Eine milde Rezession ist wahrscheinlich, aber Investitionen in den Klimawandel und neue Technolgien wie Künstliche Intelligenz sorgen für Dynamik. Wir sehen die Weltwirtschaft mittelfristig noch etwas verhaltener, langfristig überdurchschnittlich dynamisch. Mittelfristig werden die Rezessionsängste aufgrund unterschiedlicher Marktsignale noch dämpfend wirken. So zeigt die inverse Zinskurve eine kommende Rezession an, deren Dauer und Stärke aktuell noch schwer einschätzbar ist. Wir gehen aktuell von einer milden Rezession aus, da verschiedene Sonderthemen als zusätzliche Impulsgeber wirken werden. Zum einen die Investitionen in den Klimawandel, aber auch neue Technologien wie Künstliche Intelligenz haben das Potenzial, die Wirtschaft über das normale Maß hinweg wachsen zu lassen. Die letzten Zahlen zeigen auch auf der Inflationsfront eine deutliche Entspannung, wenngleich das absolute Niveau nach wie vor weit von der Zielmarke der Notenbanken von zwei Prozent per anno entfernt ist. Historisch gesehen, waren die Aktienmärkte in der Phase der Zinserhöhungen und dem Halten des Zinsniveaus durchaus positiv gestimmt; volatilere Börsen erwarten wir, sobald die Zinsen seitens der Notenbanken aufgrund von Rezessionssorgen gesenkt werden. Nach solchen Korrekturen ist der Markt dann aber frei für neue Höchststände. Für Anleihen sehen wir die Zukunft sehr positiv. SONDERTHEMEN . Chance auf überdurchschnittliches Wachstum Die Börsen sind nicht billig, es ergeben sich bei Aktien aber ausgesuchte Chancen. Anleihen sind wieder im Aufwind. Auch wenn das erste Quartal in vielen Regionen besser als erwartet verlief und ein Banken-Flächenbrand abgewendet wurde, ist der konjunkturelle Ausblick herausfordernd. Aufgrund der restriktiven Geldpolitik, der hartnäckig hohen Inflation und der Verschärfung der Kreditkonditionen erwarten wir einen Wirtschaftsabschwung. Der Arbeitsmarkt ist vielerorts zwar noch robust, eignet sich aber aufgrund seines zeitlichen Nachlaufs nicht als Konjunkturindikator. Die Aktienmärkte sind im heurigen Jahr und insbesondere im Mai bereits gut gelaufen. Die Rallye wird aber nur von einer sehr kleinen Anzahl von Titeln getragen, was doch zu einer gewissen Vorsicht mahnt. Mit der erwarteten nachlassenden wirtschaftlichen Dynamik wird auch das Umfeld für die Entwicklung der Unternehmensgewinne anspruchsvoller. Generell sind die meisten Aktienbörsen im historischen Vergleich nicht sehr günstig bewertet. Regional haben wir eine Übergewichtung in Europa, die Untergewichtung von den USA wurde zuletzt neutralisiert. In den letzten Monaten wurde der Anteil der Wachstumsunternehmen nach oben genommen. Historisch betrachtet, ergeben sich für Bonds mit dem erwarteten Ende der Leitzinsanhebungen wieder interessante Perspektiven. Die Anleihenquote wurde angehoben. AUFGEWERTET . Europa und Wachstumsaktien der Kauf von Gold in Form von Münzen oder Barren anderen Angeboten jedenfalls vorzuziehen.“ Comeback der Bonds Manfred Huber, Euram Bank, erwartet, dass Fed und EZB bei den Zinserhöhungen eine Sommerpause einlegen werden: „Für Bonds bedeutet dieses Umfeld sinkende Anleiherenditen und steigende Kurse. Nach der für Bonds negativen Kursentwicklung 2022 ist für 2023 eine deutlich positive Trendwende zu erkennen. Doch Vorsicht: Das Eis, auf dem sich Anleihen bewegen, ist dünn – die Butter aufs Brot dürfte eher die Kuponzahlung als die noch zu erwartende Kurssteigerung bringen. Vor allem ist hier auf Qualität zu achten.“ Harald Holzer, Vorstandsmitglied der Kathrein Privatbank, meint: „Euro-Staatsanleihen sind wieder ein attraktives Investment in einem ausgewogenen Portfolio. Mit einer Rendite von 3,2 Prozent (Bloomberg Euro-Aggregate Treasury Index) bieten sie jetzt ein höheres Einkommen als die Dividendenrendite von Aktien.“ Ähnlich äußert sich Alexander Eberan, Steiermärkische Bank und Sparkassen: „War 2022 das schwärzeste Jahr für Anleihebesitzer seit 1789, so sehen wir diese Anlageklasse für die Zukunft sehr positiv.“ Christian Nemeth, Vorstandsvorsitzender, Zürcher Kantonalbank Österreich Alexander Eberan, Leiter Private Banking Wien, Steiermärkische Sparkasse Ausgabe Nr. 3/2023 – GELD-MAGAZIN . 19
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