GELD-Magazin, Nr. 4/2023

Österreichische Post AG | MZ 03Z035262 M | 4profit Verlag GmbH, Rotenturmstraße 19/1/29 B, 1010 Wien | Ausgabe Nr. 4/2023 | 6,90 Euro Finanzpolitik + Volkswirtschaft + Länder- und Branchenanalysen + Banking + Investmentfonds + Aktien + Immobilien + Rohstoffe + Blockchain + Alternative Investments + Versicherungen DAS MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, POLITIK & INVESTMENTPRODUKTE Edelmetalle Hohe Inflation und die Aussicht auf einen Zinsgipfel lassen v.a. Gold wieder glänzen. Wasserstoff Er gilt als Energieträger der Zukunft. Verdienen Sie an dieser Wertschöpfung mit! Deglobalisierung Schlüsselindustrien sollen wieder im Inland produzieren. Hohe Förderungen locken. Mischfonds Mit den Besten aus zwei Assetklassen lassen sich Portfolios mit stabilen Renditen zaubern. Megatrend Nachhaltigkeit In neue Energien und Energieeffizienz wird derzeit viel investiert. Zahlreiche Unternehmen profitieren davon. Wir zeigen Ihnen, wie Sie daran mitverdienen können.

Marketing-Anzeige DJE – Zins & Dividende: unser ausgewogener Investmentfonds mit Aktien & Anleihen. Dies ist eine Marketing-Anzeige. Bitte lesen Sie den Verkaufsprospekt des betreffenden Fonds und das PRIIPs-KID, bevor Sie eine end- gültige Anlageentscheidung treffen. Darin sind auch die ausführlichen Informationen zu Chancen und Risiken enthalten. Diese Unterlagen können in deutscher Sprache kostenlos auf www.dje.de unter dem betreffenden Fonds abgerufen werden. Eine Zusammenfassung der Anlegerrechte kann in deutscher Sprache kostenlos in elektronischer Form auf der Webseite unter www.dje.de/zusammenfassung-der- anlegerrechte abgerufen werden. Alle hier veröffentlichten Angaben dienen ausschließlich Ihrer Information, können sich jederzeit ändern und stellen keine Anlageberatung oder sonstige Empfehlung dar. Aktie, die ist ein Anteil an einem Unternehmen. Wer Aktien kauft, wird dadurch zum Spekulanten Miteigentümer. 7'34) %;%6( 834 &IWXIV %WWIX 1EREKIV %OXMIR (MZMHIRHI Quelle: www.scope-awards.com dje.de/zins-und-dividende [ˈakt͡si̯ə]

Ausgabe 4/2023 – GELD-MAGAZIN . 3 Wie erwartet zeigten sich die Hoffnungen auf einen baldige Zinswende als verfrüht, was sich in einer Börsenkorrektur ausdrückt. Auch nach dem Ende des in Jackson Hole abgehaltenen Treffens der Notenbank-Chefs am 25. August wurde ein weiterhin restriktiverer Zinskurs nicht ausgeschlossen. Die Konjunkturindizes geben inzwischen weiter nach. In Deutschland fiel der ifo-Geschäftsklimaindex im August von 87,4 auf 85,7 Punkte. Neben der Flaute im Verarbeitenden Gewerbe greift nun die Schwäche auch auf den Dienstleistungssektor über. Es dürften noch einige Monate ins Land streichen, bis es mit den Konjunkturbarometern wieder aufwärts geht. Wahrscheinlich werden EZB und Fed im September eine Zinspause einlegen, was sowohl bei Anleihen wie auch bei Aktien zu einer Entspannung führen könnte – obwohl anhaltend hohe Zinsen einem ungehemmten Aufschwung weiterhin im Wege stehen. Als Negativfaktor kommt das Bangen um die Wirtschaft in China hinzu, die sich gerade in einer deflationären Phase mit gravierenden Problemen im Immobiliensektor befindet. Immerhin ist China für Europa der drittwichtigste Exportmarkt. Unabhängig vom Marktgeschehen ist und bleibt das Thema Nachhaltigkeit ein Megatrend. Zu unserer Coverstory „Die besten Fonds im Bereich Ökologie und Neue Energien (ab Seite 30) finden Sie auch wie Sie am besten in „Green Bonds“ investieren (ab Seite 40), wie sich „grüne“ Investments auf die Inflation auswirken (ab Seite 10) und über die Chancen im Bereich Wasserstoff (ab Seite 42) ... und nicht zuletzt, wie Sie es vermeiden können, Fondsgesellschaften, die Greenwashing betreiben, auf den Leim zu gehen. Um in unsicheren Zeiten Geld zu veranlagen, insbesondere in Hochzinsphasen, empfehlen sich Kombinationen von Aktien und Anleihen. Deshalb finden Sie in dieser Ausgabe einen umfangreichen Artikel zu Gemischten Investmentfonds (ab Seite 46) samt vierseitiger Tabelle (ab Seite 50), in der Sie alle überdurchschnittlich guten Fonds (das oberste Quartil) finden – in den Kategorien defensiv, ausgewogen, dynamisch und flexibel. Und der Kreis schließt sich: Bei jedem Fonds ist auch die Nachhaltigkeit nach dem Morningstar-Rating angeführt. Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin Geduld ist gefragt editorial impressum MEDIENEIGENTÜMER UND HERAUSGEBER 4profit Verlag GmbH · MEDIENEIGENTÜMER-, HERAUSGEBER- UND REDAKTIONSADRESSE Rotenturmstraße 19/1/29B, 1010 Wien T: +43/676/570 95 10 · E: [email protected] · GESCHÄFTSFÜHRUNG Snezana Jovic, Mario Franzin · CHEFREDAKTEUR Mario Franzin REDAKTION Mario Franzin, Mag. Harald Kolerus, Michael Kordovsky, Wolfgang Regner, Moritz Schuh MSc, LEKTORAT Mag. Rudolf Preyer GRAFISCHE LEITUNG Noura El-Kordy · COVERFOTO Czintos Ödön/stock.adobe.com · DATENANBIETER Lipper Thomson Reuters*, Morningstar · VERLAGSLEITUNG Snezana Jovic · BACKOFFICE & EVENTMARKETING Ivana Jovic · IT-MANAGEMENT Oliver Uhlir · DRUCK Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Str. 80 · VERTRIEB PGV Austria, 5412 Puch, Urstein Süd 13. www.geld-magazin.at ABO-HOTLINE: +43/699/1922 0326 · [email protected] * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performancewerte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen. FOTO: ivanashoots.com

