Awards – Worauf Anleger bei den Auszeichnungen achten müssen Es ist wieder soweit. Wie in jedem Jahr werden auch heuer wieder unterschiedlichste Preise, die sogenannten Awards an einzelne Fonds und Anbieter vergeben. Bei der Suche nach Investmentfonds, die zu ihren Anlagezielen und Risikovorgaben passen, müssen sich Investoren in einem Umfeld von immer komplexeren Produkten zurechtfinden. Die jährlich von Ratinganbietern und anderen Institutionen verliehenen Awards werden von den Anbietern immer gern für Marketingzwecke eingesetzt, da sie belegen, dass der ausgezeichnete Fonds sich auf Basis der Bewertungskriterien gegen alle seine Mitbewerber durchsetzen konnte. Dies ist grundsätzlich richtig, denn wenn jemand eine besondere Leistung vollbracht hat, ist es legitim, dies auch nach außen zu kommunizieren. Allerdings gilt es für Investoren, sich die einzelnen Auszeichnungen sehr genau anzuschauen, bevor sie diese in ihren Fondsauswahlprozess einfließen lassen. Denn schließlich verfolgt jeder Anbieter mit dem von ihm vergebenen Preis eine andere Zielsetzung und verwendet dementsprechend auch unterschiedliche Kriterien für die Vergabe seiner Awards. Unterschiedliche Anbieter – Verschiedene Kriterien und Beobachtungsperioden Die Spanne der angewandten Kriterien reicht dabei von der einfachen Beurteilung der Wertentwicklung eines Fonds bis hin zu ausgefeilten risikoadjustierten Berechnungen, bei denen die Beobachtungsperiode in viele Einzelperioden zerlegt wird, um so die Leistung des Fondsmanagers über jeden Zeitraum bewerten zu können. Ebenso wichtig wie die Bewertungsmethode ist auch die Einordnung der Fonds in entsprechende Vergleichsgruppen. Denn nur, wenn bei der Bewertung auch wirklich Äpfel mit Äpfeln verglichen werden, ist sichergestellt, dass diese Bewertungen auch aussagekräftig sind. Der Nachteil einer hohen Anzahl von Vergleichsgruppen liegt aus Sicht des Investors darin, dass ein solcher Ansatz dazu führt, dass verhältnismäßig viele Awards vergeben werden. Dies kann den Eindruck einer inflationären Awardvergabe erwecken Die Zeit macht den Unterschied Ein weiteres Kriterium, auf das Investoren achten sollten, ist die Bewertungsperiode. Diese sollte nicht zu lang, aber vor allem nicht zu kurz sein, da ansonsten keine ausreichende Menge an Daten für die Bewertung vorliegt. Ein zu langer Bewertungszeitraum hat den Nachteil, dass die Bewertung nicht ausreichend schnell reagiert und so durchaus auch Fonds ausgezeichnet werden können, deren beste Zeit schon einige Jahre zurück liegt. So kann der Zeitraum, für den ein Award vergeben wurde, als Qualitätskriterium genutzt werden. In diesem Sinne sollte der Untersuchungszeitraum ungefähr dem Anlagehorizont, also in der Regel drei bis fünf Jahre, entsprechen. Fazit Alle Awards und andere Fondsbewertungen haben für den Anleger einen Nachteil: sie bewerten die Ergebnisse der Fonds in der Vergangenheit und haben somit nur bedingt eine Aussagekraft für die zukünftigen Ergebnisse eines Fonds. Hierbei darf man aber nicht vergessen, dass die Vergangenheit die einzige Orientierungshilfe ist, die Investoren bei der Fondsauswahl haben. Somit sind die Qualität der Bewertungsmethodologie und Daten sowie eine ausreichend feine Gliederung der einzelnen Anlageklassen die wichtigsten Einflussfaktoren für die Aussagekraft einer solchen Bewertung. Grundsätzlich ist zu beachten, dass die zur Fondsauswahl genutzten Bewertungen von den Investoren beziehungsweise ihren Anlageberatern regelmäßig überprüft werden müssen, da nur so sichergestellt werden kann, dass die gewählten Produkte nach wie vor den Anforderungen des Anlegers entsprechen www.lipperleaders.com Detlef Glow, Head of Refinitiv Lipper EMEA Research GASTBEITRAG . Detlef Glow, Lipper Research FOTO: Archiv Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Refinitiv. Der Inhalt dient nur der Information. Es handelt sich hierbei nicht um eine Anlageempfehlung. Ausgabe Nr. 2/2023 – GELD-MAGAZIN . 33
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