GELD-Magazin, Nr. 5/2023

BRICS wächst weiter und formiert sich als Gegenpol zur westlichen Weltordmung. henten in der Gruppe. Etwa Saudi-Arabien und der Iran oder Brasilien und Argentinien. Indien und China haben wir schon erwähnt. Kooperation dürfte hier schwerfallen. Zusammengefasst ist BRICS ein Zusammenschluss ohne Struktur und Strategie. Man tauscht sich aus, es werden Absichtserklärungen definiert. BRICS haben noch einen sehr langen Marsch vor sich.“ Wobei Feichtinger dem Westen und vor allem Europa empfiehlt, die Entwicklung genau zu beobachten und mit Staaten und Gruppen aus den BRICS engere Beziehungen aufzubauen: „Das würde im Rahmen der ,Globalisierung 2.0‘ nicht zuletzt für ein besseres Ansehen Europas in der Welt sorgen.“ Feichtinger abschließend: „Die große Konkurrenz von BRICS zu den G7 oder gar der EU sehe ich derzeit nicht. Die G7 sind eine homogene Vereinigung, deren Mechanismen seit Jahrzehnten funktionieren. Allerdings ist ihre Wirtschaftsleistung bereits hinter BRICS gefallen.“ China vs. Indien BRICS sind also ein wirtschaftlicher Riese, aber keine politische Einheit. Durchaus möglich also, dass der schöne Traum vom anti-westlichen Gegenpol an den Eigeninteressen der Protagonisten scheitert. Betrachtet man die einzelnen Staaten, sticht natürlich China, was Ökonomie und weltpolitischen Einfluss betrifft, eindeutig hervor. Die militärische Macht der Volksrepublik nicht zu vergessen. Allerdings: Indien holt auf! Der Subkontinent wird auch gerne als „Gewinner“ des vergangenen BRICS-Gipfels vom August gehandelt. Schenkt man Beobachtern Glauben, soll Premierminister Narendra Modi die Fäden geschickt gezogen und Indien als das „bessere China“ präsentiert haben. Das ist angesichts der unverhohlenen Ansprüche der Volksrepublik auf Taiwan und deren aggressiven Vorgehens beim Ausbau der „Neuen Seidenstraße“ auch ein leichtes Spiel. (Eine genaue Analyse zu China findet sich ab Seite 36.) Von Experten empfohlen Außerdem: Indien wird auch von immer mehr Investmentprofis ins Rampenlicht gerückt. Jihong Min, Portfolio Manager bei T. Rowe Price: „Indien ist für Anleger derzeit sehr attraktiv, da es in den letzten Jahren zu den Schwellenländern mit der besten Performance gehörte. Grund für den Optimismus der Investoren ist der strukturelle Rückenwind des Landes. Aus demografischer Sicht profitiert Indien von einer großen, jungen Bevölkerung. Aus wirtschaftlicher Sicht wächst das Land schnell und profitiert derzeit von einem starken Finanzsystem mit geringem Verschuldungsgrad.“ Indien ist weiters die größte Demokratie der Welt. Ein anderes BRICS-Mitglied, Russland, hat sich hingegen für den demokratischen Wertekanon disqualifiziert. Für BRICS ist das kein Problem. Ob das ein gutes Zeichen ist? Kurzgeschichte Die Bezeichnung BRIC wurde 2001 vom Chefökonom der Investmentbank Goldman Sachs, Jim O‘Neill, geprägt, um die wirtschaftliche Bedeutung der vier aufstrebenden Staaten Brasilien, Russland, Indien und China hervorzuheben. Diese Kategorisierung macht wirtschaftlich und finanztechnisch Sinn, darüber hinaus lässt sich die griffige Abkürzung BRIC sehr schön im Marketing für Finanzprodukte verwenden. 2010 wurde die Gruppe durch die Aufnahme Südafrikas auf BRICS erweitert. Diese fünf Länder haben sich – ursprünglich ausgehend von einer Investmentidee – zu einer informellen politischen und ökonomischen Kooperationsgruppe entwickelt und halten regelmäßige Gipfeltreffen ab, um über verschiedene Themen zu diskutieren, die ihre jeweiligen Interessen betreffen. Ausgabe Nr. 5/2023 – GELD-MAGAZIN . 15

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