Konkurrenzfähigkeit Teures Österreich Heimische Konjunktur: Weiter eingetrübt Stagnation. Die wirtschaftliche Stimmung in Österreich hat sich mit fortschreitendem Frühjahr eingetrübt. Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ist im Mai auf minus 2,4 Punkte gesunken. Mit dem dritten Rückgang in Folge fällt die Messlatte auf ein Niveau, das mit jenem im Herbst vorigen Jahres vergleichbar ist. UniCredit Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer kommentiert: „Mit der neuerlichen Verschlechterung signalisiert unser Konjunkturindikator für das zweite Quartal eine weiterhin schwache Wirtschaftsentwicklung in Österreich. Die seit dem zweiten Halbjahr 2022 laufende Stagnation setzt sich somit bis in den Sommer fort.“ Der Rückgang ist auf eine Verschlechterung aller Teilkomponenten zurückzuführen. Insbesondere die Stimmung in der heimischen Industrie hat sich im Mai angesichts einer starken Abschwächung der Nachfrage und notwendiger Anpassung der Produktions- und Personalkapazitäten spürbar eingetrübt. Zudem sendete auch das Exportumfeld keine positiven Impulse. Credit: Gina Sanders/stock.adobe.com Standortnachteil. Österreich liegt nicht nur bei der Teuerung im Spitzenfeld, sondern auch bei den Lohnstückkosten. Sie zeigen, wie hoch die Lohnkosten je produzierter Einheit sind und wie effizient die Arbeitskräfte agieren. Sinkt die Produktivität oder steigen die Löhne, wird die Produktion teurer und die Konkurrenzfähigkeit sinkt. Österreichs Lohnstückkosten laufen dabei vielen anderen Ländern davon, meint Agenda Austria. So haben etwa Deutschland und Italien bei den Lohnstückkosten ebenfalls zugelegt, sie liegen aber insgesamt spürbar unter Österreich. In vielen osteuropäischen Ländern steigen die Lohnkosten noch dynamischer, starten allerdings von einem niedrigeren Niveau. WIRTSCHAFT . Kurzmeldungen DIE ZAHL DES MONATS 58 Prozent Mitarbeiter – verzweifelt gesucht. Laut aktuellem Austrian Business Check des KSV1870 ist mehr als die Hälfte, nämlich 58 Prozent, der österreichischen Unternehmen vom akuten Personalmangel betroffen. Gleichzeitig wirkt das auch nach innen: Hohe Zusatzbelastungen für bestehende Mitarbeiter und der Kostenfaktor werden dabei als die häufigsten Folgen angesehen. Zudem müssen Unternehmen neue Aufträge aufgrund von zu wenig Personal häufig ablehnen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, planen 20 Prozent der Betriebe, den Personalstand im Jahr 2023, trotz wirtschaftlicher Herausforderungen, zu erhöhen. Insbesondere in der Industrie ist der Bedarf hoch, wo mehr als die Hälfte der Firmen die Mitarbeiterzahl ausbauen möchte. Positiv zu vermelden ist jedenfalls: Die generelle Geschäftslage wird von den heimischen Unternehmen mehrheitlich positiv – 54 Prozent bewerten die Situation mit „sehr gut“ oder „gut“ – eingeschätzt. UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator Österreich Ausverkauf. Laut aktueller KSV1870-Hochrechnung sind im ersten Halbjahr 2023 in Österreich 2600 Unternehmen (plus 10,9 % gegenüber 2022) von einer Insolvenz betroffen. Parallel zu den aktuellen Fallzahlen haben sich auch die vorläufigen Passiva erhöht – und zwar um 26 Prozent auf 1,04 Milliarden Euro. Geschuldet ist diese Entwicklung vor allem der aktuell größten Firmenpleite des Jahres, der Insolvenz rund um die Leiner & Kika Möbelhandels GmbH, wo rund 132 Millionen Euro an Verbindlichkeiten zu Buche stehen. Apropos Verbindlichkeiten: Gutscheine von Leiner/Kika sind noch gültig, natürlich sollte man sich mit der Einlösung nicht ewig Zeit lassen. Übrigens ist der heimische Staat einer der größten Kreditgeber der Handelskette, im Zuge der Pandemie wurden Steuern in beträchtlicher Höhe gestundet. Circa 100 Millionen Euro werden kolportiert, geholfen hat‘s offensichtlich wenig. Mega-Pleite: Kika/Leiner Quelle: Statistik Austria, Wifo, UniCredit Research 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 2018 2019 2020 2021 2022 BIP (relative Veränderung zum Vorjahr in %) UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 ‘23 12 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2023
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