BRENNPUNKT 06 Kurzmeldungen Gasspeicher: Wieder prall gefüllt + Vermögensverwalter: Kahlschlag befürchtet. 08 Interview Mario Holzner Der Geschäftsführer des „Wiener Instituts für internationale Wirtschaftsvergleiche“ beleuchtet die Ökonomie Osteuropas und den Ukraine-Krieg. 10 Greenflation Das Leben ist teuer geworden, jetzt heizt auch noch die Energiewende die Preise an. 14 Deglobalisierung Der Schrecken der Pandemie, gestörte Lieferketten und der Nachhaltigkeitstrend könnten der Weltwirtschaft einen spürbaren Dämpfer versetzen. WIRTSCHAFT 18 Kurzmeldungen Österreich: Land der Kurzarbeit + Konjunktur: Flaute hält an. BANKING 20 Kurzmeldungen Bankensteuer: Italien prescht vor + Private Credit: Interessante Rendite. 22 Zinsen Sparefrohs Rückkehr! MÄRKTE & FONDS 24 Kurzmeldungen China-Dämmerung: Sorgen reißen nicht ab + USA: Bahnbrechende Gesetze. 26 Institutional Investors Congress Anlage-Profis führen durch die Welt der nachhaltigen Investments. 30 Grüne Investments ESG liegt voll im Trend: Das GELD-Magazin stellt interessante Fonds und Aktien vor. 34 Greenwashing Nicht alle Produkte sind so grün, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Eine Orientierungshilfe für Anleger. 36 Impact-Fonds Großes Aufholpotenzial ist vorhanden. 40 Green Bonds Grüne Anleihen sind besonders bei defensiv ausgerichteten Anlegern beliebt. 42 Wasserstoff Das Erdöl der Zukunft? H2O wird als großer Hoffnungsträger gehandelt. 46 Mischfonds Der richtige „Cocktail“ für jede Börsenlage. Mit umfassender Tabelle ab Seite 50. Ausgabe Nr. 4/2023 inhalt De-Globalisierung Geht der Weltwirtschaft die Luft aus? Seite 08 Credits: beigestellt; Delphotostock & Czintos Ödön/stock.adobe.com Osteuropa-Experte Mario Holzner spricht über die wirtschaftliche Katastrophe des Ukraine-Kriegs. Seite 08 4 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2023

54 Rohstoff-Radar Erdöl: Gelassenheit + Weizen: Putin macht ernst + Lithium: Enorme Investments. 56 Analyse Gold Das Edelmetall hat immer Saison. AKTIEN 58 Kurzmeldungen Flughafen Wien: Durchgestartet + Rosenbauer: Volle Bücher. 60 Weltbörsen USA: Plateau erreicht? + Europa: Am seidenen Faden + China: Im Abwärtsstrudel + Japan: Attraktive Aktien. 62 Anlagetipps Johnson & Johnson: Healthcare-Gigant + RELX: Der Daten-Dominator + Shopify: Profitieren vom Online-Boom. 64 Aktien Deutschland Die China-Connection. 66 Aktien Wien Die Zinsen steigen, besonders Finanztitel profitieren davon. BLOCKCHAIN 70 Kurzmeldungen El Salvador: Spitzenrendite lockt + Eingesperrt: FTX-Gründer hinter Gittern. 72 Ripple Kryptos gegen den Rest der Welt. IMMOBILIEN 74 Kurzmeldungen Wohnungspreise: Stagnation + Kapsch TrafficCom: Nachhaltige Mautbrücke. 76 Kredite immer teurer Wege aus der Zinsfalle. VERSICHERUNG & VORSORGE 78 Kurzmeldungen Jungakademiker: Schwierige Vorsorge + Rückversicherer: Gute Bilanz. 79 FLV-Listing Der monatliche Überblick zu Fondsgebundenen Lebensversicherungen. 80 ESG-Trend Als Region stehen die USA im Fokus, FLV setzen aber auch stärker auf Nachhaltigkeit. 82 Buchtipps Manuela Lenzen: Der elektronische Spiegel + Michael Thumann: Revanche + Barbara F. Walter: Bürgerkriege. COVERSTORY Grüne Investments: Die Energiewende verleiht Rückenwind. ab Seite 30 Ausgabe Nr. 4/2023 – GELD-MAGAZIN . 5

01234567 BRENNPUNKT . Kurzmeldungen Credits: beigestellt; Olivier Le Moal & Petru/stock.adobe.com Gasspeicher Prall gefüllt Gerüstet. Fossile Rohstoffe haben längst nicht ausgedient (siehe auch Bericht links unten). Nach dem vergangenen Winter lagen die Gasvorräte in Europa auf einem beeindruckend hohen Niveau. In den letzten Monaten hat sich dieser Trend fortgesetzt, sodass sich die Gasspeicher bis fast an die Kapazitätsgrenze füllten, berichtet J.P. Morgan. Die Großhandelspreise für Erdgas schwankten zuletzt aufgrund der Besorgnis über LNG-Streiks, aber dank der hohen Füllstände ist Europa für den kommenden Winter gut gerüstet. Auch die Strompreise sind so niedrig wie seit Sommer 2021 nicht mehr, die Energieinflation in der Eurozone war in den letzten drei Monaten im Jahresvergleich negativ. Die Deflation im Energiebereich sollte andauern und zu einer weiterhin rückläufigen Gesamtinflation führen. Schwierige Bedingungen. Die Asset & Wealth Management Branche steht in den nächsten vier Jahren vor einer weiteren Konsolidierungsphase. Laut Prognose wird bis 2027 weltweit jeder sechste (16 %) Vermögensverwalter vom Markt verschwinden oder von einem größeren Anbieter übernommen. Grund dafür sind laut einer PwC-Studie die deutlich schwierigeren Rahmenbedingungen: eine Mischung aus Marktvolatilität und hohen Zinssätzen bei weiterhin steigendem Margendruck. Fast drei Viertel (73 %) der Vermögensverwalter erwägen daher eine strategische Konsolidierung mit einem Wettbewerber, um Zugang zu neuen Segmenten zu erhalten, Marktanteile aufzubauen und Kosten sowie Risiken zu mindern. Der Ausblick auf den drohenden Kahlschlag ist vor allem den Entwicklungen des vergangenen Jahres geschuldet: 2022 fiel das weltweit verwaltete Vermögen im Vergleich zum Höchststand 2021 (127,5 Bio. Dollar) um knapp zehn Prozent auf 115,1 Billionen-Dollar. Gründe für den größten Rückgang seit einem Jahrzehnt sind laut der PwC-Befragung von 250 Vermögensverwaltern und 250 institutionellen Investoren die Inflation, die Marktvolatilität sowie der Anstieg der Zinsen. Vermögensverwalter: Kahlschlag 6 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2023 DIE ZAHL DES MONATS 2,1 Millionen Jobs, Jobs, Jobs. Kein Unternehmen der Welt beschäftigt mehr Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen als Walmart. Laut den aktuellen Quartalszahlen des US-Einzelhandelsriesen sind es 2,1 Millionen. Auch nicht E-Commerce-Riese Amazon kommt an diese Zahl heran, er belegt mit rund 1,5 Millionen Beschäftigten den zweiten Rang unter den größten staatlichen und privatwirtschaftlichen Unternehmen. „Einzig die Verteidigungsministerien beziehungsweise Armeen Indiens, Chinas und der USA schaffen es mit jeweils mehr als 2,5 Millionen Arbeitskräften und Soldaten, diese beiden US-Firmen zu überbieten“, analysiert Datenexperte René Bocksch auf statista.com. Die einzigen europäischen Vertreter in der Liste der zehn größten Arbeitgeber sind die Consulting-Firma Accenture (721.000 Mitarbeitende) mit Sitz im irischen Dublin und der deutsche Automobilhersteller Volkswagen, der weltweit etwa 676.000 Menschen beschäftigt. Unsaubere Geschäfte. „Europäische Ölkonzerne wie Shell, BP, TotalEnergies und Wintershall Dea nutzen ihre jüngsten Rekordgewinne, um in den kommenden Jahren weiter klimaschädliche Öl- und Gasvorkommen auszubeuten“, übt Greenpeace scharfe Kritik. Und tatsächlich lassen folgende Zahlen wenig Gutes erhoffen: Knapp 93 Prozent der Investitionen von zwölf untersuchten Unternehmen flossen im vergangenen Jahr in fossile Projekte, lediglich etwa sieben Prozent investierten sie in erneuerbare Energien. Das zeigt die neue Studie „The Dirty Dozen“ des Hamburger Energieexperten Steffen Bukold im Auftrag der Umweltschutzorganisation. Die Untersuchung wertet die offiziellen Jahresberichte der Erdöl-Multis aus. Sie zeigt, dass erneuerbare Energien im vergangenen Jahr mit 0,3 Prozent im Durchschnitt einen winzigen Anteil an der Energieproduktion hatten. Angesichts niedriger Investitionen in die Energiewende werde sich dies zukünftig kaum ändern. Die Unternehmen BP, Equinor, Wintershall Dea und TotalEnergies haben ihre Investitionen in die Erzeugung sauberer Energie im Jahr 2022 verglichen mit dem Vorjahr sogar gesenkt. Schade, denn Kapital wäre dafür reichlich vorhanden: Durch den rasant gestiegenen Ölpreis haben die 12 Konzerne ihre Gewinne im vergangenen Jahr um 75 Prozent gesteigert. Öl-Multis: Auf alten Pfaden

