein Diplomstudium der Volkswirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt, Nürtingen-Geislingen; gefolgt vom Masterstudium Philosophy & Economics an der Uni Bayreuth. Von 2006 bis 2008 war er Analyst für CEE-Research bei der damaligen Raiffeisen Zentralbank. 2008 bis 2010 war er als Senior Economist, Deutsche Bank Research, in Frankfurt tätig. Zwischen 2011 und 2022 fungierte der Ökonom als Abteilungsleiter Volkswirtschaft, Zinsen und Währungen; zuvor als Gruppenleiter CEE Research, Raiffeisenbank International AG (RBI), Wien. Im Jahr 2021 übernahm er die Bereichsleitung Volkswirtschaft und Finanzanalyse bei der RBI. Zudem ist Deuber Autor/Herausgeber zahlreicher Beiträge und Fachpublikationen zu EU-/Eurozonenthemen und Verfasser vieler Fachbeiträge in akademischen Fachpublikationen mit Osteuropabezug. Weiters agiert der Wirtschaftsexperte als Vortragender am Raiffeisen Campus, am Joint Vienna Institute und für weitere Bildungseinrichtungen. Angezogene Handbremse Ende 2023 spitzte sich die Diskussion unter Wirtschaftsexperten zu: Steht 2024 eine Rezession ins Haus, oder erwartet uns ein doch bescheidenes Wachstum? Gunter Deuber, Chef-Ökonom der RBI, gibt für heuer Entwarnung, 2025 könnte es aber unangenehmer werden. Österreichs Wirtschaft befinde sich in keiner komfortablen Situation und sei mit „angezogener Handbremse“ unterwegs. Im Anlagebereich sieht er Anleihen aus risikoadjustierter Sicht gegenüber Aktien im Vorteil. Wie sieht der globale Ausblick für 2024 aus? Kommt die Rezession? Betrachten wir zunächst die drei großen wirtschaftlichen Blöcke: In den USA läuft es gut, und es sieht nach einem Softlanding bzw. bescheidenem Wachstum aus. 1,0 bis 1,5 Prozent BIP-Steigerung werden prognostiziert, wobei sogar noch etwas Aufwärtspotenzial besteht. Europa präsentiert sich hingegen sehr schwach, eine Besserung zeichnet sich allerdings ab. Für das Gesamtjahr 2024 wird ein BIP-Plus von 0,5 Prozent erwartet, das wäre der gleiche Wert wie 2023. Das ist natürlich nicht berauschend, aber keine Rezession. Wir beobachten, dass der private Konsum und die Investitionen leicht zunehmen, das aber bei noch immer hohen Inflationszahlen. Letztlich ist der Motor in China ins Stocken geraten, die wirtschaftliche Entwicklung im Land der Mitte ist mit Vorsicht zu genießen. Alles in allem ist eine globale Rezession im Jahr 2024 aber sehr, sehr unwahrscheinlich. 2025 gilt es aber, vorsichtiger zu sein. Warum diese Skepsis? Das Wachstum in den Vereinigten Staaten könnte sich bereits im zweiten Halbjahr 2024 wieder abzuschwächen beginnen. Es stellt sich auch die Frage, ob sich die USA fiskalisch gesehen nicht stärker konsolidieren müssen. In China ist wiederum die Dynamik nach der „Corona-Wiedereröffnung“ eher schwach ausgefallen. China hat mit zyklischen, aber auch strukturellen Problemen zu kämpfen, das hat natürlich Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Wie geht es mit der Inflation weiter? Die USA bewegen sich bereits heuer auf ihr Inflationsziel zu, 2025 könnte es annähernd erreicht sein. Europa und Österreich tun sich da schon schwieriger, an das Inflationsziel der EZB heranzukommen. In unseren Breiten stellen sich die Fragen der hohen Kerninflation und der ambitionierten Lohnabschlüsse, die nicht nur heuer, sondern bis ins kommende Jahr hineinwirken. Die Inflation wird für uns möglicherweise noch länger ein Thema sein, als das manche heute glauben. In Europa könnte die Kerninflationsrate heuer auf Jahressicht noch einen Dreier vor dem Komma stehen haben. Österreich befindet sich in keiner einfachen wirtschaftlichen Situation und wird 2024 unter dem EU-Durchschnitt wachsen. Die gute Nachricht von Ökonom Gunter Deuber lautet aber: 2024 kommt keine Rezession. HARALD KOLERUS Credit: RBI Eine globale Rezession im heurigen Jahr ist sehr, sehr unwahrscheinlich. 8 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2024 INTERVIEW . Gunter Deuber, Raiffeisen Bank International (RBI)
