Nachhaltigkeit in Emerging Markets Als First Mover in den Anlagemärkten der Schwellenländer kann Franklin Templeton auf eine außergewöhnlich gute Historie verweisen. Nun wurde ein Sustainability-Scoring hinzugefügt – eine blendende Strategie. Herr Born, Schwellenländer gelten nicht gerade als Vorzeigekandidaten hinsichtlich der Umsetzung von ESG-Kriterien. Wieso sehen Sie gerade dort außergewöhnliches Potenzial für Anleger? Zum Teil haben Sie Recht, natürlich gibt es in den Schwellenländern verbreitet Umweltverschmutzung und mangelnde Governance. Aber gerade deshalb kann man dort viel bewegen. Wir bemerken in dieser Hinsicht bereits seit geraumer Zeit einen deutlichen Willen zur Veränderung – durch öffentlichen Druck, durch regulatorische Maßnahmen aber auch vonseiten der Investoren. Und wir haben in diesen Märkten extrem viel Erfahrung. Wie Sie wissen, ist unser Emerging Markets-Team bereits seit drei Jahrzehnten intensiv vor Ort tätig. Auf diesem Fundament haben wir unser Know-how im Research ausgebaut und auch in Richtung ESG weiterentwickelt. Es ist auch erwiesen, dass in ineffizienten Märkten die größten Chancen zu finden sind und sich zahlreiche Megatrends dort abspielen. Ganz allgemein ist das Wachstum in den Schwellenländern überproportional – durch die zunehmende Urbanisierung, die demografische Entwicklung, dem steigenden Konsum, aber auch durch technologische Innovationen. Vor allem Asien hat sich zu einer sehr innovationsgetriebenen Region entwickelt. Aus China, Korea oder Taiwan kommen heute fast die Hälfte aller Patentzulassungen weltweit! In Asien sehe ich besonders beim Thema Energiewende eine außergewöhnlich gute Entwicklung. So kommt es dort z.B. zu raschen Umsetzungen von Anlagen zur Herstellung Erneuerbarer Energieträger – wesentlich schneller als in den Industrieländern. Am Beispiel der Photovoltaik: 93 Prozent der Paneele werden heute in Asien hergestellt, davon 75 Prozent wiederum in China. Oder: Die Neuregistrierung von Elektroautos ist in China von 2016 bis 2021 von etwa 257.000 auf rund 2,73 Millionen Fahrzeuge pro Jahr angestiegen – das ist Wachstum! Ein weiteres wichtiges Thema sind auch die Rohstoffe, die zur Energiewende benötigt werden – wie zum Beispiel Lithium, Kupfer oder Nickel. Dabei müssen wir in die Region Lateinamerika wechseln. Denn drei Viertel des globalen Bedarfs an Lithiumkarbonat gehen von dort in den Export, die größten Lithiumvorkommen befinden sich übrigens in Chile. Der Kupfermarkt wird zu rund 60 Prozent ebenso aus Lateinamerika bedient, wobei die Fördermengen insgesamt noch deutlich höher liegen. Nicht alles Kupfer wird exportiert, z.B. in den USA und in China wird es meist direkt lokal verwendet. Wir schätzen, dass sich der Jahresbedarf dieser für die Energiewende wichtigen Rohstoffe in den kommenden Jahren und Jahrzehnten vervielfachen wird: z.B. dürfte sich alleine der Kupferbedarf bis 2050 in einem „Net Zero Szenario“ auf rund 125 Milliarden US-Dollar mehr als verdreifachen. Das klingt überzeugend, man möchte an diesen Entwicklungen durchaus partizipieren. Wie berücksichtigen Sie aber nun Nachhaltigkeit in diesem doch diffizilen Umfeld? Zuerst möchte ich festhalten, dass wir im Templeton Emerging Markets Sustainability-Fonds, wie auch in allen unseren anderen Investmentfonds, prinzipiell auf eine strukturelle, nachhaltige und verantwortungsvolle Anlagerendite achten. Zusätzlich implementierten wir in besagtem Fonds ein SustainabilityScoring-Modell, das zahlreiche ökologische und soziale Kriterien berücksichtigt. Es beruht auf drei Säulen: Erstens müssen wir positive Ergebnisse im Bereich Wohlergehen, verbunden mit der ökologischen und sozialen Ausrichtung eines Zielunternehmens entsprechend den UN-SDG-Prinzipien (Anm.: Sustainable Development Goals), sehen. Zweitens ist uns die „Absicht” des Managements wichtig, inwieweit es hinter der Transformation in Richtung der UN-SDGPrinzipien steht. Und drittens achten wir auf den tatsächlichen „Wandel“, was wir als Investoren in Form eines aktiven Ownerships vorantreiben können, wie groß das Verbesserungspotenzial durch unsere Einflussnahme ist. Als Ergebnis dieses Drei-Säulen-Scorings investieren wir in die aussichtsreichsten Unternehmen. Dabei ist festzustellen, dass die laufende Verbesserung hinsichtlich der Sustainability-Kriterien bei den Unternehmen einen zusätzlichen Wert schafft, der sich durchaus auch positiv in den Bewertungen widerspiegelt. www.franklintempleton.com SOMMERGESPRÄCH . Claus Born, Franklin Templeton Claus Born, CFA, Institutional Portfolio Manager, Franklin Templeton Emerging Markets Equity EINSCHALTUNG – FOTO: beigestellt Ausgabe 3/2023 – GELD-MAGAZIN . 41
RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=