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Der Krieg kennt nur Verlierer Das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) ist vor allem auf Studien in Zentral-, Ost- und Südosteuropa (CEE und SEE) spezialisiert, ein Schwerpunkt liegt auch auf der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten. Somit ist wiiw-Direktor Mario Holzner ein idealer Ansprechpartner für die Entwicklung in der nächsten Nachbarschaft Österreichs – und für die Ukraine sowie Russland. Aber was bedeutet überhaupt der pauschale Begriff Osteuropa? Das GELD-Magazin versucht im Interview mit dem Experten eine Annäherung an unsere bekannten und unbekannten Nachbarn im Osten. Osteuropa ist ein weit gefasster Begriff, darf man alle Länder vom Baltikum bis sagen wir Rumänien oder Serbien überhaupt „in einen Topf“ schmeißen? Gemeinsam ist eines: 100 Jahre Wirtschaftsgeschichte haben gezeigt, dass die Region einem mehrfachen, einschneidenden Strukturwandel unterlegen ist. So sind ­ die dort zu Beginn der 1980er Jahre geborenen Männer im Schnitt um einige Zentimeter kleiner als die Generationen davor oder danach. Ein Zeichen für Stress. Nichtsdestotrotz ist die Region sehr heterogen, die Voraussetzungen sind von Staat zu Staat verschieden. So ist in Estland heute der IT-Sektor sehr stark ausgebaut, das Land war auch das Zentrum der sowjetischen Computer-Industrie. Ein Spezifikum ist, dass in Ost- und Südosteuropa das Stadt-Land-Gefälle größer ist als wir es im Westen gewohnt sind. Das merkt man zum Beispiel an den Einkommen, oft herrscht in den ruralen Regionen bittere Armut, was zu Landflucht führt. Früher herrschte unter österreichischen Unternehmen mit Blick auf Osteuropa Goldgräberstimmung. Das ist jetzt aber doch aus den Schlagzeilen geraten – ist Ernüchterung eingekehrt? Ich möchte in diesem Zusammenhang keinesfalls von einem Rücksetzer sprechen. Österreich war ein First Mover in der Region, auch in kleineren Ländern, wie Kosovo, die für größere Player nicht so attraktiv waren. Österreich hatte und hat den Vorteil der geschichtlichen, kulturellen, sprachlichen und manchmal sogar familiären Bindung. Heimische Unternehmen haben beachtliche Investitionen getätigt, jetzt ist die „Pay-Back-Zeit“ gekommen, das heißt: Profite werden eingefahren. Wie wichtig sind CEE und SEE heute für die heimische Wirtschaft und österreichische Unternehmen? Die Region wächst über den Daumen gepeilt doppelt so schnell wie Westeuropa und bleibt damit interessant. Das gilt vor allem Der Überfall Putins verwüstet die Ukraine, der wirtschaftliche Schaden beträgt jetzt bereits mehrere hundert Milliarden Dollar. Aber auch Russland selbst leidet unter der Attacke, weiß Osteuropa-Experte Holzner. HARALD KOLERUS Credit: beigestellt „Dass die Sanktionen gegen Russland nichts bringen, stimmt nicht.“ UKRAINE: ÖKONOMIE IM KRIEGSZUSTAND WIRTSCHAFTSINDIKATOREN 2020 2021 2022 2023e 2024e 2025e Einwohner, in 1.000 Personen 41.745 41.378 35.000 – – – BIP, reale Veränderung in % -3,8 3,4 -29,1 2,0 4,0 6,0 BIP pro Kopf, EUR in Kaufkraftparität 8.570 9.410 9.030 – – – Bruttoindustrieproduktion, reale Veränderung in % -4,5 1,9 -36,7 – – – Arbeitslosenrate, in % 9,5 9,9 25,0 23,0 15,0 10,0 Durchschnittliches monatl. Einkommen, in EUR 376 434 437 – – – Verbraucherpreise, in % p.a. 2,7 9,4 20,2 14,0 9,0 7,0 Haushaltssaldo, in % des BIP -5,3 -3,5 -16,3 -27,0 -15,0 -10,0 Staatsverschuldung, in % des BIP 60,4 49,0 78,5 – – – Leistungsbilanz, in % des BIP 3,4 -1,9 4,9 2,0 -2,0 -4,6 Ausländische Direktinvestitionen, in Mio. EUR 266 6.717 348 – – – Bruttoauslandsverschuldung, in % des BIP 74,6 67,8 80,5 – – – Quelle: wiiw, ab 2023 Prognosen 8 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2023 INTERVIEW . Mario Holzner, WIIW

