GELD-Magazin, Nr. 4/2023

Der DAX konnte vorerst seine Rally fortsetzen und bei knapp 16.470 Punkten sogar ein neues Rekordhoch erzielen. Dann jedoch setzten neuerlich Gewinnmitnahmen ein und im Sog der schwachen US-Technologiebörse Nasdaq und den Problemen in China fiel er wieder auf unter 15.700 Punkte zurück. Damit bleibt der Index angeschlagen. Investierte Anleger können ihre Positionen zwar weiter halten. Allerdings sollte das Stopp-Loss-Limit bei 15.450 Punkten belassen werden. Dieses wurde Anfang Juli nur ganz knapp verfehlt. AKTIEN . Deutschland China ist eine der großen Erfolgsgeschichten der modernen Wirtschaftsgeschichte. Auch deutsche Unternehmen profitierten davon. Deshalb sind Probleme der chinesischen Wirtschaft immer auch ein Grund zur Sorge für den DAX. Wie groß der Einfluss auf die deutschen Topkonzerne ist, lässt sich nicht präzise bestimmen, da die meisten ihren Umsatz nach größeren Regionen aufschlüsseln. Man kann sich aber sinnvoll annähern. Nach Berechnung der Beratungsfirma EY kamen 2022 gut 21 Prozent der Umsätze der DAX-Mitglieder aus der Region Asien-Pazifik, mit China als größtem Einzelmarkt. Nord-Amerika ist allerdings mit einem Anteil von 30 Prozent deutlich wichtiger. Und Europa ist mit 42 Prozent weiterhin der größte Absatzmarkt. Dennoch kein Wunder, wenn sich die Warnsignale aufgrund Chinas Schwäche mehren: Der ifo-Geschäftsklimaindex sank in Deutschland im Juli zum dritten Mal in Folge. BASF, Siemens, ... Nach einem schlechten Jahr für BASF will der weltgrößte Chemiekonzern massiv Stellen in Deutschland streichen. Gleichzeitig hält er an seinen ambitionierten Investitionsplänen in China fest. CEO Martin Brudermüller erklärte bei der Bilanzvorlage: „Während die Chemieproduktion in Europa massiv zurückgeht, wächst der Markt in China deutlich.“ Allerdings meinte er auch: „Chinas Abkehr von der Null-Covid-Politik kurbelt dort die Nachfrage an.“ Schon in der zweiten Jahreshälfte erwarte man ein besseres Ergebnis, vor allem aufgrund von Aufholeffekten in China. Und genau das ist der Haken: Die erhoffte Konjunkturbelebung in China ist ausgeblieben (vgl. „Weltbörsen“ auf Seite 60). Bis Ende der Dekade steht ein Mega-Investment von zehn Milliarden Euro in Zhangjiang im Feuer: die größte Investition eines deutschen Unternehmens in China überhaupt. Auch Siemens ist „Wiederholungstäter“. In Chengdu werden weitere Hunderte Millionen Euro gesteckt, insgesamt handelt es sich ebenfalls um ein Milliardeninvestment. Dennoch erscheint die BASF-Aktie attraktiv: In ein konjunktursensitives Unternehmen investiert man als Anleger am Ende eines Abwärtszyklus, und dieses dürfte bald erreicht sein. Im zweiten Quartal sank der Umsatz noch um 25 Prozent auf 17,3 Milliarden Euro, das EBIT sackte um mehr als die Hälfte auf eine Milliarde Euro ab. Damit sollte aber das Schlimmste ausgestanden sein. Zudem könnte ein IPO für Phantasie sorgen: BASF prüft einen Börsengang der Tochter Wintershall DEA. Covestro:Vor Übernahme? Ein weiterer Chemiekonzern steht derzeit im Fokus der Anleger: Der Kunststoffhersteller Covestro konnte von einer neuerlichen Erhöhung einer Übernahmeofferte des Ölriesen Adnoc aus Abu Dhabi profitieren. 60 Euro wollen die Ölscheichs nun bieten, nachdem sie mit ihren früheren Angeboten von 55 und 57 Euro je Aktie abgeblitzt waren. Dennoch ist das Ding für Investoren noch nicht gelaufen, denn die Covestro-Aktie notiert aktuell bei nur rund 48 Euro. Etwas Sitzfleisch könnte aber nötig sein: auch ein endgültiges Scheitern der Übernahme ist nicht auszuschließen. Doch Covestro ist ein gut aufgestellter Spezialchemiekonzern, der im Gegensatz zu anderen deutschen Branchengrößen – Lanxess, Evonik, BASF und Wacker – seine EBIT-Jahresprognose von rund 1,2 Milliarden Euro bestätigte. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und AbschreibunDie China-Connection Was hat China in einer Analyse über deutsche Aktien verloren? Recht viel, denn für die im Deutschen Aktienindex (DAX) gelisteten Konzerne ist das Reich der Mitte ein wichtiger Handelspartner. WOLFGANG REGNER gen (EBITDA) knickte um knapp 30 Prozent auf 385 Millionen Euro ein. Damit verfehlten die Leverkusener die durchschnittlichen Analystenschätzungen beim Umsatz, hielten sich beim operativen Ergebnis aber knapp darüber. Bremsspuren unübersehbar Deutschlands Börsenschwergewichte bekommen die weltweite Konjunkturschwäche und die hohen Energiepreise im Land zunehmend zu spüren. Zwar erzielten die DAX-­ Konzerne im zweiten Quartal Rekorde bei Umsatz und Gewinn, wie aus einer EY-AusDAX . Das war knapp! 14.000 13.500 13.000 12.500 15.000 15.500 16.000 16.500 14.500 12.000 2021 2022 2023 64 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2023

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=