EINSCHALTUNG – FOTO: beigestellt Gesundes Portfolio: Investments für ein besseres Leben Der Healthcare-Sektor steht gemeinhin für Stabilität und Krisenresistenz. Aber auch in Sachen ESG hat die Branche einiges zu bieten, weiß Expertin Jennifer Nichols. Der Trend zu Nachhaltigkeit hat ein vielfältiges Spektrum eröffnet. Wie gehen Sie mit der Thematik in der Gesundheitsbranche um? Natürlich muss ESG im Vergleich zu anderen Branchen im Healthcare-Sektor unterschiedlich behandelt werden. Hier geht es nicht so sehr um die Abkehr von fossilen Brennstoffen, den Einsatz erneuerbarer Energien usw. Wichtig ist für uns herauszufinden, welche Unternehmen etwas Gutes für die Gesellschaft tun, anders gesagt: das tägliche Leben verbessern. Es ist natürlich in Hinsicht auf ESG ein Vorteil für die Healthcare-Branche, dass es ohnedies ihre genuine Aufgabe ist, Krankheiten zu bekämpfen, die Gesundheit zu fördern und das Leben zu verlängern. Es kommt aber darauf an, wie das passiert. Wie gehen Sie nun bei der Unternehmensauswahl konkret vor? Wir arbeiten hier auf der einen Seite mit Ausschlusskriterien: So kommen keine Aktiengesellschaften ins Portfolio, die gegen die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen verstoßen. Auf der anderen Seite arbeiten unsere Analysten aber auch mit einem Engagement-Ansatz, soll heißen: Wir treten mit Unternehmen in Kontakt, um auf ESG-Problematiken hinzuweisen und das Pendel diesbezüglich in die richtige Richtung ausschlagen zu lassen. Dabei liegt es auf der Hand, dass wir bei kleineren Gesellschaften einen größeren Impact ausüben können als bei den ganz großen Blue Chips. Bei letztgenannten wurden auch immer wieder monopolartige Marktstellungen und zweifelhafte Geschäftspraktiken kritisiert, meiner Beobachtung nach wurden hier aber bereits große Fortschritte erzielt. Welche Rolle spielt Innovation in der Nachhaltigkeits-Performance? Eine große Rolle. Es sind vor allem oft die kleineren Unternehmen, die Innovationen vorantreiben und mit neuen Medikamenten bzw. Therapien eben genau das tun, was die Healthcare-Branche immer tun sollte: Unser Leben verbessern. Außerdem sind viele der kleineren Gesellschaften noch relativ jung, vielleicht ist ESG für sie noch nicht das Hauptthema auf ihrer Agenda. Wir arbeiten sehr eng mit solchen Unternehmen zusammen, um ihnen in Sachen Nachhaltigkeit das nötige Rüstzeug mitzugeben und ihnen zu zeigen, was Investoren in dieser Richtung sehen wollen. Das betrifft zum Beispiel die notwendige ESG-Dokumentation. Überhaupt geht es bei Nachhaltigkeit im Gesundheitsbereich sehr viel um das „S“ und „G“ in ESG, ohne natürlich das „E“ zu vergessen. Zum Abschluss noch ein leichter Themenwechsel: In welchen medizinischen Bereichen sehen Sie interessante Fortschritte bzw. Innovationen? Hier gilt es einiges zu nennen: Zum Beispiel gibt es bei Alzheimer neue und vielversprechende Forschungen. Das ist besonders wichtig, weil Leiden wie Alzheimer mit einer alternden Weltbevölkerung zunehmen. Nicht umsonst ist von einem „Silver Tsunami“ die Rede, also von einem massiven Vormarsch der Senioren. Auch bei Diabetes Typ 2 tut sich einiges: Diese Erkrankung kann ja mit anderen Begleiterscheinungen und Folgeerkrankungen verbunden sein, wie einem erhöhten Cholesterinspiegel. Die auf Diabetes-Bekämpfung spezialisierten Hersteller forschen auch in diesen anderen Bereichen, um den Patienten zu helfen. Was treibt die Branche sonst noch an? Es laufen immer wieder Patente der großen PharmaUnternehmen ab, für die Ersatz gefunden und die Pipeline gefüllt werden muss. Das bietet Chancen für Newcomer und in Folge für Übernahmen und Fusionen. Schlussendlich bleibt der Healthcare- Bereich ein weites und hochkomplexes Feld, in dem es sehr große Performance-Diskrepanzen zwischen den Gewinnern und Verlieren gibt. Um die Spreu vom Weizen zu trennen, ist aktives Management unerlässlich, wofür Fondsmanager sehr großes Detailwissen und Branchenverständnis benötigen. www.janushenderson.com Jennifer Nichols, Client Portfolio Manager, Janus Henderson Investors Ausgabe Nr. 3/2023 – GELD-MAGAZIN . 49 EXPERTSTALK . Jennifer Nichols, Janus Henderson Investors
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