Erholung in Sicht Das GELD-Magazin berichtet online und in Print natürlich regelmäßig über die Entwicklung der heimischen Wirtschaft. Für aufmerksame Leserinnen und Leser ist hierbei der „UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator“ ein ständiger Begleiter, wobei sich diese Analyse in den vergangenen Monaten nicht erfreulich gelesen hat. Da dominierten Überschriften wie „Konjunkturlage in Österreich bleibt angespannt“, „Talfahrt weiter fortgesetzt“ oder Ähnliches. Zuletzt sind aber doch Silberstreifen am Horizont aufgetaucht, so verbessert sich etwa der heimische Einkaufsmanagerindex zusehends. Eine Bodenbildung zeichnet sich ab, was auch Stefan Bruckbauer in seiner Funktion als Chefvolkswirt der UniCredit Bank Austria im ausführlichen Interview bestätigt. Harte Landung, weiche Landung – man verliert den Überblick. Wie groß ist die Rezessionsgefahr für die Welt, Europa und Österreich? Es gilt natürlich, regional zu differenzieren: Die Vereinigten Staaten performen aus wirtschaftlicher Sicht gut, im dritten Quartal 2023 sogar erstaunlich gut. Die Vorlaufindikatoren deuten jetzt auf ein „Soft Landing“ hin, zuvor war allgemein eine harte Landung erwartet worden. Wir gehen aktuell in den USA im Jahresverlauf 2024 von einer Stagnation aus. Für Europa ist man bereits im Voraus nicht besonders euphorisch gewesen, wir haben dann auch eine weitere Abkühlung gesehen. Das gilt vor allem für große Volkswirtschaften wie Deutschland. Europa und auch Österreich fielen wegen schwächerer Einkommensentwicklung bisher beim Wirtschaftswachstum hinter die USA zurück. 2024 werden wir nur bescheidenes Wachstum im Euroraum erreichen können – und eine Erholung mit unterdurchschnittlichem Tempo in 2025. Können Sie noch näher auf die Situation in Österreich eingehen? Österreichs Wirtschaft ist bereits im zweiten Quartal 2023 in die Rezession abgeglitten, zuvor waren wir besser unterwegs. Auf das Gesamtjahr gerechnet, werden wir voraussichtlich einen Rückgang des BIP um 0,5 Prozent hinnehmen müssen. Wobei nicht nur die Realeinkommensentwicklung belastet, auch die zusätzlichen Ersparnisse aus der Pandemie wurden bisher nicht abgebaut. Im Gegenteil, die Sparquote liegt noch immer höher als vor der Corona-Zeit. Zum Ausblick: Eine Konsumbelebung und die Wende im Lagerzyklus lassen einen BIP-Anstieg um 0,3 Prozent 2024 und, unterstützt durch die Zinswende, ein moderates Wachstum von 1,5 Prozent im Jahr 2025 in Österreich erwarten. Man könnte jetzt sagen, dass man sich von einer Rezession härtere Auswirkungen erwartet. Zu spüren war aber nicht sehr viel ... Bei der Arbeitslosigkeit sehen wir seit rund zwei, drei Monaten einen Anstieg, allerdings auf geringem Niveau. Der Arbeitsmarkt wächst noch und es ist eine große Nachfrage in bestimmten Bereichen zu beobachten. Wo man die Konjunkturschwäche zu spüren beginnt, ist in den zyklischen Sektoren, etwa in der Baubranche, Industrie, Leiharbeit etc. Natürlich hat die Wirtschaft viel Unterstützung erlebt, vor allem durch die Kurzarbeit, aber auch die internationale An einer Rezession kommen wir nicht vorbei, allzu dramatisch dürfte sie allerdings nicht ausfallen. Außerdem zeichnet sich laut Volkswirt Stefan Bruckbauer auch schon wieder der Aufschwung am Horizont ab. HARALD KOLERUS Credits: ivanashoots ZUR PERSON Geboren in Ried im Innkreis studierte Stefan Bruckbauer Volkswirtschaftslehre an der Universität Linz. Er war lange Jahre als Lektor für Volkswirtschaftstheorie an der Uni Linz und als Lektor an der Fachhochschule für Bank- & Finanzwirtschaft Wien tätig. Seit 2009 ist Bruckbauer Leiter der Abteilung Economics & Market Analysis Austria und Chefvolkswirt der UniCredit Bank Austria. Sein Arbeitsschwerpunkt sind die Wirtschaft Österreichs, der Finanzmarkt allgemein, CEE und die EU, der Euro, der Bankenmarkt in Österreich und in der EU. Er ist auch gerne als Vortragender gesehen, zuletzt beim IIC des GELD-Magazins. 8 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 6/2023 INTERVIEW . Stefan Bruckbauer, UniCredit Bank Austria
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