Haben Mischfonds ausgedient? Viele Jahre waren Mischfonds oder in der modernen Fondswelt Multi-AssetFonds die Lieblinge der Privatanleger. Dies ist auch verständlich, denn Mischfonds bieten quasi eine Vermögensverwaltung aus einer Hand an. Mischfonds können aufgrund der meistens festgelegten Aufteilung zwischen Aktien und festverzinslichen Wertpapieren einem Risikoprofil zugeordnet und somit der Risikotoleranz des Anlegers entsprechend eingesetzt werden. Während der Niedrigzinsphase haben aber auch immer mehr institutionelle Anleger als Ersatz für festverzinsliche Wertpapiere zu diesen Produkten gegriffen, denn gerade konservative und ausgewogene Mischfonds bieten oftmals ein Risikoprofil, das nahe an dem von festverzinslichen Wertpapieren liegt. Mischfonds gute Alternative für Investoren Doch dann kam das Jahr 2022. Mit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine fehlten plötzlich auf der ganzen Welt Nahrungsmittel, Energie und andere Produkte aus der Ukraine und Russland. In der Folge stiegen die Preise für die knappen Rohstoffe, was zu einem Anstieg der Inflation führte. Um die Inflation wieder in Richtung der Zielmarken zu führen, begannen Zentralbanken auf der ganzen Welt, die Zinsen zu erhöhen, was zu entsprechenden Kursverlusten bei Anleihen führte. In diesem Umfeld reduzierten viele Anleger aufgrund der eingetrübten Wachstumsaussichten für die Wirtschaft ihre Aktienquote, was Kursverluste an den Aktienmärkten brachte. In der Folge verbuchten auch die meisten Mischfonds Kursverluste, da selbst die breiteste Diversifikation nicht hilft, wenn die unterliegenden Märkte gleichzeitig fallen. Die vermeintlich schlechten Ergebnisse des Jahres 2022 sind sicherlich ein Grund, warum Mischfonds im Jahr 2023 Mittelabflüsse hinnehmen müssen. Doch sind diese Mittelabflüsse ein Zeichen dafür, dass Mischfonds ausgedient haben? Aus meiner Sicht lautet die Antwort auf diese Frage ganz klar: NEIN! Investoren sollten sich von den Ergebnissen im Jahr 2022 nicht irritieren lassen, gute Mischfonds sind und bleiben eine sehr gute Alternative für Investoren, die ihr Vermögen breit diversifiziert anlegen möchten, ohne sich dabei selbst um die Vermögensaufteilung kümmern zu müssen. Fazit Meiner Einschätzung nach stammen die Mittelabflüsse vorwiegend von Investoren, die während der Niedrigzinsphase Alternativen zu Anleihen gesucht haben. Und nun, da es aus Sicht der Anleger für festverzinsliche Wertpapiere wieder ansprechende Zinsen gibt, verkaufen diese Investoren ihre Mischfonds, um Positionen in Anleihenfonds aufzubauen. www.lipperleaders.com Detlef Glow, Head of Refinitiv Lipper EMEA Research GASTBEITRAG . Detlef Glow, Lipper Research FOTO: Archiv / CREDIT: Sergey Nivens/stock.adobe.com Dieser Artikel dient nur der Information und stellt keine Anlageberatung dar. Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Refinitiv oder der LSEG. Ausgabe Nr. 4/2023 – GELD-MAGAZIN . 49
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