Österreich wurde bekanntlich besonders hart von der Teuerung getroffen ... In Österreich liegt die Inflation über dem EU-Durchschnitt, was auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist. Einerseits gibt es strukturelle Gründe, andererseits ist die Problematik wohl in manchen Bereichen nicht ideal gemanagt worden. Tendenziell sind wir mit einer höheren Dienstleistungsinflation konfrontiert. Der geringere Wettbewerb und Preissetzungsmacht sorgen für Teuerung auf der Angebotsseite und Überersparnisse unterstützten den Konsum. Zum Management der Politik: Es wurden vor allem nach dem Gießkannenprinzip Unterstützungen über alle Einkommensschichten hinweg ausgeschüttet. Dieses Phänomen der Überförderung sollte man sich einmal kritisch ansehen. Weiters „förderlich“ für die Inflationsentwicklung war die schon seit längerem vergleichsweise generöse Lohnpolitik hierzulande – nach Steilvorlagen des staatlichen Sektors. 2023 gab es in der Europäischen Union durchschnittlich gesehen Lohnerhöhungen von 4,0 bis 4,5 Prozent; in Österreich war es ein Plus von sieben bis acht Prozent. Für 2024 erwarte ich eine ähnliche Differenz. Wie steht es ansonsten um die heimische Volkswirtschaft? 2022 sahen wir in Österreich ein sehr schönes Wirtschaftswachstum nahe bei fünf Prozent, das deutlich über dem EU-Durchschnitt lag. Mittlerweile ist das wirtschaftliche Umfeld in Österreich aber schwieriger geworden, wir fahren sozusagen mit angezogener Handbremse. Verantwortlich ist dafür auch die schwache Entwicklung in Deutschland, was die gesamte Eurozone, aber vor allem Österreich belastet. Und zwar weil wir stark von Exporten abhängig sind und Deutschland unser wichtigster Markt ist. Weiters ist die angesprochene starke Lohndynamik mittelfristig ein Problem für die heimische Wirtschaft. Die Industrie kann zwar höhere Kosten besser durch Digitalisierung, Automatisierung etc. abfedern, in der für Österreich so wichtigen Dienstleistungsbranche ist das natürlich nicht so einfach möglich. Wie entwickeln sich 2024 die Börsen? Die volkswirtschaftlichen Fundamentaldaten sind gut: Denn die Sorgen in den USA nehmen ab, auch in Europa sehen wir Zeichen der Erholung. Aber das Wichtigste ist: Die Zinssenkungen kommen, wenn auch nicht so schnell, wie vom Markt erwartet. Dieser preist bereits sehr aggressiv Zinssenkungen ein. Wir erwarten weiterhin gute Zuflüsse in Anleihen; bei Aktien könnten Rücksetzer tendenziell zu Käufen genützt werden. Denn es sind noch sehr viele Investitionsmittel in kurzfristigen Zinsanlagen, etwa Geldmarktfonds, geparkt. Hier stehen wieder Umschichtungen in Richtung länger laufender Veranlagungen an. Für die Vereinigten Staaten sind wir mittelfristig sehr positiv eingestellt, auch wenn sich die Aktienbewertungen sportlich ausnehmen. Für Europa ist unsere Erwartung vorsichtig positiv. Die Bewertungen sind niedrig, einige internationale Investoren linsen bereits nach Europa. Allerdings: In Wachstumsbereichen wie Künstlicher Intelligenz sind die USA viel besser positioniert. Aus risikoadjustierter Sicht lohnen sich Anleihen aktuell mehr als Aktien, was vor allem für Europa gilt. www.rbinternational.com Gunter Deuber: „Aus risikoadjustierter Sicht lohnen sich Anleihen prinzipiell mehr als Aktien.“ Ausgabe Nr. 1/2024 – GELD-MAGAZIN . 9
Angesichts der erschütternden Bilder vom brutalen Angriff der Hamas auf Israel, sowie Tod und Leiden im Gazastreifen denkt man natürlich in erster Linie nicht an wirtschaftliche Auswirkungen des eskalierten Konflikts. Die sind aber vorhanden und ebenfalls gefährlich. Attacken auf Lebensader So haben die extremistischen Huthi-Rebellen quasi aus „Solidarität“ zur Hamas die wichtige Schifffahrtsroute im Roten Meer unter Beschuss genommen, die Auswirkungen waren sofort spürbar: Wichtige Reedereien meiden den gefährlichen Seeweg, die dort transportierte Gütermenge ist abrupt eingebrochen (siehe Grafik unten). Das bedeutet umständliche, langwierige und kostenintensive Ausweichmanöver. Waren, die aus Asien kommen und normalerweise durch den Suezkanal nach Europa geliefert werden, müssen jetzt den Weg rund um Afrika am Kap der guten Hoffnung vorbei einschlagen. Das sind rund 6.000 Kilometer mehr, die Reise dauert statt 20 ungefähr 30 Tage. Zu Versorgungsengpässen wird das laut Experten nicht führen, so zeigt auch die Zahl der global gehandelten Gütermengen keinen