ZUR PERSON Mario Holzner (geboren 1976) ist seit 2019 Geschäftsführer des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche. Darüber hinaus koordiniert er die wirtschaftspolitische Entwicklung und Kommunikation mit Schwerpunkt auf europäischer Wirtschaftspolitik. Er hat sich kürzlich mit Fragen der Infrastrukturinvestitionen im Großraum Europa befasst und dabei eine europäische Seidenstraße vorgeschlagen. Holzner ist außerdem Lehrbeauftragter für Angewandte Ökonometrie an der Uni Wien, Institut für Wirtschaftswissenschaften. Er promovierte 2005 in Wirtschaftswissenschaften an der WU Wien. für Österreich: Unsere direkten Exporte nach CEE und SEE sind fast genau so wichtig wie die nach Deutschland. Dennoch haben Sie einmal geschrieben: „Osteuropa braucht ein neues Geschäftsmodell.“ Können Sie das bitte ausführen? Ich möchte es so ausdrücken: Der Osten ist bis zu einem gewissen Grad in einer Art „Fabriks-Ökonomie“ gefangen. Die Modernisierung geht deshalb nur langsam voran, dabei ist die IT-Ausbildung teilweise sogar besser als im Westen. In einigen Ländern des Ostens gibt es sehr gute mathematische Schulen: ein Erbe der kommunistischen Zeit. Dieses Potenzial gilt es weiter auszubauen und zu nutzen. Eine Neuausrichtung der Industriepolitik wäre ratsam – etwa vermehrt auf alternative Energiequellen zu setzen: ein riesiges Thema. Zur Ukraine: Ist es möglich, den ökonomischen Kriegs-Schaden abzuschätzen? Die Weltbank spricht von Kriegskosten in Höhe von mehreren hundert Milliarden US-Dollar. Die genauen Zahlen lassen sich jetzt nicht eruieren, klar ist, dass es um enorme Summen geht. Teile des Ostens und Südens der Ukraine werden aufgrund von Verminung, Zerstörung etc. für Jahrzehnte Brachland sein. Auch das demographische Problem wird sehr langfristig sein, Millionen Menschen haben das Land verlassen, viele werden nicht zurückkehren. Was den angestrebten EU-Beitritt nach Kriegsende betrifft, müsste der Westen die Ukraine aktiv unterstützen und keine Hinhaltetaktik wählen, wie bei den Westbalkanstaaten. Manche behaupten, die Sanktionen würden Europa mehr schaden als Russland. Es war von Anfang an klar, dass die Sanktionen nicht zu einem sofortigen Regimewechsel in Russland führen könnten. Dass sie nichts bringen, stimmt aber jedenfalls nicht. Zu bemerken ist das zum Beispiel bei dem Preis-Cap für russische Öl-Exporte: das Land muss Abschläge bei Erdölausfuhren nach Indien, China etc. hinnehmen. Wir erwarten, dass Russland heuer ein Budgetdefizit von 3,5 Prozent schreiben wird, in den nächsten Jahren wird das wohl ähnlich ausfallen. Durch Investments ins Militär kann zwar das BIP gesteigert werden, was nicht heißt, dass das gut für die Gesellschaft ist. Denn dafür müssen anderswo Abstriche gemacht werden. Prinzipiell möchte ich sagen, dass die Sanktionen zu einer gewissen „Primitivisierung“ der russischen Wirtschaft geführt haben, da es an High-Tech-Importen und Ersatzteilen mangelt. Das kann man aber schwer in Zahlen gießen. Aber wenn zum Beispiel bei den Autos der Airbag fehlt, kann man kaum noch von einem modernen Wagen sprechen. Wie geht es in Russland weiter? Das ist natürlich schwer vorherzusehen, die Ereignisse rund um Söldnerführer Jewgeni Prigoschin haben jedenfalls gezeigt, dass die Situation extrem unklar ist. Sie haben aber auch gezeigt, dass das von Putin erschaffene System in Russland auf extrem dünnen Füßen steht. Wann dieses System abgelöst werden könnte, weiß natürlich niemand. Das könnte noch Jahrzehnte dauern, es könnte aber auch schneller gehen. Auch an den Zusammenbruch der Sowjetunion haben wenige Wochen vor deren Ende nur wenige gedacht. www.wiiw.ac.at Ausgabe Nr. 4/2023 – GELD-MAGAZIN . 9

Die „Grüne Energiewende“ ist wichtig und richtig, allerdings sollte man eines dabei nicht außer Acht lassen: Die Umstellung auf Erneuerbare Quellen und die dafür notwendige Infrastruktur hat ihren Preis. Somit geht die Angst vor Greenflation, also „grüner Inflation“, um. Man denke zum Beispiel nur an die Anschaffung von (teuren) E-Autos, damit verbundenen staatlichen Förderungen, die Errichtung von Ladestationen usw. Knappe Metalle Wobei noch weitere Faktoren ins Spiel kommen, bei Schroders sieht man die Sache so: „Die Greenflation ist hauptsächlich auf die Knappheit wichtiger Mineralien und Metalle zurückzuführen. In Kombination mit einer hohen CO2-Bepreisung dürften diese Engpässe die Produktionskosten erhöhen, die Preise erhöhen und die Nachfrage senken, was unweigerlich zu einer geringeren Gesamtwirtschaftsleistung führen wird. Das bedeutet, dass sich die Eindämmung des Klimawandels auch bei den optimistischsten Annahmen negativ auf das globale BIPWachstum auswirken wird.“ Wobei die Experten auf Anfrage hinzufügen: „Es ist möglich, dass schnelle Fortschritte bei der grünen Technologie die schlimmsten dieser Produktivitätsverluste ausgleichen könnten, aber das ist in den nächsten zehn Jahren unwahrscheinlich.“ Zeit der Disinflation vorbei Wobei es nur sehr schwer möglich ist, die Stärke der Greenflation und ihrer ökonomischen Effekte abzuschätzen. Klar ist hingegen: Unser Leben bleibt teuer, was natürlich nicht nur der Energiewende geschuldet ist. Volkmar Baur, Volkswirt bei Union Investment, meint zum Thema: „Wir rechnen für die kommenden Jahre mit einem strukturell höheren Inflationsniveau als in den Jahrzehnten vor der Corona-Krise. Die Zeiten der Disinflation sind in jedem Fall vorbei. In den USA dürfte sich die Teuerungsrate mit Blick auf die kommenden fünf bis zehn Jahre etwas über der Zwei-ProzentMarke bewegen. Neben einigen anderen Einflussfaktoren treibt auch die grüne Transformation der Wirtschaft die Preise.“ Laut dem Ökonomen findet sich Greenflation im Grunde in allen Bereichen: „Die Greenflation hat mehrere Treiber und steckt in vielen Unternehmensentscheidungen, die schlussendlich zu veränderten Preissetzungen führen. Greenflation ist aber nur schwer aus den einzelnen Bestandteilen herauszurechnen.“ Wobei es auch gute Nachrichten gibt: Denn erneuerbare Energiequellen (Sonne, BRENNPUNKT . Greenflation Neue Teuerungswelle? Bereits jetzt ächzen Unternehmer und Konsumenten unter hohen Inflationszahlen. Aber es kommt vielleicht noch dicker: Denn die massiven Investitionen in Neue Energien könnten die Teuerung nochmals anheizen. HARALD KOLERUS Es herrscht die Bestrebung den Ausstoß von CO2 zu verteuern, was die Inflation anhebt. Dieser Effekt nimmt aber temporär ab, denn die höchsten Kosten der Dekarbonisierung fallen jetzt an. Annahme der Berechnung ist der lineare Anstieg des CO2-Preises auf 100 Dollar pro Tonne bis 2030. CO2-Preise beeinflussen Inflation 10 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2023 Quelle: Goldman Sachs Global Investment Research USA Kanada Deutschland China 0,00% 2022 0,05% 0,10% 0,15% 0,20% 0,25% 0,30% 0,35% 0,40% 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 Einfluss der CO2-Preise auf die Kerninflation (in %)

