Seit 2002 ist vieles anders. Die Einführung des Euro für den Normalbürger wurde über die Jahre zum „Teuro“. Natürlich gab es auch in SchillingZeiten hohe Inflation, dafür aber auch hohe Zinsen. Seither hat die EZB mit einer verfehlten Geldpolitik eine Reihe von Schieflagen erzeugt. Die Zinsen sanken auf null, die Banken verrechneten (Firmen) Negativzinsen und Staaten gaben Anleihen mit negativer Rendite aus. 2021 wurden die Schuldner aus ihrem Zinsparadies vertrieben. Die EZB – nun unter dem Regiment der Französin Christine Lagarde – erkannte spät, aber doch ihren Fehler: In nur 16 Monaten wurden die Leitzinsen zehn Mal erhöht – von Null auf zuletzt 4,5 Prozent. Kreditkosten für Häuselbauer vervierfachten sich in dieser Zeit. Wieder waren die EU-Staaten auf der Gewinnerseite: Nun konnten sie immer weiter neue Schulden machen, denn real, also nach Abzug der hohen Inflation verringerte sich die Schuldenquote automatisch und die Steuereinnahmen sprudelten durch die Umsatz- bzw. Mehrwertsteuer. Nun soll die Kontrolle der Sparer, aber auch der Leister bzw. Empfänger von Zahlungen noch weiter gehen. Kommt der digitale Euro nun? Das Bezahlverhalten in Österreich und Europa verändert sich rasant: Während Bargeld nach wie vor von großer Bedeutung ist, gewinnen auch digitale Zahlungslösungen zunehmend an Beliebtheit. „Rund eine Milliarde Transaktionen im Wert von knapp 50 Milliarden Euro wurden 2022 mit Karten getätigt, die in Österreich herausgegeben wurden. Besonders im E-Commerce sind Debit- bzw. Kreditkarten essenziell – dort steigt deren Nutzung. In Österreich bleibt gleichzeitig das Bargeld wichtig: 70 Prozent der Zahlungen wurden 2022 mit Bargeld getätigt. Mit dem digitalen Euro kommt eine Neuerung auf Europas Zahlungsverkehr zu“, erklärt Damir Leko, GeschäftsfühBANKING . Digitaler Euro Der gläserne Sparer Erst vor kurzem hat die Europäische Zentralbank (EZB) aufhorchen lassen, als sie die nächste Phase zur Planung des digitalen Euro einläutete. Kritiker befürchten, dass jede Zahlung für Behörden und Hacker nachverfolgbar werden könnte. WOLFGANG REGNER Im Bild (v.l.n.r.): Damir Leko (Nexi Austria GmbH), Petia Niederländer (Oesterreichische Nationalbank), Carola Wahl (Nexi DACH), Birgit Kraft-Kinz (KRAFTKINZ) und Rainer Will (Handelsverband) bei der gemeinsamen Pressekonferenz am 19. Oktober. Credits: Nexi/LIEB.ICH Productions; wangs/stock.adobe.com Der D-Euro: Bargeld in digitaler Form – Plus + Annahmefreiheit für Konsumenten, Annahmepflicht für Unternehmen (noch nicht auf EU-Ebene vertraglich fixiert). + Der digitale Euro soll das Bargeld nur ergänzen, nicht ersetzen. + Einfache Handhabung durch Befüllung einer digitalen Geldbörse („Wallet“) vom Handy aus, auch offline möglich. Man benötigt allerdings ein Bankkonto. Die Bank kauft von der EZB die digitalen Euro und transferiert sie ohne Umwege auf die Wallet. Für den Privatkunden ist das spesenfrei. + Der digitale Euro ist auch für Zahlungen von Privat- zu Privatkunden nutzbar: etwa von Handy zu Handy. + Selbst, wenn die Bank, bei der ein Kunde sein Konto hat, Pleite geht, bleibt der digitale Euro im Wert beständig. 22 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 5/2023
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