Absturz. Mit Verzögerungen und Verteuerungen einzelner Produkte ist aber zu rechnen, betroffen könnten davon vor allem Textilien und Elektronik-Produkte aus Fernost sein. Auch hatte die EZB davor gewarnt, dass der Konflikt das Potenzial hat, die Inflation erneut zu befeuern. Keine gute Nachricht in Zeiten, in denen das Leben schon teuer genug ist. Allerdings: Zieht man Erdöl als Indikator (und Inflationstreiber) heran, sieht die Sache nicht so dramatisch aus. Nach der Attacke auf Israel am 7. Oktober 2023 ist der Preis zwar angestiegen, dann aber wieder gefallen. Auch die vom Jemen ausgehenden Angriffe der Huthi-Milizen mit Raketen und Drohnen haben zu keiner Öl-Hausse geführt. Unwahrscheinlicher Flächenbrand Es ist auch nicht ganz klar, wie groß die Kapazitäten der Huthis sind, nicht zuletzt, nachdem westliche Militäroperationen im Jemen den Rebellen das Leben schwerer machen. Wobei: Ungefährlich ist die Situation natürlich nicht. Die Huthis sind eng mit Iran verbündet, zu starke westliche Interventionen könnten diese lokale Großmacht reizen und den Konflikt weiter anschüren. Nahost-Experten halten einen Flächenbrand allerdings für unwahrscheinlich, offiziell will Iran nicht in die AuseinandersetBRENNPUNKT . Nahost-Konflikt Frieden in weiter Ferne Eine Lösung zeichnet sich im blutigen Konflikt zwischen Israelis und Palästinenser nicht ab. Während das Töten und Leiden weitergeht, birgt die Auseinandersetzung auch Gefahren für Handel und Weltwirtschaft. HARALD KOLERUS Credits: beigestellt; Mariusz/stock.adobe.com Rotes Meer: Jäher Einbruch der Frachtkapazität Die Angriffe der Huthi-Miliz auf Containerschiffe im wichtigen Schifffahrtsweg durch das Rote Meer zwingen zu langen Umwegen. Das führt zu einem erheblichen Einbruch der Frachtkapazitäten auf dieser Route, was der gesamte Welthandel zu spüren bekommt. Quellen: Fleetmon; Kiel Institut für Weltwirtschaft Stand 11.01.2024 Fracht Erwartet Januar 2020 Januar 2021 Januar 2022 Januar 2023 Januar 2024 Fracht in tsd. EEU 200 300 400 500 600 700 „Nicht alle am Nahost-Konflikt beteiligten Parteien streben Frieden an.“ Walter Posch, Islamwissenschaftler am Institut für Friedenssicherung und Konfliktmanagement 10 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2024
Unsichere Gewässer: Im Roten Meer stehen Frachter auf der Abschussliste. Durchfahrten durch den Suezkanal haben sich halbiert. zung hineingezogen werden – oder jetzt gar Krieg gegen Israel führen (trotz martialischer Rhetorik). Die Märkte teilen diese Einschätzung, was wiederum die beschriebene Lage des Ölpreises untermauert. Prinzipiell haben sich Rohstoffe im heurigen Jahr eher mau entwickelt. Apropos Rohstoffe. Was wenige Menschen wissen: Die Region rund um den Gazastreifen ist eigentlich gar nicht so arm. Ergiebige, aber ungenützte Gasfelder und reiche Fischgründe sind vorhanden. Aber natürlich dreht sich der Nahost-Konflikt in erster Linie nicht um materielle Belange, sondern um tiefes Misstrauen und Feindschaft zwischen den beteiligten Parteien. Welche Lösungen sind in diesem Zusammenhang möglich? Kaum Lösung in Sicht Das GELD-Magazin sprach dazu mit Walter Posch, der renommierte Islamwissenschaftler arbeitet am Institut für Friedenssicherung und Konfliktmanagement der Landesverteidigungsakademie in Wien. Vorweg: Sehr optimistisch ist man nach diesem Gespräch kaum. „Nicht alle beteiligten Parteien streben Frieden an. Was für eine Seite akzeptabel ist, ist für die andere ein No-Go. Zum Beispiel spricht sich Europa für die Zweistaaten-Lösung aus. Israel lehnt das aber mit Verweis auf die Abgabe von Land und dem damit verbundenen Sicherheitsrisiko ab. Viele Palästinenser fragen wiederum: Warum sollen wir überhaupt verhandeln, wenn wir in einem brutalen Besatzungsregime – vor allem in der West Bank – leben?“, erläutert der Experte die verfahrene Situation. Ein wichtiger Player in der Region ist wie erwähnt auch Iran. Posch: „Ein Land, das Israel nicht anerkennt und nach Atomwaffen strebt – warum sollte es an anderer Stelle nachgeben?