Diese Marketingmitteilung dient unverbindlichen Informationszwecken und stellt kein Angebot/Aufforderung zum Kauf/Verkauf von Fondsanteilen dar, noch ist sie als Aufforderung anzusehen, ein Angebot zum Abschluss eines Vertrages über eine Wertpapierdienstleistung/ Nebenleistung abzugeben. Dieses Dokument kann eine Beratung durch Ihren persönlichen Anlageberater nicht ersetzen. Performanceergebnisse der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Jede Kapitalveranlagung ist mit einem Risiko verbunden. Kurse können sowohl steigen als auch fallen. Ausgabe- und Rücknahmespesen sind in der Berechnung der Performanceergebnisse nicht berücksichtigt. Die Performance wurde unter Anwendung der OeKB/BVI-Methode berechnet. Bei einem Anlagebetrag von 1.000,– EUR ist vom Anleger ein Ausgabeaufschlag iHv max. 50,– EUR zu bezahlen, welcher die Wertentwicklung seiner Anlage entsprechend mindert. Die dargestellte Wertentwicklung entspricht der Bruttoperformance, welche alle anfallenden Kosten auf Fondsebene beinhaltet und von einer Wiederanlage ev. Ausschüttungen ausgeht. Weitere, individuelle, auf Anlegerebene anfallende Kosten wie z. B. Transaktions-, Depotkosten und Steuern mindern den Ertrag des Anlegers zusätzlich. Grundlage für den Kauf von Fondsanteilen ist der gültige Verkaufsprospekt, das Basisinformationsblatt (PRIIPs - KID) sowie der Jahresbericht und, falls älter als acht Monate, der Halbjahresbericht. Diese Unterlagen stehen dem Interessenten bei der Kapitalanlagegesellschaft Ampega Investment GmbH, Charles-de-Gaulle-Platz 1, D-50679 Köln, ARTS Asset Management GmbH, Schottenfeldgasse 20, A-1070 Wien, und am Sitz der Zahl- und Informationsstelle in Deutschland, Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG, Kaiserstraße 24, D-60311 Frankfurt am Main, sowie unter www.ampega.de, www.arts.co.at kostenlos in Deutsch zur Verfügung. Trends können sich ändern und negative Renditeentwicklungen nach sich ziehen. Ein trendfolgendes Handelssystem kann Trends über- oder untergewichten. Informationen über Bandbreiten für marktübliche Entgelte der Wertpapierfirmen sind unter www.fma.gv.at veröffentlicht. Stand August 2023 AUSGEZEICHNETE TECHNIK Der C-QUADRAT ARTS Total Return Global AMI beobachtet laufend mehr als 10.000 Fonds und ETFs aus sämtlichen Anlagenklassen (Aktien, Anleihen, Geldmarkt) und besticht durch seinen hohen Grad an Flexibilität. Der Fonds investiert über Zielfonds in die jeweils weltweit trendstärksten Regionen und Sektoren. Die dynamische Portfoliogestaltung orientiert sich an keiner Benchmark und versucht durch ein aktives Risikomanagement Verluste zu begrenzen. Als chancenreicher Portfoliobaustein verfolgt der Fonds das Ziel, in allen Marktphasen einen absoluten Wertzuwachs zu erwirtschaften. Nähere Infos erhalten Sie bei Ihrem Anlageberater/Hausbank bzw. via QR-Code. ISIN: DE000A0F5G98 (A) | WKN: A0F5G9 (A) ARTS Asset Management GmbH | Schottenfeldgasse 20 | A-1070 Wien [email protected] | www.arts.co.at | Tel: +43 1 955 95 96-0 C-QUADRAT ARTS Total Return Global AMI 1. Platz über 20 Jahre beim €uro FundAwards 2023 300 250 200 150 100 2004 2007 2010 2013 2019 2016 2022 seit Managementübernahme 27.03.2003 Berechnungsquelle: Cyberfinancials Datenkommunikation GmbH, Logarithmische Darstellung Zeitraum 27.03.2003 –31.07.2023 Wertentwicklung 186,31 % Gesamt 5,31 % Gesamt p. a. 15,88 % 5 Jahre 2,99 % 5 Jahre p. a.

12 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2023 Wind etc.) sind im Gegensatz zu den Fossilen ja nicht begrenzt und verteuern sich nicht durch Verknappung. Logischerweise müsste das „on the long run“ der Inflationsflut entgegenwirken. Langer Weg Union Investment-Experte Baur meint gegenüber dem GELD-Magazin dazu: „Langfristig dürften Erneuerbare Energien tatsächlich günstiger sein als fossile – und damit die Inflation dämpfen. Doch der Weg dahin ist lang und holprig. Einige Dinge sind zu bedenken: Solar- und Windstrom brauchen zwar keine teuren Treibstoffe. Doch auch hier müssen die Kapitalkosten der Anlage und Wartung in der Bilanz berücksichtigt werden.“ Solarenergie sei zwar bereits die günstigste Energieform, stellen wir aber komplett auf Erneuerbare Energien um, muss immer auch die Speicherung (in Batterien) miteingerechnet werden, um auf vergleichbare Kosten zu kommen. „In den Jahren, in denen die Erzeugung und das Stromnetz auf Erneuerbare Energien umgestellt werden, müssen hohe Summen investiert werden – initial ebenfalls ein Kostentreiber. Unsere Studie zum Thema (Greenflation – Treibt der Kampf gegen den Klimawandel die Preise?) blickt auf die nächsten zehn Jahre und daher auf den Zeitraum der Transformation. Das Endstadium dürfte nicht vor 2045 erreicht sein“, zieht der Experte ein Resümee. Investmentmöglichkeiten Für Anleger stellt sich nun die Frage – wenn der Alltag schon nicht billiger wird –, wie man diesen Trend nutzen könnte? Zum einen ist die naheliegendste Möglichkeit, in die boomenden Neue Energie-Unternehmen selbst zu investieren, am einfachsten mit Fonds (siehe Bericht ab Seite 30). Ein weiteres Feld bieten Rohstoffe, wobei Schroders Kupfer besonders gut gefällt: „Kupfer ist aufgrund seiner Rolle als unersetzlicher Stromleiter ein Schlüsselmetall bei der Energiewende, was zu einem erhöhten Verbrauch führt.“ Das gilt etwa beim Einsatz in Elektrofahrzeugen, Solaranlagen oder Offshore-Windkraftwerken. In diesem Sinne: „Raunzen“ über Greenflation oder die Teuerung im Allgemeinen bringt nichts. Mit dem einen oder anderen klugen Investment lässt sich stattdessen vielleicht ein kleiner Zusatzverdienst bewerkstelligen. Teuerungstreiber: Inflationsbeitrag einzelner Sektoren im Euroraum Greenflation ist nur schwer aus den einzelnen Bestandteilen der gesamten Teuerung herauszurechnen und wird daher von den Statistikbehörden (und in dieser Grafik) nicht ausgewiesen. Im Grunde steckt Greenflation in allen Bereichen – in Energie, Industrieerzeugnissen und Dienstleistungen. Quelle: Union Investment BRENNPUNKT . Greenflation „Greenflation hat mehrere Treiber und steckt in vielen Unternehmensentscheidungen.-“ Volkmar Baur, Volkswirt bei Union Investment Credit: beigestellt 2% 4% 6% 8% -0,7 -1,2 Mai 2020 0,1 -0,9 0,3 -0,8 0,4 Aug. 2020 -0,8 -0,2 -0,8 -0,3 -0,8 -0,3 Nov. 2020 -0,8 -0,3 -0,3 -0,4 0,9 -0,2 Feb. 2021 1,0 1,3 0,4 1,6 1,0 Mai 2021 2,0 1,2 1,9 1,2 2,2 1,3 Aug. 2021 3,0 1,4 3,4 1,6 4,1 1,4 Nov. 2021 4,9 2,6 5,0 2,5 5,1 2,8 Feb. 2022 5,9 3,1 7,4 4,4 7,4 3,7 Mai 2022 8,1 3,9 0% Energie Unverarbeitete Nahrungsmittel Dienstleistungen (Gesamtindex ohne Gebühr) Verarbeitete Nahrungsmittel inkl. Alkohol und Tabak Industrieerzeugnisse ohne Energie Juni 2020 Jul. 2020 Sep. 2020 Okt. 2020 Dez. 2020 Jän. 2020 März 2020 Apr. 2020 Jun. 2020 Jul. 2020 Sep. 2020 Okt. 2020 Dez. 2020 Jän. 2020 März 2020 Apr. 2020

Einfach mal die Seele baumeln lassen. Mit gutem Gewissen. Mit KEPLER Fonds wird vieles einfacher. Klimaschutz zum Beispiel. Weil wir seit über 20 Jahren Anlagestrategien umsetzen, die ökologische und soziale Standards erfüllen. fredmansky.at kepler.at Diese Marketingmitteilung stellt kein Angebot, keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlung, Einladung zur Angebotsstellung zum Kauf oder Verkauf von Fonds oder unabhängige Finanzanalyse dar. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Finanzinstrumente und Veranlagungen mitunter erhebliche Risiken bergen können. Aktuelle Prospekte (für OGAW) sowie die Basisinformationsblätter (BIB) sind in deutscher Sprache bei der KEPLER-FONDS KAG, Europaplatz 1a, 4020 Linz, den Vertriebsstellen sowie unter www.kepler.at erhältlich.

