Haben die Falken Recht? Ihr Credo lautet: Die US-Wirtschaft zeigt sich anhaltend robust, weitere ein bis drei Zinserhöhungen sind wahrscheinlich. Auffallend war der Anfang Oktober veröffentlichte Arbeitsmarktbericht. Die Zahl neu geschaffener Stellen lag mit 336.000 klar über den Erwartungen. Allerdings kehrten im September rund 88.000 Lehrer aus dem Urlaub zurück. Die Arbeitskosten im dritten Quartal stiegen etwas stärker als erwartet (um 1,1 Prozent ggüb. Vorquartal). Auch die Hauspreise legten stärker als erwartet zu. Es war der sechste Anstieg in Folge. Zudem beschleunigte sich das Wachstum des BIP zum Vorjahr von +2,1 Prozent im zweiten auf +4,9 Prozent im dritten Quartal (+4,5 Prozent erwartet, auch dank Taylor Swifts Mega-Tour-Erfolg): getragen von den Verbraucherausgaben (+4,0 Prozent ggü. +0,8 Prozent im zweiten Quartal), da die Haushalte auf Ersparnisse zurückgriffen. Dieser Covid-19-Effekt dürfte schon bald abebben, obwohl das Verbrauchervertrauen (Conference Board) im Vergleich zum Vormonat nur um 1,7 Punkte auf 102,6 Punkte fiel (erwartet wurden 100,5 Punkte). Die Verlangsamung der für die FED wichtigen Kerninflation auf 3,7 Prozent im September bestätigt aber den disinflationären Trend. Die inverse Zinsstruktur weist immer stärker auf Rezession hin. Rund 75 Prozent der Quartalsberichte übertrafen trotz Gewinnrezession die Erwartungen. (wr) Das Prinzip Hoffnung. 2009 und 2020 verfolgten viele Schwellenländer eine aggressive Finanz- und Geldpolitik, um die Nachfrage zu stützen und einen deflationären Abschwung abzuwenden. Stattdessen bastelt Peking nur an den Rändern herum und senkte die Leitzinsen im August um 15 Basispunkte. Die Konsequenz: Die Stimmung in Chinas staatlichen Industriebetrieben hat sich im Oktober eingetrübt. So sank der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe (ggü. dem Vormonat) von 50,2 auf 49,5 Punkte. Damit fiel der Frühindikator wieder unter die Marke, ab der mit einem Rückgang der industriellen Aktivität zu rechnen ist. Auch der Indikator des Wirtschaftsmagazins Caixin für private Unternehmen fiel im Oktober um 1,1 auf 49,5 Zähler. Im Dienstleistungssektor hörte man nur Molltöne, wenn es hier auch besser klingt. Chinas wirtschaftliche Ziele stehen im Widerspruch zu seinen geopolitischen Ambitionen. Xi Jinping hat sich mit Russlands Diktator Putin verkalkuliert und Handelspartner verärgert (US-Sanktionen im Chip-Bereich). Dabei ist China auf starke Exporte angewiesen. Im Inland fehlt es an Liquidität, der erhoffte „Rachekonsum“ ist ausgeblieben. Das Kreditvolumen des Nicht-Finanzsektors im Verhältnis zum BIP ist seit 2013 auf fast 300 Prozent gestiegen. Fazit: 2024 soll das Wachstum auf 3,8 Prozent fallen, klar entfernt vom Niveau vor Covid. (wr) AKTIEN . Börsen international USA . Taylor Swift rockt das US-Wachstum CHINA . Noch kein Ausweg aus der Deflation Stopp-Loss hat gehalten Der S&P 500-Index konnte ebenfalls seinen Aufwärtstrend nicht fortsetzen und befindet sich nun in einem Bärenmarkt (Verlust vom Hoch von mehr als zehn Prozent). Das Stopp-Loss bei der wichtigen 4.000-PunkteMarke wurde aber nicht erreicht. Somit bleiben Anleger weiter investiert. Antizyklische Käufe möglich Der A-Index der chinesischen Festlandsbörsen konnte zuletzt nicht einmal die Marke von 3.300 Punkten halten und fiel sogar auf ein neues Jahrestief von 3.082 Zählern. Nur Investoren mit gehörigem Sitzfleisch können auf diesem Niveau Käufe wagen. S&P 500 SHANGHAI A Credit: jes2upphoto/stock.adobe.com 3.000 3.600 3.400 3.800 3.200 4.000 2021 2023 2022 Indexpunkte in CNY 3.800 3.600 3.400 4.000 4.200 4.600 4.800 5.000 4.400 Indexpunkte in USD 2021 2022 2023 50 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 5/2023
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