EINSCHALTUNG – FOTO: beigestellt Japan, der unterschätzte Markt Die japanische Börse ist heimischen Investoren oft zu „exotisch“. Schade, denn das Land der aufgehenden Sonne hat für Anleger viel zu bieten, wie Experte Junichi Takayama erklärt. Japan ist eine bedeutende Volkswirtschaft, die aber von österreichischen Investoren manchmal übersehen wird. Was sind die Vorteile eines Investments in Japan? In der Portfoliokonstruktion bieten japanische Aktien aufgrund ihrer geringen Korrelation zu anderen Aktienmärkten Diversifizierungsvorteile. Die Korrelation Japans zu den USA (0,61) und Europa (0,64) liegt deutlich niedriger als die zwischen Europa und den USA (0,84). Zudem schlagen aktive Fonds in Japan die Benchmark häufiger als in anderen Regionen. Japan ist ein sehr ineffizienter, unzureichend analysierter Markt. Etwa die Hälfte der Unternehmen im marktbreiten TOPIX Index wird von Sell Side Analysten überhaupt nicht berücksichtigt; beim S&P 1500 sind das nur 1,5 Prozent. Wie hat das „Land der aufgehenden Sonne“ die Corona-Pandemie überstanden? In Japan waren keine harten Ausgangssperren erforderlich, um das Virus einzudämmen. Japan ist ein konsensorientiertes Land, und sanfte Abriegelungen (ohne Strafen) und Aufforderungen reichten aus, um die Menschen vom Ausgehen abzuhalten. Ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung wurde so schnell wie möglich geimpft. Andererseits hielt Japan die Einreisebeschränkungen lange aufrecht, bis April 2023. Die Touristenströme erholten sich daher verspätet. Die Zahl der Touristen erreichte jedoch im Oktober 2023 wieder das Niveau von vor der Pandemie. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen, da es bei chinesischen Touristen noch immer reichlich Spielraum für eine Erholung gibt. Was sind die wichtigsten Kriterien im Aktienauswahlprozess von Nikko AM? Es gibt immer Unternehmen, die mit einem Abschlag gehandelt werden, weil die Märkte oft irrational sind und Unternehmen für kurzfristige negative Faktoren abstrafen – selbst, wenn sie attraktive Produkte, Dienstleistungen oder technologische Fähigkeiten haben, die von der Gesellschaft langfristig benötigt werden. Wir haben drei Hauptkriterien: Geschäftskontinuität, Schutz vor Abwärtsrisiken und Potenzial für einen TurnaroundKatalysator. Aktien, die diese Kriterien erfüllen, weisen aus unserer Sicht ein konkaves Renditeprofil auf, das heißt großes Aufwärtspotenzial bei gleichzeitiger Absicherung nach unten. Aktien aus den USA beherrschen die Schlagzeilen im Technologiesektor. Was hat Japan in diesem Bereich zu bieten? Japan stellt viele wichtige Komponenten für den Technologiesektor her und beherrscht hinter den Kulissen weltweit Nischenmärkte. So haben japanische Unternehmen einen führenden Anteil an elektronischen Komponenten und Materialien, darunter Siliziumwafer, Sensoren und Kondensatoren. Asiatische TechUnternehmen setzen bei Komponenten und Materialien für die Endmontage auf japanische Hersteller. Diese sind nicht unbedingt bekannt oder auf den Endprodukten gekennzeichnet, aber sehr wettbewerbsfähig. Außerdem verfügen sie dank hoher Marktanteile über große Verhandlungsmacht. Dies schirmt sie tendenziell vom Preiswettbewerb ab und macht ihre Aktien attraktiv. Welche Bereiche des Marktes sind besonders attraktiv und warum? Value Aktien sind auch nach der Marktrally 2023 attraktiv. Oberflächlich betrachtet, mag das ForwardKGV von 14 15 und das KBV von 1,3 für den kapitalgewichteten breiten Marktindex nicht sehr attraktiv wirken. Aber die Hälfte der Unternehmen wird immer noch unter Buchwert gehandelt. Das gilt auch für Value Aktien in den verschiedenen Marktkapitalisierungssegmenten. www.nikkoam.de Junichi Takayama, Investment Director für japanische Aktien bei Nikko Asset Management Ausgabe Nr. 6/2023 – GELD-MAGAZIN . 41 EXPERTSTALK . Junichi Takayama, Nikko Asset Management Über Nikko Asset Management Nikko Asset Management hat seinen Hauptsitz in Tokio, verwaltet über 100 Milliarden Euro in japanischen Aktien und ist damit einer der weltweit größten Vermögensverwalter in dieser Anlageklasse. Die Nikko AM Japan Value Equity Strategy, eine fundamentale Bottom-up-Strategie mit wertorientiertem Contrarian- Ansatz, wird seit Auflegung 1996 nach demselben Prozess verwaltet und hat seither outperformed.
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