“ Keine Gewinner Natürlich stellt sich auch die Frage, warum die Hamas ihre massiven Attacken im Oktober 2023 überhaupt gestartet haben? Sie hätte doch wissen müssen, dass Israel in vollem Umfang zurückschlagen würde. Posch: „Die Hamas steckt in einem Zwiespalt: Soll sie regieren oder Widerstand leisten? Der erste Weg würde ständige Kooperation mit Israel bedeuten, und diese Position müsste den Extremisten in den eigenen Reihen vermittelt werden. Der Widerstand klingt hingegen heroisch – und man muss sich keinen Neuwahlen stellen. Eines ist der Hamas mit ihrem Angriff jedenfalls gelungen: Das Palästina-Thema ist wieder auf die internationale Bühne und vor allem in die arabische Welt zurückgekehrt. Die Hamas hat im Westen aber massiv an Reputation verloren, was im Nahen Osten hingegen nicht der Fall ist.“ Letztlich fällt der Blick auf diese Region also düster aus und bleibt ein Brandherd ohne Löschplan. Massaker, massive Zerstörung und Vertreibung Als Reaktion auf die Massentötungen mit 1.200 Opfern, Gräueltaten und Geiselnahmen durch die Hamas, dem Palästinensischen Islamischen Dschihad und anderen militanten Gruppen am 7. Oktober 2023 erklärte Israel den Krieg, verschärfte die Abriegelung des Gazastreifens und startete eine Militäroperation. Mehr als vier Monate nach Beginn des Krieges gab es nur begrenzte Fortschritte bei der Verwirklichung der israelischen Ziele. „Gleichzeitig wurden die zivile Infrastruktur und Wohngebäude im Gazastreifen weitgehend zerstört, die Bevölkerung wurde intern vertrieben, mehr als 27.000 Palästinenser wurden getötet und die humanitäre Lage ist immer schrecklicher geworden“, urteilt die „Stiftung Wissenschaft und Politik“ in Berlin (SWP). Gespaltenes Europa Die unentschlossenen Europäer haben im Gaza-Krieg keine gute Figur gemacht. Die SWP meint: „In ihrem eigenen Interesse sollten sie sich die Chance nicht entgehen lassen, sich an der Gestaltung der Nachkriegsordnung zu beteiligen. Obwohl die USRegierung die diplomatische Führung übernommen hat und auch weiterhin übernehmen wird, müssen sich die EU und ihre Mitgliedstaaten auf die konkrete Rolle einigen, die sie bei diesem Unterfangen spielen werden.“ Ausgabe Nr. 1/2024 – GELD-MAGAZIN . 11
Es mag nicht sonderlich überraschen: Der „Global Risks Report 2024“ des Weltwirtschaftsforums WEF (World Economic Forum) identifiziert Extremwetter, kritische Veränderungen der Erdsysteme, den Verlust der Artenvielfalt und den Zusammenbruch von Ökosystemen, die Verknappung natürlicher Ressourcen sowie Umweltverschmutzung als fünf der zehn größten Risiken in der nächsten Dekade. Einfach formuliert: Der Klimawandel stellt mittel- und langfristig gesehen die größte Bedrohung dar. Gegen Fake-News Ein weiteres brennendes Thema unserer Zeit wird vom WEF beleuchtet: Die Erosion von seriösen Medien und die Verbreitung von Fehlinformationen in den Sozialen Medien – zuletzt noch zusätzlich angefeuert durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz (sogenannte Deep-Fakes entstehen, die eben täuschend echt wirken). Was kann man dagegen tun? Leider sind die Möglichkeiten abseits rechtlicher Schritte begrenzt, aber mehr Aufmerksamkeit und digitale Bildung könnte den Internet-Betrügern das Leben schon schwerer machen. Nahost und Ukraine Selbstredend beschäftigte man sich in Davos auch mit den großen Konfliktherden rund um den Globus. Mit Blick auf den Nahen Osten sagte Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg: „Mehr als 100 Tage nach Kriegsbeginn ist immer noch kein Ende des menschlichen Leids in Sicht. Weiterhin greift Hamas Israel an. Weiterhin halten die Terroristen der Hamas Menschen als Geiseln in Gaza fest. Aber auch Israel muss mehr tun, um unschuldige Zivilistinnen und Zivilisten in Gaza besser zu schützen. Dazu ist Israel verpflichtet. Denn wie Israel mit der Zivilbevölkerung im Gazastreifen umgeht, bestimmt auch, wie die Welt auf Israel blickt.“ Allerdings ist kein Ende der Eskalation in diesem Konflikt in Sicht (siehe Seite 10), eben so wenig wie im Ukraine-Krieg. Wolodymyr Selenskyj forderte in Davos (wieder einmal) konsequentere westliche Unterstützung an. Außerdem kritisierte er die durchlässigen Sanktionen gegenüber Putins Regime: „In jeder russischen Rakete stecken nach wie vor kritische Bauteile aus westlichen Ländern.