Jährlich sind es mehr als 50.000 Personen, die aus gesundheitlichen Gründen ihren Beruf nicht mehr ausüben. Doch nur weniger als ein Drittel erfüllt die strengen Voraussetzungen für eine staatliche Berufsunfähigkeitsension. Trotzdem leidet die private Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) an einem starken Akzeptanzproblem hierzulande. 2022 wurden laut Zahlen des Versicherungsverbandes gerade einmal 7.811 Berufsunfähigkeits- sowie Erwerbsunfähigkeitsversicherungen im Neugeschäft abgeschlossen, was einem Rückgang von 11,3 Prozent im Vergleich zu 2021 entspricht. Insgesamt ist die Anzahl der BUs im Vergleich zur Zahl der Erwerbspersonen verschwindend gering. Mit Ende 2022 gab es laut den Zahlen des Versicherungsverbandes 114.421 aktive BU- bzw. Erwerbsunfähigkeitsverträge, bei rund 4,4 Millionen Erwerbstätigen. Im Vergleich dazu haben in Deutschland rund ein Drittel der Erwerbstätigen eine BU abgeschlossen Kein Grundstück am Wörthersee Verantwortlich für diese Diskrepanz ist auch die unterschiedliche Wertigkeit der BU im Verkaufsgespräch, so Jörg Illing, Chef des Vertriebspartnerservices der Hannoverschen Versicherung. Während in Deutschland zuallererst existenzielle Risiken, wozu auch die BU zählt, abgesichert werden, wird die BU in Österreich – wenn überhaupt und falls noch Geld übrig ist – erst am Schluss angesprochen. Die Gesetzesnovelle 2014, die die Bedingungen für die staatliche BU verschärfte, wäre prädestiniert gewesen eine Veränderung zu initiieren. Seit damals gilt folgender Grundsatz: Der Staat stuft jeden Antrag auf Berufsunfähigkeit als Antrag auf Rehabilitation ein. So wird zunächst versucht, sofern es zweckmäßig und zumutbar ist, die Person durch Umschulungen wieder in das Arbeitsleben zurückzubringen. Bis zum 50. Lebensjahr besteht damit nur Anspruch auf die staatliche Berufsunfähigkeitspension, wenn Rehabilitationsmaßnahmen nicht mehr zweckmäßig und zumutbar sind. Somit hofften auch die einheimischen Versicherungsmakler, es könnte zu einer Situation kommen wie in Deutschland, wo die Nachfrage nach einer privaten BU durch die Einführung des Hartz-IV-Sozialsystems angekurbelt wurde. Aber die Makler, die sich rund um den Wörthersee nicht nur um Kunden, sondern bereits um Grundstücke umgesehen haben, in der Erwartung, sich aufgrund der geänderten gesetzlichen Regelungen mit der BU eine goldene Nase verdienen zu können, wurden schnell desillusioniert. „Wir hatten große Erwartungen an den Verkaufsumsatz nach der Reform der staatlichen Unterstützung bei Berufsunfähigkeit, jedoch wurden diese nicht erfüllt“, erklärt ein Makler. Der Österreicher ist eben auch in der Wahl seiner Versicherungen sehr konservativ, und daher scheint der Durchbruch für die BeVERSICHERUNG . Berufsunfähigkeit Unterschätzte Gefahr Die Gefahr, seinen Beruf krankheitsbedingt nicht mehr ausüben zu können und damit Miete und Kreditraten nicht mehr begleichen zu können, hängt wie ein Damoklesschwert über uns. Jedoch will kaum einer dafür Vorsorge treffen. CHRISTIAN SEC Credit: Coloures-Pic/stock.adobe.com; beigestellt/s Versicherung Seit Jahren geht das Neugeschäft in der BU zurück. Neugeschäft: Berufsunfähigkeit- und Erwerbsunfähigkeit Quelle: VVO 2019 2020 2021 2022 300 600 900 1.200 11.852 9.520 8.808 7.811 0 62 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2023
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