GELD-Magazin, Nr. 6/2023

Geldpolitik ist als Erfolg zu bewerten und hat geholfen. Man sollte nicht immer alles schlecht reden, eben auch nicht die Wirtschaftspolitik. Ohne ihre Unterstützung würde der Arbeitsmarkt heute sicherlich anders aussehen. Auch eine riesige Insolvenzwelle ist nach dem starken Wirtschaftseinbruch von 2020 ausgeblieben. Wie wird es jetzt mit der Teuerung in Österreich weitergehen? Die Inflation befindet sich auch hierzulande weiter auf dem Rückzug, allerdings langsamer als im Euroraum: Für Österreich wird eine durchschnittliche Teuerung von 3,6 Prozent 2024 und 2,3 Prozent 2025 erwartet. Ich meine: Die sinkende Inflation und die steigende Kaufkraft führen die heimische Wirtschaft aus der Rezession. Warum ist die Inflation in Österreich höher als im EU-Schnitt ausgefallen? Die heimische Lage hat sich bereits gebessert und an die Inflationssituation in Deutschland angeglichen. Was Österreich nicht gelungen ist, war die Inflation im Kern abzufangen, also an der Wurzel zu packen. Man hätte früher bei den Energiekosten ansetzen können, anstatt erst im Nachklang mit Löhnen und Subventionen zu reagieren. Dann hätten wir auch nicht diese Delle beim Konsum gehabt. Ich glaube jetzt allerdings nicht, dass die Inflation der entscheidende Faktor für den Wirtschaftsstandort Österreich ist. Welche Faktoren wären das? Was für Österreich gilt, gilt auch für die EU. Wichtig für den Standortwettbewerb sind etwa die Anwendung von Künstlicher Intelligenz, die Bereitstellung von Risikokapital, der vernünftige Umgang mit Regulierungen und die Weichenstellungen in der Energiepolitik. Was aber nicht bedeutet, dass Österreich alleine nichts unternehmen kann. Jedes Land kann daran mitwirken, in welche Richtung die europäische Reise weitergeht. Apropos Europa: In welche Richtung entwickelt sich die EU? Es existieren im Wesentlichen zwei Strömungen. Die eine sagt: Wir wollen keine weitere Integration der EU, jedes Land soll möglichst seine eigenen Lösungen finden. Die andere meint: In der heutigen Welt braucht die EU mehr politische Weiterentwicklung und Einheit. Ein Zersplittern der EU wäre für Österreich jedenfalls katastrophal. Umfragen geben dabei Grund zur Hoffnung, dass sich die integrativen Kräfte durchsetzen werden. www.bankaustria.at Was Österreich nicht gelungen ist, war, die Inflation im Kern abzufangen, also an der Wurzel zu packen. Man hätte früher ansetzen können. Ausgabe Nr. 6/2023 – GELD-MAGAZIN . 9

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