“ Das lässt sich in Davos natürlich nicht ändern, die Botschaft ist aber unter wichtigen Staatenlenkern, Wirtschaftsexperten und Wissenschaftlern platziert. Wobei das WEF auch darauf hinweist, dass der Krieg in der Ukraine beispiellosen materiellen Schaden anrichtet. Im März 2023 BRENNPUNKT . Weltwirtschaftsforum 2024 Viel los in Davos Der Klimawandel ist langfristig gesehen eine der größten Gefahren für die Menschheit, kurzfristig bereitet breit gestreute Desinformation Sorgen. Das sind nur zwei Erkenntnisse des Weltwirtschaftsforums, das in Davos tagte. HARALD KOLERUS Credit: Rumir/stock.adobe.com 12 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2024 Hitzewellen, Stürme, Überflutungen etc. strapazieren die Gesundheit oder kosten gar viele Menschenleben. Auch die Belastungen für die Finanzierung der Gesundheitssysteme und der gesamten Ökonomie steigen durch den Klimawandel an. Der Klimawandel hat enorme Auswirkungen auf die Gesundheit, auch die Ausgaben steigen dramatisch Quelle: Oliver Wyman analysis Gesundheitskosten in Mrd. Dollar 0,4 2030 1,1 2040 2,0 2050 1,1 0,5 0,2 0,2 2,1 2030 6,9 2040 12,5 2050 2,1 7,1 1,6 1,3 Gesamtökonomische Kosten in Bio. Dollar Flut Dürren Meeresspiegel Feuer Tropische Stürme Hitzewellen Total
Nachhaltigkeit ist keine Modeerscheinung. Sie ist das Herz unserer Anlageentscheide.
Credit: Rumir/stock.adobe.com 14 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2024 schätzte die Weltbank die Kosten für den Wiederaufbau über einen Zeitraum von zehn Jahren auf 411 Milliarden Dollar, eine Zahl, die jeden Monat um weitere zehn Milliarden steigt. Heute werden diese Kosten auf etwa eine Billion (!) Dollar geschätzt. Immense Zerstörung Wobei die Kiewer Wirtschaftshochschule berichtet hat, dass in den ersten zehn Kriegsmonaten 149.300 Wohngebäude sowie mehr als 3.000 Bildungseinrichtungen, 330 Krankenhäuser und fast 600 Verwaltungsgebäude beschädigt wurden. Das Telekommunikationsnetz wurde stark beeinträchtigt – etwa die Hälfte des Stromnetzes ist beschädigt oder zerstört. Ungefähr 20 Prozent der Agrarfläche wurden unfruchtbar gemacht und 30 Prozent des Landes sind entweder mit Landminen oder nicht explodierten Kampfmitteln übersät. In einem Bericht des WEF heißt es: „Da der Krieg noch andauert, mag die Rede vom Wiederaufbau verfrüht erscheinen. Und doch kommen Engagements und Finanzierungen zustande, zusammen mit einem wachsenden Unterstützungsnetzwerk.“ Nun ja, darüber lässt sich streiten, den mancherorts in Europa bröckelt die Unterstützung für die Ukraine, und die Haltung von Donald Trump, sollte er wieder ins Weiße Haus einziehen, ist unklar. Selenskyj regte jedenfalls in einer nichtöffentlichen Sitzung in Davos, an der über 70 globale CEOs teilnahmen, Unternehmensinvestitionen in der Ukraine an. Dafür werde in dem Land bereits an den notwendigen Rahmenbedingungen gearbeitet. Beispielsweise wurden die Reformen der Rechtsstaatlichkeit fortgesetzt, ebenso wie die Bemühungen, einen umfassenden institutionellen Rahmen zur Korruptionsbekämpfung aufzubauen. Gut und schön, aber wer investiert in einen Kriegsschauplatz? Auch diese Frage konnte am WEF nicht beantwortet werden. Fazit Dem Davos-Gipfel wird immer wieder vorgeworfen, keine konkreten Ergebnisse zu produzieren. Das ist aber unfair, denn das WEF ist eine Stiftung und nicht mit politischen Vollmachten ausgestattet. Sensibilisierung und Austausch stehen vielmehr im Vordergrund – was in Zeiten wie diesen ohnedies nicht schaden kann. Gesundheitsausgaben in Prozent des BIP steigen Überalterung und Bevölkerungswachstum sorgen für hohe Kosten im Gesundheitswesen. Quellen: World Bank, OECD, WHO, BM 2000 12% US OECD ex-US LIMICs 17% 7% 10% 5% 6% 2010 2020 Aus einem Bericht des Weltwirtschaftsforums geht hervor, dass die internationale Zusammenarbeit durch Pandemie, Near-Shoring und protektionistische Maßnahmen nicht abgebrochen ist, sondern gedämpft weitergeht. Friedensbemühungen leiden hingegen deutlich. Globalisierung: Nicht abgerissen Quelle: McKinsey & Company Durchschnittlicher Index globaler Kooperation (2020=1) Frieden und Sicherheit Handel und Kapitalströme Gesundheit Klima und Umwelt 0,7 0,8 0,6 0,9 1,0 1,1 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 Innovation und Technologie BRENNPUNKT . Weltwirtschaftsforum 2024
