bal Banking Annual Review der Unternehmensberatung McKinsey hervor. Europäische Banken bleiben in Sachen Profitabilität aber deutlich hinter Instituten in den USA und Asien zurück. Dazu kommen Herausforderungen wie aufstrebende Fintech-Player, die Druck auf die Digitalisierung von FinanzGeschäftsmodellen machen. Eine besondere Wachstumschance ist dabei Sustainable Finance – nachhaltige Anleihen machen inzwischen elf Prozent des gesamten weltweiten Emissionsvolumens aus. Um Klimaneutralität zu erreichen, ergibt sich bis 2030 für die Banken allein durch Direktfinanzierungen ein jährliches Kreditpotenzial von 820 Milliarden Dollar mit einem Ertragspotenzial von 100 Milliarden Dollar pro Jahr. Großer Bewertungsspielraum Ihre Erträge können Banken der Analyse zufolge in allen Geschäftsfeldern steigern. Einzige Ausnahme bildet das in den Vorjahren starke Investment Banking, wo die Einnahmen um 7,1 Prozent zurückgehen. Eine Trendwende ist bei Standard-Produkten wie Konten, Einlagen und Zahlungsverkehr zu verzeichnen. 2022 kann angesichts gestiegener Zinsen ein Wachstum von 7,1 Prozent erzielt werden. Mit Eigenkapitalquoten zwischen 14 und 15 Prozent verfügen die Finanzinstitute zudem über eine solide Eigenkapitalausstattung. Dennoch sind die Bewertungen der Banken – auch vor dem Hintergrund des Rückgangs der weltweiten Aktienmärkte – gesunken. Mit einer Ausnahme: spezialisierte Finanzdienstleister sowie Fintechs konnten ihren Anteil, der vor fünf Jahren noch bei 30 Prozent lag, weiter ausbauen. Denn z.B. digitale Zahlungsdienstleister haben deutlich höhere Gewinnmargen. EZB-Verluste durch Zinswende Die Banken verdienen seit der Zinswende so gut, dass sogar die Europäische Zentralbank (EZB) vor hohen eigenen Verlusten warnt. Die Währungshüter zahlen aufgrund des in kurzer Zeit kräftig angehobenen Einlagensatzes (derzeit 1,5 Prozent, dürfte aber auf über drei Prozent steigen) viele Milliarden Euro an Zinsen an die Geschäftsbanken, die bei den nationalen Notenbanken der EuroZone überschüssige Gelder parken. Die EuroWächter müssen die rekordhohen Inflationsraten mit Zinsanhebungen bekämpfen, was zu steigenden Zinsausgaben aufgrund der Zahlungen an die Geldhäuser führt. Denn die Ära der Strafzinsen ist wohl für die nächste Dekade kein Thema mehr. Welche Geldhäuser sind nun besonders attraktiv? Jedenfalls nicht die deutschen, auch nicht wirklich die österreichischen. Interessant erscheinen jedoch einige spanische Institute dank ihrer starken Positionierung in den Emerging Markets. So fallen die Zinserhöhungen in den für Banco Santander wichtigen südamerikanischen Ländern noch höher aus als in Europa. Kein Wunder, dass der Zinsüberschuss in den ersten neun Monaten um 15,4 Prozent anzog. Mittlerweile werden 55 Prozent des Geschäftsvolumens online abgewickelt. Der Ausbau digitaler Services wirkt der hohen Inflation entgegen. Die gute Kapitalausstattung bietet Raum für eine Steigerung der Dividende auf attraktive 4,5 Prozent Rendite und für ein Aktienrückkaufprogramm. Nur Plastik, aber Gold wert Der Cyber Monday ist neben dem Black Friday der wichtigste Online-Shopping-Tag des Jahres. Im November 2021 gaben Verbraucher allein in den USA 109,8 Milliarden Dollar online aus. Solche Riesen-Transaktionsvolumina wären ohne Kartenzahlungen nicht möglich. Daher erscheinen technologische Zahlungsdienstleister wie Fiserv, aber auch die Kartenanbieter wie Visa, MasterCard oder American Express als sehr attraktiv. Bis zum Jahr 2026 dürfte das globale Volumen von E-Commerce-Kartentransaktionen voraussichtlich über 20 Billionen Dollar erreichen und die jährlichen Ausgaben für Zahlungskarten sollten um durchschnittlich 18 Prozent steigen. „Banken profitieren von steigenden Nettozinsmargen, da sie die Sparzinsen stets viel später anheben als ihre Kreditzinsen.“ Sotiris Boutsis, Manager des Fidelity Global Financial Services Fund Eine bunte Mischung Der Finanzsektor ist von einer großen Vielfalt an Segmenten geprägt. Ein führender Dienstleister für die digitale Zahlungsabwicklung ist Adyen aus den Niederlanden. Mercadolibre betreibt die führende E-Commerce-Plattform in Lateinamerika und ist besonders in Brasilien stark positioniert. Mercado Pago ist das Fintechsegment und stärkster Wachstumstreiber des Konzerns. MasterCard gehört neben Visa und American Express zu den größten Kreditkartengesellschaften weltweit. MasterCard vergibt Lizenzen an Banken, die dann die Karten vertreiben dürfen. Gleichzeitig profitiert MasterCard aber auch von einer höheren Inflation, da bei steigenden Preisen auch die Provisionen für die Nutzung der Kreditkarte steigen. Ebenso attraktiv ist Visa. Ein großer Vorteil des Konzerns: Im Gegensatz zu einer Bank vermittelt Visa selbst keine Kreditkarten, arbeitet nur mit den Banken zusammen. Somit hat Visa nicht das gleiche Kreditrisiko wie die Banken selbst und vermeidet Kreditausfälle, die während Rezessionen häufiger vorkommen. Als größter Rückversicherer attraktiv ist die Munich Re. Jänner 2023 – GELD-MAGAZIN . 41
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