GELD-Magazin, Nr. 1/2023

2022 erlebten Anleger ein regelrechtes Blutbad an den Finanzmärkten: Nicht nur bei Aktien, sondern auch bei festverzinslichen Wertpapieren. Für 2023 sind die Aussichten aber weit besser. Der Inflationsgipfel ist überschritten, eine tiefe Rezession derzeit nicht wahrscheinlich. Die Notenbanken haben – wenn auch mit Verspätung – ihre Haltung aufgegeben, wonach die Inflation nur von vorübergehender Natur sei und ihren Job gemacht. Allerdings führen die drei „Ds“: Deglobalisierung (Rückverlagerung der Lieferketten), Dekarbonisierung (teure Klimaschutzmaßnahmen) und Demografie (Mangel an Fachkräften) dazu, dass sich die Inflation auf einem erhöhten Level festsetzen wird. Das Zwei-Prozent-Inflationsziel ist in den nächsten Jahren nicht zu erreichen. Dennoch finden Anleiheinvestoren nun ein besseres Umfeld vor als noch vor zwei oder gar zehn Jahren. Denn sollten die Notenbanken die Nerven verlieren und die Zinsen stärker als erwartet anheben, profitieren Staatsanleihen mit guter Bonität. Im anderen, günstigeren Fall, kommt es nur zu einer milden Rezession und keinen Gewinneinbrüchen bei den Unternehmen: dann profitieren auch Corporate Bonds. Yves Berger, Senior Portfoliomanager des Europe Short Duration High Yield bei AXA IM, meint hierzu: „Wichtige Fragen für die Zukunft sind, inwieweit der Rückgang der Inflation durch einen nach wie vor sehr robusten Arbeitsmarkt gebremst wird, wie stark die Unternehmensgewinne von einer Rezession betroffen sein werden und wie stark die Ausfallraten steigen werden.“ Kurze Laufzeiten Die Gefahr lauert in Fernost: Die Kehrtwende bei der Null-Covid-Politik in China könnte zu einer Umkehrung des Rückgangs der Energiepreise führen, was die Inflation erneut anheizen würde. „Unserer Meinung nach ist das Marktsegment mit kurzer Duration und Investment Grade (IG) derzeit besonders attraktiv. Das heißt, dass Anleger für Anleihen am kürzeren Ende der Kurve ein höheres Renditeniveau erhalten. Zinserhöhungen sind eingepreist: das schützt vor Kursverlusten“, so Berger. Er denkt, dass auch High Yield-Anleihen eine attraktive Gelegenheit bieten, da die Renditen nahe der Zehnjahreshochs liegen. „Die Fundamentaldaten der Unternehmen sind gesund, der Verschuldungsgrad ist auf dem niedrigsten Stand seit der Vor-Pandemie-Zeit und die Zinsdeckung liegt auf einem historisch hohen Niveau. Außerdem ist der Refinanzierungsdruck aufgrund von kurzfristigen Fälligkeiten gering.“ Ryan Staszewski, Portfolio Manager des Threadneedle (Lux) European Strategic Bond Fund: „Die Wahrscheinlichkeit eines Soft Landing-Szenarios ist deutlich gestiegen. Das hat sich auf Corporate Bonds positiv ausgewirkt: Die Überschussrendite, jener Teil der Rendite, der auf Veränderungen der Risikospreads (Aufschläge bei Unternehmensanleihen) zurückzuführen ist, ist nun bereits den vierten Monat hintereinander positiv gewesen.“ MÄRKTE & FONDS . Anleihenfonds Comeback der Anleihen Anleiheinvestoren haben eines der schlechtesten Jahre in der Wirtschaftsgeschichte hinter sich. Für 2023 sind die Aussichten aber weit besser. Die Notenbanken haben ihren Job - verspätet - zum Großteil erledigt. Anleihen sind wieder attraktiv. WOLFGANG REGNER „Wir halten Staatsanleihen von Schweden, Kanada und UK, da hier die Zinsen weniger stark steigen werden.“ Paul Grainger, Fondsmanager des Schroder Global Bond USD AUSGEWÄHLTE ANLEIHENFONDS ISIN FONDSNAME VOLUMEN PERF. 1 J. 3 JAHRE 5 JAHRE TER DE0008476037 Allianz Europazins 293 Mio.€ -9,4% -4,7% -0,8% 0,80% LU0251659776 AXA WF - Euro Strategic Bonds 155 Mio.€ -3,6% -1,5% 0,1% 0,86% LU0336083497 Carmignac Pf Global Bond 780 Mio.€ -2,4% -1,2% 0,8% 1,20% LU0896351102 Fidelity Global Bond Fund 1.535 Mio.€ -7,4% -3,0% 2,1% 0,66% LU0280438309 Pictet-Asian Local Currency Debt 304 Mio.€ 2,7% 0,4% 3,9% 1,54% Quelle: Morningstar, alle Angaben auf Euro-Basis, TER=Total Expense Ratio (p.a.), Stichzeitpunkt: 16. Februar 2023 „Im High YieldSegment sehen wir die attraktivsten Renditen seit Jahren. Dazu kommt ein niedriger Refinanzierungsbedarf.“ Steve Ellis, Global CIO Fixed Income, Fidelity International Credits: beigestellt/Archiv 38 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 1/2023

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