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Inflation Entspannung geht anders Heimische Industrie: Fehlstart! Noch immer kein Wachstum. Die Industrie in Österreich schwächelte auch zum Jahresbeginn: Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg im Jänner zwar leicht gegenüber dem Vormonat an, und mit 43,0 Punkten wurde immerhin der höchste Wert seit zehn Monaten erzielt. Allerdings wurde damit die Marke von 50 Zählern, ab der Wachstum signalisiert wird, erneut deutlich unterschritten. UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer kommentiert: „Auch wenn sich die Konjunkturlage zu Beginn des Jahres geringfügig verbessert hat, die heimische Industrie konnte die seit Mitte 2022 andauernde Rezession noch nicht überwinden.“ Für die nächsten Monaten ist zudem von einer Fortsetzung der rückläufigen Produktionsentwicklung auszugehen, wenn auch der Pessimismus deutlich abgenommen hat. Mit 49,9 Punkten stieg der Index der Produktionserwartungen den dritten Monat in Folge auf den höchsten Wert seit einem Jahr. Das ist zumindest ein Zeichen der Hoffnung. Credits: beigestellt/AlexanderMueller; EdNurg & Heroes Design/stock.adobe.com Bitte Geduld. Die Inflation in der Eurozone ist weiterhin auf dem Rückzug, aber sie ist immer noch viel zu hoch und bewegt sich nur noch sehr langsam nach unten. Die Jahresrate ist nach 2,9 Prozent im Dezember um ein Zehntel Prozentpunkt auf 2,8 Prozent gesunken. Für die Zentralbank noch wichtiger ist die Kernrate, die von 3,4 auf 3,3 Prozent gesunken ist. Auch dieser Wert ist vom Ziel der Notenbanker immer noch weit entfernt. Und bei den Dienstleistungen, die stark an den Löhnen hängen, hat sich die Inflationsrate gar nicht bewegt. DWS bringt es auf den Punkt: „Der Kampf gegen die Inflation ist wie das Installieren von Programmen auf alten Rechnern: Die ersten 95 Prozent gehen schnell, die letzten fünf Prozent ziehen sich. Die Verbraucher – und mit ihnen die EZB – werden sich noch eine ganze Weile gedulden müssen.“ WIRTSCHAFT . Kurzmeldungen UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex Quelle: S&P Global, UniCredit Research 70 65 60 55 50 45 40 35 30 2015 2016 saisonbereinigt unbereinigt 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 70 65 60 55 50 45 40 35 30 16 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2024 012345 DIE ZAHL DES MONATS 110 Milliarden Der Fiskus jubelt. Wirtschaftlich gesehen war das vergangene Jahr keines, das den Bürgern dieses Landes in besonders guter Erinnerung bleiben wird: Die österreichische Wirtschaft steckt in der Krise. Ganz anders zeigt sich das Bild für den Staat. Die Steuereinnahmen erreichten dank der hohen Inflation ein neues Rekordhoch. Insgesamt wurden 2023 über 110 Milliarden Euro eingenommen, verglichen mit 106 Milliarden aus dem Jahr davor, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt. Mehr als zwei Drittel der Einnahmen entfallen auf die zwei Posten Lohn- und Umsatzsteuer, beide sind seit Beginn der Corona-Krise kräftig angestiegen. Laut Agenda Austria-Leiter Franz Schellhorn ist es höchst an der Zeit, die arbeitende Bevölkerung zu entlasten: „An den Einnahmen des Staates mangelt es jedenfalls nicht. Das Problem sind die überschießenden Ausgaben.“ Hier solle man auf die Bremse steigen. „Vielversprechendes Jahr“. Man sollte es angesichts der vielen negativen Wirtschaftsmeldungen (auch auf dieser Seite) gar nicht glauben: Eine Untersuchung des FOCUS-Instituts zeigt, dass die Österreicherinnen und Österreicher heuer etwas optimistischer ins neue Jahr blicken als noch 2023. Konkret geben 42 Prozent der Befragten an, dass 2024 für alle schwieriger werden wird als das vorherige Jahr. Immerhin 36 Prozent sehen das aber umgekehrt und bewerten 2024 als vielversprechend. Für 2023 lagen diese Zahlen bei 47 bzw. 27 Prozent. Hinsichtlich des Geschlechts und des Wohnorts bestehen dabei keine signifikanten Unterschiede (obgleich der Süden Österreichs tendenziell positiver gestimmt ist). In Bezug auf das Alter lässt sich aber ein eindeutiger Trend erkennen: Jüngere Befragte blicken deutlich optimistischer ins neue Jahr, nur 14 Prozent denken, dass 2024 schwieriger werden wird als 2023. Ein verspätetes: Prosit! Österreich: Optimismus steigt
