GELD-Magazin, Nr. 1/2024

Angesichts der erschütternden Bilder vom brutalen Angriff der Hamas auf Israel, sowie Tod und Leiden im Gazastreifen denkt man natürlich in erster Linie nicht an wirtschaftliche Auswirkungen des eskalierten Konflikts. Die sind aber vorhanden und ebenfalls gefährlich. Attacken auf Lebensader So haben die extremistischen Huthi-Rebellen quasi aus „Solidarität“ zur Hamas die wichtige Schifffahrtsroute im Roten Meer unter Beschuss genommen, die Auswirkungen waren sofort spürbar: Wichtige Reedereien meiden den gefährlichen Seeweg, die dort transportierte Gütermenge ist abrupt eingebrochen (siehe Grafik unten). Das bedeutet umständliche, langwierige und kostenintensive Ausweichmanöver. Waren, die aus Asien kommen und normalerweise durch den Suezkanal nach Europa geliefert werden, müssen jetzt den Weg rund um Afrika am Kap der guten Hoffnung vorbei einschlagen. Das sind rund 6.000 Kilometer mehr, die Reise dauert statt 20 ungefähr 30 Tage. Zu Versorgungsengpässen wird das laut Experten nicht führen, so zeigt auch die Zahl der global gehandelten Gütermengen keinen Absturz. Mit Verzögerungen und Verteuerungen einzelner Produkte ist aber zu rechnen, betroffen könnten davon vor allem Textilien und Elektronik-Produkte aus Fernost sein. Auch hatte die EZB davor gewarnt, dass der Konflikt das Potenzial hat, die Inflation erneut zu befeuern. Keine gute Nachricht in Zeiten, in denen das Leben schon teuer genug ist. Allerdings: Zieht man Erdöl als Indikator (und Inflationstreiber) heran, sieht die Sache nicht so dramatisch aus. Nach der Attacke auf Israel am 7. Oktober 2023 ist der Preis zwar angestiegen, dann aber wieder gefallen. Auch die vom Jemen ausgehenden Angriffe der Huthi-Milizen mit Raketen und Drohnen haben zu keiner Öl-Hausse geführt. Unwahrscheinlicher Flächenbrand Es ist auch nicht ganz klar, wie groß die Kapazitäten der Huthis sind, nicht zuletzt, nachdem westliche Militäroperationen im Jemen den Rebellen das Leben schwerer machen. Wobei: Ungefährlich ist die Situation natürlich nicht. Die Huthis sind eng mit Iran verbündet, zu starke westliche Interventionen könnten diese lokale Großmacht reizen und den Konflikt weiter anschüren. Nahost-Experten halten einen Flächenbrand allerdings für unwahrscheinlich, offiziell will Iran nicht in die AuseinandersetBRENNPUNKT . Nahost-Konflikt Frieden in weiter Ferne Eine Lösung zeichnet sich im blutigen Konflikt zwischen Israelis und Palästinenser nicht ab. Während das Töten und Leiden weitergeht, birgt die Auseinandersetzung auch Gefahren für Handel und Weltwirtschaft. HARALD KOLERUS Credits: beigestellt; Mariusz/stock.adobe.com Rotes Meer: Jäher Einbruch der Frachtkapazität Die Angriffe der Huthi-Miliz auf Containerschiffe im wichtigen Schifffahrtsweg durch das Rote Meer zwingen zu langen Umwegen. Das führt zu einem erheblichen Einbruch der Frachtkapazitäten auf dieser Route, was der gesamte Welthandel zu spüren bekommt. Quellen: Fleetmon; Kiel Institut für Weltwirtschaft Stand 11.01.2024 Fracht Erwartet Januar 2020 Januar 2021 Januar 2022 Januar 2023 Januar 2024 Fracht in tsd. EEU 200 300 400 500 600 700 „Nicht alle am Nahost-Konflikt beteiligten Parteien streben Frieden an.“ Walter Posch, Islamwissenschaftler am Institut für Friedenssicherung und Konfliktmanagement 10 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2024

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