In Memoriam. Er hat auch Bücher geschrieben, aber vor allem Geschichte gemacht: Henry Kissinger. Der ehemalige Außenminister der USA unter Richard Nixon ist am 29. November 2023 im Alter von 100 Jahren in Connecticut verstorben. In der Trauerbekundung der Bertelsmann-Stiftung, der Kissinger lange Zeit verbunden war, heißt es: „Er galt als Motor der Entspannungspolitik zwischen Washington und Moskau und arbeitete intensiv an einer Normalisierung der Beziehungen zwischen China und den USA.“ Als Krisenmanager legte er u.a. die diplomatischen Grundlagen für den Rückzug der USA aus Vietnam und den (damaligen) Friedensprozess zwischen Israel und Palästina. 1973 wurde ihm der Friedensnobelpreis verliehen. Eine weitere einmalige Leistung: Seit Kennedy hat er alle amerikanischen Präsidenten beraten. In Erinnerung wird er aber wahrscheinlich am stärksten durch seine „PingPong-Politik“ in Verbindung mit dem Reich der Mitte bleiben. Deshalb fiel die Wahl dieses Buchtipps auf „China. Zwischen Tradition und Herausforderung“. Es datiert zwar ursprünglich schon aus dem Jahr 2011, aber lesenswert ist es noch allemal. Denn kaum ein anderer kannte die politischen Entwicklungen und ökonomischen Chancen der Volksrepublik so gut wie der Ausnahme-Politiker. Natürlich, Verklärung wäre fehl am Platz, denn man kann natürlich andere Meinungen vertreten als Kissinger. So wurde ihm oft angekreidet, dass er die Realpolitik über die politische Moral stellte. Das ist Ansichtssache. Moderne Schreibmaschine. Ein wenig ist der Hype um ChatGPT verklungen, aber wirklich nur ein wenig. Tatsache ist, dass das Wunderding einen weiteren Durchbruch auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz (KI) geschafft und praktisch ganz nebenbei an den Finanzmärkten die Technologiebranche nach oben gepuscht hat. Wobei die weiteren Möglichkeiten/Entwicklungen von ChatGPT und anderen Chat-Bots noch lange nicht ausgelotet sind. Allerdings weiß man auch: Die intelligenten Schreibmaschinen produzieren manchmal sehr sinnbefreite Texte bzw. spucken Antworten aus, die man nur als Blödsinn bezeichnen kann. Das liegt dann aber mitunter an der falschen Fragestellung, besser gesagt, dem „Prompt“, so die Fachbezeichnung. Der Technikenthusiast und Autor Kai Spriestersbach hat in vorliegendem Buch zusammengefasst, wie man ChatGPT mit den richtigen Prompts füttert, um zu den gewünschten Ergebnissen zu kommen. Das gelingt in dem sehr praxisorintierten Buch gut, wobei das technischen Hintergrundwissen nicht vernachlässigt (aber auch nicht überstrapaziert) wird. Spriestersbach zeigt vor, wie wir ChatGPT, Jasper, Frase, Neuroflash und andere KITools auf Basis der GPT-Modellfamilie effektiv einsetzen können, um Texte zu generieren, Blog-Posts, Artikel und Werbetexte zu erstellen. Sogar komplexe Schreibaufgaben wie wissenschaftliche Arbeiten oder kreative Texte können in Angriff genommen werden. Ebenfalls sind die Bots gut für Korrektur-Arbeiten geeignet. Einzelwissen ist Ohnmacht. Soviel ist klar: Wir leben in einer Wissensgesellschaft, in der sich Know-how Tag für Tag exponentiell vermehrt. Um noch am Wirtschaftsgeschehen teilnehmen zu können, bleibt dem Individuum kaum eine andere Wahl, als sich immer weiter zu spezialisieren. Darunter leidet aber wiederum der große Überblick, Scheuklappendenken verstellt den Weg zu Lösungen, und oft kann das Gegenüber wenig mit dem Vokabular von Spezialisten anfangen. Man redet aneinander vorbei. Die Lösung: An die Stelle des Allrounders tritt ein Netzwerk aus kooperierenden Experten, dass der Buchautor, selbständige Unternehmer und Strategieberater Christoph Zulehner MESH nennt. Zitat: „MESH ist weit mehr als klassische Arbeitsteilung. MESH lässt ein neues, kollektives Bewusstsein entstehen, durch das wir als Arbeitsgesellschaft über uns hinauswachsen.“ Das klingt ein wenig schwülstig, was sich leider über weite Strecken des Buches zieht. Die Grundidee bleibt aber interessant: Sie spricht sich gegen abgeschottete Institutionen und Unternehmen als Hüter ihres Wissens, sozusagen als Monopolisten, aus. In einem MESH sollen sie sich zukünftig für die Intelligenz und Kreativität der Community – der vermeintlichen NichtExperten – öffnen. Und selbst davon lernen. Die intelligente, gemeinsame Nutzung des Wissens setzt allerdings laut Zulehner einen Mentalitätswandel voraus. Der Autor: „Für Arroganz ist kein Platz mehr. Einzelwissen ist machtlos und vernetzte Kompetenz die Zukunft.“ Richtig Texten mit KI Kai Spriesterbach. Verlag: mvg. 272 Seiten. ISBN: 978-3-7474-0574-1 China Henry Kissinger. Verlag: C.Bertelsmann. 606 Seiten. ISBN: 978-3-570-10056-1 MESH Christoph Zulehner. Verlag: Springer. 190 Seiten. ISBN: 978-3-658-37817-2 BUCHTIPPS . Neuerscheinungen & Pflichtlektüre Credits: beigestellt 82 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 6/2023
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