Neues Buch. Die gute Botschaft lautet: „Europa steht besser da, als viele meinen. Um aber weiterhin Wohlstand und Sicherheit zu garantieren, muss die EU spürbare Vorteile für sämtliche Bürgerinnen und Bürger sowie für die Mitgliedsstaaten bringen“, so WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr. Die Europäische Union solle sich laut dem prominenten Wirtschaftsexperten auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren, und das, was sie tut, besser machen. Nur so finde sie im Inneren wieder ausreichend Zustimmung und nach außen Gehör. Warum der Schlüssel dazu in der Vollendung der Wirtschaftsunion liegt, ist im Detail in Felbermayrs neuem Buch nachzulesen: „Europa muss sich rechnen“ (erschienen im Brandstätter Verlag). WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr Europa: Ein Plädoyer Ausgabe Nr. 1/2024 – GELD-MAGAZIN . 17 5 Schwache Bilanz. Während die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Österreich im Vorjahr mit 2.810 auf ein neues Rekordhoch kletterte, nahmen zugleich die Neugründungen deutlich ab. Das geht aus einer aktuellen Untersuchung von Dun & Bradstreet hervor. Demnach stiegen Firmenpleiten in Österreich um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr an. Nachdem bereits zwischen Jänner und September insgesamt 2.015 Unternehmen Insolvenz anmelden mussten, kamen im vierten Quartal nochmals 795 Pleiten hinzu – ebenfalls ein Rekordwert. Das entspricht gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal einem Anstieg um 25 Prozent. „Und es gilt als wahrscheinlich, dass sich dieser Trend auch in 2024 fortsetzen wird“, heißt es in der Analyse. In absoluten Zahlen verzeichnete übrigens der Handel mit 632 Insolvenzen den höchsten Wert. Firmenpleiten: 20 Prozent plus Ausblick auf das Jahr 2024 Die letzten Jahre waren durch außerordentliche Ereignisse wie Pandemie und Russlands Krieg gegen die Ukraine geprägt. Während die geopolitische Lage durch den Überfall der Hamas auf Israel eine weitere Zuspitzung erfuhr, kann man 2023 in wirtschaftlicher Hinsicht als Schritt in Richtung Normalisierung bewerten. Die Weltwirtschaft verlor, wie von den Zentralbanken beabsichtigt, an Schwung, ein Disinflationsprozess kam in Gang. Lieferkettenprobleme und Mangelwirtschaft, beides dominierte die Vorjahre, endeten. Der globale Zinserhöhungszyklus erreichte im Herbst seinen Kulminationspunkt. Die Risikomärkte glänzten 2023 mit guter Performance. Was bedeutet das für 2024? Bei Analyse der fundamentalen Daten ist derzeit keine Verbesserung der weltwirtschaftlichen Lage absehbar. Für die im Jahr 2023 stagnierende Konjunktur in der Eurozone dürften sich die Aussichten aber aufhellen. Die Hoffnungen liegen auf den Konsumausgaben. Nach einer längeren Phase, in der sich die Realeinkommen negativ entwickelten, hat sich dank hoher Lohnabschlüsse und nachlassender Inflationsdynamik die Situation für private Haushalte verbessert. Die Rezession in der Industrie dürfte im Jahresverlauf 2024 enden und in einen – aus heutiger Sicht schwachen – Aufwärtstrend übergehen. Unterstützung dürfte die Konjunktur von den Zentralbanken erhalten, die im Jahresverlauf ihre Leitzinsen allmählich wieder KOLUMNE . HYPO NOE Landesbank für Niederösterreich und Wien AG absenken werden. Für die Performance an den Kapitalmärkten sind Zinssenkungen grundsätzlich gute Vorboten. Doch vieles ist bereits eingepreist. Die größte Unbekannte ist die Entwicklung der geo- politischen Lage. 2024 ist ein Superwahljahr. Gerade durch die US-Wahlen könnten, im Falle eines Sieges von Ex-Präsident Trump, neue Herausforderungen erwachsen. Hoffen wir das Beste! www.hyponoe.at Uwe Ehrismann Senior Economist, Asset Liability Management FOTO: HYPO NOE / Bollwein
