EINSCHALTUNG – FOTO: beigestellt „Gold ist weiterhin ein wunderbares Asset“ Steffen Orben, Geschäftsführer der Deutsche Börse Commodities GmbH, spricht über die Geldanlage im gelben Edelmetall im Angesicht von Höchstständen und internationalen Krisen. Herr Orben, 2023 hat sich der Goldpreis nahe an seinem Allzeithoch bewegt, trotz signifikanter Zinserhöhungen der Zentralbanken. Welche Entwicklung beim Goldpreis erwarten Sie für 2024? Zur Entwicklung des Goldpreises dürfen wir direkt keine Prognosen abgeben. Es ist aber zu sagen, dass der Goldpreis von den weiteren Entwicklungen im Marktumfeld abhängt. Die Zinspolitik der wichtigsten Zentralbanken ist ein Kriterium, die weitere Entwicklung der geopolitischen Krisen ein weiteres. Aber auch die industrielle Nachfrage nach Gold ist als erklärende Variable nicht zu vernachlässigen. In vielen Technologieprodukten, die vom Markt sehr gut angenommen werden, ist Gold verarbeitet. Das stabilisiert den Preis ebenfalls. Langfristig können wir schon von einer weiteren Steigerung des Goldpreises ausgehen. Die Frage ist nur, wie weit wir dazu in die Zukunft schauen müssen. Aktuell sehen wir Anzeichen, dass die Zinspolitik zumindest in Europa in eine Rezession führen wird. Welche Auswirkungen hätte eine weitere Zinswende auf die Entwicklung des Goldpreises? Die letzte Zinswende ist noch gar nicht so lange her, auch wenn sie mit all ihren Auswirkungen – und auch aufgrund ihrer Ursachen – überall sehr präsent ist. Betrachtet man die Ursachen, müsste man sich ein rasches Ende der Zinserhöhungen wünschen. Manche Entwicklung spricht aber dagegen: Die Arbeitsmarktdaten aus den USA waren in letzter Zeit sehr gut, was zu einer größeren Kaufkraft und damit auch wieder zu mehr Inflation führt. In einigen Ländern erleben wir eine Art „LohnPreisPingPong“, das ebenfalls eher dazu führen wird, die Inflation zu manifestieren. Einzelne Volkswirte warnen bereits, dass wir uns in einem Hochinflationsregime befinden, welches wahrscheinlich länger anhalten wird. In dieser Situation kommt Gold als wertstabile Anlage weiterhin eine wichtige Bedeutung zu, auch wenn aufgrund höherer Zinsen keine kurzfristigen signifikanten Preissteigerungen seriös vorhergesagt werden können. Eine Anlage in Gold eignet sich aber weiterhin zur Absicherung des Portfolios. Ein weiterer Preistreiber könnten doch auch die weltweiten Gold-Zukäufe der Zentralbanken sein, oder nicht? Die waren 2023 so hoch wie seit 1950 nicht mehr. Ja, sicherlich. Zwischen 2023 und 1950 liegt sehr viel Zeit und das zeigt auch, in welcher Ausnahmesituation wir uns derzeit befinden. Insofern hoffe ich, dass der Appetit der Zentralbanken auf Gold auch mal wieder etwas nachlässt, weil dies sehr wahrscheinlich mit einer Beruhigung von Weltpolitik und Weltwirtschaft einhergehen würde. Im Moment sind diese Zukäufe aber ein weiterer Beleg dafür, dass Gold als Stabilisator nichts von seiner Bedeutung verloren hat, im Gegenteil. Daher ist es auch ein positives psychologisches Signal für den Goldmarkt, wenn wir die ursächlichen Krisen einmal ausklammern. Welche Strategie würden Sie Anlegern mit Blick auf Gold aktuell empfehlen? Wer noch nicht fünf bis zehn Prozent Gold im Portfolio hat und kein kurzfristiges Anlageziel verfolgt, für den lohnt sich der Einstieg zu jedem Zeitpunkt. Je nach Zielmarkt und Devisenkurs liegen wir aktuell auf einem sehr hohen Einstiegsniveau. Unser in Euro notiertes XetraGold® Zertifikat hat Ende Oktober beispielsweise ein Allzeithoch von 61 Euro verzeichnet. Es verbrieft ein Gramm Gold und 61 Euro hat es vorher nie gekostet. Manche Anleger haben dieses Kursniveau genutzt, um Gewinne zu realisieren, aber mit einem langfristigen Anlagehorizont oder als Wertstabilisator ist Gold weiterhin ein wunderbares Asset. All die Themen, über die wir eben gesprochen haben, belegen dies. www.xetra gold.com Steffen Orben, Geschäftsführer der Deutsche Börse Commodities GmbH Ausgabe Nr. 6/2023 – GELD-MAGAZIN . 45 EXPERTSTALK . Steffen Orben, Deutsche Börse Commodities GmbH Zur Person Steffen Orben besitzt über 25 Jahre Erfahrung im Devisen- und Rohstoff-Bereich. Seit 2007 ist er einer von zwei Geschäftsführern der Deutsche Börse Commodities GmbH. Von 1996 bis 2021 war er in verschiedenen Positionen im Devisen- und Rohstoffhandel für die Deutsche Bank AG tätig. Bevor er zur Deutschen Bank wechselte, war er von 1992 bis 1996 Devisenhändler bei JP Morgan in London.
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