GELD-Magazin, Nr. 1/2024

Nach der jüngsten Kursrally sind viele Bewertungen gestiegen. Doch selbst hohe Qualität rechtfertigt nicht jeden Preis. Der Vermögensverwalter Bert Flossbach bleibt daher geduldig und wartet ab. Bert Flossbach, Gründer und CEO von Flossbach von Storch, sieht den Inflationsdruck auch in diesem Jahr weiter abnehmen. „Das dürfte den Notenbanken ein Fenster für Zinssenkungen öffnen. Langfristig werden jedoch die strukturellen Inflationstreiber – Demografie, Dekarbonisierung und Deglobalisierung – den Inflationssockel erhöhen. Eine dauerhafte Rückkehr zum Zwei-Prozent-Inflationsziel der Notenbanken erscheint uns daher keineswegs sicher“, sagt Flossbach. Die Kursrally bei Anleihen Ende vergangenen Jahres habe einen nachhaltigen Rückgang der Inflation und baldige Zinssenkungen bereits vorweggenommen. Insofern sei das künftige Renditepotenzial bei Anleihen begrenzt, wenngleich die deutlich gestiegenen Schwankungen der Anleiherenditen und -kurse auch 2024 immer wieder Opportunitäten bieten könnten. „Sollte sich die Erwartung eines deutlichen Rückgangs der Anleiherenditen als zu optimistisch erweisen, dürfte sich dies auch auf die Aktien einiger hoch bewerteter Wachstumsunternehmen auswirken, deren Aktienkurse in den vergangenen Jahren deutlich stärker als die Unternehmensgewinne gestiegen sind. Zwar rechtfertigt Qualität – also die Aussicht auf mit hoher Wahrscheinlichkeit erwartbare, attraktive künftige Unternehmenserträge – selbst einen deutlichen Preisaufschlag, doch keineswegs in jeder Höhe! Deshalb wartet Flossbach bei einigen aus seiner Sicht attraktiven Qualitätsunternehmen zunächst ab, bis ihre Bewertungen wieder in einem attraktiveren Verhältnis zum Preis der Aktien stehen.“ Im etwa 12 Milliarden Euro schweren FvS Multiple Opportunities (LU1038809395) setzt Flossbach daher beim Aktienanteil im Portfolio (rd. 70 %) auf Qualitätsunternehmen zu fairen Preisen, wie Berkshire Hathaway, Reckitt Benckiser, Deutsche Börse, Adidas oder Nestlé, sowie auf eine strategische Goldposition von fast zehn Prozent (Invesco Physical Gold). Die USA sind mit etwa 35 Prozent leicht übergewichtet, aber keineswegs so stark vertreten, wie im MSCI World (rd. 70 %). Anleihen sind untergewichtet mit einem ebensolchen Fokus auf Qualität. ASSET ALLOCATION . Wachsam bleiben! Die Aktienmärkte konnten 2024 ihr positives Momentum vom abgelaufenen Jahr wieder aufnehmen. Die Risiken eines Rückschlags steigen jedoch.Wir sind daher auf der Hut. Die großen Notenbanken versuchen derzeit, die Markterwartungen früherer Zinssenkungen zu dämpfen. „Dies setzte die Rentenmärkte unter Druck, denn dort war ein erster Zinsschritt der Fed im März bereits voll eingepreist. Entsprechend stiegen die Renditen von Staats- und Unternehmensanleihen wieder“, erklärt Jan Ehrhardt, Fondsmanager des DJE Zins & Dividende – eines der Flaggschiffe des deutschen Fondshauses, ein ausgewogener Mischfonds, erzielte die höchsten Zuwächse im Sektor Technologie. „Die Branche wird strukturell durch das Thema Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt, und zudem spielten uns auch die Zinshoffnungen in die Karten. Auch die Branche Health Care brachte dem Fonds schöne Erträge. Der Sektor sollte von Blockbuster-Präparaten zum Thema Adipositas weiter profitieren“, erläutert Ehrhardt, der sich über die starke Performance von Qualitätsaktien wie Nvidia, Visa, Eli Lilly oder Linde freuen durfte. „Wir haben die Gewichtung der Sektoren Technologie, Telekom und Health Care erhöht und die Sektoren Energie und Grundstoffe reduziert. Dadurch stieg die Aktienquote von 43 auf 45,4 Prozent. Auf der Anleihenseite beeinträchtigte der Renditeanstieg die Fondsperformance. Die Anleihequote des Fonds ging von 56 auf 54 Prozent zurück. Chancen sieht Ehrhardt derzeit bei Anleihen ab Investmentgrade mit mittlerer Laufzeit, ausgewählten Staatsanleihen sowie Emerging Market Bonds (in Lokalwährung, z.B. Mexiko) und bei Aktien von Unternehmen, deren Geschäftsmodell konjunkturunabhängig ist, die hohe Margen erwirtschaften und über ein Kostensenkungspotenzial verfügen. Künstliche Intelligenz wird den Märkten auch 2024 Rückenwind verleihen. „Interessant sind aber auch z.B. gut positionierte Zulieferer in die KI-Supply Chain aus Taiwan“, sagt Ehrhardt. Die Erwartungen von fünf Zinssenkungsschritten der US-Fed im Jahr 2024 erscheinen ihm zu optimistisch. In Europa erwartet er eine länger anhaltende Rezession, in den USA zumindest eine Abschwächung der Konjunktur. Hauptrisiken liegen bei zyklischen Aktien und Anleihen mit schlechter Bonität. Bei China ist Ehrhardt nach wie vor sehr zurückhaltend. AKTIENMÄRKTE . Das Risiko eines Rückschlages steigt „Wir haben die Gewichtung der Sektoren Technologie, Telekom und Health Care erhöht und die Sektoren Energie und Grundstoffe reduziert.“ Jan Ehrhardt, Fondsmanager, DJE Zins & Dividende „Wir bleiben geduldig und warten, bis Bewertung und Qualität wieder ein attraktiveres Verhältnis zueinander aufweisen.“ Bert Flossbach, Gründer und CEO, Flossbach von Storch FOTO: beigestellt Ausgabe Nr. 1/2024– GELD-MAGAZIN . 25

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