Ausgabe 3/2023 – GELD-MAGAZIN . 3 Viele Anleger spekulierten im ersten Halbjahr darauf, dass die großen Notenbanken etwa ab der Jahresmitte den Zinsgipfel erreichen würden und möglicherweise noch dieses Jahr die ersten Senkungen vornehmen. Vor allem Technologie-lastige Börsen legten in einer Art Vorfreude kräftig zu. Der Nasdaq 100 stieg in der ersten Jahreshälfte – zugegebenermaßen auch durch AI-Fantasie getrieben – um satte 38 Prozent. Aber auch der konservative EuroStoxx 50 konnte um gut zehn Prozent zulegen. Langsam kristallisiert sich aber heraus, dass die Inflation hartnäckiger als erwartet bleiben dürfte, was weitere Zinsanhebungen impliziert. Fed-Chef Jerome Powell schätzte im Juni, dass noch zwei weitere notwendig seien – ausgehend von derzeit 5,25 Prozent. EZB-Präsidentin Christine Lagarde kündigte ebenfalls zumindest noch zwei weitere Anhebungen an (von dzt.: 4,0 %), nachdem die EZB die Inflationserwartungen für 2024 und 2025 nach oben revidieren musste. Auf der vergangenen EZB-Pressekonferenz betonte Lagarde zwar, dass sie derzeit keine Lohn-Preis-Spiral sehe, doch damit dürfte sie die Rechnung ohne die Gewerkschaften gemacht haben. Das heißt, hier dürfte noch Spielraum nach oben sein. Was bislang noch wenig Beachtung findet, ist die Schrumpfung der EZB-Bilanz. Banken müssen Ende Juni die ausständigen TLTRO-Kredite (477 Mrd. Euro) zurückzahlen, nachdem in den vergangenen Wochen bereits rund 600 Milliarden Euro davon an die EZB zurückflossen. Ab Ende Juni werden die Wiederveranlagungen aus dem APP (Anleihenkaufprogramm der EZB) gestoppt – d.s. rund 28 Milliarden Euro pro Monat. Damit verringert sich die Marktliquidität sukzessive, was genau den gegenteiligen Effekt des stimulierenden Quantitative Easing hat und in einer Situation erfolgt, in der sich die steigenden Zinsen langsam in die Wirtschaft fressen. Verschuldete Konsumenten und Unternehmen kommen unter Druck – letztendlich auch das Finanzsystem. Die ersten Gewinnwarnungen wurden bereits im Markt lanciert. Daher ist in den kommenden Monaten Vorsicht geboten. Eine Cashreserve vorzuhalten, ist durchaus sinnvoll, um auf Schnäppchenpreise reagieren zu können. Denn die Goldene Regel lautet: Der Gewinn liegt im Einkauf. Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin Gegenwind editorial impressum MEDIENEIGENTÜMER UND HERAUSGEBER 4profit Verlag GmbH · MEDIENEIGENTÜMER-, HERAUSGEBER- UND REDAKTIONSADRESSE Rotenturmstraße 19/1/29B, 1010 Wien T: +43/676/570 95 10 · E: [email protected] · GESCHÄFTSFÜHRUNG Snezana Jovic, Mario Franzin · CHEFREDAKTEUR Mario Franzin REDAKTION Mario Franzin, Mag. Harald Kolerus, Michael Kordovsky, Wolfgang Regner, Moritz Schuh MSc, LEKTORAT Mag. Rudolf Preyer GRAFISCHE LEITUNG Noura El-Kordy · COVERFOTO akf/stock.adobe.com · DATENANBIETER Lipper Thomson Reuters*, Morningstar · VERLAGSLEITUNG Snezana Jovic · BACKOFFICE & EVENTMARKETING Ivana Jovic · IT-MANAGEMENT Oliver Uhlir · DRUCK Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Str. 80 · VERTRIEB PGV Austria, 5412 Puch, Urstein Süd 13. www.geld-magazin.at ABO-HOTLINE: +43/699/1922 0326 · [email protected] * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performancewerte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen. FOTO: ivanashoots.com
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