60 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 6/2023 weder 13 oder 84 Prozent aufweisen – und das bereits ohne Rückgriff auf verschiedene ESG-Agenturen. Eine unklare und somit vor allem für ESG-motivierte Investoren unbefriedigende Situation. Kölsch vom QNG: „Eine Differenzierung zum Beispiel mittels einer einfach erkennbaren Orientierungshilfe drängt sich also auf.“ An dieser Stelle kommen eben wieder Nachhaltigkeits-Labels ins Spiel, die etwas Ordnung ins Chaos bringen. Siegel in Rot-Weiß-Rot Neben den FNG-Standards gibt es natürlich noch weitere renommierte Labels, eines davon ist das „Österreichische Umweltzeichen für Finanzprodukte“. Hört man sich unter internationalen Investoren um, genießt dieses Gütesiegel erfreulicherweise weit über die Grenzen der Alpenrepublik hinaus einen sehr guten Ruf. Die Kriterien sind streng, ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist, dass es von staatlicher Seite getragen wird und somit für Kontinuität steht. Weiters spielt der Wiedererkennungswert über breite Geschäftsfelder hinweg eine wichtige Rolle. Denn das Umweltzeichen wird ebenso im Baubereich vergeben, wie bei Textilien und Schuhen, Reinigungsmitteln und vielem mehr. Im Finanzwesen werden nicht nur Fonds sondern auch Girokonten, Anleihen etc. damit ausgezeichnet. So können Anleger aktuell aus 204 zertifizierten Aktien-, Anleihen- und Mischfonds sowie 51 Investmentzertifikaten wählen. Darüber hinaus sind derzeit zehn fondsgebundene Lebensversicherungen und acht Green Bonds Träger des Österreichischen Umweltzeichen. Aber auch wer lieber bei Girokonto und Sparbuch bleibt, findet mit aktuell 27 verschiedenen Spar- und Giroprodukten ein breites Angebot vor. Offensichtlich ist die steigende Beliebtheit ungebrochen: Mitte Mai 2023 wurde das dreihundertste Finanzprodukt mit dem Umweltzeichen versehen, 2020 waren es nur 165, im Jahr 2010 gar nur elf Produkte, die derart „geadelt“ worden sind. Man sieht also: Der ESG-Trend hat zwar andernorts einen Knick bekommen, die „grüne“ Story lebt aber weiter. MÄRKTE & FONDS . Nachhaltigkeit & Gütesiegel Begriffsbestimmung Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) unterscheidet zwischen „Nachhaltigen Geldanlagen“ und „Verantwortlichen Investments.“ Letztere definiert das FNG als Investments, die unter angemessener Berücksichtigung von ökologischen, sozialen und Governance-bezogenen Aspekten getätigt werden. Im Unterschied zu Nachhaltigen Geldanlagen bezieht sich die Anwendung von Strategien bei verantwortlichen Investments nicht auf einzelne Finanzprodukte, sondern auf die institutionelle Ebene. Rauf und runter Wobei die Entwicklung der beiden Bereiche unterschiedlich ausfällt: Verantwortliche Investments kommen 2022 in Österreich auf ein Gesamtvolumen von 102,7 Milliarden Euro, ein Minus von 23 Prozent zum Jahr davor. Nachhaltige Geldanlagen kletterten hingegen um sieben Prozent auf 67,3 Milliarden Euro im selben Zeitvergleich. Millionen Tonnen CO2 wurden 2022 weltweit alleine durch Energieerzeugung ausgestoßen. 321 Artikel 8 Artikel 9 Artikel-9-Fonds: Wenig Durchsetzungskraft In Österreich dominieren Fonds nach Paragraph 8 die Investmentszene. Artikel 9 ist noch nicht angekommen. Quelle: FNG Spezialfonds 99,5 % 0,5 % Publikumsfonds 8,5 % 91,5 % Anlegertypen in Österreich Private Investoren sorgten in den vergangenen Jahren für die meiste Bewegung bei ESG-Fonds, der Institutionelle Sektor ließ hingegen nach. Quelle: FNG bei nachhaltigen Publikums- und Spezialfonds in Milliarden Euro 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 2020 12,0 2021 31,7 2022 46,4 2020 23,3 2021 25,4 2022 18,0 0 Private Institutionelle +164% +46% +9% -29%
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