Der DAX konnte entgegen der Erwartungen vieler Pessimisten die ungeliebte Rally fortsetzen und bei knapp 16.336 Punkten sogar das alte Rekordhoch aus dem Jahr 2021 übertreffen. Dann jedoch fiel er wieder auf 15.700 Punkte zurück. Danach hat er ein neues Allzeithoch bei 16.427 Punkten erreicht. Doch die Gefahr eines Doppel-Tops - eine brisante Chartformation - ist nicht gebannt. Investierte Anleger können ihre Positionen zwar weiter halten. Allerdings sollte das Stop-Loss-Limit auf 15.450 Punkte angehoben werden. AKTIEN . Deutschland Dies vor allem wegen einer Konsumflaute. Der Privatkonsum sei für eine Konjunkturphase, wie wir sie aktuell sehen, ungewöhnlich schwach, so die überraschten Volkswirte. Die deutschen Konsumenten sind wegen der hohen Inflation stark verunsichert und stellen teure Anschaffungen zurück. Sogar der Onlinehandel entwickelt sich schwach. Damit entpuppt sich der Privatkonsum als Achillesferse der deutschen Konjunktur. Vor allem Konsumenten mit kleinem und mittlerem Einkommen sind hart getroffen. Liegt die offizielle Inflationsrate 2023 bei sechs Prozent, so ist sie für diese Konsumentengruppe oft zwei- bis dreimal höher. Viele Verbraucher merken den offiziellen Inflationsrückgang nicht und erleiden reale Einkommensverluste. So sind die Verdienste der Beschäftigten im ersten Quartal langsamer gestiegen als die Verbraucherpreise. Dazu kommt die politische Diskussion über den Austausch von Gasheizungen. Und Unsicherheiten sind nun einmal Gift für die Wirtschaft. Damit ist klar: Die hohe Inflation drückt die Wirtschaftsleistung hinunter. Für den Rest des Jahres ist kein Aufschwung in Sicht, weil der Konsum das zweite Quartal in Folge geschrumpft ist und schwach bleiben wird. Die Inflation bleibt auf hohem Niveau und ist ein Wachstumskiller. Auch die Industrieaufträge und die Exporte entwickeln sich schwach, da vor allem die Erholung in China nicht läuft wie erwartet. DAX-Konzerne wenig betroffen Die Investoren, die ihr Kapital in DAX-Konzerne anlegen, stört dieses Drama allerdings relativ wenig. Denn die DAX-Riesen sind zumeist stark international ausgerichtet (siehe z.B. Siemens) und von der deutschen Konjunkturschwäche wenig betroffen. Vor allem die Industrie profitiert von wieder funktionierenden Lieferketten, den fallenden Energiepreisen und den real sinkenden Löhnen, etwa Firmen mit hoher Preismacht, die ihre Preise an die steigende Inflation anpassen können. Zyklische Unternehmen jedoch, die noch dazu unter der importierten Inflation (höhere Energie- und Lebensmittelpreise) leiden, wie Chemiewerte, jedenfalls nicht. Auch die Automobilkonzerne könnten ihre besten Zeiten vorerst hinter sich haben. Das würde jedoch noch nicht erklären, warum der Dax auf Rekordhoch notiert. Hierzu muss man auch noch die Gewinnentwicklung des Index betrachten. Die Profite werden 2023 und 2024 weitere Rekordmarken erreichen. Siemens: Rekordhoch Analysten attestieren Siemens ein starkes zweites Quartal, in dem alle drei Industriesparten – Digital Industries (DI), Smart Infrastructure (SI) und Mobility – mit ihren Aufträgen, dem Umsatz und Gewinnmargen positiv überraschten. Die neue Unternehmensprognose für das Ergebnis je Aktie (EPS) im Geschäftsjahr 2022/23 dürfte um bis zu acht Prozent über dem Analystenkonsens liegen: die zweite Umsatz- und Gewinnanhebung in diesem Jahr. Siemens konnte Allzeithochs bei den Ergebnissen bei DI und SI, sowie einen erneuten Rekord beim Auftragsstand (105 Mrd. Euro) erzielen. So erwartet Siemens für 2022/23 (per Ende September) ein Umsatzwachstum von neun bis elf Prozent. Zuletzt waren die Münchner von einem Plus von sieben bis zehn Prozent ausgegangen. Dies wird sich auch auf den Gewinn positiv niederschlagen. So soll das EPS auf 9,60 bis 9,90 Euro Deutschland in der Rezession Nach einem Minus von 0,5 Prozent im vierten Quartal 2022 setzte es nun im ersten Quartal 2023 ein weiteres Minus zum Vorquartal von 0,3 Prozent. Damit befindet sich Deutschland, zumindest technisch, in einer Rezession. WOLFGANG REGNER steigen, nach 8,90 bis 9,40 Euro. Auch die Aussichten wurden angehoben. Positiv: Die Lieferketten-Anspannungen gingen zurück. Zudem will Siemens verstärkt in Künstliche Intelligenz investieren und eine Offensive starten: In Singapur, in China (Chengdu) und in den USA sollen zwei Milliarden Euro investiert werden. Bayer: Gewinnwarnung droht Der Umsatz des Pharma- und Agrarkonzerns ging mit 14,4 Milliarden Euro um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. Das bereinigte operative Ergebnis (EBITDA) sank DAX . Doppel-Top-Gefahr 14.000 13.500 13.000 12.500 15.000 15.500 16.000 16.500 14.500 12.000 2021 2022 2023 72 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2023
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