GELD-Magazin, Nr. 3/2023

Nachhaltiges Investieren in Rohstoffe An der „Grünen Energiewende“ kommt keiner vorbei, und das ist gut so. Allerdings benötigen wir dafür viel mehr Rohstoffe als in der Vergangenheit, weiß Expertin Dana Kallasch. Welche Rohstoffe sind im Zusammenhang mit der „Grünen Energiewende“ besonders spannend? Grundsätzlich bedeutet die Energiewende einen deutlichen Anstieg bei fast allen Rohstoffen. Das Entscheidende ist dabei nicht unbedingt, wie viel von einem Rohstoff benötigt wird, sondern, wie viel Zeit die Bergbauindustrie hat, sich auf eine höhere Nachfrage einzustellen. Nehmen wir als Beispiel Lithium. Lithium ist sicherlich nicht knapp, weltweit in großen Mengen verfügbar und dennoch in unseren Augen der mit Abstand schwierigste Rohstoff. Warum? Weil es etwa 15 Jahre von der Entdeckung bis zur finalen kommerziellen Produktion dauert. Wenn neue Batteriefabriken allerdings in zwei bis fünf Jahren gebaut werden können, ergibt sich eine zeitliche Versorgungslücke. Und die ist insbesondere bei Lithium extrem kritisch und in unseren Augen der größte Flaschenhals. Neben Lithium sehen wir auch Mangan, Nickel und Kobalt als problematisch für die Elektromobilität. Kupfer wird in den kommenden Jahren ebenfalls knapp werden, da der erhöhte Verbrauch durch E-Autos sowie die benötigte Infrastruktur keineswegs durch neue Projekte abgesichert ist. Auch die Versorgung mit Silber wird herausfordernd werden, die Nachfrage steigt im Zuge neuer Solaranlagen. Interessant ist, dass Lithium gar nicht an der Börse gehandelt wird, wie decken Sie diesen Rohstoff ab? Physisches Lithium ist leider nicht handelbar, es würde auch keinen Sinn machen, in das physische Metall zu investieren. Für die Batterieherstellung wird beispielsweise in erster Linie Lithiumcarbonat oder Lithiumhydroxid verwendet. Bei Lithiumhydroxid liegt die Zeitspanne, in der es verarbeitet werden muss, ohne nochmals aufbereitet zu werden, allerdings nur bei sechs Monaten. Es macht daher nur Sinn, in die Lithiumproduzenten und die Explorer zu investieren. Wir versuchen hierbei auch noch das politische Risiko so gering wie möglich zu halten und meiden Investitionen in Afrika, Asien oder weitestgehend auch in Südamerika. Ein deutlich besseres Umfeld bieten sicherlich Australien, Kanada oder die USA. Warum investiert Commodity Capital eigentlich nicht in flüssige Rohstoffe wie Gas oder Erdöl? Wir versuchen in erster Linie, die Marktineffizienzen bei den Rohstoffen zu nutzen. Das heißt, wir investieren in Lithium, da die Nachfrage ansteigt und der Markt erst mit Zeitverzögerung darauf regiert und es somit zu Knappheiten kommt. Bei Erdöl ist die Situation allerdings anders. Der Markt wird von der OPEC kontrolliert, und es ist mehr als genug Kapazität weltweit vorhanden, um der Nachfrage in den kommenden Jahren gerecht zu werden. Wir versuchen eben nicht, auf beispielsweise politische Ereignisse zu spekulieren, sondern langfristige Trends erfolgreich zu nutzen. Dies ist auch der Grund, warum wir nicht in Gasunternehmen investieren. Der Erfolg hängt weniger von langfristigen fundamentalen Entwicklungen ab als von kurzfristigen, in diesem Fall militärischen Entscheidungen. Was antworten Sie einem Investor, dem die Veranlagung in Rohstoffe zu „schmutzig“ ist? Dass er nicht weiter von der Realität entfernt sein könnte. Ich glaube, jeder wird mir zustimmen, dass wir eine Energierevolution brauchen und dass es keine Alternative dazu gibt. Hierfür wird allerdings eine enorme Menge an Rohstoffen benötigt und da diese nicht künstlich herstellbar ist, bleibt uns nichts anderes übrig, als Bergbau zu betreiben. Die Frage stellt sich aber, wo und mit welchen Methoden abgebaut werden soll. Und da sind wir bereits seit der Gründung unserer Firma sehr darauf bedacht, in „saubere“ Firmen zu investieren. Daher auch der Fokus auf die USA, Australien und Kanada. Alle drei Länder besitzen eine lange Minentradition und haben in den vergangenen Jahren die Regularien für den Abbau und Umweltaspekte in einer Art angepasst, dass man als Investor guten Gewissens in neue Projekte investieren kann. Wir sehen die Situation folgendermaßen: Die Welt braucht ein Mehr an Rostoffen und nicht weniger, um die Energierevolution erfolgreich zu bewältigen. Daher stellt sich für uns einzig die Frage: „Wo“ werden die Rohstoffe abgebaut? Hier gibt es aus ESG-Sicht nur eine Antwort: Die Rohstoffe sollten aus stabilen, regulierten Märkten wie etwa Kanada, Australien oder den USA kommen. www.commodity-capital.com/de SOMMERGESPRÄCH . Dana Kallasch, Commodity Capital AG Dana Kallasch, Founder und CEO, Commodity Capital EINSCHALTUNG – FOTO: beigestellt Ausgabe 3/2023 – GELD-MAGAZIN . 53

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