Lag 2019 laut Statistik Austria die Anzahl der baugenehmigten Wohnungen in neuen Wohngebäuden mit drei oder mehr Wohnungen noch bei 51.136, so folgte coronabedingt bis 2021 ein Einbruch auf 35.719. Im Vorjahr zeigten dann Inflation, hohe Baukosten und massive Zinsanstiege ihre Auswirkungen. Im dritten Quartal ging die Anzahl baubewilligter Wohnungen in Österreich um 21,1 Prozent auf 13.793 zurück (ggü. Vorjahr). Und im vierten Quartal 2022 brach das Volumen neu vergebener Wohnbaukredite an private Haushalte, um 44,9 Prozent auf 3,33 Milliarden Euro ein (ggü. Vorjahr). Der deutsche Immobilienriese Vonovia, der in Österreich über Conwert und BUWOG aktiv ist, stoppte, Medienberichten zufolge, für 2023 alle Neubauprojekte. Dazu Bernhard Reikersdorfer, Geschäftsführer RE/MAX Austria: „Im Neubaubereich herrscht aktuell vermehrte Zurückhaltung, auch von großen Bauträgern wie der BUWOG. Es werden zwar laufende Projekte fertiggestellt, aber die Neubautätigkeit nimmt erheblich ab. Dies wird sich dann im Jahr 2024 bzw. 2025 entsprechend auf den Markt auswirken, sprich: es wird deutlich weniger Neubaueigentumswohnungen bzw. Neubaumietwohnungen am Markt geben. Ein Überangebot an Mietwohnungen gibt es derzeit vor allem in Graz, hier wurden in den letzten Jahren zahlreiche Neubauprojekte verwirklicht.“ Abbau des Überangebots in Graz Zur Situation in Graz sagt Stefan Koller, Geschäftsführer der auf Anlageimmobilien spezialisierten PERICON GmbH: „Es kam eine Ende 2022 veröffentlichte und von der Stadt Graz beauftragte Studie zum Ergebnis, dass die Bevölkerung bis 2017 noch stärker gewachsen ist, aber seither das Angebot an Wohnungen den Zuwachs übersteigt. Ebenfalls interessant war die Erkenntnis, dass man kaum auf „spekulativen Leerstand“ gestoßen ist, wie man es vielleicht aufgrund anderer Medienberichte hätte annehmen können.“ Das betrifft nun den Wohnungsmarkt im Allgemeinen. „Maßgeblich verantwortlich für die Entwicklung eines Überangebots sind die vielen frei finanzierten Neubauwohnungen, insbesondere die klassischen Anlegerwohnungen in Graz, auch wenn die Baubewilligungen und Fertigstellungen hier deutlich rückläufig sind“, so Koller, der weitere Entwicklungen skizziert: „Die Weichen sind aufgrund der drastischen Veränderungen der letzten Monate schon gestellt. Viele Bauträger haben ihre Projekte auf Eis gelegt, und für Anleger und Eigennutzer wurde es aufgrund der Zinsentwicklung und der strengen Kreditvergaberichtlinien viel schwieriger, eine Immobilie zu erwerben. Das wird den Mietenmarkt befeuern. Und diese Entwicklung wird zumindest einige Jahre andauern, bis die Schaffung von Eigentum wieder für die breite Masse leistbar wird. Ich nehme an, dass wir 2023 und 2024 noch sehr viel Zurückhaltung sehen werden. Da die Grazer Bevölkerung weiterhin wächst, wird sich die Lage vielleicht schon 2025 oder 2026 umkehren können.“ Tiroler Immobilienmarkt stabil Lorenz Sigl, Immobilientreuhänder bei der s REAL, beschreibt die aktuellen Markttrends: „Die Nachfrage nach Bestandsimmobilien nimmt in Abhängigkeit von den objektspezifischen Details auf den jeweiligen Bezirksebenen in Tirol ab. Viele Bauträger verschieben Bau und auch Vermarktung bereits geIMMOBILIEN . Wohnungsmarkt Droht Wohnungsmangel? Rückläufige Baugenehmigungen, Baustopps bei Bauträgern und Abbau von Wohnungsüberangeboten: Könnte dies aktuelle Preisrückgänge wieder schnell stoppen? GELD-Magazin sprach mit regionalen Immobilienexperten. MICHAEL KORDOVSKY Credits: Archiv; pixabay „Maßgeblich verantwortlich für die Entwicklung eines Überangebots sind die vielen frei finanzierten Neubauwohnungen, insbesondere die klassischen Anleger- wohnungen in Graz.“ Stefan Koller, Geschäftsführer der PERICON GmbH Die Preiszuwächse werden anfänglich eher milde ausfallen und erst mit der weiteren Angebotsverknappung im Laufe 2024 stärker Fahrt aufnehmen.“ (Red.: Wiener Markt) Karina Schunker, Geschäftsführerin der EHL Wohnen GmbH „Es wird erwartet, dass in Tirol in den nächsten zwei Jahren weniger Neubauprojekte zum Verkauf auf den Markt gelangen werden.“ Lorenz Sigl, Immobilientreuhänder der s REAL 56 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 2/2023
RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=