GELD-Magazin, Nr. 6/2023

Medikamente aufgrund der unterfinanzierten öffentlichen Krankenversicherungen (Medicare bzw. Medicaid) am absolut größten Pharmamarkt der Welt, den USA. Aber auch die privaten Gesundheitsversicherer sind mächtige Verhandlungspartner gegenüber den Pharmakonzernen. „Zwangsrabatte sind meist für umsatzstarke Medikamente am Ende ihrer Produktlebenszeit vorgesehen. Kleine und mittelgroße Biotech-Unternehmen werden als Innovationstreiber von der Regelung profitieren, vor allem Entwickler von Medikamenten wie Orphan Drugs (genießen als Therapeutika für seltene Krankheiten Marktexklusivität), Zelltherapien und Biologika (gentechnisch hergestellte Medikamente)“, analysiert Linimeier. Diabetes-Epidemie Ein zentrales Thema an den Börsen in diesem Jahr war der Bereich der Stoffwechselerkrankungen, insbesondere die Bekämpfung von Adipositas. Hier haben sich zuletzt zwei Pharmakonzerne, nämlich Eli Lilly und Novo Nordisk, besonders hervorgetan. Gerade in den USA ist die Zuckerkrankheit zu einer Epidemie geworden. Neue GLP-1-Rezeptor-Agonisten spielen nicht nur bei der Behandlung von Diabetes eine Rolle, sondern fördern eine Gewichtsabnahme und reduzieren das Risiko von Folgeerkrankungen (z.B. Herz-Kreislauf). Performance-Nachzügler Nach dem diesjährigen Hype um neue Therapien zur Gewichtsreduktion ist es überraschend, dass der Gesundheitssektor 2023 hinter dem Gesamtmarkt zurückgeblieben ist. „Diese Underperformance konzentrierte sich größtenteils auf die nicht-therapeutischen Bereiche des Sektors, insbesondere auf Life-Science-Instrumente und -ServiceDienstleistungen sowie Medizintechnik. Wir glauben jedoch, dass sich dieser Trend bald umkehren könnte“, sagt Andy Acker, Portfolio Manager des Janus Henderson Global Life Sciences Fund. „Wir gehen davon aus, dass der US-Wahlzyklus 2024 weniger negativ für die Branche sein wird, da die Kandidaten von der Novelle des Affordable Care Act oder der Einführung einer allgemeinen Gesundheitsversorgung Abstand genommen haben.“ Medizintechnik mit Comeback Bei einigen Medtech-Konzernen haben sich nach dem Ende der Coronapandemie die Wachstumsraten wieder normalisiert. „Das spürt man im Diagnostikbereich bei Konzernen wie Roche und Thermo Fisher. Auch hat die Diskussion rund um das Thema Fettleibigkeit, ausgelöst durch den durchschlagenden Erfolg des GLP-1-Wirkstoffs, einen negativen Effekt auf den Medtechsektor gehabt, in der Annahme, dass durch die gezielte Fettleibigkeitsbekämpfung die Behandlung von Folgeerkrankungen zurückgehen würde: eine übertriebene Reaktion. Wir rechnen mit anhaltend hohem Wachstum bei den Behandlungszahlen und in makroökonomischer Hinsicht dürfte sich die Stabilisierung der Zinskurve positiv auf den Sektor auswirken“, erklärt Marcel Fritsch, Fondsmanager des BB Medtech & Services Fund. Etwa bei der Behandlung durch das automatische Blutzuckermessgerät Dexcom, roboterunterstützte Chirurgie mit Intuitive Surgical und Gesundheitsdienstleistungen mit United Health. „Das Marktvolumen von gezielten Krebstherapien übersteigt 15 Milliarden Dollar bis 2030.“ Jenny Chang, Fondsmanagerin, wGoldman Sachs „Der Erfolg des GLP-1- Wirkstoffs hat zu Unrecht eine negative Auswirkung auf Medtech gehabt.“ Marcel Fritsch, Fondsmanager, BB Medtech & Services In den fünf Bärenmärkten seit dem Jahr 2000 fielen die Kursverluste des Health Care-Sektors gemessen am MSCI World Health Care Index stets deutlich geringer aus als die Einbußen an den großen Weltbörsen, repräsentiert durch den MSCI World Index. (Die „Downside Capture“ bedeutet, dass der MSCI World Health Care Index durchschnittlich nur 47 Prozent des allgemeinen Abwärtstrends mitgemacht hat.) Wertentwicklung im Gesundheitswesen bei Abwärtsbewegungen Quelle:Janus Henderson Asset Management Durchschnittliche Downside Capture = 47% capture -10% -20% -30% -40% -50% Apr 2000 - Sep 2002 MSCI Welt Index MSCI World Health Care Index -46,3% -53,7% -14,2% -34,5% Nov 2007 - Feb 2009 -9,6% Mai 2011 - Sep 2011 -19,4% -13,8% Feb 2020 - März 2020 -23,5% -5,4% Jan 2022 - Dez 2022 -18,1% 0% Kumulierte Erträge „Sollten die Zinsen länger relativ hoch bleiben, was wir erwarten, dann dürfte Health Care outperformen.“ Andy Acker, Fondsmanager, Janus Henderson Ausgabe 6/2023 – GELD-MAGAZIN . 43

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