Alles schien so klar: Nach dem Zusammenbruch des „real existierenden Sozialismus“ verdichteten sich die Handelsströme, es wurde grenzübergreifend kräftig investiert, in Schwellenländern günstig produziert und „just in time“ rund um den Globus geliefert. Gewinner sollten sowohl Lieferanten als auch Empfänger sein. Disruption: Pandemie und Krieg Doch dann kam Corona und legte wichtige Lieferketten lahm, der Ukraine-Krieg sorgte für eine weitere heftige Erschütterung des Systems. Letztlich spricht der Kampf gegen den Klimawandel für die regionale Produktion. Ist der Traum von Globalisierung somit ausgeträumt? Benjamin Niestroj, Professor für digitale Ökonomie am deutschen Zukunftsinstitut, glaubt das nicht: „Die Globalisierung lässt sich nicht mehr umkehren. Wir sehen viel mehr, dass sich ihre Qualität verändert. Dass in diesem Prozess temporär die quantitativen Maßzahlen rückgängig sind, ist kein Beweis für eine komplette Trendumkehr. So sorgen die gegenwärtigen Krisen und Konflikte zwar für eine Reduktion von Handelsvolumina bei ehemals engen Handelspartnern – wie beispielsweise zwischen Deutschland und Russland –, hierbei dürfen wir aber nicht außer Acht lassen, dass sich die ehemaligen Partner bereits umorientieren und neue politische und wirtschaftliche Bündnisse schließen.“ Wohlstandsschub Sicher werde die Globalisierung laut dem Experten in den 2020er und 2030er Jahren nicht mehr den Charakter der 1990er Jahre haben, bei denen der globale Freihandel über alle politischen Grenzen hinweg das Leitbild darstellte. Aber man werde auch über die globalen politischen Bruchstellen hinweg zur wirtschaftlichen Kooperation gezwungen sein: „So bestehen einfach enge Interdependenzen zwischen vielen Ländern mit unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Systemen – Stichwort Lieferketten. Die Globalisierung hat für gegenseitige Abhängigkeiten gesorgt, die nicht nur negativ zu bewerten sind. Vielmehr hat der Megatrend Globalisierung, bei allen nachteiligen Effekten, für einen enormen globalen Wohlstandsschub gesorgt.“ Aber wie soll Europa mit starken Abhängigkeiten, vor allem von Asien, umgehen? Niestroj: „Europa muss hier eine Doppelstrategie fahren: Zum einen müssen die Partnerschaften mit Ländern intensiviert werBRENNPUNKT . Deglobalisierung Geht die Luft aus? Lange Zeit wurde sie als alternavtivlos beschrieben: Die Globalisierung von Wirtschaft und Handel. Jetzt scheinen aber der Ukraine-Krieg und zuvor die CoronaPandemie einen Strich durch die Rechnung zu machen. HARALD KOLERUS Weniger Globalisierung würde das Wirtschaftswachstum schwächen. Credits: Delphotostock/stock.adobe.com 14 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2023

Der globale Warenexport stagniert Die Grafik zeigt, dass sich die globale Handelsverflechtung nach der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 zwar wieder erholt hat, aber nicht auf den alten Wachstumspfad zurückkehrt ist. Stattdessen ist eine Phase der Stagnation eingetreten. den, die als alternative Produktionsstandorte dienen können. Hierbei ist auch die Entfernung bzw. Nähe der Standorte zum Absatzmarkt zu berücksichtigen, um das Risiko von Lieferkettenunterbrechungen zu verringern. Dieser Prozess ist bereits im Gange und wird als Nearshoring bezeichnet. Gleichzeitig muss allerdings auch auf der politischen Ebene ein dauerhaft stabiles und vertrauenswürdiges Verhältnis zwischen den europäischen Ländern und den NearshoringKandidaten bestehen, um nicht den Fehler zu wiederholen, der in der Beziehung mit Russland gemacht wurde. Diesen identifizierten Trend bezeichnen wir in unserer neuen Megatrendstudie Globalisierung als Friendshoring“. (Weitere Informationen zu der sehr empfehlenswerten Studie finden sich auf www.zukunftsinstitut.de.) „Slowbalisation“ Mit der Thematik beschäftigt sich auch ausführlich das IMK (Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der HansBöckler-Stiftung): „In der Nach-Corona-Zeit ist mit einer gewissen Deglobalisierung zu rechnen“, schreibt Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des IMK. Viele Länder würden mit Vorschriften und Anreizen dafür sorgen, dass zentrale Produkte der Daseinsvorsorge stärker als bislang im heimischen Markt hergestellt werden. Unternehmen werden die Risiken von grenzüberschreitenden Wertschöpfungsketten stärker einbeziehen und damit ebenfalls eine – zumindest teilweise – Renationalisierung von Lieferbeziehungen einleiten. Beim IMK glaubt man weiters, dass sich die globalen Handelsbeziehungen nach der 2008 losgetretenen weltweiten Wirtschaftskrise zwar wieder erholt haben, aber in eine Phase der Stagnation eingetreten sind. Der rasante Wachstumsschub, der maßgeblich von der Integration Chinas in die Weltwirtschaft nach dem WTO-Beitritt 2001 geprägt war, kann in dieser Form nicht wiederhohlt werden. Wir sehen also eine Entwicklung, die auch als „Slowbalization“ (langsame Globalisierung) bezeichnet wird. Das IMK meinte zum GELD-Magazin: „Wesentliche Ursachen dafür, dass die Wachstumsdynamik beim Welthandel stark abgenommen hat, sind zum einen, dass China und andere Schwellenländer nicht mehr die verlängerten Werkbänke der entwickelten Volkswirtschaften sind und entsprechend weniger Vorleistungen importieren. (Waren gingen damals für verschiedene Produktionsschritte oft mehrmals über die Grenze, wodurch der erfasste Handel entsprechend aufgebläht wurde). Quelle: World Bank, Global Economic Monitor, Hans-Böckler-Stiftung Verhältnis von globalen Warenexporten zu globalem BIP in Prozent Welthandel verliert erneut deutlich an Dynamik Der Krieg hinterlässt seine Spuren im Welthandel, auch Corona-Nachzieheffekte nehmen ab. Veränderung des weltweiten Handelsvolumens von Waren (ggü. Vorjahr) Quelle: World Trade Organization (WTO), Statista * Prognosen (Stand: 05.10.2022) 2018 +3,2% 2019 +0,5% 2021 +9,7% 2022* +3,5% 2023* +1,0% -5,2% 2020 Ausgabe Nr. 4/2023 – GELD-MAGAZIN . 15 ´95 ´96 ´97 ´98 ´99 ´00 ´01 ´02 ´03 ´04 ´05 ´06 ´07 ´08 ´09 ´10 ´11 ´12 ´13 ´14 ´15 ´16 ´17 ´18 ´19 ´20 ´21 ´22 14,5 12,5 16,5 18,5 20,5 22,5 24,5 26,5 Handelsintensität nominal Zwei-Jahres-Schnitt Handelsintensität nominal Dämpfer und Treiber Treiber der Globalisierung ergeben sich für das Zukunfstinstitut aus dem Potenzial und der Innovationskraft, die die Belebung neuer Märkte bietet. Gleichzeitig werden bestehende Kostenvorteile zwischen Ländern und Regionen, die Globalisierung weiterführen, gehoben. Klare Dämpfer sind hingegen von einer neuen politischen Blockbildung zu erwarten. Wir sehen seit dem Ukraine-Krieg eine zunehmende Verschiebung und Neubildung von globalen Allianzen – Stichwort BRIC. Man kann erwarten, dass wir mittelfristig in unsichererem Fahrwasser unterwegs sein werden, als in den vergangenen Jahrzehnten: die aber auch nie wirklich unproblematisch waren.

