GELD-Magazin, Nr. 6/2023

Das hat schon einmal besser ausgesehen: Nach einer starken Boom-Phase ist Stagnation beim Wachstum im Bereich der nachhaltigen und verantwortungsvollen Kapitalanlage eingekehrt. Das hat vielfältige Gründe, wie eine Überregulierung durch die EU. MÄRKTE & FONDS . Nachhaltigkeit & Gütesiegel 58 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 6/2023 Vergleich zum Vorjahr deutlich ab: 2021 hatte die Wachstumsrate noch bei über 60 Prozent (!) gelegen. Es ist somit eine gewisse Sättigung eingetreten, wobei der Trend noch immer leicht nach oben gerichtet bleibt. Grund für einen Schwanengesang gibt es also nicht, Jubelmeldungen wären aber ebenso fehl am Platz. Gegen Greenwashing Nicht immer Grund zum Jubeln hatte zuletzt auch das FNG selbst, es wurde von internen Streitigkeiten gebeutelt, siehe Bericht links. Das ist von Interesse, weil sich wiederum das FNG-Siegel als Qualitätsstandard für nachhaltige Investments einen guten Namen gemacht hat. Daran soll sich laut Roland Kölsch, Geschäftsführer QNG (Qualitätssicherungsgesellschaft Nachhaltiger Geldanlagen), die das Gütesiegel als Tochter der FNG betreut und verantwortet, auch in Zukunft nichts ändern: „Das FNG-Siegel sorgt weiter für eine qualitätsorientierte Zertifizierung auf Basis klar definierter, transparenter Kriterien und gibt den ausgezeichneten Produkten eine höhere Glaubwürdigkeit, da unabhängig geprüft. Eine Art Greenwashing-Prophylaxe.“ Konkret funktioniert das so, dass sich Vermögensverwalter für ihre Produkte jährlich um das FNG-Siegel bewerben können und dann auf Herz und Nieren geprüft werden. Dieses Jahr galt das für rund 280 eingereichte Produkte von ca. 100 Asset Managern aus insgesamt 14 Ländern. Der Paragrafen-Dschungel Wie wichtig unabhängige und strenge Qualitätsstandards sind, stellen auch folgende Entwicklungen, was sogenannte Paragraph-8- und Paragraph-9-Fonds betrifft, unter Beweis. Kurz zur Erläuterung: Artikel- 8-Fonds (auch „hellgrün“ genannt) müssen angeben, inwiefern sie in nachhaltige Bereiche investieren. Dieses Kapital sollte generell dazu beitragen, ökologische oder soziale Eigenschaften zu fördern. Für die „dunkelgrünen“ Artikel-9-Fonds sind die Anforderungen hingegen strikter. So dürfen sie grundsätzlich nur in „nachhaltige Anlagen“ investieren. Fonds mit einer umweltbezogenen Zielsetzung müssen darüber hinaus die Übereinstimmung mit der EU-Taxonomie offenlegen. Klingt logisch? Ist es im Praxistest jedenfalls nicht, denn die Definitionen sind in diesem Fall zu schwammig. Der Artikel 8 der Offenlegungsverordnung ist dadurch zum Sammelbecken Tausender Fonds geworden. Je nach Interpretationsmöglichkeit und Berechnungsansatz kann laut QNG ein und dasselbe Portfolio eine Quote nachhaltiger Investments von entQuerelen rund ums FNG Der Verein Nachhaltige Geldanlage (FNG) liegt seit rund zwei oder drei Jahren im Clinch mit sich selbst, die Streitereien eskalierten in den letzten Monaten so stark, dass es zu Vorstandsrücktritten kam. Betroffen von den Querelen ist auch die Tochter QNG, die das FNG-Siegel verantwortet. Von einem FNG-Vorstandsmitglied wurden Vorwürfe an Roland Kölsch, Geschäftsführer der QNG, gerichtet, er habe absichtlich schlecht gewirtschaftet und das FNG übernehmen wollen. Im Gespräch mit dem GELD-Magazin weist Kölsch das entschieden als völlig haltlos zurück. Was stimmt: Das FNGSiegel wird in Zukunft vom gemeinnützigen Wissenschafts-Verein F.I.R.S.T. weitergeführt, das Kölsch leiten wird. Er sagt: „Wir werden trotz dieser formalen Änderung mit dem gleichen Team ganz normal für das Siegel weiterarbeiten. An der Qualität dieses Standards wird sich nichts ändern.“ Milliarden Euro war der Gesamtmarkt für Investmentfonds 2022 in Österreich schwer. 187 Verantwortliche Investments und Nachhaltige Geldanlagen in Österreich: Die Dynamik lässt nach zum FNG-Siegel: https://fng-siegel.org/ Weitere Informationen Quelle: FNG in Milliarden Euro 38,9 114,2 63,0 134,1 67,3 102,7 Verantwortliche Investments (Gesamtsumme inkl. Nachhaltige Geldanlagen) Nachhaltige Geldanlagen

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