GELD-Magazin, Nr. 1/2023

0 BRENNPUNKT . Kurzmeldungen Credits: beigestellt/Archiv; Hasan/stock.adobe.com China-Comeback Zwistigkeiten Ballon des Anstoßes. Prinzipiell schätzen Experten die Abkehr Pekings von seiner Null-Covid-Politik positiv ein. Allerdings meint Olivier de Berranger, CIO bei LFDE: „Die chinesische Wirtschaft öffnet sich erneut. Doch wird sie einen ähnlichen Boom erleben, wie die der westlichen Länder nach der Aufhebung der Lockdowns? Das ist alles andere als sicher.“ Denn die Sparquote sei nach wie vor sehr hoch und bremse den Konsum. Weiters waren die Erzeugerpreise im Jänner gegenüber dem Vorjahr weiterhin rückläufig – ein Beleg dafür, dass die Spannungen in den Fertigungsprozessen noch spürbar sind. Auf politischer Ebene sind noch besonders delikate Ereignisse hinzugekommen: Offensichtlich werden reihenweise chinesische Ballons abgeschossen. Ob sie der Spionage dienen, weiß Peking alleine. Schwere Verwüstungen. Die Erdbebenkatastrophe in Syrien und der Türkei kostet zehntausende Menschenleben, eine Tragödie ohne Ende. Es soll in diesem Zusammenhang nicht zynisch klingen, dass auch die materiellen Schäden enorm ausfallen und internationale Solidarität erfordern. (Auch wenn das nicht ins Denkschema mancher Politiker passen sollte.) Jetzt kann der Finanzierungsbedarf für den Wiederaufbau natürlich noch nicht eingeschätzt werden, Zahlen aus der Vergangenheit legen allerdings nahe, dass Milliardenbeträge in die Hand genommen werden müssen. So richtete der Hurrikan Katrina im Jahr 2005 in den USA einen volkswirtschaftlichen Schaden von 163,6 Milliarden Dollar an. Beim Hurrikan Harvey, ebenfalls in den Vereinigten Staaten, waren es 2017 über 96 Milliarden Dollar. Das sind natürlich Spitzen, aber durchaus keine Einzelfälle: Stürme, Waldbrände, Überflutungen und andere Naturkatastrophen haben alleine 2022 weltweit finanzielle Verluste in Höhe von mehr als 250 Milliarden Euro hervorgerufen. Die Tendenz wird weiter zunehmen, wie die Experten des großen Rückversicherers Munich Re befürchten. An die 100 Milliarden Schäden pro Jahr seien für die Versicherungssparte bereits so etwas wie die neue Realität. Natürlich sind nicht alle diese Katastrophen mit der Erderwärmung verbunden – siehe Erdbeben, Extremwetter etc. –, werden aber durch Klimasünden befeuert. Glück im Unglück. Zwar dürfte sich der globale Konjunkturzyklus verschlechtern, die ganz harte Landung der globalen Ökonomie sollte uns aber erspart bleiben. Jim Cielinski, Fixed Income-Chef bei Janus Henderson Investors, meint, dass die nachlassende Teuerung die Situation verbessert habe: „Am Rande sei gesagt, dass der Inflationsrückgang ein sehr willkommenes Ereignis ist, das die Wucht des Abschwungs verringern könnte. Allerdings kommt er zu spät, um eine weitere Verschlechterung des Zyklus zu verhindern.“ Wichtiger Nachsatz: „Wir sind noch nicht über den Berg, auch wenn die rückläufige Inflation der letzten drei Monate eine entscheidende Voraussetzung für die von den Investoren erhoffte weiche Landung ist.“ Jetzt könnte man süffisant anmerken: Nichts Genaues weiß man nicht. Aber das ist an den Finanzmärkten nichts Neues. Positiv ist jedenfalls, dass sich die Prognosen im Vergleich zum Vorjahr verbessert haben. Jim Cielinski, Global Head of Fixed Income, Janus Henderson Wirtschaft: Sanfte Landung Erdbeben: Historische Katastrophe 6 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2023 Not amused. Die jüngsten Zahlen zum britischen BIP zeigen, dass UK im vierten Quartal 2022 mit einem Wachstum von null Prozent nur knapp eine Rezession vermeiden konnte. James Lynch, Investment Manager bei Aegon AM, kommentiert: „Es ist ziemlich schwierig, die Details zu interpretieren oder hochzurechnen, da sich die Auswirkungen der Streiks in Großbritannien bereits bemerkbar machen könnten.“ Im Großen und Ganzen sieht er jedenfalls „ein träges Wachstumsbild und eine geringe Dynamik bis zum Beginn des Jahres 2023“. Die durchwachsene Bilanz hat auch die BrexitEuphorie (soweit sie überhaupt vorhanden war) deutlich eingetrübt: Laut einer Umfrage der Zeitung „The Independent“ wünschen sich 65 Prozent der Briten eine Wiederholung des Referendums von 2016. 56 Prozent der Befragten meinen, dass der Austritt aus der Europäischen Union der britischen Wirtschaft schade. Dass UK den Exit vom Brexit wagt, ist dennoch unwahrscheinlich. James Lynch, Investment Manager bei Aegon AM Großbritannien: Mehrheit gegen Brexit

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