„Die Globalisierung lässt sich nicht mehr umkehren. Wir sehen viel mehr, dass sich ihre Qualität ändert.“ Prof. Benjamin Niestroj, Professor für digitale Ökonomie am Zukunftsinstitut Credit: beigestellt 16 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2023 Zum anderen, dass die Einkommen und damit die Kaufkraft in diesen Ländern gestiegen sind, so dass sie mehr von dem konsumieren, was sie produzieren. Für China kommt hinzu, dass sich die chinesische Wirtschaftspolitik zunehmend von dem exportgetriebenen Wachstum abgewandt hat und stärker auf binnenwirtschaftliches Wachstum setzt.“ Grüner Weg? Ziehen wir ein Zwischenfazit: Treiber der Globalisierung sind weiterhin die Potenziale, neue Märkte mit neuen Produkten zu erschließen. Niestroj vom Zukunftsinstitut: „Hier muss Europa klar eine Führungsrolle einnehmen und eine Innovationsoffensive ausrufen. Nur so können wir als Kontinent in der Zukunft weiterhin unser Wohlstandsniveau und unsere weltpolitische Bedeutung behalten.“ Die Globalisierung ist also nicht abgesagt, sie hat aber Hürden zu überwinden. Wahrscheinlich ist es auch gut so, wenn das „Globale Dorf“ langsamer aufgebaut und qualitativer versorgt wird. Denn so ist es ja nicht im Sinne der Nachhaltigkeit, permanent Güter und Rohstoffe massenhaft rund um den Globus zu schippern. Lässt sich das nicht mit regionaler Produktion besser gestalten? Darauf Niestroj: „Das ist grundsätzlich richtig. Tatsächlich beobachten wir den Trend hin zum bereits erwähnten Near- und Friendshoring. Hierbei ist es wichtig, anzuerkennen, dass Produktion und Handel durch marktliche Mechanismen geleitet werden sollten. Wenn wir beispielsweise durch staatliche Regulation Kleidung nur noch lokal produzieren dürfen, dann werden die Preise für Bekleidung in Europa deutlich anziehen. Die Frage ist: Wollen wir das?“ Dies würde das verfügbare Einkommen der Menschen schmälern, das ohnehin schon durch die Inflation gebeutelt ist. Insgesamt würden wir so nicht nur den Wohlstand bei uns verringern, sondern auch bei den Produzenten im Ausland. Diese sind aber wiederum die Kunden für verschiedene europäische Industrien. Der Experte: „Somit geraten wir in eine Abwärtsspirale – wir müssen als Gesellschaft bewerten, was uns wichtiger ist: Wohlstand oder Nachhaltigkeit um jeden Preis. Bei der Diskussion müssen wir auch sehr vorsichtig sein, nicht nach staatlicher Lenkung zu rufen. Man stelle sich vor, dass auf europäischer Ebene entschieden werden soll, welche Produkte wo genau zu produzieren sind. Dies wäre eine für die Bürokratie nicht zu stemmende Aufgabe, die unsere Wirtschaft ruinieren würde.“ Wobei es natürlich andere Stimmen gibt, die gerade nach mehr staatlicher Regulierung laut werden. Welcher Weg sich durchsetzt, ist letztlich eine demokratiepolitische Entscheidung. Einbruch bei Fracht-Containern Der maritime Containerumschlag ist im konjunkturellen Abschwung Ende letzten Jahres deutlich stärker eingebrochen als der Handel selbst. Und natürlich behindert der Krieg in der Ukraine den Schiffsverkehr, Stichwort Getreidelieferungen. Quelle:Kiel Trade Indicator/Fleetmon Stand 06.03.2023 11,5 2016 12,5 0 11,5 12,5 2018 2020 2022 Gütermenge, in Millionen TEU Container Fracht Beispiel Deutschland: Globalisierung tut Not Ein Globalisierungsschub würde die deutsche Wirtschaft anfeuern. Durchschnittliche jährliche Wachstumsraten des BIP 2023-2030 in Prozent Quelle: Prognos (2021) Globalisierungsschub Verlangsamte Globalisierung Deglobalisierung 1,2% 1,1% 0,9% BRENNPUNKT . Deglobalisierung

Nachhaltigkeit ist kein Schlagwort. Sie ist das Fundament unserer Expertise und Erfahrung.

