Chancen am Anleihemarkt Während der konjunkturelle Abschwung und die Rendite-Konkurrenz durch Anleihen tendenziell auf die Aktienmärkte drückt, bieten sich defensive Chancen am Bondmarkt an. Dazu Oliver Prinz: „Wir bevorzugen aktuell Euro-Unternehmensanleihen mit guter Bonität, die hervorragende Renditen bieten. Angesichts bereits gesunkener Risikoaufschläge verstärken wir hierbei unsere qualitativ hochwertige, selektive und defensive Ausrichtung weiter für den Fall, dass sich das makroökonomische Bild deutlicher als erwartet abkühlen sollte“, und Prinz ergänzt: „Wir würden auch für defensive Anleger das Segment der Unternehmensanleihen mit höchster Bonität im mittleren Laufzeitbereich (fünf Jahre) bevorzugen. Komplett risikoaverse Investoren sind im aktuellen Umfeld auch mit einem Mix aus Euro-Staatsanleihen gut beraten.“ Sollte es keine geopolitschen Zwischenfälle geben, werden 2024 die Leitzinsen sinken. finanzierungsfazilität 4,75 Prozent. In ihrem Statement zur Pressekonferenz (PK) am 26. Oktober stellten EZB-Präsidentin Christine Lagarde und Vizepräsident Luis de Guindos fest: „Auf Grundlage unserer aktuellen Beurteilung sind wir der Auffassung, dass sich die Zinsen auf einem Niveau befinden, das, wenn es lange genug aufrechterhalten wird, einen erheblichen Beitrag zu einer zeitnahen Rückkehr der Inflation zum Zielwert leisten wird. Unsere zukünftigen Beschlüsse werden dafür sorgen, dass die EZB-Leitzinsen so lange wie erforderlich auf ein ausreichend restriktives Niveau festgelegt werden, um eine solche zeitnahe Rückkehr sicherzustellen“. Zukünftige Entscheidungen der EZB werden von aktuellen Wirtschaftsdaten abhängen, ein erneuter „Ölschock“ infolge geopolitischer Spannungen, insbesondere durch den Nahost-Konflikt und durch den Ukraine-Krieg, ist dabei nicht auszuschließen. Leitzinssenkungsaussichten vs. Zinsrisiken Oliver Prinz, Leiter Investment Strategy der UniCredit Bank Austria, interpretiert die Aussagen Lagardes zur jüngsten Leitzinsanhebung in der PK vom 14. September: wie folgt: „Nach der jüngsten Erhöhung der Leitzinsen durch die EZB um 25 Basispunkte auf 4,50 Prozent für den Refinanzierungssatz und der Bemerkung, das Zinsniveau sei restriktiv genug, ist nach unserer Einschätzung der Zinsplafond im Euroraum voraussichtlich erreicht. Mit der weiteren Entspannung der Inflation in Richtung EZB-Ziel von mittelfristig zwei Prozent ist ab der zweiten Jahreshälfte 2024 der Beginn eines Zinssenkungszyklus zu erwarten. Bis zum Jahresende 2024 gehen wir von einer Verringerung der Leitzinsen um insgesamt 75 Basispunkte aus“, so Prinz. Denkbare Szenarien deutet Patrick Barbe, Head of European Investment Grade Fixed Income bei dem unabhängigen US-amerikanischen Vermögensverwalter Neuberger Berman, an: „Die Märkte sehen nicht nur, dass die Zentralbanken die Inflation wieder in den Griff bekommen haben. Sie halten die Höhe der Leitzinsen für recht restriktiv, sowohl im historischen Vergleich (höchstes Niveau seit mehr als einem Jahrzehnt) als auch im Verhältnis zum Potenzialwachstum, was auch die Zentralbanken so sehen. Ein plötzlicher Inflationsschub kann jedoch das volkswirtschaftliche Verhalten verändern, was die Zentralbanken wiederum dazu zwingen würde, für eine längere Zeit restriktiv zu bleiben. Ihr Problem ist v.a. der angespannte Arbeitsmarkt, das neue Leitzinsanhebungen rechtfertigen könnte, wenn die Konjunktur so robust ist, wie derzeit in den USA. Sollte die anhaltende Konjunkturschwäche in der Eurozone hingegen auf den Dienstleistungssektor übergreifen, müsste die EZB im nächsten Jahr ihre Leitzinsen senken, wie es die Terminkurve erwarten lässt“. „Bis zum Jahresende 2024 gehen wir von einer Verringerung der Leitzinsen in der EU um insgesamt 75 Basispunkte aus.“ Oliver Prinz, Leiter Investment Strategy der UniCredit Bank Austria Ausgabe Nr. 5/2023 – GELD-MAGAZIN . 9
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