„Im nächsten Jahrzehnt könnte das Land auf dem besten Weg sein, die US-Wirtschaft zu überholen.“ Elizabeth Kwik, Investment Director für asiatische Aktien bei abrdn „Xi Jinping wurde mit einer diktatorischen Machtfülle ausgestattet, die nicht einmal Mao Zedong zur Verfügung stand.“ China-Expertin Susanne Weigelin-Schwiedrzik Credits: beigestellt 10 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 2/2023 Land aufgrund des robusten Aufschwungs nach der Wiedereröffnung im Jahr 2023 rund ein Drittel des weltweiten Wachstums ausmachen. Im nächsten Jahrzehnt könnte das Reich der Mitte auf dem besten Weg sein, die US-Wirtschaft zu überholen und die Nummer eins zu werden.“ Aber selbst dann gäbe es laut der Expertin noch viel ungenutztes Potenzial – der Konsum beispielsweise dürfte sich in China im nächsten Jahrzehnt fast verdoppeln, und die chinesische Mittelschicht sollte die globalen Trends mitprägen. Auch Jimmy Chen, Portfoliomanager des Comgest Growth China Fund, glaubt, dass die Volksrepublik vor dem Wiederaufschwung steht. Im Zuge der neuen Corona-Politik würde sich „die Wirtschaftstätigkeit schneller als erwartet erholen. Darüber hinaus ist die Industriepolitik unternehmensfreundlicher geworden. Dies zeigt sich etwa daran, dass das fast zweijährige harte Vorgehen gegen Tech-Plattformen anscheinend gelockert wird.“ Die Regierung entschärft auch die Vorschriften für Bauträger, nachdem die Bemühungen um einen Schuldenabbau zu einer Liquiditätskrise in der Branche geführt hatten. Krieg umTaiwan? Allerdings sollte man das Bild auch nicht zu rosarot zeichnen, so gibt es etwa noch ungelöste Probleme in Chinas Immobiliensektor, die Menschenrechte liegen im Argen, und dann kommt vor allem eine brandgefährliche Situation ins Spiel: Das Ringen um Taiwan. Sinologin Weigelin-Schwiedrzik: „Die Volksrepublik China wird von Taiwan nicht ablassen, das steht außer Frage. Der Ukraine-Krieg hat daran nichts geändert. Die kriegerische Option wird von Militärs in China und rund um den Globus allerdings als sehr riskant und mit einiger Wahrscheinlichkeit als nicht erfolgsversprechend eingeschätzt.“ Wenn „erfolgreich“, dann würde Taiwan, so wie die Ukraine jetzt, in Schutt und Asche liegen. Die China-Spezialistin sagt weiters: „Wenn man allein an die Opferung der Halbleiterchip-Produktion denkt, ist es fraglich, ob sich Peking mit dieser wirtschaftlichen und politischen Hypothek belasten möchte. Das spricht gegen eine militärische Lösung.“ Angriff nicht unmöglich Was sich die Expertin aber vorstellen kann, ist, dass Peking den militärischen Druck weiter aufbaut, und versucht, Taiwan wirtschaftlich zu destabilisieren: „Mit dem Ziel, die Elite in Taiwan zu spalten, und den Anteil jener zu erhöhen, die sich für einen Modus Vivendi mit Festlandchina aussprechen, anstatt sich auf den Schutz durch die USA zu verlassen. Jedenfalls ist das Pushen der Angst vor dem Krieg ein starkes Druckmittel. Ich meine: Auch Peking will diesen Krieg nicht haben, ich sage aber nicht, dass keine Gefahr besteht und ein Angriff völlig unmöglich ist.“ Hoffen wir das Beste. Wirtschaft wächst wieder Für China prognostiziert der Internationale Währungsfonds heuer ein BIP-Wachstum von 5,2 Prozent. Das ist vergleichsweise bescheiden, der asiatische „Konkurrent“ Indien soll auf 5,9 Prozent kommen. BRENNPUNKT . China Wenig Probleme mit Inflation in China Im Gegensatz zu Europa und den USA bereitet die Inflation im Reich der Mitte wenig Kopfzerbrechen. Die Teuerung soll sich heuer und in den kommenden Jahren in Grenzen halten. Quelle: IWF 5 in % zum Vorjahr 1 2 3 4 6 2022 3,0 2023 5,2 2024 4,5 2025 4,6 2026 4,6 2027 4,6 0 Quelle: IWF 5 in % zum Vorjahr 2020 -0,3 1 2 3 4 2021 1,8 2022 2,7 2023 1,8 2027 2,0 2019 4,5 0 6
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