Die Anleihemärkte haben das ganze Ausmaß des bevorstehenden Konjunkturabschwungs noch nicht vollständig eingepreist. Ariel Bezalel, Fondsmanager des Jupiter Dynamic Bond, bezweifelt ein „Goldilocks“- Szenario mit einem Soft Landing der Konjunktur. „Es gibt derzeit eine Diskrepanz zwischen den weichen Faktoren, also den Frühindikatoren wie Einkaufsmanagerindizes, die eine konjunkturelle Schwäche andeuten, und einigen harten Daten, wie die Industrieproduktion, Arbeitslosenrate oder das Bruttoinlandsprodukt, die ein schöneres Bild zeichnen. Es besteht das Risiko, dass sich die harten Daten wie die vorauseilenden Indikatoren doch deutlicher abschwächen. Für Staatsanleihen wäre dies allerdings günstig. Es besteht aber auch das Risiko, dass die Rezession sehr milde ausfällt, Inflation und Zinsen daher für länger auf hohem Niveau verbleiben. Wir glauben, dass die gegenwärtige Stärke der Arbeitsmärkte sich doch abschwächt, was den Lohndruck reduzieren würde. Man sollte hier auf die Entwicklung des Zeitarbeitspersonals achten. In den USA wurden zuletzt keine neuen Zeitarbeiter mehr aufgenommen, vielleicht ein Frühindikator, dass sich der Arbeitsmarkt doch abschwächt.“ Bezalel wendet schon seit einiger Zeit eine „Barbell-Strategie“ an, das heißt, er sichert risikoreichere Assets, etwa bei Unternehmensanleihen im HY-Segment mit niedriger Duration, durch Engagements bei hochwertigen Staatsanleihen mit langer Duration ab. Zinstrends . Anleihemärkte vor der Trendwende Ariel Bezalel, Fondsmanager des Jupiter Dynamic Bond Fund In den letzten Jahren haben sich Schwellenländeranleihen enttäuschend entwickelt. 2023 könnte der Turnaround gelingen. Die absoluten Renditen von EM-Bonds befinden sich auf einem Mehrjahreshoch. Bei Renditen von über 8,25 Prozent beträgt der monatliche Carry (Zinsertrag über den Refinanzierungskosten am Geldmarkt) 70 Basispunkte. Erst bei einem weiteren Renditeanstieg von 1,5 Prozent wird der Gesamtertrag für Anleger auf 12-Monats-Sicht negativ. Dazu kommt Unterstützung von der Währungsseite, da der US-Dollar schwächer wird. Ausländische Investoren haben seit Jahren Nachholbedarf, da sie von den Renditen in dieser Anlageklasse enttäuscht wurden. Dazu hat die Geldpolitik einiges an Spielraum. Die Inflation wird nicht mehr weiter steigen und die Konjunktur schwächelt in vielen Ländern. Das gibt den Zentralbanken der Schwellenländer Spielraum für Zinssenkungen. Eine globale Streuung (mit Hilfe eines EM-Bond-Fonds) puffert Risiken ab. Schwellenländer-Anleihen bieten eine Diversifizierung und damit einen Schutz gegen unvorhergesehene Umstände, wie geopolitische Spannungen und Pandemierisiken. Zudem spricht die wachsende Bedeutung der Schwellenländer für den Welthandel für diese Anlageklasse. Eine gezielte Übergewichtung von Anleihen aus Ländern mit guten ESG-Bewertungen (Umwelt, Soziales, Governance) kann die Qualität der Investments verbessern und das Verlustrisiko für den Anleger begrenzen. hochzins-Strategie . Emerging Markets-Bonds aussichtsreich Michaël Vander Elst, Fondsmanager des DPAM Bonds EM Sustainable Fund Der Healthcare-Sektor könnte vor einem guten Jahr stehen. Biotechunternehmen werden übernommen und neue Medikamente zugelassen. Der weitere Entwicklungspfad für Arzneimittel, die defekte Gene reparieren oder die Genaktivität modulieren, wird immer klarer. Insbesondere das Gene Editing rückt für seltene genetische Krankheiten und Krebs in den Mittelpunkt. Kleinmolekulare Ansätze, die auf genetische Krankheitsauslöser abzielen, erleben dank der Innovationen im Bereich „Big Data“ und der Künstlichen Intelligenz einen Aufschwung. Die mRNA-Technologie wird auch für therapeutische Krebsimpfstoffe eingesetzt. Die Suche nach geeigneten Medikamenten gegen Alzheimer geht 2023 in die nächste Runde. Das Potenzial ist enorm. Ein Antikörpermedikament von Biogen wurde bereits in den USA zugelassen. Im Digital-Health-Segment sehen wir weiterhin einen soliden Wachstumstrend. Die digitalen Medtechunternehmen dürften von der Normalisierung des Patientenaufkommens nach der Pandemie und der Nachfrage aus aufgeschobenen Behandlungen profitieren. Angesichts der gesunden Bilanzen und der moderateren Bewertungen von kleinen Biotechunternehmen erwarten wir für 2023 eine verstärkte M&A (= Übernahme)- Aktivität. Zudem erhalten Biosimilars (Biotech-Generika) neuen Schwung und neue Wirkmechanismen werden auch bei größeren Krankheiten (Hämophilie, Diabetes, Bluthochdruck, Alzheimer und Krebs) eingesetzt. Biotech . Fünf Opportunitäten für Healthcare-Investoren Cyrill Zimmermann, Head Healthcare Funds & Mandates, Bellevue Asset Management Ausgabe Nr. 1/2023 – GELD-MAGAZIN . 25
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