Der globale Warenexport stagniert Die Grafik zeigt, dass sich die globale Handelsverflechtung nach der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 zwar wieder erholt hat, aber nicht auf den alten Wachstumspfad zurückkehrt ist. Stattdessen ist eine Phase der Stagnation eingetreten. den, die als alternative Produktionsstandorte dienen können. Hierbei ist auch die Entfernung bzw. Nähe der Standorte zum Absatzmarkt zu berücksichtigen, um das Risiko von Lieferkettenunterbrechungen zu verringern. Dieser Prozess ist bereits im Gange und wird als Nearshoring bezeichnet. Gleichzeitig muss allerdings auch auf der politischen Ebene ein dauerhaft stabiles und vertrauenswürdiges Verhältnis zwischen den europäischen Ländern und den NearshoringKandidaten bestehen, um nicht den Fehler zu wiederholen, der in der Beziehung mit Russland gemacht wurde. Diesen identifizierten Trend bezeichnen wir in unserer neuen Megatrendstudie Globalisierung als Friendshoring“. (Weitere Informationen zu der sehr empfehlenswerten Studie finden sich auf www.zukunftsinstitut.de.) „Slowbalisation“ Mit der Thematik beschäftigt sich auch ausführlich das IMK (Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der HansBöckler-Stiftung): „In der Nach-Corona-Zeit ist mit einer gewissen Deglobalisierung zu rechnen“, schreibt Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des IMK. Viele Länder würden mit Vorschriften und Anreizen dafür sorgen, dass zentrale Produkte der Daseinsvorsorge stärker als bislang im heimischen Markt hergestellt werden. Unternehmen werden die Risiken von grenzüberschreitenden Wertschöpfungsketten stärker einbeziehen und damit ebenfalls eine – zumindest teilweise – Renationalisierung von Lieferbeziehungen einleiten. Beim IMK glaubt man weiters, dass sich die globalen Handelsbeziehungen nach der 2008 losgetretenen weltweiten Wirtschaftskrise zwar wieder erholt haben, aber in eine Phase der Stagnation eingetreten sind. Der rasante Wachstumsschub, der maßgeblich von der Integration Chinas in die Weltwirtschaft nach dem WTO-Beitritt 2001 geprägt war, kann in dieser Form nicht wiederhohlt werden. Wir sehen also eine Entwicklung, die auch als „Slowbalization“ (langsame Globalisierung) bezeichnet wird. Das IMK meinte zum GELD-Magazin: „Wesentliche Ursachen dafür, dass die Wachstumsdynamik beim Welthandel stark abgenommen hat, sind zum einen, dass China und andere Schwellenländer nicht mehr die verlängerten Werkbänke der entwickelten Volkswirtschaften sind und entsprechend weniger Vorleistungen importieren. (Waren gingen damals für verschiedene Produktionsschritte oft mehrmals über die Grenze, wodurch der erfasste Handel entsprechend aufgebläht wurde). Quelle: World Bank, Global Economic Monitor, Hans-Böckler-Stiftung Verhältnis von globalen Warenexporten zu globalem BIP in Prozent Welthandel verliert erneut deutlich an Dynamik Der Krieg hinterlässt seine Spuren im Welthandel, auch Corona-Nachzieheffekte nehmen ab. Veränderung des weltweiten Handelsvolumens von Waren (ggü. Vorjahr) Quelle: World Trade Organization (WTO), Statista * Prognosen (Stand: 05.10.2022) 2018 +3,2% 2019 +0,5% 2021 +9,7% 2022* +3,5% 2023* +1,0% -5,2% 2020 Ausgabe Nr. 4/2023 – GELD-MAGAZIN . 15 ´95 ´96 ´97 ´98 ´99 ´00 ´01 ´02 ´03 ´04 ´05 ´06 ´07 ´08 ´09 ´10 ´11 ´12 ´13 ´14 ´15 ´16 ´17 ´18 ´19 ´20 ´21 ´22 14,5 12,5 16,5 18,5 20,5 22,5 24,5 26,5 Handelsintensität nominal Zwei-Jahres-Schnitt Handelsintensität nominal Dämpfer und Treiber Treiber der Globalisierung ergeben sich für das Zukunfstinstitut aus dem Potenzial und der Innovationskraft, die die Belebung neuer Märkte bietet. Gleichzeitig werden bestehende Kostenvorteile zwischen Ländern und Regionen, die Globalisierung weiterführen, gehoben. Klare Dämpfer sind hingegen von einer neuen politischen Blockbildung zu erwarten. Wir sehen seit dem Ukraine-Krieg eine zunehmende Verschiebung und Neubildung von globalen Allianzen – Stichwort BRIC. Man kann erwarten, dass wir mittelfristig in unsichererem Fahrwasser unterwegs sein werden, als in den vergangenen Jahrzehnten: die aber auch nie wirklich unproblematisch waren.
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