Credits: beigestellt/Archiv; EKH-Pictures/stock.adobe.com BANKING . Kurzmeldungen 18 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2024 Leitzinsen: Wohin geht die Reise? Tendenz nach unten. Noch Ende 2023 war am Markt deutlich die Erwartung baldiger Zinssenkungsschritte zu vernehmen. Doch zu Beginn 2024 hat die vermeintliche Klarheit spürbar abgenommen. Luca Pesarini, Chief Investment Office bei Ethenea, analysiert: „Auch wenn die Schritte der Währungshüter deutlich weniger aggressiv ausfallen werden, als es noch immer viele Marktteilnehmer erwarten: Dass viele Zentralbanken, darunter auch die Fed und die EZB, in diesem Jahr die Leitzinsen senken werden, bleibt Marktkonsens.“ Gründe für die verminderte „Aggressivität“ sind unter anderem: Geopolitische Spannungen und solide Arbeitsmärkte machen den mittelfristigen Disinflationsprozess ungewiss und die Fed hat sich in der Abwägung zwischen Inflationsbekämpfung und Wachstumsunterstützung offenbar zugunsten des Letzteren entschieden. Neues Erdbeben? Innerhalb weniger Tage haben die Schwierigkeiten einiger Banken für großes Aufsehen gesorgt. In Verbindung mit den Erschütterungen im Immobiliensektor, die sich auf das Bankensystem auswirken, weckt dies schmerzhafte Erinnerungen – in erster Linie an die Subprime-Krise. Der Kern des Problems liegt heute in den Schwierigkeiten, mit denen Gewerbeimmobilien in den USA zu kämpfen haben. Clément Inbona, Fondsmanager bei LFDE, analysiert die Situation: „Wenngleich dieses Erdbeben amerikanischen Ursprungs ist, wirkt es sich in einer globalisierten Wirtschaft auch auf andere Kontinente aus. Das gilt beispielsweise für Japan, wo die Aktie der Aozora Bank ein Drittel ihres Wertes verlor, nachdem das Institut den höchsten Jahresverlust seit 2009 bekanntgegeben hatte.“ Allerdings relativiert der Experte: Dank einer besseren Kapitalausstattung, verstärkter Regulierung und strengerer Aufsicht sei der Sektor heute besser aufgestellt als 2008. Die von den großen Banken veröffentlichten Ergebnisse seien insgesamt eher beruhigend. Bisher ist das Beben auf Akteure der zweiten Reihe beschränkt. Bankensektor: Unter Druck Clément Inbona, Fondsmanager bei LFDE Zufriedene Österreicher. Pandemie, Inflation und geopolitische Krisenherde – trotz zahlreicher Herausforderungen in den letzten Jahren bleibt die Zahl der Österreicherinnen und Österreicher, die mit ihren persönlichen Finanzen zufrieden sind, hoch: 61 Prozent geben in einer Integral-Umfrage im Auftrag der Erste Bank an, mit ihrer finanziellen Situation zufrieden zu sein. „Wir sehen, wie groß die finanzielle Widerstandsfähigkeit der österreichischen Haushalte ist“, sagt Gerda Holzinger-Burgstaller, Vorstandsvorsitzende der Erste Bank Österreich. Was die Veranlagung betrifft, bleiben die Klassiker Sparkonto und Bausparvertrag die Favoriten. Mit 61 Prozent (plus 7 % im Vergleich zu Q4 2022) bleibt das Sparkonto auch im 4. Quartal 2023 im Veranlagungsranking der Österreicher unangefochten an der Spitze. Mit deutlichem Abstand folgt der Bausparvertrag mit 37 Prozent (plus 1 %). Aber: Längerfristige, alternative Veranlagungsformen gewinnen weiterhin an Beliebtheit. So schließen die Pensionsvorsorge, die mit acht Prozentpunkten die stärksten Zuwächse verzeichnet, die Lebensversicherung (plus 5 %) und Wertpapiere mit 32 Prozent (keine Veränderung) langsam auf. Finanzen: Sparbuch siegt Gerda Holzinger-Burgstaller, Vorstandsvorsitzende der Erste Bank Österreich 0123456 DIE ZAHL DES MONATS 16 Billionen Rekord. Im vergangenen Jahr erreichte der Gesamttransaktionswert auf dem Fintech-Markt fast 16 Billionen Dollar. Das berichtet Stocklytics.com. Da die Fintech-Landschaft ständig wächst, angetrieben durch technologische Fortschritte und steigende Verbraucheranforderungen, wird erwartet, dass die Zahl in diesem Jahr um 12,5 Prozent steigen und satte 18 Billionen Dollar erreichen wird. Aber neben einem massiven Anstieg der Geldmenge, die durch den Markt fließt, tummeln sich auch immer mehr Unternehmen auf dieser Bühne: Die Zahl der Fintechs hat sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt und erreicht Anfang 2024 fast 30.000. Statistiken zeigen, dass nordamerikanische Unternehmen 43 Prozent davon ausmachen, wobei im letzten Monat 13.100 tätig waren. Die EMEA-Region folgt mit 10.969 Fintechs und einem Marktanteil von 36 Prozent.
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