I nsgesamt entfallen auf Gebäude in der EU 40 Prozent des Energieverbrauchs und 36 Prozent der Treibhauemissionen. Deshalb zeichnet sich im Zuge staatlich verordneter Sanierungsauflagen für Besitzer energieineffizienter Häuser eine enorme Kostenlawine ab. Ein konkreter Auslöser dafür könnte die geplante Verschärfung der EU-Gebäuderichtlinie „EPBD“ (Energy Performance of Buildings Directive) sein, eine Richtlinie (RL) über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden, die am 14. März 2023 in erster Lesung vom EU-Parlament beschlossen wurde, aber noch nicht verbindlich ist, sondern als Ausgangsposition des Parlaments in den Verhandlungen mit dem Europäischen Rat über die endgültige Form gilt. Die aktuelle Fassung der EPBD sieht vor, dass bis zum Jahr 2050 alle bestehenden Gebäude in Nullemissionsgebäude umgewandelt sind. Hinzukommen energetische Sanierungspflichten für Gebäude. Bereits bis zum Jahr 2030 müssten enorme Summen in energetische Sanierungen gesteckt werden, zumal 75 Prozent der bestehenden Gebäude nicht energieeffizient sind (mehr dazu im Kasten). Das wird teuer Energetische Sanierung, auch thermische Sanierung genannt, sind die baulichen Änderungen an einem Bestandsgebäude, die darauf abzielen, die Energie- und Wärmeeffizienz des Gebäudes zu verbessern. Es sind Maßnahmen wie Austausch/Reparatur von Fenstern und/oder Außentüren, Dämmung von Außenwänden, Dächern und Geschoßdecken sowie die Dämmung von Kellerböden. Hinzu kommt noch der Austausch eines fossilen Heizungssystems und Ersatz gegen Nah-/Fernwärme, Holzzentralheizungen oder Wärmepumpen. Die konkrete Höhe der Kosten für thermisch-energetische Sanierung hängt von Alter und Zustand des Gebäudes ab. Grundsätzlich sind Sanierungen umso teurer, je schlechter der Zustand eines Gebäudes ist, aber es gibt auch großzügige Förderungen, die unbedingt beachtet werden sollten. Auch die Art der Materialien spielt eine wichtige Rolle. Beispielsweise sind Holz-Aluminium-Fenster um bis zu 80 Prozent teurer als jene aus Kunststoff. Ökologische Dämmstoffe sind generell teurer, werden aber auch stärker gefördert. Ein weiterer Faktor ist die Auftragskoordination: Am günstigsten ist es, eine möglichst geographisch nahe regionale Baufirma mit so viel Maßnahmen wie möglich zu betrauen. Vorteile dabei sind niedrigere Logistikkosten und die nur einmalige Verrechnung der Baustelleneinrichtung. Den Investitionsausgaben können Förderungen vom Bund und den Bundesländern gegengerechnet werden und es ist durchaus möglich, dadurch die Netto-Investitionen bereits um 15 bis 45 Prozent zu senken. Laut Angaben der Wohnbau-Finanz-Experten der Infina bewegen sich die Kosten einer energetischen Sanierung eines Gebäudes mit ein oder zwei Wohneinheiten – je nach anfallenden Arbeiten – in der weiten Bandbreite von 5.000 bis 100.000 Euro. Die Dämmung der Außenwände bewegt sich in einer Bandbreite von 12.000 bis 40.000 Euro, die Dachdämmung zwischen 10.000 und 20.000 Euro. Eine neue Pellets-Heizung oder Wärmepumpe können jeweils bis zu 30.000 Euro ausmachen, während der Fenster-Austausch meist zwischen 10.000 bis 45.000 Euro kostet. Für eine Photovoltaik-Anlage sind bis zu 35.000 Euro zu bezahlen. IMMOBILIEN . Klimafreundlicher Umbau Rechtzeitig sanieren! Noch fördert der Staat Investitionen in energetische Sanierung von Wohngebäuden, doch eine neue EU-Richtlinie rückt näher, die in ihrer aktuellen Fassung bis 2030 für Besitzer energieineffizienter Häuser und Wohnungen eine Kostenlawine bedeutet. MICHAEL KORDOVSKY Credit: MAXSHOT_PL/stock.adobe.com Fallbeispiel: Sanierung Einfamilienhaus Kostenannahme Teilarbeiten der Sanierung: Ölheizungsausbau und Ersatz durch Wärmepumpe: ca. 20.000 Euro (Einmalförderungen Raus aus Öl über Bundes-/Landes- und Gemeindeförderung bereits berücksichtigt) Energetische Sanierung der Fassade (samt Fenster): ca. 40.000 Euro Energetische Dachsanierung: ca. 30.000 Euro Summe: ca. 90.000 Euro Variante 1: Finanzierung mit Annuitätenzuschuss: Kreditsumme 90.000 Euro; Laufzeit 10 Jahre; Fixzins 10 Jahre: 4 % p.a.; Monatsrate: 911 Euro; Annuitätenzuschuss (Förderung) im Schnitt 35 % auf Kreditrate sind ca. 319 Euro (wird halbjährlich bezahlt); Gesamtförderung: 38.280 Euro bei Netto-Kreditrate von 592 Euro Variante 2: Finanzierung mit Einmalzuschuss: Kreditsumme: 67.500 Euro (Einmalzuschuss abgezogen); Laufzeit 10 Jahre; Fixzins 10 Jahre: 4 % p.a.; Monatsrate: 684 Euro; Einmalzuschuss (Förderung) im Schnitt mit 25 % der Investitionssumme; Gesamtförderung: 22.500 Euro; Ratendifferenz zu Variante 1: 92 Euro Quelle: Infina 58 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2023
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