GELD-Magazin, Nr. 1/2024

Plädoyer für den Bitcoin. Es ist ein überaus umfangreiches Werk, dass die beiden Autoren Marc Friedrich und Florian Kössler vorgelegt haben: Inklusive Anmerkungen, Literaturhinweisen und Quellenangaben umfasst es knapp 600 Seiten. Ein ordentlicher Schmöker also. Ganz eindeutig wird hier eine Lanze für den Bitcoin gebrochen, etwa wenn es bereits am Buchdeckel heißt: „Unser Geldsystem ist zum Scheitern verurteilt! Noch haben Sie Zeit, Ihr Vermögen in Sicherheit zu bringen. Unser Wohlstand ist in Gefahr und Ihr Vermögen wird durch Inflation, Steuern und fragwürdige politische Entscheidungen angegriffen. (...) Es gibt bereits eine Lösung für ein besseres und gerechteres Geld: Bitcoin.“ Nun gut, hier kann man ruhig auch anderer Meinung sein. Viele Ökonomen vertreten die gegenteilige Meinung, nämlich, dass sogenannte Kryptowährungen mehr Spekulationsobjekt und Geldwäscheinstrument seien – und nicht eine Alternative für eine bessere „Geld-Welt“. Wer Bitcoin und Co. ablehnt, muss an dieser Stelle aber nicht zu lesen aufhören, denn ein Blick in „Die größte Revolution aller Zeiten“ zahlt sich aus. Beeindruckend ausführlich gestaltet sich nämlich die Aufarbeitung von Fundamentalwissen, zum Beispiel in den Kapiteln „Was ist Geld“, „Das aktuelle Geldsystem“ oder „Geldgeschichte“. Zahlreiche Grafiken und Info-Kästen runden dabei das anschauliche Gesamtbild ab. Laut dem Autoren-Duo lohnt es sich jedenfalls, in Bitcoin einzusteigen; dem niedrigen Ausgangsniveau bei seiner „Geburt“ nachzuweinen, mache keinen Sinn: Bitcoin stehe erst am Anfang. Zitat: „Bitcoin ist schon Hunderte Male totgesagt worden. Hier gibt es sogar eine Webseite, die das akribisch dokumentiert. Stand heute wurde Bitcoin bereits 474mal beerdigt. Aber Sie wissen ja: Totgesagte leben länger.“ Die größte Revolution aller Zeiten M. Friedrich/F. Kössler. Verlag: FBV. 592 Seiten. ISBN: 978-3-95972-406-7 BUCHTIPPS . Neuerscheinungen & Pflichtlektüre Credits: beigestellt Brutale Gegenwart. Der Titel des jüngsten Werks von Spiegel- Bestsellerautor Herfried Münkler bringt den Zeitgeist auf den Punkt: „Welt in Aufruhr“. Zuerst war da die Pandemie, die eine bereits vorhandene Spaltung der Gesellschaft noch weiter förderte oder zumindest offenlegte. Dann kam der brutale russische Überfall auf die Ukraine, gefolgt von der Eskalation im Nahost-Konflikt. Aber wenn wir noch weiter zurückblicken, ist die Welt schon länger in Unordnung geraten: Das Scheitern des „real existierenden Sozialismus“ und der Zerfall des sowjetischen Imperiums machten Platz für globale Hegemonie-Bestrebungen der USA. Aber diese scheinbare unipolare Weltordnung erwies sich als Illusion. Andere globale Player wie China und in den letzten Jahren vor allem Indien sind weiter aufgestiegen und altbekannte Machtzentren (Moskau) wollen nicht aus dem internationalen Ränkespiel aussteigen. Europa steht dabei irgendwie in der Mitte. Wie wird sich die Welt nun neu sortieren und im restlichen 21. Jahrhundert aussehen? Dieser Frage geht der Politikwissenschafter Münkler nach und kommt zu dem Fazit: „Eine auf Werten und Normen fußende Weltordnung durchzusetzen, übersteigt die Fähigkeiten des Westens. Die USA, einst ,Weltpolizist‘, befinden sich trotz internationalen Engagements auf dem Rückzug; die UN, der man diese Rolle ebenfalls zugedacht hatte, blockiert sich selbst. Und die Europäer sind schlicht nicht imstande, eine Weltordnung zu hüten.“ Der Autor geht deshalb von einem „Fünfeck“ der Kräfte aus, das sich mit einiger Wahrscheinlichkeit durchsetzen sollte – gebildet von den USA, Europa, Russland, Indien und China. Fix ist diese Konstellation natürlich nicht, Auf- und Abstieg aus den „großen Fünf“ ist möglich. Weiterer Aufruhr kann nicht ausgeschlossen werden. Welt in Aufruhr Herfried Münkler. Verlag: Rowohlt. 526 Seiten. ISBN: 978-3-7371-0160-8 82 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2024

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