Pleiten Kein Alarmsignal Konjunktur: Flaute hält an Abschwung. Die Schwächephase der österreichischen Wirtschaft geht in die Verlängerung. Der „UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator“ hat sich nach der kontinuierlichen Verschlechterung seit Jahresbeginn im Juli zwar stabilisiert und blieb im Vergleich zum Vormonat unverändert. Allerdings signalisiert der Indikator mit einem Wert von minus 2,9 Punkten eine Fortsetzung des Abschwungs der heimischen Ökonomie. Die Experten erwarten für 2023 weiterhin ein leichtes Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent, wenn auch mit deutlichem Risiko nach unten. 2024 könnten die leicht verbesserten Rahmenbedingungen eine etwas stärkere Steigerungsrate von 1,2 Prozent ermöglichen, allerdings weiterhin belastet von den andauernden geopolitischen Herausforderungen. Die Teuerung wird sich in den nächsten Monaten weiter verringern, ab September mit höherem Tempo. Im zweiten Halbjahr 2023 sollte die Inflation auf durchschnittlich rund 5,5 Prozent sinken und gegen Ende des Jahres unter der Fünf-Prozent-Marke liegen. Credit: beigestellt Eher moderat. Der Gläubigerschutzverband Creditreform hat die endgültigen Zahlen bei den Firmeninsolvenzen für das erste Halbjahr 2023 in Österreich analysiert. Die Pleiten stiegen um zehn Prozent auf 2.661 Verfahren und erreichten das Vor-Pandemie-Niveau des Jahres 2019. Die Zahl der eröffneten Verfahren kletterte dabei um 9,2 Prozent auf 1.559. Die mangels Vermögen abgewiesenen Insolvenzen erhöhten sich um 10,1 Prozent auf 1.102. Die Prognose für 2023 lautet: 5.500 Firmeninsolvenzen. Die Privatpleiten stiegen moderat um 5,4 Prozent, Prognose 2023: 10.000 Privatinsolvenzen. Beruhigend: Creditreform sieht aufgrund des Zahlenmaterials keinen Grund für Alarmismus. WIRTSCHAFT . Kurzmeldungen DIE ZAHL DES MONATS 33,7 Stunden Land der Kurzarbeit. Die Debatte um die 32-Stunden-Woche hat zuletzt an Fahrt gewonnen. Vergleicht man die tatsächlich gearbeiteten Stunden in Europa, kommt allerdings Überraschendes zu Tage: Am meisten gearbeitet wird in Griechenland, am wenigsten in den Niederlanden, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt. Ebenso auffallend: Österreich reiht sich bei der durchschnittlich geleisteten Wochenarbeitszeit mit 33,7 Stunden am unteren Ende ein, nicht zuletzt aufgrund der boomenden Teilzeit. Nur in Dänemark (33,6 Stunden) und den Niederlanden (31,1 Stunden) wird wöchentlich kürzer gearbeitet als in Österreich. „Freizeit ist wie Geld Teil unseres Wohlstands. Es ist legitim, mehr Freizeit zu wollen, das geht dauerhaft aber nur durch den Verzicht auf Geld. Das wiederum hat Konsequenzen auf unser Sozialsystem. Arbeiten Leistungsstärkere weniger, bleibt auch weniger für die Leistungsschwächeren“, analysiert Agenda AustriaÖkonom Dénes Kucsera. UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator Österreich Große Chancen. Nach gut drei Jahren hartnäckiger Pandemie gibt es gute Neuigkeiten für den heimischen Tourismus: Die Österreicher gehen wieder auf Reisen – und kaufen Tickets dabei ganz besonders gerne online ein. So sind die OnlineAusgaben für den Urlaub im Jahr 2022 um satte 119 Prozent gestiegen. „Da liegen große Chancen für österreichische Tourismus- und Eventanbieter. Jetzt gute Online-Angebote zu schaffen und mit den richtigen Zahlungslösungen auszustatten, führt zu beachtlichem Umsatzwachstum“, kommentiert Damir Leko, Country General Manager von Concardis Austria (Teil der Nexi Group, einem europäischen Paytech-Anbieter). Das gesamte Konsumpotenzial des E-Commerce für die österreichische Wirtschaft betrug 2022 rund 30 Milliarden Euro – ein Anstieg von knapp 30 Prozent gegenüber 2021. Ein Großteil dieses Wachstums stammt wiederum aus den Reisebuchungen: Online wurden 11,6 Milliarden Euro für Hotels, Flüge, Charter- und Pauschalurlaube ausgegeben. Damir Leko, Country General Manager von Concardis Austria Tourismus: Wieder auf Reisen Quelle: Statistik Austria, Wifo, UniCredit Research 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 2018 2019 2020 2021 2022 BIP (real; Veränderung zum Vorjahr in %) UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ‘23 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 18 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2023

Ausgabe Nr. 4/2023 – GELD-MAGAZIN . 19 Risiken systematisch minimieren: Anlegen mit „Airbag“ Aktien sind vor allem langfristig sehr ertragreich, aber es kann temporär auch harte Rücksetzer geben. Als erfolgreich hat sich die Kombination mit Optionen erwiesen, weiß Matthias Herold. 2023 haben Aktien sehr gut performt, wie geht es jetzt weiter, drohen Korrekturen? Es gilt natürlich zu differenzieren: In den USA liegt das KGV im S&P 500 bei 20, der Nasdaq ist mit über 30 noch ambitionierter bewertet. Wobei in den Vereinigten Staaten die Top-Ten-Aktien heuer den Ton vorgegeben haben, in der breiten Masse findet man durchaus vernünftig gepreiste Titel. In Europa sehen wir wiederum KGVs von 12 oder 13, was absolut fair bewertet ist. Es ist also Potenzial vorhanden, und es kann an der Börse durchaus noch gut weitergehen. Das muss es aber nicht, deshalb haben wir uns dem risikoadjustierten Investieren verschrieben. Was ist darunter genau zu verstehen? Unser Investmenthaus ist bereits vor mehr als 20 Jahren in der nördlichen Oberpfalz entstanden. Dem Gründer Robert Beer war es als leidenschaftlichem Börsianer natürlich schon damals klar, dass Aktien schönes Geld abwerfen: Große Indizes wie zum Beispiel DAX, EuroStoxx Dow Jones oder S&P bringen langfristig um die sieben bis acht Prozent Rendite pro Jahr. Mit dem richtigen Riecher kann es manchmal auch einen Tick mehr sein. Allerdings gibt es immer wieder sehr heftige Drawdowns, erinnert sei etwa nur an die Jahre 2000 bis 2003, 2011, 2015 oder 2022. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Statistisch gesehen, geht es rund alle fünf Jahre um mindestens 20 Prozent runter, die Auslöser dafür können unterschiedlicher Natur sein: Geopolitik, Naturkatastrophen etc. Jedenfalls muss mit Kurseinbrüchen gerechnet werden. An dieser Stelle kommt unser risikoadjustierter Ansatz ins Spiel. Die Lösung liegt im systematischen und regelbasierten Einsatz von Optionsstrategien, mit denen man die Abwärtsrisiken auf der Aktienseite reduzieren kann und gleichzeitig Renditechancen nach oben bewahrt. So können wir schwierige Drawdown-Phasen durchtauchen und starten bei einer Erholung von einem nicht so tiefem Kursniveau. Können Sie dazu bitte ein Beispiel geben? Gerne, dazu eignet sich etwa 2020. Unsere beiden Fonds „RB LuxTopic – Flex“ und „RB LuxTopic – Aktien Europa“ begrenzten im Februar und März des Corona-Jahrs die Verluste auf den einstelligen Bereich, währenddessen die Märkte um rund 35 Prozent korrigieren mussten. Das verschaffte uns eine sehr gute Ausgangsposition für die Aufwärtsbewegung: Der „RB LuxTopic – Aktien Europa“ schloss 2020 mit einem Plus von 30 Prozent ab, der „RB LuxTopic – Flex“ sogar mit einer Steigerung von 50 Prozent. Das ist aber eben nur ein Beispiel, der langfristige Vergleich über 20 Jahre hinweg zeigt, dass unser Europa-Fonds besser performt und eine geringere Volatilität aufweist als ETFs auf den EuroStoxx 50. Dazu muss man wissen, dass der Fonds ausschließlich Aktien aus diesem Index auswählt. Können Sie uns noch mehr zur Fondsstrategie verraten? Beide Fonds verfolgen das beschriebene Konzept des risikoadjustierten Investierens. Der „RB LuxTopic – Aktien Europa“ bildet sozusagen den Kern der europäischen Wirtschaft ab, derzeit sind 35 Titel im Portfolio. Dabei finden sich Schwergewichte aus verschiedensten Branchen, Beispiele sind ASML, LVMH, Siemens oder BMW. Der „RB LuxTopic – Flex“, 2004 mit Fokus auf Europa gegründet, existiert in seiner globalen Ausrichtung seit 2018. Gehalten werden derzeit 90 internationale Blue Chips. Beide Fonds haben es gemeinsam, in Schwergewichte zu investieren und breit zu streuen, wobei der „Flex“ noch stärker diversifiziert als der Europa-Fonds. Warum landen eigentlich ausschließlich Blue Chips im Portfolio? Kleinere Unternehmen sind nicht schlecht, aber volatiler. Uns gefallen große Titel mit ausgezeichneter Marktposition, Substanzstärke, Krisenresilienz und hoher Profitabilität besser. In der Regel bieten hochqualitative Blue Chips auch einen besseren Inflationsschutz als Mid- und Small Caps. www.RobertBeer.com Matthias Herold, Direktor, Robert Beer Management GmbH EINSCHALTUNG – FOTO: beigestellt EXPERTSTALK . Matthias Herold, Robert Beer Management

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